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Antike Stätten: Jupitersäule an der Saalburg

Die Jupitersäule ist ein beeindruckender Anblick!

Die Jupitersäule ist ein beeindruckender Anblick!

Anschrift:

An der Jupitersäule, 61350 Bad Homburg vor der Höhe

Anfahrt:

Die Jupitersäule liegt in einem kleinen parkartigen Gelände am Rundwanderweg Saalburg als Teil des Limeserlebnispfads Hochtaunus. Sie ist etwa 300 Meter vom Römerkastell Saalburg entfernt.

Das Gelände rund um die Saalburg gehört zu Bad Homburg vor der Höhe und liegt im Hochtaunus. Durch Eingabe der Anschrift ist es mit dem Auto gut zu finden.

Parkmöglichkeiten sind an der Saalburg immer etwas eingeschränkt, da es dort oft sehr voll ist. Unmittelbar am Weg zur Jupitersäule liegt ein Landgasthof, der gut besucht ist und ebenfalls für hohes Parkaufkommen sorgt, ebenso wie die vielen Wander- und Radwege, die stark frequentiert sind. Da man den Besuch der Jupitersäule aber ohnehin immer mit einem Besuch der Saalburg und des davor liegenden Mithräums verbinden wird, kann man auch auf den Parkplätzen der Saalburg oder entlang der Zufahrtsstraße parken. Bei Veranstaltungen wird einem hier bisweilen ein Parkplatz (gebührenfrei) durch Ordner zugewiesen.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist dieser Ort ebenfalls gut erreichbar, es verkehren regelmäßig Linienbusse zwischen Bad Homburg, dem nahegelegenen Hessenpark und der Saalburg.

Ansonsten kann man sich das Gebiet auch gut über diverse Taunus-Wanderwege in der reizvollen Landschaft des schwer zugänglichen Hochtaunus erwandern. Dabei erhält man gleich einen guten Eindruck davon, wie ungastlich ein Leben am Limes in dieser Region gewesen sein mag.

Hintergrundinformationen:

Die Säule befindet sich direkt am Limeserlebnispfad Hochtaunus

Die Säule befindet sich direkt am Limeserlebnispfad Hochtaunus

Die Jupitersäule ist keine „echte“ antike Stätte, wir halten sie aber trotzdem für relevant genug, um von uns in dieser Kategorie aufgeführt zu werden.

Tatsächlich wurde die Jupitersäule erst Anfang des 20. Jahrhunderts im Rahmen der Rekonstruktion des Kastells Saalburg durch Kaiser Wilhelm II als weitere „Attraktion“ zusammen mit dem Mithräum im Umfeld der Saalburg errichtet.

Nichtsdestotrotz handelt es sich dabei um kein Phantasiegebilde aus der Kaiserzeit, sondern um eine archäologisch interessante Rekonstruktion – und zudem um eine sehr beeindruckende dazu -, die einen guten Eindruck davon vermittelt, wie die zur römischen Zeit in den germanischen und gallischen Provinzen verbreiteten Jupitersäulen gewirkt haben müssen, die typisch für diese Regionen waren.

Bei der Jupitersäule handelt es sich um eine Replik einer originalen Jupitersäule aus Mainz, dem antiken Mogontiacum, die heute im Landesmuseum Mainz ausgestellt ist und in Nachbildung vor dem Landtag von Rheinland-Pfalz steht. Weitere Kopien dieser Säule stehen in Paris und Rom.

Zum Zeitpunkt der Entdeckung der Kalksteinsäule in Mainz war diese vollkommen zerstört und wurde in mühevoller Kleinarbeit aus über 2000 Einzelteilen wieder zusammengesetzt.

Der überlebensgroße Gott Jupiter Optimus Maximus schleudert Blitze

Der überlebensgroße Gott Jupiter Optimus Maximus schleudert Blitze

Die Besonderheit der Kopie an der Saalburg ist, daß es sich nicht nur um eine reine Replik der Säule aus Mainz handelt, sondern daß diese auch noch ergänzt und an den Stellen vervollständigt wurde, für die es in Mainz keine Überlieferungen gibt. Es handelt sich auch nicht, wie sonst üblich, um einen Abguss des Originals, sondern die Säule wurde von einem Bildhauer aus Kalkstein nachgefertigt.

Die Höhe der Säule beträgt 12,50 Meter. Auf ihrer Spitze thront eine überlebensgroße, stehende, komplett vergoldete Figur des Gottes Jupiter. Von dieser Statue wurden in Mainz nur wenige Bruchstücke gefunden, wie der linke Fuß, ein Finger, ein Blitz, eine Adlerklaue und ein kleines Stück des Körpers. Wahrscheinlich wurde die vergoldete Bronzestatue nach der gewaltsamen Zerstörung der Jupitersäule in Mainz eingeschmolzen. Deswegen hat man sich bei der Rekonstruktion der Gottesstatue an der Saalburg auf besser erhaltene Statuen von diversen Fundorten bezogen, um ein stimmiges und authentisches Bildnis zu erschaffen.

Zu römischer Zeit war die komplette Säule, die zahlreiche Götterdarstellungen zeigt, bunt bemalt. Dies wurde bei der Rekonstruktion nicht nachvollzogen, so daß die Säule selbst die Farbe des Kalksteins hat, aus dem sie besteht.

Eine Inschriftentafel im unteren Bereich der Säule besagt, daß die Mainzer Bürger diese Säule dem obersten Gott Jupiter Optimus Maximus zum Wohle des Kaisers Nero geweiht haben. Damit ist das Original etwa um das Jahr 59 n. Chr. datierbar, in dem Nero nur knapp einer Verschwörung entkommen war. Da Nero nach seinem Selbstmord im Jahre 68 unter die reichsweite Damnatio memoriae fiel, wurden alle Inschriftenteile, die sich auf ihn beziehen, unkenntlich gemacht. Sie sind aber nach wie vor entzifferbar.

Vor der Jupiterstatue wurde ein Weihealtar errichtet, der in Mainz zusammen mit der Säule gefunden wurde. Auch er trägt eine Inschrift, die den gleichen Inhalt hat wie die Inschrift der Jupitersäule. An den Seiten des Altars sind Gegenstände abgebildet, die für Opferhandlungen verwendet wurden.

Beschreibung:

Zu römischer Zeit waren Säulen bunt bemalt. Hier eine Skizze, die Anfang des 20. Jahrhunderts angefertigt wurde

Zu römischer Zeit waren Säulen bunt bemalt. Hier eine Skizze, die Anfang des 20. Jahrhunderts angefertigt wurde

Die 12,50 Meter hohe Jupitersäule, auf die ein gerader Fußweg zuführt, wirkt schon aus der Ferne beeindruckend, insbesondere durch die überlebensgroße vergoldete Jupiterstatue auf ihrer Spitze. Die Statue steht auf einem erhöhten Podest, davor befindet sich der Weihealtar. Umrahmt wird diese Anordnung von geschnittenen Hecken, die wie ein Zaun wirken, so daß der Bereich nur von vorne betreten werden kann.

Die Säule ist in einem guten Zustand und die Reliefs sind deutlich erkennbar.

Auf dem Sockelstein der Säule sind folgende Götter abgebildet: Hercules, Fortuna und Minerva, Jupiter, Merkur und ein nicht identifizierter Gott, möglicherweise Salus.

Darüber befindet sich ein Sockelstein mit der erwähnten Inschrift, sowie Abbildungen von Apollo und den Dioskuren Castor und Pollux. Alle Reliefs sind reich verziert.

Auch die darüberliegenden runden Säulentrommeln tragen Götterdarstellungen, es finden sich Mars, Victoria, Neptun und Diana, gefolgt von Vulcanus und Ceres (?), Roma (?) und Virtus (?). Die mit Fragezeichen gekennzeichneten Gottheiten sind nicht mit letzter Sicherheit identifiziert, aber ihre Zuordnung ist wahrscheinlich.

Die nächste Säule zeigt Vesta (?), Pax (?), Aequitas (?) und eine unbekannte Göttin.

Darüber finden sich zwei Laren, Bacchus und der Genius des Kaisers Nero (?). Auf der obersten Säulentrommel befinden sich Juno, Luna als Lenkerin einer Biga und Sol als Lenker einer Quadriga.

Herkules befindet sich auf dem Viergötterstein, der als Sockel der Säule dient

Herkules befindet sich auf dem Viergötterstein, der als Sockel der Säule dient

Auf dem korinthischen Kapitell mit Akanthusblättern schließlich steht Jupiter, der ein Blitzbündel schleudert.

Anders als in vielen Darstellungen der im gallo-römischen Raum verbreiteten Jupitergigantensäulen, handelt es sich hier um die klassische Darstellung auf einem Viergötterstein als Sockel, während sich bei vielen anderen dieser Säulen die gallo-römisch geprägte Darstellung des Jupiter im Zweikampf mit einer giganischen Schlange findet (gute Beispiele sind unter anderem im Gallo-Romeins Museum in Tongeren zu besichtigen). Bei diesem Untertypus der Jupitersäulen ist die Säule selbst geschuppt und nicht mit Götterbildern versehen. Beide Formen sind jedoch typisch für den gallo-römischen Raum nördlich der Alpen, wo sie sich jahrhundertelang großer Beliebtheit und Verbreitung erfreuten.

Da an der Jupitersäule mehrere Wander- und Radwege vorbeiführen, die stark frequentiert sind, leidet der Ort – wie so viele historische Bauten – unter dem in unserer Zeit so verbreiteten Kulturbanausentum. So befindet sich auf der Frontseite des Weihealtars leider ein neongrünes Graffiti und bei unserem letzten Besuch lag hinter dem Altar Abfall mit Essensresten und benutztem Einweggeschirr aus Plastik, wahrscheinlich, da die Treppen zur Säule zur Rast einladen.

Dafür kann natürlich die Säule nichts; sie ist auf jeden Fall ein beeindruckender Anblick und läßt den Besucher gut nachvollziehen, wie sich ein Einheimischer in den Provinzen fühlte, wenn er dem höchsten römischen Gott in Form einer solchen Präsentation gegenüberstand.

Neben der Säule befindet sich eine Informationstafel aus wilhelminischer Zeit, deren Inhalt den damaligen Forschungsstand wiedergibt. Zur Ergänzung steht am Wegrand eine moderne Informationstafel des Limeserlebnispfads Hochtaunus, die anschaulich (und mit englischer und französischer Zusammenfassung) über die Jupitersäule informiert.

Eintrittspreise, Öffnungszeiten, Zugänglichkeit

Am Wegrand befindet sich eine Infotafel

Am Wegrand befindet sich eine Infotafel

Der Ort ist jederzeit frei zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.

Im Frühjahr und Sommer während der Saison herrscht dort reger Wander- und Radfahrerbetrieb, der auch durch den nahegelegenen Landgasthof und die Saalburg begünstigt wird. Im Herbst und Winter hat man in dieser entlegenen Region im Hochtaunus seine Ruhe.

Sonstiges

Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.

Auch wenn es sich um keine „originale“ antike Stätte handelt (wobei nicht auszuschließen ist, daß es auf dem Gelände der Saalburg oder im angrenzenden zivilen vicus, dessen Mauerreste und Spuren überall rund um die Saalburg zu finden sind, eine Jupitersäule gab, da diese sehr weit verbreitet waren), ist dieser Ort mit solcher Sorgfalt und Blick fürs Detail rekonstruiert, daß er heute problemlos als „Kultort“ für Jupiter Optimus Maximus genutzt werden kann. Die Darstellung des Jupiter ist respektvoll und ehrfurchtgebietend, so daß der höchste römische Gott diesem Ort sicherlich mit Wohlgefallen gegenübersteht. Außerdem war es zu römischer Zeit vollkommen üblich, diese Jupitersäulen an zahlreichen Orten aufzustellen, insbesondere an zivilen Orten wie vor Landgütern, in den Höfen von Villen und in den Städten und Ortschaften. Damit folgt man hier an der Saalburg einer guten alten römischen Tradition, wie sie jahrhundertelang in unseren Nordprovinzen üblich war. Und damit ist dieser Ort in unseren Augen „gültig“ als ein Weiheort für Jupiter, je öfter Cultores dort opfern, desto stärker wird das Numen des Gottes werden 🙂

Saalburg

Das Kastell Saalburg liegt nur 300 Meter entfernt

Ein Besuch dieser Säule sollte natürlich unbedingt mit einem Besuch des nahen Römerkastells Saalburg, dem zivilen Vicus und dem Mithräum kombiniert werden, die zu den wichtigsten römischen Sehenswürdigkeit am UNESCO-Welterbe Limes zählen.


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