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Antike Stätten: Römerkastell Saalburg (Taunus)

Haupttor des Kastells (April 2013)

Haupttor des Kastells (April 2013)

Anschrift: 

Römerkastell Saalburg Archäologischer Park, Saalburg 1, 61350 Bad Homburg vor der Höhe.

Anfahrt:

Das Römerkastell liegt im Hochtaunus auf einem Bergkamm nördlich von Bad Homburg vor der Höhe (Hessen). Es ist gut mit dem Auto über die B456 zu erreichen und verfügt über Parkplätze entlang der Zufahrtsstraße. Bei schönem Wetter kann es hier allerdings schon einmal eng werden und die Schlange der parkenden Autos zieht sich dann fast bis hinab in das Tal.

Nach Bad Homburg gelangt man von Frankfurt aus mit der S-Bahn-Linie 5. Vom Bahnhofsvorplatz Bad Homburg aus führt dann die Stadtbuslinie 5 mehrmals täglich direkt bis zur Saalburg.

Alternativ kann man ab Frankfurt / Bad Homburg mit der Taunusbahn bis zum Bahnhof Saalburg / Lochmühle fahren und von dort am Limes entlang über einen Fußweg in ca. 45 Minuten zur Saalburg wandern.

Weiterführende Informationen:

Hintergrund:

In der Principia, dem zentralen Stabsgebäude

In der Principia, dem zentralen Stabsgebäude

Das Römerkastell Saalburg war ein römisches Militärlager am Limes, das Anfang des 2. Jahrhunderts zur Befestigung der Grenzen im freien rechtsrheinischen Germanien in Taunus und Wetterau errichtet wurde, in das die römische Armee vorgestoßen war.

Es gilt heute als das am besten erforschte und am vollständigsten rekonstruierte Kastell des Obergermanisch-Raetischen Limes (der seit 2005 UNESCO-Weltkulturerbe ist).

Das Kastell liegt auf einem Gebirgspass, der von den Ebenen des Mains in das Siedlungsgebiet der Germanen führte.

Es wurde zuerst als Holzkastell errichtet, später zu einem steinernen Kohortenkastell für 600 Mann Besatzung ausgebaut. Stationiert war dort die rätische Auxiliar-Reiterkohorte Cohors II Raetorum civium Romanorum equitata („2. teilberittene rätische Kohorte römischen Bürgerrechts“), die ursprünglich in Wiesbaden stationiert gewesen war und unter dem Legionskommando in Mogontiacum (Mainz) stand. Die Soldaten waren einheimische Hilfstruppen aus Raetien, einer römischen Provinz im Alpenvorland in der heutigen Schweiz. Sie wurden hier stationiert, weil sie mit dem rauhen Klima im Hochtaunus besser zurechtkamen als Truppen aus dem Süden.

Bald zog es auch Zivilisten an, die an den dort stationierten Soldaten verdienten – Handwerker, Händler – und es bildete sich eine zivile Siedlung (vicus) entlang der Pass-Straße. Im zweiten Jahrhundert wurde das Lager erweitert und erhielt eine Bäderanlage, eine Herberge und öffentliche Gebäude. Zusätzlich wurde dort eine zweite raetische Kohorte stationiert.

Die Siedlung wurde nach römischem Vorbild ausgebaut und mit typisch römischer Infrastruktur versehen, samt befestigten Straßen, Geschäften, Gasthäusern und öffentlichen Bädern.

Innenhof

Innenhof

Da sich das Militärlager im Grenzgebiet zum freien Germanien befand, wurde es allerdings immer wieder Ziel von germanischen Überfällen. Im Jahr 233 brannten alemannische Stämme das Dorf nieder und raubten alles, was ihnen in die Hände fiel. Nach 260 wurde der Druck insbesondere durch die Alemannen am Limes so massiv, daß er schließlich aufgegeben wurde und sich die Römer wieder hinter den Rhein zurückzogen. Das Kastell wurde ohne Kampfhandlungen planmäßig geräumt und nicht überhastet verlassen.

Das Kastell Saalburg ist das umfangreichste wiederhergestellte Limeskastell und zudem das einzige, dessen ziviler vicus ebenfalls erhalten geblieben ist und zum Teil freigelegt wurde.

Daneben gehört auch ein umfangreiches Gräberfeld und ein Mithras-Heiligtum (Mithräum) zum Gelände.

Erhaltungszustand und Aufmachung:

Wie viele römische Gebäude, diente das Römerkastell im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Steinbruch der Einheimischen. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts erkannte man die archäologische Bedeutung und begann, das Kastell systematisch auszugraben und zu untersuchen. Kaiser Wilhelm II, der archäologisch interessiert war, ordnete schließlich im Jahr 1897 an, das Kastell auf den alten Fundamenten originalgetreu wieder aufzubauen. Beim Wiederaufbau orientierte man sich an antiken Vorbildern, so daß der Wiederaufbau heute als „annähernd authentisch“ gewertet wird.

Römische Backöfen

Römische Backöfen

In den Jahren 2003-2009 wurde das Römerkastell zu einem Archäologischen Park ausgebaut. Von 2009-2012 wurde die historische Bausubstanz saniert.

In mehreren der wieder aufgebauten Gebäude befindet sich das Saalburgmuseum, in dem Funde aus der Limesregion und dem Kastell gezeigt werden. Außerdem enthält die Anlage ein Forschungsinstitut.

Das Kastell wurde mitsamt seiner Außenmauer, Wehrgang, vier Toren und zahlreichen Gebäuden aus Stein wieder aufgebaut. Darunter finden sich die Centuriae (Mannschaftsbarracken für die einfachen Soldaten), das Horreum (Getreidespeicher, in dem heute ein Ausstellungsraum ist), das Praetorium samt Innenhof mit Brunnenmosaik (Wohnhaus des Kommandanten, in dem die Museumsverwaltung und das Forschungsinstitut untergebracht sind, das im Rahmen einer Führung aber besichtigt werden kann), die Principa (das zentrale Stabsgebäude mit großer Appellhalle und Innenhof, in dem seinerzeit Schreibstube, Amtsräume und Waffenlager waren), die Fabrica (Werkstätten, die heute für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden).

Einige der Bereiche sind auch von innen rekonstruiert, so kann sich der Besucher einen Eindruck von der beengten Inneneinrichtung eines Mannschaftsquartiers für 8 Personen machen und einen Eindruck vom Alltagsleben der Soldaten und Zivilisten bekommen. Einige Aspekte sind szenisch dargestellt, wie das opulente Triclinium, der Speiseraum eines Offiziers. Im Außenbereich entlang der Mauer befinden sich (funktionsfähige) römische Backöfen, in denen zu besonderen Anlässen mehrmals im Jahr römisches Brot gebacken wird. Es gibt auch ein Aedes, das Fahnenheiligtum und kultische Zentrum des Kastells, das allerdings nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen ist.

Das Fahnenheiligtum ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen

Das Fahnenheiligtum ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen

In einem der Gebäude befindet sich eine Taberna, ein Restaurant, in dem sowohl „moderne“ Speisen als auch Speisen und Getränke der Römer angeboten werden. Sie ist nach antikem Vorbild einer römischen Gaststube mit Herd, Anrichten, Backofen und Regalen eingerichtet.

Vor dem Haupttor des Kastells befinden sich die Mauerreste des (nicht aufgebauten) zivilen vicus, unter anderem des Badehauses, eines Gästehauses sowie Keller und Brunnen von Wohnhäusern. Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie diese zivilen Häuser aussahen, wurden zwei Rekonstruktionen errichtet, die als Kassenhaus, Limes-Informationszentrum und Museumsshop dienen.

Rund um die Saalburg führt der 2,5 km lange „Rundweg Saalburg“ am Limes entlang, der an einigen Stellen ebenfalls rekonstruiert wurde, unter anderem wird ein typischer Durchgangsposten gezeigt. Hier gibt es auch weitere archäologische Sehenswürdigkeiten, wie eine Jupitersäule und ein Mithrasheiligtum. Der Rundweg dauert etwa 45 Minuten.

Die ganze Anlage ist sehr gut erhalten und gepflegt. Ein komplett wiederaufgebautes römisches Militärlager ist eine Sensation, die man gesehen haben sollte, denn der Eindruck, der hier von einer solchen Anlage vermittelt wird, ist ein ganz anderer, als wenn man nur Mauerreste betrachtet. Insbesondere die Höhe und Größe der Gebäude und Mauern und die Architektur von Häusern und Innenhof sind sehr anschaulich.

Der Museumsbereich, der sich über mehrere Gebäude erstreckt, ist gut aufgemacht und informativ mit einer umfangreichen Sammlung von Gegenständen aus der Limesregion.

Öffnungszeiten:

Das Gelände ist sehr weitläufig

Das Gelände ist sehr weitläufig

Der Archäologische Park und das Museum sind im Winter (November bis Februar) täglich außer montags von 9-16 Uhr geöffnet, Einlaß bis 15.30 Uhr.

In der Sommerzeit (März bis Oktober) sind die Öffnungszeiten täglich von 9-18 Uhr, Einlaß bis 17:30 Uhr.

Es kann zu Abweichungen bei Abend- und Nachtveranstaltungen kommen.

Eintrittspreise und Führungen:

Erwachsene 5€, ermäßigt (Behinderte, Studenten, Rentner, ALGII-Empfänger, Wehrdienst- /Freiwilligendienstleistende) 3,50€.  Kinder unter 6 Jahren frei. Kinder von 6-18 Jahren 3€. Für Familien (2 Erwachsene mit Kindern) gibt es eine Familienkarte für 10€.

Für Hunde muß 1€ Eintritt gezahlt werden und sie müssen an der Leine geführt werden.

Es ist möglich, ein Kombiticket mit der Keltenwelt am Glauberg zu erwerben.

Der Museumsbereich mit Wegesteinen

Der Museumsbereich mit Wegesteinen

Zu Sonderveranstaltungen sind abweichende Eintrittspreise möglich.

Führungen werden mehrmals täglich (im Sommer um 11, 13 und 15 Uhr) durch archäologische Mitarbeiter durchgeführt und sind sehr empfehlenswert. Wer die Saalburg besucht, sollte unbedingt auch an der Führung teilnehmen, weil sie sehr viel Hintergrundinformationen vermittelt und außerdem die Möglichkeit bietet, in die ansonsten verschlossenen Gebäude (Praetorium und Fahnenheiligtum) zu gelangen.

Es gibt außerdem spezielle Führungen für Kinder, die sehr nett und spielerisch gemacht sind (ebenfalls parallel zu den Erwachsenenführungen um 11, 13 und 15 Uhr, so daß man seine Kinder dort parallel zur eigenen Führung gut betreut weiß). Führungen in anderen Sprachen sind auf Absprache möglich. Es gibt auch spezielle Themenführungen wie „Latein lebt“ oder „Römischer Wohnluxus“.

Regelmäßig finden Sonderveranstaltungen statt, wie Bogenbaukurse, antike Handwerkstechniken wie das Brettchenweben, Römisches Buffet, „Altertum für Ältere“ für Senioren und Gehbehinderte, Römische Abende, Kostümführungen, Vorführungen römischer Reiter und Re-enactment der Cohors Secunda, Erlebnistage mit römischen Soldaten am UNESCO-Weltkulturerbetag, Brotbacken, Vorführung römischer Getreidemühlen, „Feminae Romanae“, ein Erlebnistag mit römischen Frauen, ein Thementag „Licht in der Antike“ mit Vorträgen „die Lampe in der römischen Provinz und die erste Ölkrise Europas“, Kinder in der Römerzeit, archäologisches Ferienprogramm, Nox Romana (Nacht im Museum), römische Steinmetze und vieles mehr.

Das Jahresprogramm kann auf der offiziellen Website der Saalburg als PDF heruntergeladen werden.

Sonstiges:

Viele interessante Funde aus Militär- und Zivilleben sind im Museum ausgestellt

Viele interessante Funde aus Militär- und Zivilleben sind im Museum ausgestellt

Achtung, im Winter wird es auf dem Taunuskamm sehr kalt, oft bedeutend kälter als im Umland und im Tal. Auch bleibt Schnee hier länger liegen, was bei der Anreise durch die gebirgige Gegend zu beachten ist. Da es sich um ein Freilichtmuseum handelt, ist es auch nicht geheizt, so daß man warm gekleidet sein sollte.

Achtung! Besucher in Gewandung erhalten (anders als in anderen archäologischen Parks wie der Villa Borg oder dem Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, wo antik Gewandete sogar ermäßigten Eintritt haben) keinen Einlass! Das gehört zum museumspädagogischen Anspruch der Saalburg, wo Wert darauf gelegt wird, daß Besucher eindeutig von Darstellern, die zum Tagesprogramm gehören, unterschieden werden können. Als Besucher müßt Ihr deswegen unbedingt in Zivil anreisen!

Der Museumsshop bietet eine gute Mischung aus römischen Devotionalen, Repliken, Büchern, Schmuck und Souvenirs an und ist gut sortiert. Hier kann auch eingekauft werden, ohne daß man den Eintritt in das Museum zahlt.

Fotografieren ist überall erlaubt.

Außerhalb der Kastellmauern befinden sich die Reste des zivilen vicus

Außerhalb der Kastellmauern befinden sich die Reste des zivilen vicus


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