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Hinweise zum „Götterwelt-Lexikon“:
- Bei den Römern waren die Zuständigkeiten der Götter nicht klar voneinander getrennt, so daß jeder nur für ein bestimmtes Gebiet zuständig wäre und zu diesem Zweck angerufen wurde. Vielmehr waren die Überschneidungen groß und man wählte einen Gott neben seiner Funktion auch nach anderen Maßstäben aus, zum Beispiel nach Regionalität (in vielen Gegenden des riesigen Reiches war der ein oder andere Gott besonders populär und auch rein lokale Gottheiten konnten durchaus den „großen, bekannten“ Göttern und Göttinnen vorgezogen werden). Nicht zuletzt fühlten viele Römer eine persönliche Verbundenheit mit dem ein oder anderen Gott, so daß diesem oft der Vorzug gegeben wurde, wenn er sich eine Zuständigkeit mit einem anderen teilte. So würde ein Einheimischer oder Legionär im Moseltal im Krankheitsfall eher den lokal sehr beliebten Heilgott Lenus-Mars um Hilfe bitten als Aesculapius, der ihm viel ferner war.
- Götter und Göttinnen galten als generell wohlwollend gegenüber den Menschen eingestellt. Die im christlich-jüdischen Kulturkreis übliche Vorstellung eines strafenden, zürnenden Gott, vor dem man sich für seine Taten verantworten muß und dem gegenüber man für etwas „schuldig“ ist, war dem Römer fremd. Ganz im Gegenteil wurde jegliches übertrieben demütiges und unterwürfiges Verhalten gegenüber einem Gott, das dem Zwecke diente, seinen Ärger zu besänftigten, als „superstitio“ abgelehnt.
- In diesem Lexikon wird nicht auf die griechischen Hintergründe und Mythologien der jeweiligen Gottheiten eingegangen, außer es spielt auch eine Rolle für ihre Funktion im römischen Cultus. Auch wenn viele der Götter ursprünglich aus Griechenland stammten oder die griechischen Götter im Nachhinein auf altrömische Götter übertragen wurden, so erfuhren sie bei den Römern doch deutliche Veränderungen, so daß die Entsprechungen nicht 1:1 übertragbar sind. Da dieses Lexikon in erster Linie als Hilfe und Gedächtnisstütze für den Cultor Romanorum Deorum gedacht ist, wird hier ausschließlich auf die römischen Gottheiten Bezug genommen (gleiches gilt für Götter mit anderem nicht-römischem Hintergrund, wie ägyptischen oder keltischen Göttern).
- Die Römer pflegten einen sehr pragmatischen Umgang mit ihren Göttern. Sie bezweifelten in keinster Weise die Existenz weiterer Götter, noch gingen sie davon aus, daß die Namen, unter denen sie ihre Götter anriefen, deren richtigen Namen waren. Um auf Nummer sicher zu gehen (insbesondere bei exotischeren Göttern, die man aus ferneren Provinzen importierte), war es deswegen durchaus üblich, bei Anrufungen einen Zusatz hinzuzufügen wie: „oder unter welchem Namen Du sonst bekannt sein möchtest“ oder „seist Du Gott oder Göttin“. Genauso integrierte man am Ende eines Rituals gleich eine Entschuldigung, für den Fall, daß man irgendetwas dabei falsch gemacht oder nicht beachtet hatte: „Di immortales, si quo modo hunc ritum violavi, accipite volentes propitii hoc tus, ut errores mortales meos expiem.“ – „Ihr unsterblichen Götter, falls ich irgendetwas getan haben sollte, das diesen Ritus verletzt, nehmt dieses Räucherwerk als Entschuldigung für den Irrtum eines Sterblichen.“
- Dieses Lexikon ist kein allgemeingültiges „Wenn du eine Krankheit in Dir aufsteigen fühlst, rufe Apollo an“-Regelwerk. Da es für den Römer jedoch die Form und äußeren Umstände extrem wichtig waren, mußte darauf geachtet werden, daß man die richtige Gottheit am richtigen Ort mit dem richtigen Anliegen anrief. Um auf Nummer Sicher zu gehen, gab es deswegen Ausweichmöglichkeiten, wenn man sich nicht sicher war, an welchen Gott man sich wenden sollte, zum Beispiel indem man sich an „alle Götter und Göttinnen“ wandte (di deaque omnes) oder, ganz allgemein, an den Schutzgeist des Ortes (genius loci).
- Mehr Informationen zur Römischen Religion, dem Cultus Romanorum Deorum, in unserem Einführungsartikel!
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B
C
D
- Dei Consentes: Die 12 höchsten Götter
- Dii Inferi: Die Unterweltgötter
E
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G
- Genius loci: Der Schutzgeist eines Ortes