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Limessprung mit dem Beneficiarier

Der Beneficiarier mit seiner Ausrüstung
Begrüßung durch Beneficiarier Tertinius Severus

Zum UNESCO-Welterbetag am 4. Juni hatten wir die Gelegenheit, gleich zwei römische UNESCO-Weltkulturerbestätten zu besuchen: den Beginn des Obergermanisch-Raetischen Limes und das Ende des Niedergermanischen Limes, beide getrennt durch den Rhein.

Besonders interessant war dieser „Limessprung“ über den Rhein wegen der fachkundige Begleitung durch den römischen Beneficiarius Tertinius Severus von der 8. Legion, der an der Außengrenze des Römischen Reiches als Zollbeamter, Steuereinnehmer und Justizvollstrecker tätig ist. Im bürgerlichen Leben handelt es sich hierbei um Limes-Cicerone Christian Havenith, der die Wanderung in authentischer Ausrüstung führte und den sieben Teilnehmern durch sein weitreichendes Hintergrundwissen das schwierige Bodendenkmal „Limes“ und die Funktion des Beneficiariers anschaulich näherbrachte.

Diese geführte Wanderung findet regelmäßig zum UNESCO-Welterbetag statt.

Wo befinden wir uns?

Erklärung des Limes
Die Grenzen des Römischen Reiches werden erklärt

Die Möglichkeit, gleich beide Limes-Anfänge zu besuchen, ist in Deutschland einmalig: rechtsrheinisch bei Rheinbrohl / Bad Hönningen und linksrheinisch bei Bad Breisig an der Mündung des Vinxtbaches in den Rhein. Passenderweise sind beide Orte durch eine Rheinfähre verbunden, so dass man die Besuche miteinander verbinden kann.

Der Obergermanische Limes, der seit 2005 UNESCO-Weltkulturerbe ist, beginnt mit Wachturm Nummer 1 in der Nähe des Rheins und verläuft über das Gelände der Römerwelt Rheinbrohl weiter durch Westerwald, Taunus, Wetterau, Odenwald bis in die Nähe von Schwäbisch Gmünd, wo er in den Raetischen Limes übergeht. Mit einer Gesamtlänge von 550 km lang ist er bis heute an vielen Orten im Gelände sichtbar und wird durch zahlreiche Veranstaltungen entlang des Verlaufs auch gut in der Öffentlichkeit präsentiert.

Eine wichtige Rolle spielen hierbei die entlang der Strecke liegenden Kastelle und anderen Bauwerke, die zum Teil rekonstruiert sind, wie das Kleinkastell Pohl, die Saalburg oder einige Wachtürme und Tore. Andere Kastelle und Wachturmfundamente sind oft mit Infotafeln beschildert und dadurch sichtbar gemacht. Dazu gibt es einen Limes-Wanderweg und Limes-Radweg, Limes-Lehrpfade mit rekonstruierten Wall- und Palisadenanlagen und andere touristische Sehenswürdigkeiten rund um das Thema.

Etwas schwieriger ist die Situation am auf der anderen Rheinseite gelegenen Niedergermanischen Limes, der erst seit 2021 UNESCO-Weltkulturerbestatus hat. Er zeichnet sich weniger durch Wälle, Palisaden und Bauwerke aus, sondern er war vor allem eine Flussgrenze entlang des Rheins. Das macht seine touristische Vermittlung schwieriger. Er beginnt in den Niederlanden an der Mündung des Rheins in die Nordsee bei Katwijk und folgt dem Rhein bis zur Mündung des Vinxtbaches bei Niederbreisig, der die historische Grenze zwischen den beiden römischen Provinzen Obergermanien und Niedergermanien darstellte.

Führer mit Legionärshelm in der Hand vor Auxiliarrüstung
Demonstration der Unterschiede zwischen Legionär und Auxiliar

Entlang des Route verlief eine wichtige römische Schnellstraße, die die großen Städte und Legionslager miteinander verband, wie Nijmegen, Xanten, Neuss, Köln, Bonn und Remagen. Die alte Limesstraße wurde zur heutigen B9.

Während die großen Städte und archäologischen Stätten wie Xanten ihr römisches Erbe in Form von Museen, Archäologischen Parks und beschilderten Sehenswürdigkeiten gut präsentieren, steht es ausgerechnet um das Ende des Niedergermanischen Limes am Vinxtbach noch nicht sehr gut.

Die Chance, die historisch bedeutsame Provinzgrenze durch den UNESCO-Welterbestatus ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und den Brückenschlag zum benachbarten Remagen und in beide Richtungen weiter nach Bonn, Andernach, Koblenz zu schlagen, wurde von der Stadt Bad Breisig bislang nicht wahrgenommen. Doch dazu später mehr.

Start in der Römerwelt Rheinbrohl

Bei bestem Frühsommerwetter empfing uns Beneficiarier Tertinius Severus vor dem Streitwagen in der Römerwelt Rheinbrohl.

Modell eines Römers im Museum
Erstes Etappenziel: Museum der Römerwelt in Rheinbrohl

Da wir 7 angemeldete Teilnehmer waren, scherzte er, dass wir mit 8 Personen genau die Stärke der kleinsten römischen Legionseinheit – des Contuberniums – hatten. Demzufolge wurden wir im Laufe der Wanderung auch immer als „Contubernium“ angesprochen, was zur guten Stimmung beitrug. Unterwegs lernten sich die Mitwandernden besser kennen und wir staunten, von woher sich die Leute auf den Weg gemacht hatten, um am Limessprung teilzunehmen. Die weiteste Anreise hatte hierbei sicherlich eine Frau aus der Nähe der luxemburgischen Grenze, aber auch Gäste aus Bonn und dem weiteren Rheinland waren dabei.

Hierbei handelte sich sich keineswegs nur um „Römer-Profis“, sondern auch um interessierte Besucher des UNESCO-Welterbetages, an dem zahlreiche Weltkulturerbestätten (in unserer Nähe vor allem entlang des Mittelrheintals), der Öffentlichkeit vorgestellt wurden – neben dem Limes auch viele Burgen oder andere mittelalterliche und neuzeitliche Stätten wie das nahe Ehrenbreitstein in Koblenz. Das reichhaltige Angebot in der Umgebung sorgte leider auch dafür, dass sich weniger Publikum als erwartet in der Römerwelt eingefunden hatte, da die „Konkurrenz“ an diesem Tag einfach zu groß war.

Die Römerwelt bot an diesem Tag neben der Wanderung auch das „belebte Handwerk“ an. Steinmetz und Schmied erläuterten ihr Arbeit und am Glasperlenofen wurde dem interessierten Publikum die Herstellung von Glasperlen nähergebracht. Ein Highlight sind auch immer die Backhaustage, bei denen sehr schmackhaftes römisches Gewürzbrot in den Kuppelbacköfen gebacken wird. Man hat die Gelegenheit, das frische Brot mit einem hervorragenden Moretum zu probieren und natürlich auch zu erwerben. Dies taten wir natürlich auch (und verspeisten das frische Brot noch am gleichen Abend).

Erläuterungen im Museum
Der Limes war keine undurchlässige Festungsanlage, sondern es wurde auch Handel getrieben

Christian Havenith ist zertifizierter Limes-Führer, ein sogenannter Limes-Cicerone. Durch seine gut recherchierte Darstellung eines konsularischen Beneficiariers aus dem Jahr 230 n. Chr., die auf einer tatsächlich durch eine am Vinxtbach gefundene Weiheinschrift belegten historischen Person beruht, ist er im Thema sehr bewandert. Das Vinxtbachtal, die Provinzgrenze, gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten und so ist auch sein dargestellter Charakter dort beruflich tätig. Dessen Dienstweg führt ihn häufig von der linksrheinischen Provinzgrenze per Schiff über den Rhein zur dortigen Grenzbefestigung und so würde die Gruppe heute sein Wirkungsgebiet abgehen und mehr über das Leben am Limes und die Tätigkeiten eines Beneficiariers erfahren. Neben der Ausübung polizeilicher und statthalterischer Aufgaben waren dies Steuer- und Zollangelegenheiten, die sie von ihrer Straßenstation aus überwachten. Diese Stationes lagen typischerweise an neuralischen Punkten im römischen Verkehrsnetz, wie Brücken über Flüssen, Kreuzung wichtiger Fernstraßen oder an Grenzübergängen, wie wir ihn auf dieser Wanderung auch passieren würden.

Christian Havenith, den wir schon mit dieser und anderen Darstellungen kennen, hat einen unterhaltsamen Vortragsstil und kann seine Inhalte auch für Laien, die normalerweise nicht viel mit Römern (oder Kelten, seinem anderen Spezialgebiet) zu tun haben, gut verständlich vermitteln. Er nimmt dabei das Publikum mit und geht auch auf die speziellen Interessen der Anwesenden ein. Für Fragen aller Art ist er stets offen und hat auch zu abwegigeren Themen Informationen und Quellen parat. Sein Contubernium begrüßte er mit einem Willkommenstrunk aus dem römischen Gewürzwein Mulsum und nutzte die Gelegenheit, sich und seine Darstellung vorzustellen und kurz zu skizzieren, was uns auf der Wanderung erwartete.

Erläuterungen vor Limes-Karte
Die Römerwelt bietet gute Gelegenheit, den Verlauf des Limes zu erläutern

Die „theoretische“ Einführung erfolgte im Museum der Römerwelt Rheinbrohl, wo es großformatige Wandkarten des Limesverlaufs gibt. An diesen wurden Hintergrundinformationen zum Limes vermittelt und insbesondere mit dem Klischee der „undurchlässigen Grenze“ aufgeräumt. Der germanische Limes war keineswegs ein undurchdringliches Bollwerk, das gebaut worden war, um barbarischen Angriffswellen standzuhalten, sondern eher eine wichtige Handelsgrenze und Machtdemonstration. Auch die unterschiedlichen Ausprägungen des Limes in anderen Teilen des Römischen Reiches, wie am Hadrianswall, Antoninuswall oder in Nordafrika wurden erläutert.

Da wir später auch die Gelegenheit haben sollten, die Rekonstruktion des Wachturms Nr. I zu besichtigen, der sich in der Nähe der Rheinfähre befindet, stellte Tertinius Severus der Gruppe anhand des Wachturm-Modells im Museum den inneren Aufbau eines typischen Limes-Wachturms vor.

Modell eines römischen Wachturms
Am Wachturm-Modell wird der typische Aufbau eines Limes-Wachturms demonstriert

Nach der Theorie bereiteten wir uns auf die Praxis vor und machten uns bereit für die Wanderung. Der Beneficiarier war dabei mit seiner repräsentativen Signumlanze bewaffnet, mit dem er den zahlreichen Wanderern, Radfahrern und sonstigen Touristen, die uns auf dem Weg in die Quere kamen, entsprechend Respekt einflößte.

Von der Römerwelt aus gingen wir am Schulzentrum und Sportplatz vorbei in Richtung der Autofähre. Zwischenstopps wurden aufgrund der knallenden Sonne im Schatten abgehalten, wo unser Führer thematische Erläuterungen abhielt, so zum Beispiel über den Aufbau des Limes als Wall-Graben-Anlage, über den genauen Verlauf in der Gegend, durch die wir gingen und darüber, wie die im Abstand von einigen Kilometern aufgereihten Wachtürme im Alarmfall untereinander oder mit dem dazugehörigen Kleinkastell Kontakt aufnahmen. Die Wandergruppe erfuhr anschaulich, dass jeweils ein rückgelagertes Kastell sternförmig für mehrere Wachtürme zuständig war, um dorthin Verstärkung zu schicken, wenn ein Reiter kam und Alarm schlug. Leider ist im Bereich des Beginns des Obergermanischen Limes bei Rheinbrohl kein Kastell mehr sichtbar, aber wir bekamen die Position in der Nähe des Lidl-Supermarktes gezeigt.

Wachturm Nummer I

Erster Höhepunkt der Wanderung war die (etwas verkleinerte) Rekonstruktion des Wachturms Nr. I. Auch wenn seine Position nicht ganz authentisch ist, konnte an seinem Beispiel ein guter Eindruck davon vermittelt werden, wie beengt man sich das Leben der Besatzung in einem solchen Wachposten vorzustellen hatte. Er ist im unteren Teil massiv und im oberen Teil aus Fachwerk erbaut, so dass er – wie auch der hölzerne umlaufende Balkon – den typischen Aufbau zeigt.

Wachturm Nr 1 mit Fahne
Wachturm Nr. 1 am Beginn des Limes (Caput Limitis)

Der Wachturm ist für gewöhnlich abgeschlossen, aber Tertinius Severus hatte den Schlüssel dabei, so dass wir die seltene Chance erhielten, das Bauwerk zu besteigen. Vor dem Wachturm gab es weitere Erläuterungen, vor allem rund um das Thema Wachtürme, deren Aufbau und deren Position im Gelände, sowie das vermutete Alarmsystem durch Feuer, Rauch, akustische Signale und berittene Boten. Am Umgang des Wachturms Nr. I hing ein metallener Käfig mit brennbarem Material (bzw. dessen Plastik-Imitat) als Spekulation für ein mögliches Leuchtsignal.

Es gibt Infotafeln und eine gemütliche Wandersitzbank, so dass sich der Besuch auch lohnt, wenn man ohne Führer (und Schlüssel) unterwegs ist. Der voll ausgerüstete Beneficiarier erweckte natürlich das Interesse umstehender Touristen, die sich den Wachturm und Infotafel anschauten und ihn gleich mit skeptischen Fragen zu den bekannten Klischees über Germanen, Römer und Limes löcherten. Tertinius Severus ließ sich von ihnen jedoch nicht ins Bockshorn jagen und konterte mit fundiertem Wissen. Insbesondere die Tatsache, dass man sich in dieser Region tatsächlich in Keltenland befand, stieß auf Verwunderung.

Auf dem Balkon
Auf dem Umlauf des Wachturms wird die Umgebung erläutert

Wie man aus Berechnungen und Rekonstruktionen umgestürzter Wachtürme weiß, befanden sich die Eingangstüren zu einem solchen Limesturm aus Sicherheitsgründen im 1. Stock und waren nur über eine Leiter zu erreichen. Dies ist aus praktischen Gründen bei der Rekonstruktion Limesturm Nr. 1 natürlich anders und so schloss unser Führer die zu niedrig gelegene Tür auf und wir konnten das Erdgeschoss des Turmes betreten. In den ersten Stock und ins Obergeschoss mit dem umlaufenden Balkon stiegen wir nacheinander über kleine, knarzende Holztreppen.

Vom Balkon aus hatten wir eine perfekte Aussicht auf das Hinterland einerseits und auf den Rhein und die andere Rheinseite andererseits. Vor uns auf der anderen Rheinseite, oberhalb von Bad Breisig, lag Burg Rheineck, die einzige noch in wesentlichen Teilen erhaltene Höhenburg im Unteren Mittelrheintal aus dem 11. Jahrhundert, deren Geschichte wir bei dieser Gelegenheit ebenfalls erfuhren.

Ebenfalls gut sichtbar war von unserer Position aus der Rhein und die zwischen den bewaldeten Hügeln auf der anderen Rheinseite verlaufende Einkerbung des Vinxtbaches.

Aussicht vom Wachturm
Aussicht vom Wachturm zum anderen Rheinufer

Der Vinxtbach

Nach der Besichtigung des Turms und der damit verbundenen Orientierung im Gelände setzten wir zum Limessprung mit der Autofähre Bad Hönningen – Bad Breisig an. Tertinius Severus nutzte die Überfahrt, um etwas zum Thema Schifffahrt zu erläutern und über die Tätigkeiten des Beneficiariers an beiden Ufern des Rheins.

Führer auf Fähre
Rheinüberquerung

Die Fährüberfahrt dauerte nur ein paar Minuten und am anderen Ufer folgten wir dem – stark frequentierten – gemeinsamen Rad- und Fußweg nach links in die Grünanlagen bis zur kleinen Brücke über den Vinxtbach. Diesen sonnigen Tag nutzten natürlich auch etliche Radfahrer, E-Scooter-Fahrer und Fußgänger für ihren Ausflug an den Rhein, so dass wir uns etwas abseits des Wegs im Schatten der Bäume an den Vixtbach stellten.

Hier zeigte Christian der Gruppe eine kleine Replik des Weihesteins, in dem sein historisches Vorbild namentlich genannt wird. Das Original wurde fast an dieser Stelle bei der Straßenbrücke über den Vinxtbach gefunden und datiert zwischen 171 – 230 n. Chr. Leider ist das Original in der Mitte gebrochen. Christians verkleinerte Reproduktion zeigt die Inschrift und eine rekonstruierte farbige Bemalung, wie der Stein seinerzeit möglicherweise aussah. An der Seite ist die typische Lanze des Beneficiariers zu sehen, auf dessen Grundlage auch die Lanzenspitze unseres Führers gestaltet wurde.

Detailansicht des Weihesteins
So kann man sich den Weihestein zum Zeitpunkt seiner Stiftung vorstellen

Christian erklärte die Weiheinschrift des Steines, die Jupiter, dem Genius Loci und Juno gewidmet war. Aus der Inschrift erfährt man, dass er ein Beneficiarier der VIII. Legion mit dem verdienten Beinamen Augusta war:

[I(ovi)] O(ptimo) M(aximo) / et Ge[ni]o loci / Iuno[n]i Reginae / Tertinius / Severus / mil(es) leg(ionis) VIII Aug(ustae) / b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) ex voto / p(osuit) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

(„Jupiter dem Besten und Größten und dem Schutzgeist des Ortes (und) der Königin Juno (hat) Tertinius Severus, Soldat der 8. Legion, konsularischer Benefiziarier, wegen eines Gelübdes (diesen Stein) aufgestellt (und damit) gerne, freudig und nach Gebühr sein Gelübde erfüllt“).

Das Original des Steins befindet sich im Archäologischen Museum Lüttich, aber Kopien davon gibt es in der Saalburg und im Rheinischen Landesmuseum Bonn.

Diese schattige Stelle nutzte Christian auch, um seine Ausrüstung detaillierter vorzustellen, insbesondere seine Bewaffnung und die Beschläge, die ihn als Beneficiarier ausweisen.

Bad Breisig

Nach der Überquerung der kleinen Brücke erreichten wir das Ziel der Wanderung – eine Stelle oberhalb der Mündung des Vinxtbaches, an der sich zwei Infotafeln zur römischen Geschichte des Ortes finden.

Der Vinxtbach
Der Vinxtbach, einstmals die Grenze zwischen den römischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior

Hier kommen wir auch leider wieder zur oben bereits angedeuteten Kritik: Obwohl wir uns an dieser Stelle an einer bedeutenden Provinzgrenze befinden, noch dazu einer Schlüsselstelle am neuen Welterbe Niedergermanischer Limes, ist von Seiten der Stadt Bad Breisig noch nichts geschehen, um diesem Ort eine moderne und vor allem fachgerechte Präsentation zu spendieren. Ganz im Gegenteil sind die hier aufgestellten Infotafeln in die Jahre gekommen und der Ort dazu noch etwas kurios gestaltet.

Vor einem riesigen Findling aus Basalt steht eine recht alte Infotafel mit der Inschrift eines Weihesteins der 30. Xantener Legion. Dies ist zwar optisch interessant, aber kann für den uninformierten Touristen auch irreführend sein. „DAS ist ein römischer Weihestein? So sahen die aus?“

Führer vor Basaltfindling
Nein, das ist KEIN römischer Weihestein!

Eine zweite Infotafel ist ebenfalls inhaltlich nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Hier wird leider auch nicht der Niedergermanische Limes erwähnt, der an dieser Stelle sehr gut hervorgehoben werden könnte. Stattdessen behandelt die Infotafel die vermeintliche Herkunft des Namens „Vinxtbach“ aus dem Keltischen – zumal eine fragwürdige Deutung, da sich der Name wahrscheinlich eher vom Lateinischen „Finis“ für Grenze ableitet. Außerdem werden die Beneficiarier hier als „Elitetruppe der Legionen“ bezeichnet, was ebenfalls eine merkwürdige bis irreführende Beschreibung ist. Auch die Bedeutung des Vinxtbaches als Sprachgrenze zwischen der moselfränkischen und rheinfränkischen Mundart ist heutzutage nicht mehr aktuell, da diese Differenzierung in der Sprache der hiesigen Bevölkerung beiderseits des Bachs nicht mehr wirklich auszumachen ist.

An dieser Stelle könnte man das neue UNESCO-Welterbe „Niedergermanischer Limes“ und die Provinzgrenze deutlich attraktiver und moderner präsentieren und damit die sinnbildliche Brücke zur anderen Rheinseite und den benachbarten linksrheinischen antiken Stätten wie z.B. Remagen (Kastell Rigomagus) schlagen.

Abschluss

Nach dem Besuch der Grenze ging es zurück zur Fähre und über den Rhein bis zurück zur Römerwelt, wo eine sehr schöne und interessante Wanderung bei Kaffee und Kuchen ausklang. Natürlich durfte auch der Abstecher in den Museumsshop nicht fehlen, der um einige neue römische Devotionalien erweitert wurde.

Die Wanderung hat etwa eine Länge von 4 Kilometern und führt fast ausschließlich über Straßen und befestigte Wege ohne nennenswerte Steigungen. Sie ist also sehr gut auch für ungeeübte Wanderer zu bewältigen. Die Sehenswürdigkeiten Römerwelt, Wachturm Nr. 1 und Vinxtbach sind dank der regelmäßig pendelnden Fähre gut miteinander zu verbinden und geben die einmalige Möglichkeit, beide Weltkulturerbestätten im Zusammenhang zu erleben.

Die magere Präsentation der Provinzgrenze auf der linksrheinischen Seite ist verbesserungswürdig, aber natürlich trotzdem sehenswert. Wer sich für die römische Geschichte auf dieser Rheinseite interessiert, kann den Vinxtbach sehr gut mit einem Besuch in Remagen (Römermuseum und Kastellreste), dem Stadtmuseum Sinzig, dem Rheinischen Landesmuseum in Bonn, der Römerstadt Köln oder einem Besuch des wichtigen römischen Hafens Andernach (Stadtmuseum) verbinden.

Brücke über den Vinxtbach
Über diese Brücke überquert man eine römische Verwaltungsgrenze. Potential für eine touristische Aufarbeitung des Niedergermanischen Limes ist also gegeben

Der rechtsrheinische Limes hat natürlich ein paar Jahre Vorsprung als Weltkulturerbe und deutlich mehr sichtbare Spuren zu bieten, weil er als befestigte Grenze noch im Gelände sichtbar ist oder an vielen Stellen sichtbar gemacht und erläutert wird. Tipps für Touren und Wanderungen rund um den Limes sind in der Römerwelt Rheinbrohl erhältlich, wo sich auch das Limes-Informationszentrum befindet.

Durch die gute Präsentation und fundierte Begleitung durch den Beneficiarier wurden beide Limes-Grenzen, sowie die Rolle des Grenzbeamten, für die Gruppe in einen fachlichen Kontext gerückt und so wurde der Limes-Sprung nicht nur zu einer Wanderung zu gleich zwei besonderen Welterbestätten, sondern auch zu einem sehr informativen Ausflug.

Wer sich für diese geführte Wanderung interessiert, sollte zum nächsten UNESCO-Welterbetag am jeweils 1. Sonntag im Juni die Augen offenhalten – eine Anmeldung ist über die Römerwelt Rheinbrohl möglich.

Eine Vorankündigung ist auf den einschlägigen Seiten, Facebook und natürlich bei uns zu finden.

Zuletzt einen herzlichen Dank an Christian für die gute Idee zu dieser Wanderung und seine Erlaubnis, darüber zu berichten.

Fachsimpeln Führer mit Weihestein und Wanderer
Fachsimpeln am Rande der Wanderung

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