Ein 100 Kilometer langer römischer Ausflugstipp
Im letzten Sommer hatten wir, dank des „Tags des Offenen Denkmals“, die Gelegenheit, unsere Spurensuche entlang des „Römerkanals“ abzuschließen, die wir vor zwei Jahren begonnen haben.
Was erst einmal sehr technisch klingt, ist tatsächlich eine sehr interessante und spannende Angelegenheit und ein lohnenswertes, abwechslungsreiches Reiseziel! Deshalb möchten wir Euch in unserem Blog dieses Bauwerk, das mitten durch unsere schönen Provinzen läuft und auch heute noch in Teilstücken sehr gut erhalten ist, als besonderen römischen Ausflugstipp vorstellen.
Neben Hintergrundinformationen zu diesem beeindruckenden Baudenkmal stellen wir Euch in einer kleinen Reihe deshalb auch besonders sehenswerte Aufschlüsse entlang der ganzen Strecke vor.
Nicht zuletzt verläuft der gut ausgeschilderte und mit vielen Informationstafeln versehene „Römerkanal-Wanderweg“ in 7 Etappen entlang der gesamten Leitung und ist eine echte Wander-Alternative für den römisch interessanten Eifeltouristen – zumal diese Wanderung sehr gut mit weiteren in der direkten Umgebung liegenden römischen Sehenswürdigkeiten verbunden werden kann, wie dem römischen Straßendorf Marcomagus an der Via Agrippa mit seinem berühmten Matronentempeln und dem Kleinkastell an der Urft, das heute in den Archäologischen Landschaftspark Nettersheim eingebettet ist.
Wir werden Euch nicht mit allzuvielen technischen Informationen erschlagen, denn es gibt sehr gute Websites und Bücher zum Thema, die viel besser als wir das könnten, über römische Vermessungs- und Bautechnik Auskunft geben. Zum Beispiel bietet der Freundeskreis Römerkanal e.V. zahlreiche Vorträge, Publikationen (auch als PDF zum kostenlosen Download) und Exkursionen an.
20 Millionen Liter Trinkwasser für Köln… pro Tag!
Die römische Eifelwasserleitung von Nettersheim nach Köln war mit über 100 km Länge eine der längsten Fernwasserleitungen des Römischen Reiches und gilt auch heute noch als das größte römische Bauwerk nördlich der Alpen. Sie versorgte die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, Hauptstadt der Provinz Germania inferior, aus der das heutige Köln hervorging, mit 20 Millionen Liter Trinkwasser… täglich!
Dabei überwand sie als reine Gefälleleitung die Berge und Wälder der Eifel, Flußtäler, die Wasserscheide zwischen Rhein und Maas und brachte bestes Eifelwasser durch unterirdische Leitungen und talüberspannende Aquäduktbrücken bis hinunter in die Kölner Bucht.
Im Römischen Reich hatte man besondere Ansprüche an das Trinkwasser, das man besonders kalkreich schätzte, im Gegensatz zum kalkarmen Wasser, das als geschmacklich langweilig und „labbrig“ empfunden wurde.
Das Wasser aus der Eifel, das in der Sötenicher Kalkmulde entspringt, entsprach deshalb genau den Vorlieben der Stadtbewohner von Köln. Nebenbei hatte es den besonderen Effekt, durch seinen hohen Kalkgehalt die aus Blei bestehenden Wasserleitungen innerhalb von kürzester Zeit von innen mit einer Kalksinterschicht zu überziehen und dadurch das giftige Blei zu neutralisieren.
In Köln speiste das Wasser die öffentlichen Brunnen, die niemals weiter als 50 Meter auseinander lagen, die öffentlichen Latrinen, öffentliche Gebäude, Thermen und diejenigen Privathaushalte, die sich einen eigenen Wasseranschluß – inklusiver bronzener Wasserhähne für jederzeit verfügbares fließendes Wasser – leisten konnten. Die Brunnen der Stadt förderten ununterbrochen Wasser, so daß sie durch gelegentliches Übertreten gleichzeitig die Straßen spülten. Abwässer von Straße, Latrinen und Häusern wurden mit Brauchwasser in die unterirdische Kanalisation gespült und von dort in den Rhein abgeleitet.
Die Leitung begann bei Nettersheim im Urfttal auf 420 Metern Höhe NN am sogenannten „Grünen Pütz“. Sie verlief weiter entlang zum Fluß Kall, wo sich die Wasserscheide zwischen Maas und Rhein befindet. Im weiteren Verlauf folgte die Leitung dem Nordhang der Eifel bis zum Fluß Erft bei Euskirchen und von dort aus durch das Swisttal bis nach Rheinbach und Meckenheim. Im weiteren Verlauf passierte sie den Kottenforst nordwestlich von Bonn und das Vorgebirge vor Köln. Die letzte Etappe verlief im Bereich von Brühl und Hürth nach Köln, wo die Leitung in 10 Meter Höhe auf die Stadtmauer traf und von dort in ein kompliziertes Verteilsystem geleitet wurde.
Ein Meisterwerk römischer Bautechnik – von Soldaten errichtet

Antike Vermessungstechnik war in der Lage, eine 100 km lange Gefälleleitung mit konstantem 0,1%igem Gefälle zu errichten
Entgegen landläufiger Vorstellungen waren römische Legionäre nicht ununterbrochen mit dem Sichern von Grenzen und dem Kämpfen gegen Barbarenhorden (oder gegeneinander in diversen Bürgerkriegen) beschäftigt. Stattdessen gehörten Bauvorhaben, insbesondere der Straßenbau und die Errichtung von Infrastruktur zur schnellen Versorgung in allen Winkeln des Reichs, zu ihren wichtigsten Aufgaben.
Deshalb fanden sich in ihren Reihen hochspezialisierte und gut ausgebildete Techniker, die sich auskannten mit Landvermessung, Konstruktion von Baugeräten wie Kränen, Pfahlrammen oder wasserbetriebenen Sägen, oder der Herstellung des römischen Betons (Opus caementicium – unser Begriff Zement geht darauf zurück), der selbst unter Wasser aushärten konnte und so stabil war, daß er bis heute hält und nur mit hohem technischen Aufwand zu beseitigen ist. Deswegen sind auch römische Brücken (wie die Brücken von Cordoba oder Trier) oft noch heute in Betrieb, während moderne Brücken und Straßen nach bereits einem heißen Sommer oder kalten Winter ihre ersten Verfallserscheinungen zeigen. Werkstoffanalysen haben gezeigt, daß römischer Beton auch den heutigen Normen für diesen Baustoff entsprochen hätte.
Die Wasserleitung wurde, von einigen steileren Teilstücken abgesehen, die zur Überwindung geographischer Hindernisse nötig waren, mit einem konstanten Gefälle von 0,1% gebaut – eine Leistung, die selbst in der heutigen Zeit mit lasergestützter Vermessungstechnik nur schwer zu vollbringen ist, insbesondere durch ein so wechselhaftes Gelände und über eine mehr als 100 Kilometer lange Strecke. An den wenigen Stellen, an denen ein steileres Gefälle vorhanden war, befanden sich Tosbecken, in die das Wasser stürzte und in denen es gebremst wurde. Daneben wurde eine Verringerung der Wassergeschwindigkeit in Absetzbecken genutzt, in denen sich Verunreinigungen, sowie Schweb- und Trübstoffe absetzten, bevor das Wasser seine gemächliche Reise nach Köln fortsetzte.
Die Leitung wurde in mehreren, voneinander unabhängigen Bauabschnitten – sogenannten Baulosen – zu je 15.000 römischen Fuß (ca. 4400 Metern) errichtet. Der Erdaushub und Materialtransport, der dafür notwendig war, war mit 4 Kubikmetern je laufendem Meter Leitung gigantisch. Hinzu kam das Mauerwerk, mit dem die Leitung in unterirdischen Schächten ummauert wurde, sowie der Innenputz, mit dem das Bauwerk verputzt war.
Die Leitung verlief zu großen Teilen unterirdisch, was einerseits einen Schutz vor Zerstörung und Verunreinigung gewährte, andererseits die Leitung vor Frost schützte und dafür sorgte, daß sich der Bauaufwand in der bergigen Eifel in Grenzen hielt. Nur in besonders steilen Tälern, wie bei der Überquerung des Veybachs bei Mechernich oder des Swistbaches bei Rheinbach, wurde auf die aus anderen Ländern, wie Italien, Spanien und Frankreich bekannten hohen Aquäduktbrücken zurückgegriffen.
Wie lange der Bau der Leitung gedauert hat, ist nicht bekannt. Hochrechnungen beziffern die Bauzeit auf 475.000 Tagewerke, das würde bei 180 Bautagen im Jahr 2500 Arbeiter 16 Monate lang beschäftigen. Wahrscheinlich dauerte die Bauzeit jedoch weitaus länger, da in diese Berechnungen nicht der Materialtransport und die Vermessung eingerechnet wurden.
Über die Vermessungstechnik der Römer sind wir sehr gut informiert, da der römische Architekt und Ingenieur Marcus Vitruvius Pollio uns das „De architectura libri decem“ hinterlassen hat – „10 Bände über die Architektur“. Dabei handelt es sich um eine umfassende Beschreibung von römischer Bautechnik und Ingenieurswesen, von Zeitmessung, Landvermessung, Prinzipien der Architektur, Ausbildung des Architekten, Säulenordnungen bis hin zu Baumaschinen, Wasserrädern, Kränen und Kriegsgeräten. Die technischen Beschreibungen sind dabei so detailliert, daß sie auch bei der heutigen Rekonstruktion antiker Geräte, wie dem Kran und der Pfahlramme in der Römerwelt Rheinbrohl, oder den diversen Scorpio- und Ballista-Geschützen der verschiedenen Reenactment-Legionen zu Rate gezogen werden.
Vitruvius beschreibt in seinem Werk auch, wie Wasser auf seine Tauglichkeit als Trinkwasser geprüft wird und wie man die ideale Quelle findet.
Auch gibt es auf römischen Veranstaltungen oft die Gelegenheit, sich römische Vermessungstechnik erklären zu lassen – viele römische Gruppen führen gerne den Gebrauch des Diopter oder des Chorobaten (das wichtigste römische Vermessungsinstrument) vor.
Da die Leitung regelmäßig gewartet, repariert und von zu dicken Kalksinter-Ablagerungen befreit werden mußte, waren in regelmäßigen Abständen Wartungsschächte eingelassen, sogenannte Revisionsschächte, in die man einsteigen und von dort durch die unterirdischen Kanäle laufen konnte. Die Kanäle waren mit 70 cm Breite und 1 Meter Höhe so groß, daß sich ein Arbeiter darin kriechend von einem Wartungsschacht zum nächsten bewegen konnte.
Es gab einige Zuläufe und Abläufe und der Weg des Wassers konnte über Verschlußventile nach Bedarf gesteuert werden. Größere Verteilstationen und Wasserwerke, in denen Wasser durch Kiesfilter und Klärbecken gereinigt wurde, finden sich an mehreren Orten im Verlauf der Leitung.
Wie wir aus schriftlichen Quellen wissen, gab es um römische Wasserleitungen herum eine Schutzzone, in der landwirtschaftlicher Betrieb verboten war. So ist von der Wasserleitung bei Lyon eine Verbotstafel mit folgender Aufschrift bekannt: „Auf Geheiß des Kaisers Caesar Trajanus Hadrianus Augustus ist niemandem das Pflügen, Säen oder Pflanzen gestattet innerhalb des Raumes, der zum Schutz der Wasserleitung bestimmt ist.“ Grundwasserschutzzonen waren also auch zu römischer Zeit schon bekannt.
Die Entnahme von Wasser aus einem Aquädukt war bei schwerer Strafandrohung verboten.
Das Baumaterial für die Wasserleitung wurde aus der unmittelbaren Umgebung gewonnen, meist in Steinbrüchen vor Ort. So finden sich alle typischen Eifelgesteine auch in diesem großen Bauwerk wieder, wie Grauwacke, Sandstein und Tuffstein (wie er z.B. im Römerbergwerk Meurin abgebaut wurde). Die Steine sind bearbeitet und mit Mörtel gemauert. Beim Bau der Leitung wurde der tragende Rundbogen verwendet, dessen Gewölbe die 1 Meter dicke Erdschicht tragen konnte, mit der die Leitung bedeckt war.
Zum Schutz vor eindringendem Schmutz- und Grundwasser war die Leitung von innen mit rotem Putz (Opus signinum) verputzt, der aus Kalk und Bruchstücken von roten Ziegelsteinen bestand. Ein Drainage-System verhinderte, daß Sickerwasser in die Leitung eintrat. Eine Abdichtung der Leitung fand bei der ersten Inbetriebnahme der Leitung statt, indem man der ersten Wasserflut Holzasche beifügte, die in die feinen Ritzen und Poren drang und sie somit abdichtete.
Wichtigster Werkstoff aber war der römische Zement, der aus gebranntem Kalk (wie man es gut in der römischen Kalkbrennerei Iversheim sehen kann), Sand, Wasser und Steinen hergestellt wurde. Ihm haben wir zu verdanken, daß wir noch heute an vielen Orten entlang der Strecke teils sehr gut erhaltene Teilstücke der Wasserleitung vorfinden.
Das Ende der Wasserleitung und ihre neue Nutzung
Die Wasserleitung war von ca. 80 n. Chr. bis 260 n. Chr. in Betrieb. Ihr vorausgegangen war eine kleinere Wasserleitung aus dem Kölner Umland und dem Vorgebirge, die aber bald den Wasserbedarf der wachsenden Großstadt nicht mehr decken konnte.
Erst als sie 260 n. Chr. durch Frankeneinfälle zerstört wurde, wurde sie aufgegeben und nicht wieder repariert. Nach dem Ende des römischen Reichs ging das Wissen um die Aquädukt- und Vermessungstechnik verloren, wie auch die Kenntnis über die Existenz der unterirdischen Wasserleitung.
Erst fünfhundert Jahre später erfuhr die Eifelwasserleitung unter der Herrschaft der Karolinger eine neue Nutzung, denn die sehr gut bearbeiteten Steine waren im steinarmen Rheinland ein begehrtes Baumaterial zum Bau von Häusern, Kirchen und Stadtmauern, wie z.B. in der Stadtmauer von Rheinbach zu sehen ist. Hier sind die Bruchstücke von Beton und Putz noch heute gut zu erkennen, die noch immer an den Steinen haften. Der Steinbedarf war so groß, daß nahezu sämtliche oberirdisch verlaufende Teile der Leitung, sowie zahlreiche Schächte und Tunnel vollständig abgebaut wurden.
Ein besonders beliebter Baustoff aus der Wasserleitung wurde der sogenannte „Aquäduktmarmor“ oder „Eifelmarmor“. Dabei handelt es sich um die bis zu 30 cm dicken, verhärteten Kalksinterablagerungen im Inneren der Leitung, die – geschnitten und poliert – in bunten Farben leuchten und als gemasertes Marmorimitat insbesondere im Kirchenbau im ganzen Rhein-Eifel-Gebiet verwendet wurde. Beispiele dafür sind die Säulen des Baldachins über dem Altar der Kirche des Klosters Maria Laach. Auch findet man ihn noch heute in Altarplatten, Taufbecken und Fensterbänken. Er war so beliebt, daß er bis nach Westfalen (z.B. im Dom von Paderborn) und sogar nach Skandinavien exportiert wurde, wo er im Dom von Roskilde in Dänemark und in der ältesten Steinkirche Schwedens, in Dalby, verbaut wurde.
Die Gänge und Röhren, die immer wieder in der Gegend auftauchten, verleiteten im Mittelalter die Einheimischen zu wilden Spekulationen über den Ursprung dieser Anlage. Eine Legende aus der Kölner Dombausage erzählte, daß es sich um eine unterirdische Leitung von Trier nach Köln gehandelt hatte. Sie wäre einem Wettstreit zwischen dem Teufel und dem Dombaumeister entsprungen, der gewettet hatte, daß er die Leitung schneller vollenden würde, als der Kölner Dom fertiggestellt wäre. In der Geschichte kommt der Dombaumeister zu Tode, was einen jahrhundertelangen Stillstand der Dombauarbeiten zur Folge hatte.
Außerdem gab es Geschichten, in denen die Wasserleitung zu einer Weinleitung zwischen Trier und Köln umgedeutet wurde, wie in der Gesta Treverorum des heiligen Maternus aus dem 4. Jahrhundert und dem volkstümlichen, 49-strophigen Annolied aus dem 11. Jahrhundert.
Noch heute werden einige Quellen der Eifelwasserleitung zur Trinkwasserversorgung genutzt. So speist die Stadt Mechernich ihr Wassernetz aus einer ehemaligen Zuleitung zur Eifelwasserleitung aus dem Quellgebiet Hausener Benden.
Den römischen Stand der Wasserversorgungs- und Vermessungstechnik erreichte man erst wieder im 19. Jahrhundert.
Der Römerkanal heute – eine archäologische touristische Attraktion
Der Römerkanal, dessen Stationen auch in das Projekt „Straßen der Römer“ eingebunden sind, hat sich – zu Recht – zu einer touristischen Attraktion in der Eifel entwickelt.
Neben der Tatsache, daß die Leitung einige der archäologisch interessantesten Gebiete der Eifel durchquert, ist die Leitung hervorragend touristisch erschlossen und vorbildlich mit Informationstafeln beschildert. Es ist möglich, dem „Römerkanal-Wanderweg“ von der Quelle bis zur Mündung zu folgen (hierbei sind wegen der Länge mehrere Etappen notwendig) oder Stationen des Römerkanals mit anderen römischen Sehenswürdigkeiten zu verbinden, wie Tempeln, Militäranlagen oder zivilen Siedlungen.
Es gibt eine eigene Website zum Römerkanal-Wanderweg, auf der auch Übernachtungsmöglichkeiten für Wanderer zu finden sind. Touristisch interessante Angebote wie „Wandern ohne Gepäck“ erleichtern ebenfalls den Zugang zu diesem ungewöhnlichen Fernwanderweg. Außerdem werden geführte Wanderungen angeboten und es finden regelmäßig Veranstaltungen an den wichtigsten Stationen und im Umfeld des Römerkanals statt. Es ist erfreulich, daß die Region dieses bedeutende archäologische Denkmal so stark bewirbt und attraktiv gestaltet, denn die über 100 Kilometer lange Leitung ist wirklich ein vielseitiges und überraschend spannendes Ausflugsziel.
Wir möchten Euch auf unserer Website einige Stationen des Römerkanals in der kommenden Zeit mit einer losen Artikelreihe aus unserer Serie „Antike Stätten“ näher vorstellen:
- Beginn der Eifelwasserleitung am „Grünen Pütz“ bei Nettersheim
Der Beginn der Wasserleitung, geschützt von zwei Medusenhäuptern, ist natürlich Pflicht. Hier begann die Wasserleitung und hier sind heute die gemauerte Quellfassung und einige geöffnete Wasserleitungskanäle zu besichtigen.
Ein Besuch der Quelle sollte auf jeden Fall mit den ganz in der Nähe liegenden Matronentempeln von Pesch und Zingsheim, sowie des Vicus Marcomagus mit dem großen Matronentempel für die aufanischen Matronen verbunden werden!
- Aquäduktbrücke bei Mechernich
Eines der wenigen überirdisch verlaufenden Teile der Wasserleitung ist durch die teilrekonstruierte Aquäduktbrücke bei Mechernich-Vussem sehr anschaulich dargestellt.
- Brunnenstube und Verteilanlage „Klausbrunnen“ bei Kallmuth
Die in einem Schutzbau gelegene aufwendige Brunnenstube zeigt sehr anschaulich die komplexe Logistik und ausgeklügelte Technik, die hinter der Wasserleitung steht.
- Kanalaufschluß und kleiner Tempel Euskirchen-Kreuzweingarten
Hier kann man einen Blick in einen sehr gut erhaltenen Teil der Wasserleitung werfen. Außerdem befindet sich in der Nähe ein kleines Gebäude mit Nischen, das als römischer Tempel gedeutet wird. Kleine Tempelchen dieser Art finden sich an mehreren Stellen unmittelbar an der Wasserleitung, so daß ein Zusammenhang zu bestehen scheint.
- Doppelleitung Hürth-Hermülheim
Sehr gut erhaltenes und eindrucksvolles Stück einer Doppelleitung kurz vor Köln. Dieser Aufschluß liegt in einem abgeschlossenen Schutzbau und ist am Tag des Offenen Denkmals (mit Führung) zu besichtigen.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Aufschlüsse, von denen wir im Laufe der Zeit immer wieder den ein oder anderen unserer Reihe hinzufügen werden.
Weiterführende Informationen
Es gibt zahlreiche gute Websites, aber auch Bücher, Wanderführer und Info-Material rund um die Eifelwasserleitung. Wer sich näher mit dem Thema oder römischem Ingenieurswesen allgemein beschäftigen möchten, für den haben wir folgende Tipps:
- Aquädukte: Wasser für Roms Städte, Klaus Grewe
Diese sehr informative Sonderausstellung (die wir im Jahr 2014 in Zülpich gesehen haben) gastiert nun bis Juni 2016 im APX Xanten, nachdem sie bis Oktober 2015 im Römisch-Germanischen Museum in Köln gastierte.
Zudem gibt es ein sehr gutes und reich bebildertes Buch zur Ausstellung, das viele Hintergrundartikel rund um die römische Wasserversorgung, Vermessungstechnik und Ingenieurswesen enthält. Es wurde von Klaus Grewe verfasst, der ein fundierter Kenner der Eifelwasserleitung ist und viele gute Bücher rund um das Thema geschrieben hat.
- Die lange Leitung der Römer: Der Römerkanal-Wanderweg von Nettersheim bis Köln, von Klaus Grewe und Manfred Knauff
Wanderführer mit Hintergrundinformationen und Beschreibung der Etappen.
Website mit vielen Hintergrundinformationen. Der aktive Verein veranstaltet auch Exkursionen, macht Informationsveranstaltungen und ist sehr um Wissensvermittlung und Kulturpflege rund um den Römerkanal bemüht.
Unter „Publikationen“ finden sich zudem PDFs mit einzelnen Spezialthemen (wie Aufsätzen über Teilstücke des Kanals, aber auch über die Benefiziarier, Streckenvermessung, Wasserentsorgung in Köln etc.) zum kostenlosen Download.
Die schon zuvor erwähnte Website bietet Infos zum Streckenverlauf und zu Übernachtungs- und Wandermöglichkeiten.
Website des Experten für römische Wasserversorgung und die Eifelwasserleitung mit aktuellen Infos über Publikationen, Vorträge und Ausstellungen
- Kurzvorstellung der Eifelwasserleitung auf Rhein-Eifel-TV:
Bei aller Freude über die Leistung der Römer in der Eifel: Diese Wasserleitung war nicht die längste im römischen Reich; die längste befand sich im heutigen Tunesien. Sie führte vom Jebel Zaghouane nach Karthago und war über 130 km lang. Auch eine sehr beindruckende Leistung.
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Vielen Dank für den korrigierenden Hinweis, wir haben das entsprechend geändert.
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Ich finde es super spannend was die damals schon für tolles Zeug gebaut haben, mit den einfachen (aber klugen) Mitteln die ihnen zur Verfügung standen. Ich habe mal eine Doku darüber gesehen wie die Römer auf ihren Wegen kartographiert haben, bzw. wie ihre Ingeneure eben genau solche Bauwerke wie Aquädukte bzw. Straßen geplant haben. Das war SEHR interessant. Da dachte ich nur noch: wir halten uns heute für super schlau und modern. Aber was die Römer damals gemacht haben, war auch schon ziemlich gut.
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Und das mit einer Genauigkeit, die fast an die heutigen Laser-Vermessungstechniken heranreicht, ein konstantes Gefälle von 0,1% über 100 km Strecke würde heute niemand mehr mit römischer Vermessungstechnik hinbekommen.
Und der technische Standard der Wasserversorgung wurde in unseren Breiten erst wieder mit dem 19. Jahrhundert erreicht…
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JA genau. Ich finde das echt super interessant und wenn ich Archäologe wäre, würde ich wohl auf so einem Gebiet forschen. Es ist krass was unsere Gesellschaft für einen Rückschritt gemacht hat in den Jahrhunderten nach den Römern. Irgendwie traurig. Ich frage mich manchmal wie unsere Kultur heute aussehen würde, wenn das Römische Reich nicht zusammengebrochen wäre, wenn sie es irgendwie hinbekommen hätten ihre vielen Kolonien zu managen.
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