Anschrift:
Andreas-Broicher-Platz 1, 53909 Zülpich. Anschrift für das Navigationsgerät: Mühlenberg 5, 53909 Zülpich
Anfahrt:
Zülpich liegt in der Nordeifel in der Nähe von Euskirchen, Düren und dem Nationalpark Eifel.
Das Museum befindet sich in der Innenstadt von Zülpich auf dem Mühlenberg, dem höchsten Punkt der Stadt, direkt neben der roten Kirche St. Peter und der Landesburg. Hier befindet sich auch der Eingang zum Gelände der Landesgartenschau (bis Oktober 2014).
Zülpich ist ein kleiner Ort, der über mehrere ausgeschilderte Parkplätze verfügt. Von allen Parkplätzen aus ist der Mühlenberg fußläufig zu erreichen und dank des Burgturms und des Kirchturms nicht zu verfehlen.
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Museum gut zu erreichen. Der Bahnhof Zülpich wird von Euskirchen oder Düren angefahren. Von dort kann man entweder laufen oder mit dem Bus bis zur Haltestelle Post-/Martinstraße fahren.
Hintergrundinformationen:
Zülpich ist der heutige Name der alten Römerstadt Tolbiacum, die seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. existierte.
Zur Römerzeit war der vicus Tolbiacum eine Kleinstadt, die aufgrund ihrer Lage an der Kreuzung mehrerer römischen Schnellstraßen einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Niedergermanien war. Hier kreuzten sich die vielbefahrenen Hauptstraßen nach Reims (Durocortorum Remorum), die Verbindung von Trier (Augusta Treverorum) nach Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium), die Straße nach Xanten (Colonia Ulpia Traiana) über das große Militärlager Neuss (Novaesium) und die Regionalstraße nach Jülich (Iulicaum vicus).
Außerdem lag Tolbiacum an der 96 Kilometer langen Eifelwasserleitung von Nettersheim nach Köln mit ihren mächtigen Aquädukten und Röhrensystemen, die Köln mit täglich 20 Millionen Litern Trinkwasser versorgte.
Die Eifelwasserleitung war eine der längsten Wasserleitungen der römischen Welt und somit war Tolbiacum ein wichtiger Posten entlang dieser Verbindung. Da die Verwaltung der Stadt, das Einziehen der Steuern und das Regeln von Rechtsangelegenheiten durch Köln geschah, durften sich die Einwohner des Ortes wie die Kölner „Agrippinenser“ nennen.
Der Kern des Ortes lag auf dem Mühlenberg, wo sich neben den öffentlichen Thermen auch andere Großbauten befanden. Es wird angenommen, daß es hier eigene Verwaltungsgebäude, eine Unterkunft für die Straßenpolizei, Tempel für römische und einheimische Götter und Herbergen für Reisende auf den Schnellstraßen gab. Leider ist die Lage der meisten Gebäude nicht gesichert, da die Stadt oft zerstört wurde, zuletzt durch einen Bombenangriff 1944, dem ein Großteil der Stadt zum Opfer fiel. Lediglich die Thermenanlage sowie Kleinfunde (wie der Kopf einer Jupiterstatue) sind erhalten. Die Thermenanlage ist dafür in einem so guten Erhaltungszustand, daß sie als eine der besterhaltenen öffentlichen Thermenanlagen nördlich der Alpen gilt.
Der Name „Tolbiacum“ ist keltischer Herkunft, allerdings sind bislang keine keltischen Funde überliefert. Als Tolbiacum im 1. Jahrhundert von Römern gegründet wurde, hatten sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit bereits germanische Ubier niedergelassen, die aus dem rechtsrheinischen Germanien auf eigenen Wunsch hin in das linksrheinische römische Germanien umgesiedelt worden waren. Sie besetzten die freien Siedlungsflächen, die von den durch Julius Caesar in einer bis dahin beispiellosen „ethnischen Säuberung“ vernichteten keltischen Eburonen hinterlassen worden waren.
Die Thermen wurden im 2. Jahrhundert n. Chr. errichtet und über die Jahrhunderte mehrmals erweitert. Wie im römischen Reich üblich, dienten sie nicht nur als „Badeanstalt“ mit Kalt-, Heiß- und Schwitzbad, sondern als gesellschaftlicher Treffpunkt, wo man sich austauschte, Geschäfte machte oder sich mit Freunden und Geschäftspartnern traf. Es gab ein reiches Angebot an Dienstleistungen, wie dem Körperhaarausreißer (Körperbehaarung galt unter Römern und romanisierten Einheimischen als barbarisch), Friseur, Massagen oder Ärzten – antike Wellness.
Im 4. Jahrhundert wurde, aufgrund der wachsenden Bedrohung durch Germaneneinfälle aus dem rechtsrheinischen freien Germanien, ein Mauerring um die Stadt errichtet.
Mit der Eroberung von Köln, der Provinzhauptstadt Niedergermaniens durch die Franken im Jahr 455, endete die Zeit der römischen Herrschaft in dieser Region.
Im Jahr 496 fand vor den Toren der Stadt die Entscheidungsschlacht zwischen den Germanenstämmen der Franken und Alemannen statt, die „Schlacht von Zülpich“, die auch als die „Bekehrungsschlacht“ in die Geschichte einging. Frankenkönig Chlodwig I versprach, bei einem Sieg über die Alemannen zum Christentum zu konvertieren. Dieses Versprechen hielt er ein und konvertierte mit seinem gesamten Stamm, was als Gründungsstunde des merowingischen Frankenreichs gilt.
Die römischen Thermen wurden bei Kanalbauarbeiten im Jahr 1929 zwischen der alten Pfarrkirche St. Peter und der Propstei entdeckt. Der Zülpicher Volksschullehrer und Heimatforscher Paul Hubert Pesch grub sie in den Jahren 1931-1936 systematisch aus, wodurch er vom Provinzialmuseum (dem heutigen Rheinischen Landesmuseum) unterstützt wurde. Schon damals wurde die Anlage mit einem Schutzbau versehen. Ein Großteil der Stadt Zülpich wude 1944 durch den alliierten Bombenangriff zerstört, wie die alte Kirche, doch die Thermen blieben unbeschädigt.
In den Jahren 1978/1979 und 2001/2002 fanden ergänzende Ausgrabungen durch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege statt. Da der Erhaltungszustand der Thermen rapide abnahm, entschied man sich dazu, sie in ein Museumsprojekt zu integrieren und dadurch dauerhaft zu konservieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Jahr 2008 eröffnete das moderne Museum „Römerthermen Zülpich – Museum der Badekultur„. Hierbei nimmt die Thermenanlage das komplette Erdgeschoß des Museums ein und wird multimedial präsentiert. Insbesondere die sehr gut erhaltene Heizungsanlage ist von großer archäologischer Bedeutung.
Beschreibung:
Der Museumsbau ist modern und um die Römertherme herum konzipiert, so daß sich die Funde sehr gut in das Gebäude integrieren.
Ein Teil des Museums wird für regelmäßige Sonderausstellungen genutzt, zum Beispiel zum Thema „römische Wasserversorgung“.
Im großzügigen Eingangsbereich befindet sich die Kasse und ein kleiner Museumsshop mit Büchern, Zülpich-Artikeln und einem Angebot rund um die Themen „Römer“ und „Baden“. Das Personal an der Kasse ist freundlich und erklärt den Aufbau des Museums mit einem empfohlenen Rundweg. Besonders gut gefiel uns der ausdrückliche, unaufgeforderte Hinweis, daß das Fotografieren überall frei erlaubt ist.
Es gibt kostenlose Schließfächer (gegen Pfand), in die man seine Jacken und Taschen im gut geheizten Museum einschließen kann. Auch die sanitären Anlagen sind top-modern und mit Bewegungsmeldern ausgestattet, die automatisch das Licht einschalten. Alles ist barrierefrei und rollstuhlgeeignet. Auf Anfrage werden auch Führungen mit Gebärdendolmetscher angeboten.
Den Hauptteil des Museums nimmt die römische Abteilung ein. Hier führt ein Rundweg durch die Thermenanlage, wobei mit Beamern auf Leinwände inmitten der Räume der Therme kleine Spielszenen projiziert werden, die den Alltag in einer römischen Therme demonstrieren. Auf Knopfdruck auf einem Bedienpanel startet ein kurzer Film auf diesen Leinwänden, dessen Ton dezent aus den Lautsprechern des Panels kommt, so daß nicht die ganze Therme mit kakophonischem Filmton verschiedener Leinwände vollgeplärrt wird. Die Technik mit den Projektionen erinnerte uns an den Isis-Mater Magna-Tempel in Mainz.
Multimediale Stationen im Eingangsbereich erklären die Bedeutung der Badekultur in anderen Kulturen, wie dem Christentum, dem Judentum oder dem Islam.
In die Thermenanlage integriert sind erklärende Schaukästen, die Fundstücke aus der Umgebung, aber auch typische Utensilien einer Therme zeigen, wie den Körperschaber (Strigilis), Öl- und Parfümgefäße, Arzt- und Kosmetikzubehör, Öllampen und Teile der Wandbemalung. Die Bemalung zeigt, wie bunt und reichhaltig die öffentliche Therme ausgestattet war. Zu den wertvollsten Ausstellungsstücken gehört der Inhalt eines römischen Grabes aus Ernzen.
Auch die Leitungsrohre, Ventilsysteme und die sehr fortschrittliche Heiztechnik mit Metallkessel und Durchlauferhitzer wird gut erläutert. Der Besucher wird sich der erstaunlichen Tatsache bewußt, daß eine so fortschrittliche Technik erst wieder im 19. Jahrhundert erreicht werden sollte.
Spannend ist auch eine Duftwand, in der auf Knopfdruck typische Aromastoffe wie Rose, Lavendel, Basilikum oder Zedernholz „errochen“ werden können. Kombiniert ergeben diese Gerüche das typische antike Parfüm, wie es den Geschmack der Römer traf.
Die Schautafeln und Beschriftungen sind nur in deutscher Sprache. Sie sind sehr gut illustriert und didaktisch aufbereitet, so daß der Informationsgehalt hoch ist. Für Kinder gibt es einen begleitenden Comic, der spielerisch über das Thema informiert.
Im oberen Stockwerk gibt es weitere Abteilungen, die über Bade- und Toilettenkultur im Mittelalter, Barock und der Neuzeit informieren. Diese Abteilungen sind deutlich kleiner, aber auch eine sehenswerte Ergänzung, die zeigt, wie fortschrittlich die römischen Thermen waren und welche zum Teil kuriosen Badesitten in späterer Zeit herrschten.
Ein sehr schönes Museum, das Spaß macht.
Öffnungszeiten und Preise:
Das Museum ist Dienstags-Freitags von 10-17 Uhr geöffnet, Samstags, Sonn- und Feiertags von 10-18 Uhr.
Der Eintritt für Erwachsene beträgt 4€ für die Dauerausstellung (ermäßigt 3€ für Studenten bis 25 Jahre, Behinderte, Bundesfreiwilligendienstleistende). Die Sonderausstellung kostet 2€, ermäßigt 1,50€. Es ist möglich, ein Kombiticket für beide Ausstellungsbereiche zu erwerben, dieses kostet 5€ (ermäßigt 4€).
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt. Es gibt auch die Möglichkeit, eine Jahreskarte für 12€ zu erwerben.
Führungen und Veranstaltungen:
Öffentliche Führungen finden jeden 1. Sonntag im Monat um 15 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenlos, Besucher zahlen nur den regulären Eintritt.
An ausgewählten Sonntagen gibt es zudem die Spezialführung „Schüler führen Schüler“.
Es gibt spezielle Themenführungen für Gruppen. Schwerpunkte hierbei sind unter anderem „Badekultur in römischer Zeit“, „Badekultur im Mittelalter“ oder eine Führung durch die Wechselausstellung. Solche Führungen müssen vorab gebucht werden und kosten 30€.
Daneben bietet das Museum Workshops für Kinder und Erwachsene an, die sich zum Beispiel mit der Herstellung römischer Kosmetik, dem Seifenmachen, römischer Wandmalerei oder dem Kochen befassen. Die Preise richten sich nach der Dauer und sind der offiziellen Website des Museums zu entnehmen.
Auch die Durchführung von Kindergeburtstagen mit speziell darauf zugeschnittenem Programm sowie das Mieten von Räumen für Konferenzen, Betriebsfeiern und Veranstaltungen ist möglich.
Regelmäßig finden im Museum Vorträge statt, die sich mit römischer Geschichte, der Stadt Zülpich oder anderen regionalen Themen befassen, wie z.B. „Vom Gasthaus zum geriatrischen Zentrum. Krankenfürsorge im Zülpicher Land vom Mittelalter bis zur Moderne“.
Es gibt Themennachmittage wie „Wasser und Salz“, Informationen zur römischen Wasserversorgung und Busexkursionen zu römischen Zielen im Umland, wie den Resten der Eifelwasserleitung, die noch überall zu finden sind.
Alle Termine sind der offiziellen Website zu entnehmen.
Weiterführende Informationen: