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Archiv der Kategorie: Uncategorized

In eigener Sache – ein Update

Salvete aus dem Westerwald! Unsere neue Aussicht

Lange haben wir nichts mehr von uns hören lassen seit dem letzten Beitrag in eigener Sache. Langsam ordnet sich unser Leben wieder und wir hoffen, dass 2023 endlich wieder etwas Normalität einkehrt.

Die Flut im Ahrtal ist nun auf den Tag genau 1,5 Jahre her. Unsere alte Erdgeschosswohnung in Ahrweiler ist bis heute unbewohnbar.

Es war eine sehr bewegte und anstrengende Zeit – nach sechs Monaten in beengter Unterkunft haben wir Anfang 2022 ein neues Zuhause im Westerwald gefunden – in der Nähe des Limes – und sind seitdem dabei, zu renovieren und uns Stück für Stück zurückzuholen, was wir verloren haben.


Dies ist natürlich nicht bei allem möglich, wie persönlichen Erinnerungsstücken oder Fotoalben, aber durch viele glückliche Fügungen und unwahrscheinliche Zufälle, auf Flohmärkten, im Netz und durch Vermittlung von Familie und Freunden haben ein paar Dinge den Weg zu uns gefunden, deren Verlust uns besonders geschmerzt hatte, wie ein toller Nachfolger des gehegten und gepflegten Oldtimers, der Grundstock für den Aufbau einer neuen Gesteinssammlung, eine Kendo-Rüstung oder einige seltene und schwer erhältliche Bücher (wir haben fast 500 Bücher verloren).

Durch beispiellose und tatkräftige Unterstützung haben wir im vergangenen Jahr viel geschafft und langsam kehrt bei uns wieder Ruhe ein.

Endlich wieder eine Auszeit mit Kultur! Besuch der Ausstellung „Untergang des Römisches Reichs“ in Trier

Wir haben uns allmählich in der neuen Umgebung eingelebt, in die das Schicksal uns ungeplant verschlagen hat. Wir wohnen nun in einem Waldgebiet auf einem Berg, weit weg von jedem Fluss, in (wieder) einer landschaftlich sehr schönen Gegend, wo andere Leute Urlaub machen. Die Ortsnamen auf den Schildern werden uns langsam vertrauter und wir blicken nun nach vorne und freuen uns darauf, die neue Umgebung bald ausgiebiger zu erkunden.

Nach einem Jahr voller Arbeit, Renovierung, Suche und Aufbau ist es unser Ziel, in diesem Jahr wieder die Dinge zu tun, die uns vor der Katastrophe wichtig waren und Freude gemacht haben und zu denen wir einfach überhaupt nicht mehr gekommen sind: Kultur, Reisen und Ausflüge zu römischen Reisezielen in unserer Region, Besuch von Museen, Wanderungen, Musizieren, Besuch von Veranstaltungen und das Schreiben von Artikeln.

Kurz vor der Flut hatten wir geplant, diese Website gründlich zu aktualisieren und einige Rubriken zu überarbeiten, was wir leider nicht mehr geschafft haben. Für dieses Jahr steht die Überarbeitung nun auf dem Plan und läßt uns nach vorne blicken. Viele Artikel auf unserer To-Do-Liste, die wir gerne noch schreiben wollten, warten darauf, in Angriff genommen zu werden und das ist zur Abwechslung mal etwas Angenehmes, auf das man hinarbeitet.

Bleibt uns also gewogen und schaut von Zeit zu Zeit vorbei, denn in diesem Jahr wird sich hier hoffentlich wieder einiges tun. Und vielleicht treffen wir uns wieder auf der ein oder anderen Veranstaltung, die schon in unserem Terminkalender steht.

Danke für Eure Treue, Eure Hilfe, Unterstützung und die vielen netten Nachrichten und Zusprüche, die wir erhalten haben.

Fast zwei Jahre Chaos und Renovieren liegen hinter uns
Unsere erste Oldtimer-Rallye mit dem neuen Alten 🙂
Eine Woche Urlaub und Nichtstun im ältesten Weinort Deutschlands, dem alten römischen Noviomagus Treverorum (Neumagen-Dhron)



In eigener Sache / Flut im Ahrtal

Es ist Euch sicher aufgefallen, dass sich hier seit einiger Zeit nichts mehr getan hat, keine neuen Artikel hinzugekommen sind.

Das liegt nicht etwa daran, dass wir diesen Blog aufgegeben haben, ganz im Gegenteil! Wir sind voller Ideen und haben eine lange Liste, worüber wir noch schreiben möchten.

Unsere Straße am Morgen danach

Leider kam uns das Schicksal in Form einer vernichtenden Flutwelle in die Quere. Wir wohnen in der Innenstadt von Ahrweiler im Ahrtal, direkt an der Stadtmauer, und in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wurde unser Leben, wie wir es bis dahin kannten, von der Flut fortgerissen. Wir verloren unsere Wohnung im Erdgeschoss, beide Autos und einen Großteil unseres Hab und Guts.

Zwei Wochen lebten wir ohne fließendes Wasser, über sechs Wochen ohne Strom. Nie hätten wir gedacht, dass so etwas in Deutschland überhaupt möglich ist.

Die folgenden Monate waren von Aufräumarbeiten, Entkernen, Organisieren bestimmt. Wir hatten tolle Hilfe von vielen Seiten und haben sie immer noch.

Mittlerweile sind 8 Monate seit der Flut vergangen, das Ahrtal ist noch immer verwüstet und wir können nicht mehr in das Haus zurück, in dem wir gewohnt haben.

Szene vor unserem Haus – Wasser holen

Wir sind zur Zeit dabei, in ein neues Heim umzuziehen und sind mit Renovieren und der Organisation des Umzugs beschäftigt. Es wird auch noch einige Zeit dauern, vermutlich mehrere Monate, bis wir wieder zur Ruhe gekommen sind und uns dem Blog widmen können.

Wir möchten Euch deshalb noch um Geduld bitten – wir kommen wieder, versprochen.

Bleibt uns treu!

Am Ufer der Ahr
Am Platz vor der Kirche deponierten Helfer in den ersten Tagen Spendengüter zur freien Bedienung
Aufräumarbeiten in unserer Straße
Der Friedhof von Ahrweiler – auf der Suche nach dem Familiengrab
Die Inhalte des Larariums, Römische Reliefs und Figuren werden vom öligen Schlamm befreit
Wir kommen wieder!

Events und Veranstaltungen: Vita Romana – Antikes Spektakel 12.-15.8.2017

Logo-EKP_front_largeVom 12. bis 15. August 2017 findet ein länderübergreifender römischer Event statt: „Vita Romana – Antikes Spektakel“ im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim.

Unter dem Motto „Raus aus dem Alltag, rein in die Antike“ wird im französischen Teil des deutsch-französischen Archäologischen Parks in diesem Jahr zum 20. Mal vor historischer Kulisse die römische Antike wiederbelebt.

Das Festival dauert in diesem Jahr 4 Tage, wobei das Programm an den vier Tagen wechselt. Im Mittelpunkt stehen Pferde und Wagenrennen. Montag und Dienstag werden zudem militärische Manöver auf dem Pferd demonstriert.

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Außerdem dabei: Gladiatoren, Metallhandwerk und die Gruppe „Galate“, die römische Musik und Tanz vorstellt. Montag und Dienstag wird zudem antike Glasbläserei  demonstriert. Es finden auch Workshops rund um die Themen Pferdepflege, Metallhandwerk, Kavallerie und Glasbläserei statt.

Am Samstag und Montag wartet auf den Besucher noch ein besonderes Highlight: mit Einbruch der Dunkelheit zeigt die Gruppe „La Compagnie la Salamandre“ eine Feuershow mit einem magischen Flammentanz inmitten der antiken Ruinen des Parks. Musik unterschiedlicher Gruppen und eine Nachtshow runden das Programm ab.

Auch der Park selbst ist sehenswert, er bietet unter anderem ein keltisches Fürstinnengrab, eine teilrekonstruierte römische Palastvilla und ein Ausstellungszentrum mit Funden aus der römischen Kleinstadt, die einst zwischen dem 1. und 5. Jahrhundert an dieser Stelle stand.

Vita Romana findet Samstag und Montag von 12-23 Uhr statt, Sonntag und Dienstag von 10-18 Uhr.

Der Eintritt beträgt 7€ für Erwachsene, ermäßigt 5,50€. Der Eintritt für Kinder unter 16 Jahren ist frei.

Mehr Informationen hier auf der offiziellen Website des Archäologieparks.

Facebook-Seite der Veranstaltung

Events und Veranstaltungen: Römerfest Kaiserthermen Trier, 15., 17.-18. Juni 2017

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Römerfest 2016

Nach dem Ende von „Brot & Spiele“ , dem traditionellen römischen Event in Trier im Jahr 2012, war es lange Jahre ruhig um die Römer in Trier. Dies war natürlich besonders schade, da Trier als „Roma Secunda“ einst eine der bedeutendsten römischen Städte nördlich der Alpen war und auch Sitz des römischen Kaisers. Gerade im Hinblick auf die gut erhaltenen römischen Monumente war Trier die perfekte authentische Kulisse für ein römisches Spektakel.

Umso erfreulicher, daß im Jahr 2016 von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz der Versuch gewagt wurde, wieder eine römische Großveranstaltung ins Leben zu rufen – dieses Mal in den Kaiserthermen. Sie war als Versuchsballon geplant, um zu schauen, wie groß das Interesse an einem solchen Event ist – und war, trotz des mäßigen Wetters, ein durchschlagender Erfolg.

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Blick über das Gelände (2016)

Und zwar so erfolgreich, daß das Ereignis in diesem Jahr wiederholt wird:

Am 15. Juni, sowie vom 17.-18. Juni öffnet das Römerfest in den Kaiserthermen auf 7000 qm erneut seine Pforten und bietet vor einer historischen Kulisse einen guten Mix aus römischen Themen. Über 200 Akteure aus 30 Gruppen zeigen das Militär (Legionäre, Prätorianer und Reiter), Handwerk (Töpfern, Münzprägung, Bronzeguss, Lederarbeiten, Öllampen), das Zivilleben (Medizin, Kochen, Schreibkunst), Modenschau, Gladiatorenkämpfe, Sklavenmarkt. Auch (in römischen Diensten stehende) Gallier sind vor Ort und präsentieren ihren gallischen Streitwagen.

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spannende Gladiatorenkämpfe mit guten Erklärungen (2016)

Natürlich gibt es auch wieder entsprechende Verpflegung in Form von römisch angehauchten Speisen und Getränken. Das Programm richtet sich an Erwachsene und Kinder gleichermaßen, so daß für jeden Geschmack etwas geboten wird.

Das Fest öffnet an allen Tagen von 10-18 Uhr.

Der Eintritt für Erwachsene kostet 6€ (ermäßigt 5€). Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zahlen 3€, unter 6 Jahren ist der Eintritt frei. Gruppen- und Familienkarten sind verfügbar. Wer über eine AntikenCard Trier verfügt, kann die Kaiserthermen ohne Aufpreis besuchen.

Kommt zahlreich und verbreitet die Kunde (Trier ist immer eine Reise wert, dort kann man sich als römischer Tourist gar nicht oft genug aufhalten!) und helft dadurch mit, daß das Römerfest zu einer festen jährlichen Dauereinrichtung wird!

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Auch eine gute Gelegenheit, sich mit Öllampen und Zubehör einzudecken! (2016)

 

 

Events und Veranstaltungen: Römertage Römerwelt Rheinbrohl, 13.-14. Mai 2017

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Das offizielle Werbeplakat der Römerwelt

Ein kleiner, aber feiner jährlicher Event steht wieder bevor: Die Römertage in der Römerwelt Rheinbrohl, am Beginn des Obergermanischen Limes am Rhein und am Rande des Westerwalds gelegen.

Das Wochenende vom 13.-14. Mai 2017 steht dieses Jahr unter dem Motto „Kunst und Handwerk im antiken Rom“ . Dabei zeigen verschiedene Darsteller den Alltag am Limes, so die Soldaten der Cohors XXVI, der „Stammbesatzung“ der Römerwelt und bekannt als „Römer zum Anfassen“ , die die Ausrüstung und Ausbildung einer Auxiliareinheit vorführen.

Antikes Handwerk wird präsentiert vom Römerverein „Militär und Handwerk“ . Auch der antike Fischer spannt wieder seine Netze, seine Darstellung ist wirklich spannend und wir hören ihm jedes Jahr wieder gerne zu!  Weitere Gebiete, die vorgestellt werden, sind antike Vermessungstechnik, sowie römisches Goldschmiedehandwerk und Schmiede.

Die Römerwelt verfügt über funktionsfähige Nachbauten einer Pfahlramme und eines römischen Krans, beide werden im Rahmen der Römertage in Aktion gezeigt.

Ein wissenschaftliches Vortragsprogramm sowie Führungen durch die Römerwelt und ein Sonderprogramm für Kinder runden das Angebot ab. Natürlich kann auch wieder das römische Brot aus den Original-Kuppelbacköfen gekauft werden, die zu diesem Anlaß befeuert werden und die legendäre Limes-Torte darf auch in diesem Jahr nicht fehlen!

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Die COHORS XXVI gehört zur Römerwelt wie der Limes, der Limes-Wachturm Nr. 1 und der Limes-Wanderweg! (Eindrücke vom Römerfest 2016)

Geöffnet ist das Gelände an beiden Tagen von 10:00 bis 18:00 Uhr. Ein 1-Tages-Ticket für Erwachsene kostet 8 €, Kinder von 7 bis 14 Jahren zahlen 5€. Es sind ermäßigte 2-Tages-Tickets sowie Familienkarten erhältlich.

Das detaillierte Programm sowie Impressionen von den Vorjahren hier auf der offiziellen Website der Römerwelt!

Für uns ein liebgewonnener jährlicher Event – und damit eine klare Empfehlung!

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Willkommen am Limes!

Achtung, wer noch mehr Römerwelt und vor allem Limes live erleben will: An Christi Himmelfahrt (25. Mai) findet wieder der alljährliche Limes-Wandertag statt, der ebenfalls in der Römerwelt startet.

Wer das UNESCO Welterbe Limes und den Feiertag einmal anders erleben will, in munterer Gesellschaft und mit interessanten Wegestationen und Programm – sollte sich diesen Aktivtag vormerken, spektakulärer Ausblick über Westwald, Rheintal und Eifel vom Wachturm inklusive!

Garantiert besser als Saufen mit dem Bollerwagen 🙂

Antike Stätten: Sironabad Nierstein

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Das Sironabad in Nierstein mit seinen 4 Heilquellen

Anschrift:

Sironastr. 6, 55283 Nierstein

Anfahrt:

Der Weinort Nierstein am Rhein liegt in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz) an der B9. Das keltisch-römische Sironabad befindet sich am südöstlichen Ortsausgang (nahe der B9 Richtung Oppenheim) in einer Stichstraße hinter einem chinesischen Restaurant und kurz vor einer Eisenbahnschranke.

Parkmöglichkeiten gibt es im Umfeld des Sironabades entlang der Sironastraße, ggfs. auch auf der anderen Seite der Eisenbahnlinie ein Stück den Berg hinauf.

Nierstein hat einen Bahnhof, so daß es auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Der Ort wird regelmäßig von Regionalzügen aus Mainz und Worms angefahren.

Das Gebäude befindet sich in einem Keller unterhalb eines unscheinbaren Hauses und ist nicht sonderlich prominent ausgeschildert. Mit der Anschrift ist es aber einfach zu finden.

Hintergrundinformationen:

Wo das heutige Nierstein liegt, befand sich zu römischer Zeit das Militärlager Buconica. Bereits zu keltischer Zeit wurden die dortigen vier Mineralquellen genutzt und man wies zahlreiche keltische und römische Siedlungsspuren im Raum in und um Nierstein nach.

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Eine Statue der Göttin Sirona schmückt das Sironabad

Römische Ansiedlungen sind vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. belegt. Hierbei spielt das Quellheiligtum der gallo-römischen Göttin Sirona eine besondere Rolle.

Sirona und ihr kultischer Begleiter, Apollo-Grannus, wurden an zahlreichen Orten im Raum Eifel-Hunsrück vor allem in Quellheiligtümern verehrt (siehe unseren Reisebericht „auf den Spuren von Sirona und Apollo-Grannus im Hunsrück„). So war auch das Quellheiligtum in Nierstein zu römischer Zeit lange das Ziel vieler Pilger, was Münzfunde aus der Regierungszeit des Kaisers Domitian (86 n. Chr.), Nerva, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius bis zu Postumus (256 n. Chr.) belegen.

Die Militär- und Straßenstation Buconica lag an der viel bereisten römischen Rheintalstraße zwischen Mogontiacum (heutiges Mainz, ehemalige Hauptstadt von Obergermanien) und dem Militärstandort Borbetomagus (heute Worms). Sie ist auch auf der Tabula Peutingeriana, einer im 12. Jahrhundert angefertigten Kopie einer antiken römischen Straßenkarte, als Straßenstation eingezeichnet.

In Nierstein treten vier Mineralquellen an die Oberfläche: zwei Süßwasserquellen und zwei Schwefelquellen. Wasseruntersuchungen aus dem Jahr 1991 bescheinigen den Quellen mikrobiologisch einwandfreie Trinkwasserqualität, sowie hohe Anteile an Mineralien und Gasen, vor allem Schwefel, schwefel- und salzsaures Natron, schwefeliges Stickstoffgas und Eisen. Es wurde bis in die frühe Gegenwart intensiv als Heil- und Mineralwasser im Kurbetrieb genutzt und gilt als heilsam bei Asthma, Hauterkrankungen, Brustleiden, Unterleibsbeschwerden, Hämorrhoiden, Gicht und Rheuma.

Daß diese Quellen schon zu römischer Zeit als Heilquellen genutzt wurden, ist durch Opfergaben wie Münzen und kleine gebrannte Votivfiguren belegt.

Wichtigster Nachweis für die Bedeutung dieser Quelle als Heilquelle, aber auch als Ort der Verehrung für Sirona und Apollo ist ein gut erhaltener Votivaltar mit einer Inschrift, der im Jahr 1802 bei Aufräumarbeiten der jahrhundertelang verschütteten Quelle gefunden wurde:

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Der Weihestein für Apollo und Sirona ist heute in der Wand der Quellenhalle eingelassen

Deo Apollini et Sironae, Julia Frontina
v[otum] s[olvit] l[ibenter] l[ubenter] m[eritis].

Dem Gott Apollo und Sirona erfüllt Julia Frontina ihr Gelübde freudig und nach Gebühr.

(CIL 13, 6272)

Es ist davon auszugehen, daß die Römerin Julia Frontina nach römischem Brauch  zur Erfüllung eines Gelübdes diesen Stein stiftete, nachdem sie an dieser Quelle Heilung erfahren hatte. Ähnlich wie wir dies heute noch in katholischen Kapellen und Kirchen finden, wenn dort Tafeln aufgehangen werden mit der Formulierung „Maria/Heiliger hat geholfen!“

Da der Name Julia Frontina auch auf einem Weihestein aus Ungarn bekannt ist, den dort ein Militärangehöriger namens Cajus Julius Frontinanus stiftete, ein Veteran der V. Legion, ist es durchaus denkbar, daß es sich bei der Stifterin im Militärlager Buconica um die Tochter dieses Soldaten handelte. Frontinanus stiftete seinen Stein in seinem Namen, seiner Frau Caphia Maxima, sowie seiner Tochter Julia Frontina den Heilgöttern Aesculap, Hygia (die im römischen Kontext starke Parallelen mit Sirona aufweist) und den übrigen Heilgöttern und Göttinnen des Ortes für die Wiederherstellung seiner Sehkraft. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, daß auch Julia sich entsprechend an die lokalen gallischen Heilgötter ihres Ortes wandte, Sirona und Apollo (-Grannus).

Bei den Freilegungsarbeiten im 19. Jahrhundert fand man zudem noch die römischen Quellfassungen und eine Säule.

Im Jahr 1803 wurde das Quellheiligtum vom Belgier van der Welden nach römischem Vorbild rekonstruiert. Unter Napoleon, als Rheinhessen zu Frankreich gehörte, herrschte im Bad ein reger Kurbetrieb. Es erfolgten mehrere Umbauten zu einer modernen Kur- und Badeanstalt mit Badehalle, Unterkünften und Brunnenhalle, die sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute. Französische Inschriftentafeln, die in die Wände eingelassen sind, zeugen noch heute von der Bedeutung des Ortes.

Ab 1910 wurde das Wasser industriell genutzt, unter anderem aufgrund seiner chemischen Eigenschaften zum Bleichen von Mais in einer Stärkefabrik der Firma Sander.

Seit 1937 steht das Bad unter Denkmalschutz und wird seitdem von der Gemeinde Nierstein betreut. Es wurde für die Öffentlichkeit restauriert und zugänglich gemacht.

Beschreibung:

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Der Eingang zum Bad ist unscheinbar

Das Sironabad in Nierstein ist nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen und ansonsten verschlossen. Eine Führung lohnt sich, da dort viel Hintergrundwissen vermittelt wird.

Das Bad liegt unterirdisch unter einem unscheinbaren Gebäude. Man steigt über eine lange Treppe hinab und gelangt in den großen Quellraum, der das ganze Jahr über gleichmäßig kühl ist. In der Quellhalle befinden sich zwei Wasserbecken, die jeweils von den zwei Süßwasser- bzw. zwei Schwefelwasserquellen gespeist werden.

Die Quellen sind frei zugänglich und man kann sowohl das Wasser der Süßwasser-, als auch der Schwefelquelle probieren (im Rahmen einer Führung werden für gewöhnlich zu diesem Zweck Pappbecher verteilt). Die Wasserqualität beider Quellen in beiden Becken gilt als einwandfrei und das Wasser kann vorbehaltlos getrunken werden – wenn man nicht geschmacksempfindlich ist.

Das Süßwasser schmeckt neutral nach Mineralwasser, das Schwefelwasser ist allerdings eher etwas für Hartgesottene, da das typische Schwefelaroma nach faulen Eiern intensiv ist. Wer Heilung wünscht, muß da allerdings durch 😉

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Augen zu und runter! Schwefel hilft gegen alles, das wußten schon die Römer!

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Ein skeptischer Blick – aber wer Heilung will, muß da durch!

Oberhalb der Brunnenfassungen sind in den Wänden Plaketten mit Inschriften für Napoleon sowie für wohlmeinende Stifter angebracht.

Der Weihestein für Apollo und Sirona ist in eine Wand oberhalb des Brunnenraumes eingelassen. Auch eine große Replik der Sirona-Statue aus Hochscheid befindet sich in der Halle des Quellheiligtum, was wir eine gute Idee finden, um ihr Numen in dieser offenbar doch recht wirksamen Heilquelle lebendig zu halten.

Im Hintergrund der Brunnenhalle befinden sich Wanddurchbrüche, die zu den ehemaligen Räumen des neuzeitlichen Kurbetriebs führen, so zum Beispiel zu Saunaräumen.

Öffnungszeiten, Führungen

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Die Quellen sind frei zugänglich und man kann seinen Becher nach Belieben nachfüllen…

Öffentliche Führungen finden von Mai bis Oktober jeweils am 2. Sonntag im Monat statt. An diesen Tagen ist das Bad von 11 bis 15 Uhr geöffnet und es hält sich ein Führer im Bad auf, der, je nach Besucheraufkommen, regelmäßige Führungen durchführt.

Für Gruppen sind außerhalb dieses Termins Führungen nach Absprache möglich. Hierzu wendet man sich an das Tourismus- und Kulturbüro Nierstein. Kontaktdaten für telefonische oder Email-Terminvereinbarung sind auf der offiziellen Website der Stadt Nierstein einzusehen.

Für die Führung wird ein minimaler Beitrag von einigen Euro erhoben, der aber völlig in Ordnung geht, da er der Erhaltung und Pflege des denkmalgeschützten Bades zugute kommt. Uns hat die ausführliche Führung gut gefallen, die einen weiten Bogen schlägt von der Kelten- und Römerzeit über die napoleonische Besatzung, den Kurbetrieb des 19. Jahrhunderts bis hin zur industriellen Nutzung als Bleiche und Mineralwasserproduktionsstätte.

Sonstiges

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Der Abstieg hinab in die Hallen des Quellheiligtums

Fotografieren ist erlaubt.

Der Abstieg hinab in den Keller ist nicht barrierefrei.

Weiterführende Links und Quellen:

„Wo kann ich ein Lararium kaufen?“

Regelmäßig bekommen wir Anfragen nach Bezugsquellen, Händlern oder Shops, bei denen man ein Lararium – einen römischen Hausschrein – kaufen kann. Vor allem aufwendige Lararien im klassischen mediterranen Stil, wie man sie an vielen Stellen auf unserer Website sehen kann, stoßen hierbei auf Interesse.

Deswegen möchten wir diese (und damit verwandte) Frage heute in einem Artikel aufgreifen, um sie an zentraler Stelle für unsere Leser zu beantworten.

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Die schlechte Nachricht gleich vorweg, oder, um es kurz und schmerzlos zu machen: Es gibt unseres Wissens keine Shops oder Händler, bei denen man ein Lararium kaufen kann, zumindest keine, wie sie von unseren Lesern gesucht werden.

Es gibt zwar kleine Larariumsnischen oder Relief-Repliken zu kaufen, wie hier im Römershop des Forum Traiani, aber den meisten schwebt ein richtiger Hausaltar in Form eines Miniaturtempels vor, in den man Statuen und Ritualgegenstände wie Öllampen, Räucherschalen und Opfergefäße stellen kann.

Viele Cultores haben mehr oder weniger elaborierte, zum Teil sehr aufwendig gestaltete und dekorierte Lararien in ihrem Domus, i.e. Heim. Auch sieht man solche bunten und aufwendig gestalteten Lararien auf Römerfesten und Veranstaltungen in den Zelten und an den Ständen vieler Gruppen. Der einheitliche Stil, bestehend aus einem Miniaturtempel mit Podest, oft einem säulengetragenen Dach, legt die Vermutung nahe, daß es eine oder mehrere Bezugsquellen für derartige Hausaltäre gibt – doch leider ist dies nicht der Fall.

Do it yourself

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Lararium mit Opferbrot (Libum)

Die Antwort auf die Frage, woher man so ein schönes Lararium bekommt, lautet: all diese Lararien sind selbstgemacht und wenn man einen Miniaturtempel als Hausaltar möchte, dann bleibt einem nichts übrig, als sich selbst daran zu versuchen oder jemanden zu finden, der ihn für einen baut.

Zwar besteht auf dem Markt definitiv ein gewisser Bedarf an solchen Miniaturtempeln, allerdings ist der Aufwand, diese Lararien in Handarbeit herzustellen, zu bemalen und zudem in verschiedenen Größen vorrätig zu haben, einfach zu hoch, als daß es sich für einen Hersteller rechnen würde – diese Lararien wären einfach zu teuer, wenn man die Arbeitsstunden bezahlen müßte, die eine solche individuelle Handarbeit erfordern würde.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: die eigentlichen Materialkosten sind relativ gering. Und allzu großes handwerkliches Geschick oder exotisches Werkzeug ist auch nicht nötig, um ein solches Lararium selbst herzustellen.

Und schon die Beschäftigung damit, sich zu überlegen, wie groß es werden soll, welche Proportionen man wünscht, welche Statuen hineinpassen sollen, wie man es bemalen möchte – all das ist eine sehr schöne Art, sich mit dem Thema „Lararium“ auseinanderzusetzen und einen persönlichen Bezug zu seinem Hausaltar zu bekommen.

„Könnt Ihr mir kein Lararium bauen?“

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Dekoriert zu den Saturnalien

Wir selbst hatten Hilfe beim Bau unserer Lararien durch Ludovicus‘ handwerklich begabten Vater, was umso bedeutsamer und symbolreicher wird, wenn man bedenkt, daß im Lararium auch der Ahnen gedacht wird, zu denen auch unsere Eltern und Großeltern einmal gehören werden.

Um der nächsten Frage vorzugreifen, die ebenfalls häufig an uns herangetragen wird:

Nein, leider können wir für Euch kein Lararium bauen; unser Baumeister ist gesundheitlich und altersbedingt nicht in der Lage, in die Larariums-Großproduktion einzusteigen (obwohl wir ihm das spaßeshalber schon vorgeschlagen haben, da er dafür wirklich ein gutes Händchen hat, auch wenn er die Minitempel gerne scherzhaft als „Römische Vogelhäuschen“ bezeichnet 😉 ).

Und auch wenn die Geldbeträge, die uns dafür schon geboten wurden, wirklich fair und großzügig sind, ist es uns einfach nicht möglich.

Muß es gleich ein Minitempel sein?

Viele, die neu zum Cultus Deorum, dem römisch-rekonstruktionistischen Polytheismus kommen, wollen (verständlicherweise) gleich „voll durchstarten“ und fühlen sich vielleicht sogar gerade durch die sehr ansprechenden, aufwendigen Hausaltäre und die Vorstellung, daran Rituale abzuhalten, angezogen und inspiriert.

Wenn sie zum Entschluß gekommen sind, daß der römische Weg der ist, auf dem sie bleiben wollen, dann ist das Einrichten eines Larariums tatsächlich der erste Schritt, da sich darum die Sacra Privata, die persönliche Kultpraxis, dreht. Deshalb beginnt der Einstieg in den Cultus Deorum Romanorum immer mit einem Lararium, oft gefolgt von einem Sacellum für weitere Gottheiten, die im privaten Cultus ebenfalls eine Rolle spielen.

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Hier wurde ein japanischer O-butsodan (Hausschrein) zum Schrein für Merkur und Rosmerta

Was allerdings nicht immer klar ist: Man benötigt nicht zwingend einen aufwendigen Miniaturtempel, um den Cultus auszuüben! Ein Mangel an finanziellen Mitteln oder handwerklichem Geschick ist kein Hinderungsgrund, sich dem römischen Rekonstruktionismus zu widmen.

Tatsächlich besaßen auch in der römischen Antike die wenigsten pompöse, dekorative, aufwendige Lararien (oder gar eigene Lararienräume); dies war vor allem den Reichen vorbehalten, die Platz und Geld hatten, um sich derartige Dinge anfertigen zu lassen und auch in ihrem Heim aufzustellen. So galt bei ihnen ein aufwendiges Lararium (gerade in der Eingangs- und Empfangshalle) auch als Statussymbol und Zeichen ihrer guten Beziehung zu den Göttern. Der „richtige“ Hauskult fand aber auch in den Herrenhäusern meistens an kleineren Lararien statt, die vorzugsweise in der Küche in der Nähe des Herds standen (weil die Göttin Vesta, die in jedem Lararium eine Rolle spielt, mit dem immer brennenden Herdfeuer assoziiert wurde), da alle Hausbewohner, auch Gesinde und Sklaven, zum Haushalt zählten, oder an privaten Lararien in den Schlafgemächern oder Privatzimmern der Hausbewohner. Gerade aus Pompeji und Herculaneum sind uns viele großartige Lararien erhalten, die sich über ganze Wände erstreckten und mit detaillierten Wandmalereien versehen sind – und die schon damals ein Vermögen kosteten.

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Es muß nicht gleich so groß sein wie in Pompeji!

Bei der Mehrheit der Bevölkerung, insbesondere der ärmeren Stadtbevölkerung, die oft in beengten Wohnverhältnissen lebten oder in dunklen mehrstöckigen Mietskasernen, fehlten oft sowohl Raum als auch finanzielle Mittel, um ein elaboriertes Lararium zu errichten. Die meisten Lararien waren deshalb eher zweckmäßig und pragmatisch angelegt – in einer Wandnische, auf einem Beistelltisch oder einem Regalbrett, auf dem einige Figürchen standen, die die Ahnen oder Götter repräsentierten. Solche Figuren konnten einfach selbst hergestellt werden, zum Beispiel aus Ton. Götterstatuetten konnten preisgünstig in Tempelläden erworben werden, wo sie in einfacher Qualität aus billiger Massenproduktion verkauft wurden, so daß sie sich jeder leisten konnte.

Es ist also nichts Verwerfliches daran – oder Zeichen für mangelnde Hingabe an die Götter -, wenn man sich für den Anfang erst einmal ein Regal oder einen Tisch einrichtet (gerade, wenn man in beengten Verhältnissen wohnt, zum Beispiel in einer Studentenbude oder in einem Zimmer). Wichtiger ist es, einfach mit der Praxis anzufangen, als sich darum einen Kopf zu machen, wie toll man das Lararium gestalten könnte und ob man ohne Miniaturtempel überhaupt Cultor werden kann.

So kann man in Ruhe über die Zeit Zubehör und Ritualgegenstände sammeln, zum Beispiel Repliken römischer Figuren, Öllampen oder Geschirr, oder Dekorationen wie Girlanden, Münzen, Reliefs, und so wird das Lararium von selbst wachsen und sich im Laufe der Zeit auch immer wieder verändern.

Ja, es soll aber ein Minitempel sein!

Wenn es aber unbedingt ein Miniaturtempel sein soll, so haben die Götter vor den Beginn der Kultpraxis den Schweiß gesetzt und das eigene Bemühen.

Wer nicht kreativ genug ist, um sich einen eigenen Entwurf zu zeichnen, zum Beispiel auf der Grundlage von Fotos aktueller und historischer Lararien, die man überall im Internet findet, kann auf einem Römerfest jeden Besitzer eines Lararium an seinem Stand oder Zelt ansprechen – dieser wird ihm gerne Tipps zum Bau geben, die Maße des Larariums verraten oder ihm vielleicht sogar eine Skizze mitgeben oder zuschicken.

Sinnvoll ist es natürlich, sich vorher zu überlegen, wo das Lararium später stehen soll, um die Proportionen und Maße daran anzupassen – ein monströser Tempel, den man nach irgendeiner Vorlage baut und der hinterher nicht auf den geplanten Tisch passt und in dem die Figuren der Laren verschwinden, die man extra dafür gekauft hat, ist dann nicht zielführend, genauso wie ein Minischrein, in dem sich die Götter den Kopf stoßen, die man im Internet bestellt hat…

Zur groben Orientierung oder als erster Anhaltspunkt hier die Maße (in cm) eines unserer Lararien:

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Gute Planung ist also wichtig im Vorfeld und ohne Zollstock und Maßband braucht man gar nicht erst zu beginnen. Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, daß die Dimensionen sowohl zum Raum als auch zu den darin zu platzierenden Gegenständen passen sollten, damit man sich hinterher nicht ärgert!

Hat man eine Vorstellung davon, wie das Lararium aussehen soll (wieviele Säulen, Treppen, wie hoch, wie lang, wie breit, wie tief), ist es sinnvoll, sich eine Skizze anzufertigen, in die man sämtliche Maße einträgt. Selbst wenn man kein technischer Zeichner ist, sollte man sich eine Zeichnung anfertigen, so rudimentär und laienhaft sie auch sein mag, denn nur so kann man festlegen, welche Bauteile man benötigt.

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Die Rohform, mit Maßnahme und Größenvergleich für die Anschaffung der darin aufzustellenden Figuren

Die meisten Larariumsbesitzer, die wir kennen, fertigen ihre Lararien aus Holz an (am einfachsten zu verarbeiten ist Sperrholz). Aber auch Pappmaché wird eingesetzt, insbesondere für Dekoelemente wie geriffelte Säulen, sieht es zum Teil sogar besser aus, als zersägte Besenstile oder Gardinenstangen. Hier muß man einfach experimentieren und auch mal pragmatisch improvisieren.

Wenn man nicht gerade selbst Schreiner ist oder viel mit Holz arbeitet, ist der nächste Schritt relativ einfach: man geht in den nächsten Baumarkt seines Vertrauens in die Holzabteilung und läßt sich alle benötigten Teile maßgerecht aus Brettern seiner Wahl zuschneiden. Dies bieten viele Holzabteilungen an, oft ohne Aufpreis oder für eine geringe Gebühr. Wenn man Glück hat, findet man einen Baumarkt mit freundlichem Personal in der Holzabteilung, dem man erklärt, was man für Stücke benötigt und der daraufhin mit einem zu den Brettern geht und direkt ausmisst, wieviele Bretter in welcher Größe man braucht, um die benötigten Teilstücke daraus zu sägen. Das spart Kosten, weil man weniger unbrauchbaren Verschnitt erzeugt!

Was für ein Holz man nimmt, ist dem persönlichen Geschmack und Geldbeutel überlassen. Sperrholz ist leicht und einfach zu verarbeiten. Massivholz kostet mehr und ist unter Umständen schwieriger zu verleimen. Da das Lararium am Ende komplett bemalt wird, ist es nicht unbedingt nötig, ein bestimmtes Holz zu wählen, weil man Farbe und Maserung attraktiv findet, denn davon wird man am Ende ohnehin nichts sehen. Auch sollte man bedenken, daß ein komplettes Lararium einige Kilogramm wiegen kann, auch aus Sperrholz, so daß man es sich gut überlegen sollte, sein Lararium aus Massivholz zu bauen.

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Es macht Sinn, Säulen vor dem Verbauen zu bemalen, damit man sauberer arbeiten kann

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Säulenbemalung in Progress

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Bereit zum Einbau!

In der Holzabteilung läßt man die benötigten Einzelteile zurechtsägen: Bodenplatten, Seiten-, Rückwände, Winkel, Streifen für eine Türaussparung etc… Will man Säulenelemente integrieren, muß man auch an Rundhölzer denken, zum Beispiel in Form von Besenstilen oder Gardinenstangen, die es ebenfalls im Baumarkt gibt. Diese kann man auch daheim mit jeder Holzsäge in Säulen schneiden oder sogar in Scheiben, um damit ansprechende Säulensockel zu gestalten.

Daneben benötigt man noch einen guten Holzleim und Schraubzwingen, um die Einzelteile miteinander zu verleimen – und Geduld, alles in Ruhe trocknen zu lassen.

Ein fundamental wichtiger Tipp vorab: Vor allem die kleinen Einzelteile sollten VOR dem Zusammenbauen bemalt werden, insbesondere die Säulen! Sonst wird das Bemalen viel schwieriger und zum Teil zu einer Tortur, wenn man in unzugängliche Winkel gelangen muß oder gerade Linien benötigt (wie bei einer rot-weißen Säule).

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Auch andere Deko-Elemente, wie diese bronzefarbenen Säulensockel, sollte man vorher bemalen – das ist deutlich einfacher!

Bemalt man Säulen vorher, kann man Grenzen ganz einfach mit Kreppband abkleben und dadurch gerade Linien ziehen. Auch Kleinteile wie Säulensockel lassen sich besser bemalen, wenn man sie in der Hand drehen und wenden kann.

Zum Bemalen empfehlen wir handelsübliche Acrylfarbe. Diese deckt gut und ist einfach aufzutragen. Außerdem kann sie gut gemischt werden, so daß jede gewünschte Farbe aus ein paar Grundfarben hergestellt werden kann. Auch andere Hobbyfarben (z.B. zum Bemalen von Warhammer-Miniaturen) können gut zur Bemalung, insbesondere für Details und Akzente, verwendet werden, weil es sie in besonderen Farbtönen wie Gold, Bronze oder in ganz speziellen Schattierungen gibt.

Für die großflächige Grundbemalung in weiß tut es aber auch eine große weiße Tube Acrylfarbe, die ebenfalls günstig im Hobbymarkt zu bekommen ist. Dort gibt es auch Sets mit 5 Grundfarben, mit denen man sehr weit kommt. Pinsel sollte man natürlich nicht vergessen, hier braucht man einen breiten für große Flächen und feinere Pinsel für Dekorationen und andersfarbige Elemente. Eine Mischpalette, die es günstig aus Plastik gibt, ist ebenfalls hilfreich, aber man kann notfalls auch auf Zeitungspapier mischen.

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Nach dem Zusammenbau des Grundgerüsts wird der Rest bemalt – erst eine weiße Grundierung, danach farbige Dekorationen. Hierbei Grenzen immer gut mit Malerkrepp abkleben!

Für das Dach gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Dachpappen, dünnes Eternit oder Dachfolien aus dem Modellbau, die zum Beispiel Schieferbedeckung imitieren (diese war in der Antike in unseren Breiten im östlichen Gallien verbreitet, im Raum Eifel – Mosel – Hunsrück waren viele römische Gebäude, Wachtürme und Tempel mit Schiefer statt Dachziegeln gedeckt, zum Beispiel im Raum der westlichen Vulkaneifel um Mayen).

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Dach mit echter Schieferdeckung

 

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Dach aus Eternit mit Terrakotta-Bemalung

Aber auch ein Dach, das die traditionell römische Dachziegelbedeckung imitiert, ist relativ einfach herzustellen, insbesondere, wenn man es in einer entsprechenden gedeckten roten Farbe bemalt. Hier kann man sich gut im Modellbaubereich oder Baumarkt inspirieren lassen.

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Eine gute Idee zum Bemalen sind auch Schablonen, die es in vielen Formen im Hobbymarkt gibt

Für das Bild in der Rückwand gibt es auch verschiedene Optionen – wer gut malen kann, kann sich selbst ein Gemälde nach seinem Geschmack erstellen, das typische Larariumsmotive zeigt – Laren, die Schlange, Götter, Vesta, eine mythologische Szene etc.. Ansonsten ist es auch beliebt, ein „klassisches“ Motiv, zum Beispiel aus Pompeji oder Herculaneum, zu reproduzieren, indem man es auf die gewünschte Größe vergrößert und am PC ausdruckt oder in einem Drogeriemarkt auf Fotopapier drucken läßt und auf die Rückseite klebt. Vereinfacht wird die Sache, wenn man das Bild auf eine harte Unterlage, wie Pappe oder ein dünnes Brett klebt und dieses dann in die Rückseite einsetzt, anstatt das Bild direkt auf die Rückwand des zusammengeleimten Hauses zu kleben.

Und dann?

Wenn das Lararium fertig ist, bemalt und dekoriert an seinem Platz steht, werden die Ahnen, Laren und Hausgötter darin eingeladen.

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Durchführung einer Räucherung im Ritus Romanus (capite velato)

Fortan sollte man mindestens an den Iden und Kalenden (bis hin zu täglich) ein Larariums-Ritual durchführen. Dort ist ein Ort, um den Hausgöttern seine Anliegen vorzutragen, um ihre Gunst und Unterstützung für seine Pläne und Aktivitäten zu bitten und Opfergaben darzubringen.

Es sollte in Ehren gehalten und nicht vernachlässigt werden (d.h. keine Opfergaben dort vergammeln lassen, es nicht vollkleckern oder einstauben lassen). Ein Lararium zu besitzen, bedeutet auch eine gewisse Verantwortung zu übernehmen – es ist nicht einfach nur ein römisches Deko-Element der Wohnung, sondern der zentrale Fokus römischer Spiritualität! Im schlimmsten Fall wird das Lararium bei Vernachlässigung von den einmal dorthin eingeladenen Wesen wieder verlassen und zu einem toten Ort, weil niemand die Veranlassung sieht, sich dort niederzulassen und auf die Anliegen des Besitzers zu hören, weil dieser nicht die gebotene Sorgfalt walten läßt.

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Rauchopfer im Schein der Öllampen

Es kommt nicht darauf an, daß es perfekt ist und toll aussieht, wie gerade frisch aus Pompeji importiert – vielmehr zählt der Gedanke beim Einrichten und die Pflege und Aufmerksamkeit, die es danach bekommt. Also: lieber eine Nummer kleiner, auch ruhig improvisiert und nicht perfekt, aber dafür ein Ort lebendiger Kultpraxis!

Weitere Tipps für das Lararium, zum Beispiel zur Einrichtung, zur Invokation einer Gottheit in eine Statue und Anleitungen für Rituale zu vielen Anlässen findet Ihr in unserer Artikelsammlung zum Cultus Deorum.

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Eine tolle Sache: Ein Lararium im Museum (Römervilla Ahrweiler) vermittelt Besuchern eine anschauliche Vorstellung von heimischer religiöser Praxis in unseren Breiten zur Zeit der Antike

Römische Rezepte: Moretum

Einleitung: Herkunft, Tipps und Infos

Direkt zum Rezept

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Moretum – die römische Kräuter-Käsepaste passt eigentlich zu allem!

Sommerzeit – Grillsaison… da wird es Zeit, daß wir Euch endlich unser Rezept für Moretum verraten, die römische Kräuter-Käsepaste, die nahezu zu allem passt, unserer Meinung nach aber besonders zu gegrilltem oder kurzgebratenem Fleisch und zu Brot. Insbesondere die Kombination mit römischem Gewürzbrot oder mit dem (ebenfalls käsehaltigen) Opferbrot Libum sollte man unbedingt probiert haben.

In der römischen Antike war Moretum ein einfaches Allerweltsessen, das zu allen Uhrzeiten geschätzt wurde. Die herzhafte Käsepaste ließ sich schnell herstellen und über den Tag hinweg essen, zudem war sie vielseitig einsetzbar, so daß sie täglich auf den Tisch kam. Die weite Verbreitung und Bedeutung dieses Alltags-Brotaufstrichs zeigt sich auch in der häufigen Erwähnung in der antiken Literatur.

Moretum wird unter anderem beschrieben von Lucius Iunius Moderatus Columella in seiner Schrift „De re rustica“ (das neben Catos „De agri cultura“ das bedeutendste Werk über römische Landwirtschaft ist). In seinem Werk wird eine Variante erwähnt, in der statt Schafskäse geriebene Walnüsse verwendet werden (und die damit auch neumodische vegane Geschmäcker trifft – wir haben dies jedoch nicht ausprobiert und halten uns an die althergebrachte Variante mit Schafskäse).

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Das tolle grüne Moretum der Gallo-Römer der PzlG e.V.

Die ausführlichste Beschreibung der Herstellung von Moretum wird allerdings Vergil zugeschrieben (ob es wirklich von ihm stammt, ist nicht gesichert). Im Gedicht „Moretum“ aus dem „Appendix Vergiliana“ beschreibt der Dichter in 122 Hexametern  detailliert den Tagesablauf eines Bauern, wobei die morgendliche Zubereitung des Moretums eine zentrale Rolle spielt. Zwar ist der Text als übertriebene und humorvolle Lobpreisung des einfachen Landlebens gedacht, uns liefert er jedoch heute detaillierte Informationen über die Herstellung dieses ländlichen Grundnahrungsmittels.

Hergestellt wird das Gericht laut den Quellen in der Reibschale, dem Mortarium, die der Paste auch ihren Namen gab. Das Mortarium, eine flache Schale aus Ton mit eingebrannten Sandkörnern an der rauhen Innenseite, wird häufig in der römischen Küche verwendet und wird in zahlreichen Rezepten erwähnt. Unter anderem wird es zur Herstellung von Pasten und Saucen verwendet.

Die Zubereitung in einer Rührschüssel ist allerdings ebenfalls unproblematisch. Wer es gerne homogen mag, kann einen Mixer verwenden; wir rühren und kneten unser Moretum in der Regel mit einem Holzlöffel, so daß es ein bißchen körniger und ungleichförmiger ist.

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Wir sind immer auf geheimer Moretum-Verkostungs-Tour unterwegs. So wird es im APX in Xanten serviert

Man kann das fertige Moretum entweder in einer Schale servieren, aus der man das Moretum dann, ähnlich moderner Kräuterbutter, mit einem Messer auf sein Brot oder Fleisch streicht. Die klassische Form der Zubereitung, die ebenfalls im besagten Vergil-Gedicht erwähnt wird, ist es, das Moretum zu kleinen runden Bällchen zu formen. Das hat den Vorteil, daß es transportabel ist und sich gut als „Finger Food“ für Zwischendurch eignet.

Da das Moretum unter anderem in der Pause bei der Feldarbeit gegessen wurde, ist die Bällchen-Form auch heute für Outdoor-Aktivitäten sinnvoll und zweckmäßig.

Das klassische Moretum besteht aus Schafs- oder Ziegenkäse, Olivenöl, Selleriegrün, Salz, Knoblauch und diversen Gewürzen, wobei man hier kaum übertreiben kann – je würziger, desto besser.

Hier kann man im Endeffekt seinen geschmacklichen Gewürzvorlieben freien Lauf lassen, denn schon in der Antike würzte man das Moretum mit allen möglichen Kräutern der Saison, wie sie eben gerade im Kräutergarten verfügbar waren.

Spezifisch erwähnt werden bei Vergil die Weinraute und Koriander, wobei die Weinraute etwas schwierig zu bekommen ist. Sie erfordert zudem etwas Sorgfalt im Umgang und der Dosierung, da die Blätter zu Hautreizungen führen können. Schwangere sollten das Gewürz generell meiden, da es in höherer Dosierung zu Fehlgeburten führen kann (und deshalb seit Jahrhunderten zu abortiven Zwecken genutzt wird). Mit ein paar Blättern kann man aber nichts falsch machen, ihr Geschmack ist sehr charakteristisch für Moretum.  In geriebener oder gemahlener Form ist sie uns nicht bekannt, aber als Gewächs für Garten oder Balkon bekommt man sie in gutsortierten Gärtnereien (zum Beispiel in der Klostergärtnerei der Abtei Maria Laach).

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Eine römische Küche im Kastell Saalburg im Taunus

Des weiteren eignen sich alle typischen Gewürze der römischen Küche zur Verfeinerung des Moretums. In der „De re rustica“ werden- je nach saisonaler Verfügbarkeit – Bohnenkraut, Lattichblätter, Schnittlauch, Minze, Schnittlauch, Lattichblätter, Walnüsse, Sesamkörner, Thymian, Pinienkerne, Haselnüsse, Mandelkerne und Oregano erwähnt. Wir persönlich haben zum Beispiel auch gerne Anis, Fenchel und Kümmel dabei.

Die Farbe eines Moretums reicht von weiß mit sichtbaren grünen Kräutern bis hin zu einer leuchtend grünen Paste, wie man sie zum Beispiel beim wirklich genialen Moretum des Vereins PzlG e.V. (Projekte zur lebendigen Geschichte e.V.) probieren darf – wer diese Gruppe einmal mit einem Moretum-Probierstand auf einer Veranstaltung sieht, sollte dem Stand unbedingt einen Besuch abstatten! Wir haben schon viel Moretum probiert, aber das ist eindeutig unser Favorit.

Auch das (weiße) Moretum, das ab und zu bei Veranstaltungen in der Römerwelt Rheinbrohl zum Verkosten angeboten wird (zum Beispiel zum römischen Backhaustag oder Limes-Wandertag), ist sehr empfehlenswert; hier wird ebenfalls mit Anis und Fenchel gearbeitet.

Wichtig ist, daß man nicht zimperlich mit Knoblauch sein sollte, da dieser ein Hauptbestandteil der Paste darstellt und alles dominiert. Hier reden wir nicht von einzelnen Zehen, hier rechnen wir in Knollen 😉

Welcher Käse tatsächlich verwendet wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Er wird in der Literatur als „milchiger Käse“, „harter Käse“, „junger gesalzener Käse“ und „hart von zerfressenem Salz“ beschrieben. Dies deutet darauf hin, daß es keine einheitliche Zubereitungsart für das Moretum gab und es sich wahrscheinlich regional und durch die Jahreszeiten je nach Geschmacksvorlieben und Verfügbarkeit der Zutaten unterschieden hat, genau, wie man die Gewürze je nach Saison verwendete.

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Moretum-Verkostung mit Edgar Comes, einem Experten der römischen Küche, bei der IRM in der Villa Borg

So ist ein Moretum sowohl aus weichem, feta– oder ricottartigem Schafs- oder Ziegenkäse üblich (Verarbeitung und Verzehr von Kuhmilch war in der römischen Antike unüblich), als auch aus Hartkäsearten wie Pecorino, eventuell vermischt mit weichem Schafs- oder Ziegenkäse. Wir bevorzugen die Variante mit weichem Käse.

Wer kein Freund von Schafs- oder Ziegenkäse ist, kann diesen auch mit Kuhmilch-Feta ersetzen, er sollte sich halt nur darüber im Klaren sein, daß es sich in dem Fall dann nicht um ein 100% authentisches Rezept aus der Antike handelt – aber rein von der Anwendung oder dem Geschmack her ist das unproblematisch. Schafs- oder Ziegenkäse ist allerdings aromatischer, da der Kuhmilch-Feta in der Regel ja einfach nur salzig ist. Wo wir schon mal beim Thema „unauthentisch, aber schmackhaft“ sind: Für eine angenehme Konsistenz und Textur kann man zum Beispiel auch körnigen Frischkäse oder Hüttenkäse zum verwendeten Schafs- oder Hartkäse hinzugeben, das ist zwar ebenfalls nicht authentisch, hat sich in der Praxis aber als sehr angenehme und frische Ergänzung erwiesen, so daß wir das im Sommer, z.B. zum Grillen, gerne als unsere „lokale Variante“ so zubereiten.


Rezept

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Ein Mortarium, die Reibschale zum Herstellen von Gewürzpasten

Hinweis: Römische Rezepte enthalten in der Regel keine Mengenangaben. Hier muß man selbst experimentieren, wieviel man letztendlich erhalten möchte und wie stark man Gewürze und Knoblauch dosieren will. Hier kann man ganz mutig sein und nach Augenmaß arbeiten; viel falsch machen kann man bei Moretum nicht.

Zutaten

Für Moretum nach antiken Originalrezepten benötigt man:

  • Weichen Schafs- und/oder Ziegenkäse nach Feta-Art (z.B. Salakis) und/oder Ricotta (3 Pakete a 250 Gramm ergeben etwa eine mittelgroße Schüssel)
  • Einen guten Schuß Olivenöl
  • Sehr viel Knoblauch, mindestens 5 Zehen, aber wahre Moretum-Fans nehmen auch 1-2 Knollen…
  • Sellerieblätter
  • Ca. 20 ml Essig (z.B. einen guten Weinessig)
  • Gewürze (nach Saison und Geschmack): Weinraute, Koriander, Bohnenkraut, Minze, Schnittlauch, Lattich, Thymian, Oregano, eine Prise Salz (Vorsicht, der Feta-Käse ist bereits salzig)
  • Optional (diese verwenden wir persönlich für unser Moretum nicht): Walnüsse, Sesamkörner, Haselnüsse, Mandelkerne, Pinienkerne

Wir ergänzen das Rezept (aus unserer experimentellen Erfahrung) dafür gerne noch mit:

  • 1 Paket Hüttenkäse / Körnigem Frischkäse
  • Gewürze: Anis, Fenchel, Kümmel
  • Etwas Honig

Zubereitung

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Olivenöl und Knoblauch vermengen

Zur Zubereitung eignet sich eine einfache große Schüssel.

Als erstes wird das Olivenöl mit dem klein gehackten oder zerdrückten Knoblauch vermischt.

In diese Mischung wird der zerbröselte Feta-Käse gegeben und mit Ricotta oder Hüttenkäse verrührt, bis sich eine körnige, aber gleichmäßige Masse ergibt.

Einen großzügigen Schuß Essig hinzufügen und einen ganz kleinen Löffel Honig.

Die Gewürze reiben oder fein mahlen, sofern man sie nicht bereits gemahlen vorliegen hat. Schnittlauch und andere blattartige Gewürze fein hacken. Nach und nach zur Käsemasse hinzugeben und unterheben. Kräftig durchrühren.

Wer es gerne homogen mag, kann hier einen Mixer benutzen, aber interessanter schmeckt das Moretum, wenn es gröber und ungleichmäßiger ist, so daß wir es mit einem Holzlöffel rühren.

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Und dann immer: Rühren, Kneten, Rühren, Kneten…

Für ein intensiveres Aroma empfiehlt es sich, das Moretum für eine Nacht im Kühlschrank stehen zu lassen, damit es gut durchziehen kann.

Für die original-römische Zubereitung wird die Masse zuletzt mit den Händen zu kleinen, etwa tischtennisballgroßen Bällchen geformt. Diese können z.B. mit je einem Zahlstocher durchbohrt, als Häppchen angerichtet werden.

Wer keine Bällchen formen möchte, kann das Moretum einfach in einer Schüssel servieren, aus der man sich mit einem Messer bedient.

Bene sapiat! 🙂

Events und Veranstaltungen: Römertage Villa Borg 6.-7. August 2016

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Eine tolle Location: Der Archäologiepark Villa Borg

Am kommenden Wochenende steht uns ein weiteres Highlight der Saison bevor: die XIX. Römertage im Archäologiepark Villa Borg!

Die Römertage in der Villa Borg sind ein „Klassiker“ unter den Römerfesten, denn die Kulisse des rekonstruierten römischen Gutshofs mit seinem zweistöckigen Herrenhaus und der weitläufigen Gartenanlage sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre.

Der Archäologische Park liegt im östlichen Gallien, sprich: im Dreiländereck bei Perl im Saarland, direkt an der luxemburgischen Grenze (am anderen Moselufer liegt das luxemburgische Schengen) sowie an der Grenze zu Frankreich.

Wie auch schon in den Jahren zuvor, sind wieder einige römische Legionen vor Ort (unter anderem die Legio XXII Primigenia Milites Bedenses aus Bitburg und die VEX LEG XI CPF, die extra für diesen Event aus der Schweiz anreist), die militärisches Alltagsleben, Exerzieren und Ausrüstung demonstrieren. Dabei stehen die gut informierten und auskunftsfreudigen Mitglieder dieser Gruppen gerne für Fragen aller Art zur Verfügung.

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Kampfkunst der Barbaren (2015)

Erstmalig dabei ist die Vigilia Romana Vindriacum, der Verein für rekonstruktive Geschichte, deren Schwerpunkt auf dieser Veranstaltung auf dem Weinbau und Weintransport in der Antike liegt.

Auf dem Gelände wird außerdem ziviles Leben in der römischen Provinz demonstriert, so daß die Besucher einen Einblick in verschiedene Handwerkstechniken wie Schmieden, Schuhmacher, Bogenbau, Frisieren, Mosaiklegen und Töpfern gewinnen können. Händler erlauben zudem, sich mit allem einzudecken, was der römische Cultor und der Antikenfreund benötigt – von Öllampen über gute Repliken bis hin zu Schmuck.

Einen Blick auf die andere Seite, die einheimischen Gallier, Iberokelten, Sueben und andere „Barbaren“ in der Antike, erlaubt die luxemburgische Gruppe Lucilinburhuc, die mit ihren Pferden anreist und ihre Waffen- und Kampftechniken demonstriert. Nicht zuletzt zeigen – wie jedes Jahr – die Gladiatoren der Familia Gladiatoria Pannonica aus Ungarn Gladiatorenkämpfe.

Zur Stärkung gibt es römische Speisen nach Apicius und Getränke. Daneben wird zum Römerfest auch der „schwarze Römersud“ ausgeschenkt, ein schmackhaftes naturbelassenes, unfiltriertes Schwarzbier, das in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Römische Villa Borg in der Mettlacher Abtei-Brauerei jährlich extra für diesen Event gebraut wird.

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Immer ein Erlebnis: die Führung mit dem Haussklaven Jatros

Im Rahmen der Veranstaltungen werden auch kostenlose Führungen durch die Villa angeboten. Denn auch das Innere des Gebäudes, das auf den originalen Fundamenten errichtet wurde, ist absolut sehenswert. Hierbei sind vor allem die authentisch rekonstruierten Bäder, die Küche, die Vorratsräume und der Wohnbereich zu nennen. Außerdem gibt es im Inneren einen Museumsteil, der über die Geschichte der Villa Borg und der Region informiert, sowie einen römischen Kräutergarten. Wenn man Glück hat, hat man auch Gelegenheit, an einer “Führung der etwas anderen Art” durch den immer enthusiastischen Haussklaven Jatros teilnehmen zu können.

Bei Kindern sehr beliebt sind die Esel der Familie Marson, mit denen man zum Gelände reiten kann. Sie sind sehr zutraulich.

Der Eintritt für Erwachsene kostet 7€. Es gibt die Möglichkeit, eine Familienkarte für 14€ zu erwerben.

Kostenlose Parkplätze sind vor dem Villengelände ausreichend vorhanden. Die Veranstaltung findet jeweils von 10 – 18 Uhr statt.

Mehr Informationen gibt es auf der Website der Villa Borg.

Für Informationen rund um den Archäologiepark Villa Borg empfehlen wir auch unseren Artikel!

 

Museen und Archäologische Parks: Malagne – Archéoparc de Rochefort (BE)

 

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Das gallo-römische Landgut in den belgischen Ardennen

Anschrift:

Rue du Coirbois 85, 5580 Rochefort, Belgien

Anfahrt:

Der Archäologische Park Malagne liegt in den belgischen Ardennen in der Provinz Wallonie nahe Rochefort.

Mit dem Auto ist es gut zu erreichen; der Archäologische Park ist mit Schildern, die auf eine „L’Experience Gallo-Romain“ hinweisen, bereits an der Hauptstraße N86 zwischen Marche-en-Famenne und Rochefort gut sichtbar ausgeschildert. Das Navi findet die Anschrift problemlos. Vor dem Freilichtmuseum befindet sich ein eigener großer Parkplatz.

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist nicht unmittelbar möglich, da der Park etwas abgelegen liegt. Der nächstgelegene Bahnhof ist in Jemelle (etwa 4km entfernt). Hier halten Züge aus Luxemburg, Brüssel und Libramont. Außerdem gibt es einen zentralen Busbahnhof. Von dort aus kann man mit der Buslinie 166a zur Haltestelle Hall Omnisports in der Nähe der Straße „Malagne“ fahren, von dort aus muß man jedoch das restliche Stück laufen (etwa 15 Minuten Fußweg).

Hintergrundinformationen:

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Blick auf das Gelände von der Aussichtsplattform

Der Archäologische Park Malagne, „die gallo-römische Erfahrung“ , befindet sich im ehemaligen romanisierten Gallien. Hier wurden im Jahr 1890 von der Archäologischen Gesellschaft Namur die fast vollständig erhaltenen Grundrisse eines gallo-römischen Landgutes entdeckt, inklusive einer großen herrschaftlichen Villa, die mit großer Sicherheit über vier Jahrhunderte bewohnt war. Daneben entdeckte man zahlreiche Neben- und Wirtschaftsgebäude, die einen guten Eindruck von den Ausmaßen und der Struktur eines gallo-römischen Landguts vermittelten.

In den Jahren zwischen 1992 und 1997 führte die Provinz Wallonie großangelegte Grabungen auf dem Gelände durch und konnte zahlreiche wichtige Details freilegen: weitere Nebengebäude, ein Glasofen, eine Schmiede und ein Teich, der pollenanalytisch untersucht wurde und eine genaue Datierung des Nutzungszeitraums ermöglichte.

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Das Landgut zu römischer Zeit

Es gelang den Archäologen, den Bauplan des Landgutes zu rekonstruieren und dessen Aufteilung in einen Wohnbereich (Pars urbana) und einen Arbeitsbereich (Pars rustica) nachzuweisen.

Der Wohnbereich mit seiner weitläufigen, doppelstöckigen Villa verfügte über alle Annehmlichkeiten der gehobenen Lebenskultur in der gallo-römischen Provinz: Fußbodenheizung, Repräsentationssäle, eine Thermenanlage, Latrinen, fließend Wasser und einem Raum, der als Sacellum diente und das Lararium beinhaltete, mit einem separaten, von vier Säulen getragenen Eingang.

Auch die Funktionen der landwirtschaftlich genutzten Nebengebäude konnten ermittelt werden. So interpretierte man die Gebäude als Ställe, eine Schmiede mit Räucherkammer, Getreidedarre und Bierbrauerei.

Um die Einzigartigkeit dieses zusammenhängenden Landgutes zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, entschied man sich, das Gelände als Archäologischen Park zu gestalten und einige der Nebengebäude zu rekonstruieren, um dem Besucher eine bessere Vorstellung von der Größe und den Dimensionen des Gehöfts zu vermitteln.

Neben der Präsentation der Funde legte man auch einen Schwerpunkt auf die experimentelle Archäologie, so daß Forschern ermöglicht werden sollte, in Malagne auf praktische Weise die Details des Lebens auf einem gallo-römischen Landgut zu erforschen. So wurden unter anderem der Stall und die Schmiede in funktionstüchtiger Weise in alter Bautechnik rekonstruiert und in den Original-Farben weiß und rot verputzt. Beide Gebäude sind voll funktionsfähig und werden auch für Experimente genutzt.

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Anbau von Obst und Gemüse

Daneben pflanzte man antike Getreidesorten auf den weitläufigen Feldern zwischen den Gebäuden, legte den Teich wieder an seiner originalen Position an und begann auch mit Nutztierhaltung, wobei Wert darauf  gelegt wurde, Rassen zu wählen, die in Größe und Art den Nutztieren eines gallo-römischen Bauernhofs entsprechen.

Heute werden auf dem Gelände Ziegen, Schafe, Pferde, Maultiere und Rinder gehalten. Dies erlaubt archäologische Experimente, die auch Tiere einschließen, wie zum Beispiel die Rekonstruktion eines Vallus, der römischen Mähmaschine, die von einem Maultier geschoben wird und eine um ein Vielfaches schnellere Getreideernte als mit der Sense erlaubt. Hierbei konnten im Experiment auch praktische Fragen gelöst werden, die mit den vorhandenen Schrift- und Bildquellen bislang nur unzureichend in der Theorie beantwortet werden konnten, zum Beispiel, wie das Geschirr und Joch des Esels aussahen, der die Maschine schob.

Funktionstüchtige Kuppelbacköfen, eine Küche und ein Rennofen zur Eisenschmelze erlauben weitere Experimente.

Es wurde auch ein Zier- und ein Nutzgarten angelegt, in dem Kräuter und Pflanzen aus römischer Zeit, Obst- und Gemüsesorten sowie Wein angebaut werden. Alles in allem werden hier über 200 Pflanzen angebaut, deren Gebrauch bereits aus der Antike bekannt ist.

Bis heute wird das Gelände experimentalarchäologisch bewirtschaftet und für Experimente aller Art genutzt, was es einmalig unter den gallo-römischen Landgütern macht.

Eine Villa Rustica hat fast jeder Ort in unserer gallischen Provinz, aber ein vollständiges Landgut mitsamt Haupt- und Nebengebäuden, Getreideanbau und Viehzucht, das die Größe eines solchen Geländes vermittelt, ist einmalig.

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Experimentelle Archäologie: Der Vallus im Einsatz

Das Hauptgebäude, die Wohnvilla, wurde nicht rekonstruiert, sondern in ihren Fundamenten belassen. Es gibt auch keine Pläne, das Gebäude (wie z.B. bei der Villa Borg) zu rekonstruieren.

Ein konstantes Problem eines solchen Projektes, das nicht die Mittel wie z.B. ein LVR-Park zur Verfügung hat, ist, wie üblich, die Finanzierung. Wie überall, wird auch in Belgien bei der Archäologie gespart.

Der Wiederaufbau der Villa wäre allein aus finanzieller Hinsicht utopisch. Es befinden sich allerdings noch mehr Nebengebäude und Funde auf dem Gelände, die jedoch aus Geldmangel nach Abschluß der Grabungsarbeiten und archäologischen Aufnahme wieder vergraben werden mußten, um sie zu schützen und zu erhalten. Das Museum ist ständig um neue Gelder bemüht, um die Grabungen fortzusetzen; sollten neue Mittel verfügbar sein, würde man damit gerne weitere Nebengebäude rekonstruieren.

Beschreibung:

Auf unseren Reisen durch die gallische Provinz stoßen wir immer wieder auf Überraschungen  – Malagne war eine solche, die uns regelrecht begeisterte. Wir hatten mit einer weiteren Villa Rustica gerechnet, aber dann sahen wir die Ausmaße des Geländes und vor allem, wie detailliert und anschaulich das Landgut rekonstruiert und betrieben wird.

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Auch Getreide wird hier angebaut

Am Parkplatz befindet sich ein Schild, das darauf hinweist, daß der Park zwar bis 18 Uhr geöffnet hat, der letzte Einlaß aber um 16:30h ist, was uns im ersten Moment verwunderte, dann aber schnell klar wurde, warum das so ist.

Malagne ist nichts für eine kurze, schnelle Stippvisite – der Park mit seinen vielen Details und weitläufigem Gelände muß in Ruhe erforscht und erwandert werden, um dem Besucher die Dimension dessen, was hier erarbeitet und gezeigt wird, zu erschließen.

Im Eingangsbereich an der Kasse empfing uns eine sehr freundliche und engagierte Frau, mit der wir uns in einem regen Mix aus Französisch und Englisch unterhielten. Sie erklärte uns, daß an dem Tag unseres Besuchs keine Vorführungen stattfanden (an manchen Sonntagen wird der Park durch Darsteller belebt, die an einigen Stationen praktische Tätigkeiten demonstrieren). Aber man kann den gesamten Park auch gut alleine erwandern, denn er ist in über 20 beschriftete Stationen aufgeteilt, zu denen man ausführliche Informationen mit einem Audio-Guide abrufen kann.

Den Audio-Guide erhielten wir an der Kasse, zusammen mit einem laminierten Lageplan der einzelnen Stationen auf dem Gelände, so daß man problemlos den Nummern folgen kann. Das Gerät ist im Eintrittspreis enthalten (der angesichts der Größe und des Aufwands der Bewirtschaftung des Geländes absolut in Ordnung ist); unsere Ansagetexte stellte die Frau uns auf Englisch ein. Daneben sind Französisch und Flämisch als weitere Sprachen verfügbar.

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Die Texte in den Audio-Guides sind detailliert und fundiert

Die Informationen des Audio-Guides sind sehr gut gemacht – informativ und detailliert. Sie schafften es, den experimentalarchäologischen Anspruch des Parks und die erzielten Ergebnisse sehr gut herauszustellen und anhand der Stationen zu erläutern.

Zu einigen Spezialthemen sind auf Wunsch, zusätzlich zu den Texten der Stationen, weiterführende Informationen verfügbar, die man durch Eingabe einer weiteren Nummer abrufen kann. Hier gehen die Texte dann sehr ins Detail und weisen auf ganz spezielle Aspekte eines Themas hin, unterlegt durch Zitate aus antiken Quellen oder mit Hinweisen auf Bildquellen – didaktisch vorbildlich!

Die Führung beginnt im Inneren des Hauptgebäudes, in dem sich auch ein Seminar- und Arbeitsraum befinden, wo regelmäßig pädagogische Aktivitäten für Gruppen, Schulklassen und andere Interessenten stattfinden.

Hier werden anhand eines rekonstruierten Modells des Landgutes zu römischer Zeit das Gelände, der Lageplan und die Geographie erläutert, zum Beispiel auch die Tatsache, daß sich am Hang hinter dem auf einem Hügel gelegenen Herrenhaus ein Steinbruch befand.

Nach der Erläuterung der generellen Lage wird der Besucher auf das Freigelände entlassen, auf dem man sich frei bewegen kann. Es macht jedoch Sinn, die Stationen in numerischer Reihenfolge abzulaufen, da die Informationen aufeinander aufbauen.

Den Anfang macht eine Aussichtsplattform, von der aus man einen tollen Überblick über das Landgut hat und schon einmal staunt, wie groß das Gelände war und wie hervorragend die Aussicht des Hausherrn auf sein Land von seiner auf der Anhöhe gelegenen Villa gewesen sein muß.

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Ausprobieren erlaubt!

Überall zwischen Getreidefeldern und Viehweiden, die (neben einem modernen Zaun, der den heutigen Vorschriften geschuldet ist) mit antiker Zauntechnik umgrenzt sind, sieht man die rekonstruierten Nebengebäude aufragen.

Das Blöken der Schafe, die Laute der Pferde und Rinder, machen den Gang über das Gelände besonders anschaulich – so muß auch die Geräuschkulisse zu römischer Zeit gewesen sein. Das verstärkt das Eintauchen in die Geschichte und erhöht die Anschaulichkeit deutlicher, als wenn man nur durch die Ruinen einer Villa Rustica geht.

Das ganze Gelände ist sehr gepflegt und sauber, die Kräuter-, Obst- und Gemüsefelder sind beschriftet.

Alle Gebäude können betreten werden und alles, was sich darin an Werkzeugen und Alltagsgegenständen befindet, kann man in die Hand nehmen und ausprobieren. Man wird zuerst an die Öfen und Küche geführt und erhält eine Einführung in antike Bautechnik mit Fachwerk und Steinbauweise. Nach einem Rundgang durch die Gärten geht es an einem Getreidefeld entlang zum Teich, der an der originalen Stelle angelegt wurde (heute jedoch als Biotop verwendet wird, um Lebensraum und Ökosystem See zu erläutern).

Vorbei an den Weiden der Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen geht es in die Schmiede, wo auch die Versorgung thematisiert wird, da sich hier auch Räucherkammer und Bierbrauerei befanden. Am nicht wieder aufgebauten, aber mit einem Schutzbau überdachten Haus des Gutsverwalters vorbei, besichtigt man dann den großen Stall, der im Winter tatsächlich als Stall für die Tiere des Parks genutzt wird.

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Der rekonstruierte Vellus, die römische Mähmaschine

Hier erfährt auch man detailliert von einem besonderen Experiment, das in Malagne durchgeführt wurde: die Rekonstruktion der antiken Mähmaschine Vallus, die auch im Stall als Nachbau zu bestaunen ist.

Während man sich über das Gelände bewegt, erfährt man im Audio-Guide von weiteren Besonderheiten des Hofes, zum Beispiel der Entdeckung eines Gräberfeldes, das jedoch noch nicht weiter erforscht werden konnte.

Den Abschluß der gut 1,5 bis 2-stündigen Rundwanderung bildet das Herrenhaus, das zwar nicht rekonstruiert wurde, das aber (mauerschonend) über Brücken und Stege betreten und durchquert werden kann.

Überall im Park finden sich, zusätzlich zu den Informationen im Audio-Guide, Info-Tafeln. Diese sind jedoch leider nur auf Französisch (gelegentlich mit einer einzeiligen Zusammenfassung auf Flämisch).

Im Museumseingang gibt es einen kleinen Shop und es besteht die Möglichkeit, heiße und kalte Getränke zu sich zu nehmen. Es gibt auch einen Picknickbereich.

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Im großen Hauptgebäude, der herrschaftlichen Villa

Fazit: Eine Villa Rustica haben viele Orte, aber als „gallo-römische Erfahrung“ ist das römische Landgut von Malagne definitiv etwas Besonderes.

Durch die Kombination aus rekonstruierten Gebäuden, aktiver Bewirtschaftung, experimenteller Archäologie und hervorragender, fundierter Wissensvermittlung gehört Malagne für uns definitiv zu den Geheimtips, die wir unseren gallo-römisch interessierten Lesern wärmstens ans Herz legen möchten. Deswegen machen wir an dieser Stelle gerne (und unbezahlt) Werbung für diesen Archäologischen Park! Wenn Ihr einmal in der Nähe seid, sei es in den belgischen, luxemburgischen oder französischen Ardennen (beide Landesgrenzen sind nur wenige Kilometer entfernt), solltet Ihr dieses Ziel unbedingt auf Eure Liste setzen.

Öffnungszeiten, Eintritt:

In den Monaten Juli bis September ist der Park täglich von 11-18 Uhr geöffnet (letzter Einlaß 16:30 Uhr). Für den Besuch sind etwa 2 Stunden einzuplanen.

Außerhalb dieser Zeiten, von Ende März bis Anfang November, ist der Park in den Schulferien und an Feiertagen und Wochenenden geöffnet.

Während der Winterpause ist Öffnung für Gruppen nach Absprache möglich.

Der Eintritt für einen Erwachsenen beträgt 6,50 €, für Kinder 5 €. Der Audio-Guide ist im Preis enthalten.

Führungen, Veranstaltungen:

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In der experimentellen Küche

Jeden ersten Sonntag im Monat finden Führungen mit praktischen Vorführungen statt, zum Beispiel zum Thema Brotbacken.

Malagne ist auch Schauplatz eines Römerfests namens „Le Rendez-Vous Gallo-Romain de Wallonie“ mit römischen Legionen, Handwerkern, Reiterei und Gladiatorenspielen. Das Gelände ist für solche Veranstaltungen ausgezeichnet geeignet.

Aktuelle Informationen zu solchen Veranstaltungen sind auf der offiziellen Website zu finden oder in unseren Ankündigungen unter „Events und Veranstaltungen“.

Es finden außerdem regelmäßige Veranstaltungen und Workshops statt (allerdings ausschließlich auf Französisch), wie archäologische „Gallo Day Camps“ für Kinder. Gruppenaktivitäten können auf Anfrage gebucht werden, ebenso wie eine Vorführung antiker Bierbraukunst oder Brotback-Workshops.

Sonstiges:

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Die rekonstruierte Schmiede mit Räucherkammer, Darre und Bierbrauerei

Es ist erlaubt, Hunde an der Leine mitzuführen.

Fotografieren ist überall uneingeschränkt erlaubt.

Weiterführende Informationen:

 

 

  • Kurzer Filmbeitrag über Malagne: „Malagne, vivre au temps des Romains“ (Französisch, 8 Minuten)