Mos Maiorum

Veranstaltungskalender 2024

Unser Veranstaltungskalender 2024 ist ab sofort auf unserer „Events und Veranstaltungen„-Seite zu finden. Hier haben wir alle bisher bekannten „römischen“ Termine zusammengetragen – schaut regelmäßig vorbei, denn sobald weitere Termine bekannt sind, fügen wir sie hier hinzu.

Wer einen Programmtipp für uns hat (auch kleine, lokale Veranstaltungen!) kann uns Zeit und Ort gerne über unser Kontaktformular mitteilen!

Vielleicht sehen wir uns auf dem ein oder anderen Event 🙂

Römerfest in den Kaiserthermen Trier 2019, Legio RAPAX

Limessprung mit dem Beneficiarier

Der Beneficiarier mit seiner Ausrüstung
Begrüßung durch Beneficiarier Tertinius Severus

Zum UNESCO-Welterbetag am 4. Juni hatten wir die Gelegenheit, gleich zwei römische UNESCO-Weltkulturerbestätten zu besuchen: den Beginn des Obergermanisch-Raetischen Limes und das Ende des Niedergermanischen Limes, beide getrennt durch den Rhein.

Besonders interessant war dieser „Limessprung“ über den Rhein wegen der fachkundige Begleitung durch den römischen Beneficiarius Tertinius Severus von der 8. Legion, der an der Außengrenze des Römischen Reiches als Zollbeamter, Steuereinnehmer und Justizvollstrecker tätig ist. Im bürgerlichen Leben handelt es sich hierbei um Limes-Cicerone Christian Havenith, der die Wanderung in authentischer Ausrüstung führte und den sieben Teilnehmern durch sein weitreichendes Hintergrundwissen das schwierige Bodendenkmal „Limes“ und die Funktion des Beneficiariers anschaulich näherbrachte.

Diese geführte Wanderung findet regelmäßig zum UNESCO-Welterbetag statt.

Wo befinden wir uns?

Erklärung des Limes
Die Grenzen des Römischen Reiches werden erklärt

Die Möglichkeit, gleich beide Limes-Anfänge zu besuchen, ist in Deutschland einmalig: rechtsrheinisch bei Rheinbrohl / Bad Hönningen und linksrheinisch bei Bad Breisig an der Mündung des Vinxtbaches in den Rhein. Passenderweise sind beide Orte durch eine Rheinfähre verbunden, so dass man die Besuche miteinander verbinden kann.

Der Obergermanische Limes, der seit 2005 UNESCO-Weltkulturerbe ist, beginnt mit Wachturm Nummer 1 in der Nähe des Rheins und verläuft über das Gelände der Römerwelt Rheinbrohl weiter durch Westerwald, Taunus, Wetterau, Odenwald bis in die Nähe von Schwäbisch Gmünd, wo er in den Raetischen Limes übergeht. Mit einer Gesamtlänge von 550 km lang ist er bis heute an vielen Orten im Gelände sichtbar und wird durch zahlreiche Veranstaltungen entlang des Verlaufs auch gut in der Öffentlichkeit präsentiert.

Eine wichtige Rolle spielen hierbei die entlang der Strecke liegenden Kastelle und anderen Bauwerke, die zum Teil rekonstruiert sind, wie das Kleinkastell Pohl, die Saalburg oder einige Wachtürme und Tore. Andere Kastelle und Wachturmfundamente sind oft mit Infotafeln beschildert und dadurch sichtbar gemacht. Dazu gibt es einen Limes-Wanderweg und Limes-Radweg, Limes-Lehrpfade mit rekonstruierten Wall- und Palisadenanlagen und andere touristische Sehenswürdigkeiten rund um das Thema.

Etwas schwieriger ist die Situation am auf der anderen Rheinseite gelegenen Niedergermanischen Limes, der erst seit 2021 UNESCO-Weltkulturerbestatus hat. Er zeichnet sich weniger durch Wälle, Palisaden und Bauwerke aus, sondern er war vor allem eine Flussgrenze entlang des Rheins. Das macht seine touristische Vermittlung schwieriger. Er beginnt in den Niederlanden an der Mündung des Rheins in die Nordsee bei Katwijk und folgt dem Rhein bis zur Mündung des Vinxtbaches bei Niederbreisig, der die historische Grenze zwischen den beiden römischen Provinzen Obergermanien und Niedergermanien darstellte.

Führer mit Legionärshelm in der Hand vor Auxiliarrüstung
Demonstration der Unterschiede zwischen Legionär und Auxiliar

Entlang des Route verlief eine wichtige römische Schnellstraße, die die großen Städte und Legionslager miteinander verband, wie Nijmegen, Xanten, Neuss, Köln, Bonn und Remagen. Die alte Limesstraße wurde zur heutigen B9.

Während die großen Städte und archäologischen Stätten wie Xanten ihr römisches Erbe in Form von Museen, Archäologischen Parks und beschilderten Sehenswürdigkeiten gut präsentieren, steht es ausgerechnet um das Ende des Niedergermanischen Limes am Vinxtbach noch nicht sehr gut.

Die Chance, die historisch bedeutsame Provinzgrenze durch den UNESCO-Welterbestatus ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und den Brückenschlag zum benachbarten Remagen und in beide Richtungen weiter nach Bonn, Andernach, Koblenz zu schlagen, wurde von der Stadt Bad Breisig bislang nicht wahrgenommen. Doch dazu später mehr.

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IRM 2023 – ein Besuch auf der Internationalen Reenactmentmesse

In der Römerwelt Rheinbrohl

Nachdem wir die letzten zwei Jahre „dank“ der Flutkatastrophe im Ahrtal überwiegend mit Umzug und Renovieren verbracht haben, ist nun langsam Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Im Rahmen unserer Operation „Wir holen uns unser altes Leben“ zurück, waren wir deswegen am 22. April 2023 auf einer Veranstaltung, die wir schon aus den Zeiten vor Corona kannten: auf der Internationalen Reenactmentmesse (IRM), der epochenübergreifenden Fachmesse für historische Geschichtsdarstellung und experimentelle Archäologie. Und endlich finden wir auch wieder etwas Zeit, einen Artikel darüber zu schreiben.

Bis vor Corona fand die IRM in der Römischen Villa Borg im Saarland statt. Nach der pandemiebedingten Zwangspause startete die IRM 2022 wieder durch an ihrem neuen Veranstaltungsort in der Römerwelt in Rheinbrohl, im letzten Jahr mit einer Veranstaltung „light“ und in diesem Jahr endlich wieder im größeren Rahmen.

Blick über den Platz vom Römerkran
Blick vom Römerkran über den Platz

Die Messe öffnete am Samstag um 10 Uhr ihre Pforten. Obwohl wir dachten, dass wir mit unserem Eintreffen gegen halb zwölf noch relativ früh dran waren, zeigte der Parkplatz schon, dass das Interesse in diesem Jahr sehr groß war.

In der Römerwelt Rheinbrohl hat sich in den vergangenen zwei Jahren viel getan. Neben einem neuen Vortrags- und Veranstaltungsraum sind auch weitere Attraktionen dazugekommen, wie etwa – bedingt durch den Forschungsschwerpunkt des neuen Geschäftsführers Frank Wiesenberg – römische Glasofenprojekte. Bedingt durch das große Freigelände plus das Vorhandensein zweier Veranstaltungs- und Vortragsräume eignet sich die Lokalität sehr gut für einen Event dieser Art.

Die verkehrstechnisch günstige Lage der Römerwelt am Rhein bei Rheinbrohl ist, anders als die im deutsch-französisch-luxemburgischen Dreiländereck gelegene Villa Borg, für Besucher aus allen Landesteilen gut zu erreichen und deshalb aus unserer Sicht logistisch besser geeignet, um mehr Publikum und auch Aussteller anzusprechen (obwohl die Villa Borg natürlich von der attraktiven Aufmachung und den Räumlichkeiten einer römischen Villa Rustica her eine Top-Location ist).

Für uns ist die Anreise nach Rheinbrohl nun denkbar kurz, da wir nach der Flutkatastrophe 2021 aus dem Ahrtal auf die andere Rheinseite in das „Barbaricum“ gezogen sind und der Limes nun deutlich näher gerückt ist – günstig, falls man sich mal schnell wegen Barbarenüberfällen auf die sichere Seite des Imperiums zurückziehen muss. 😉

Die Stände stoßen auf reges Interesse

Zum Glück waren die Wettergötter der Veranstaltung hold – trotz angedrohtem wechselhaften Wetter mit Schauern blieb es am Samstag und Sonntag (zumindest bis zum Abbau) freundlich und trockener als erwartet. Die frühlingshaften Temperaturen über 20 Grad lockten dann auch zahlreiche Besucher, selbst jenseits des an Reenactment und Experimentalarchäologie interessierten Publikums, in die Römerwelt.

Bunte Reise durch die Epochen

Auf dem Freigelände im Innenbereich und im hinteren großen Veranstaltungsraum befanden sich die Stände der über 30 Aussteller, die nicht nur die Römerzeit abdeckten, sondern die ganze Bandbreite von der Steinzeit bis zur Neuzeit bedienten. Die IRM ist dabei keine reine „Verkaufsveranstaltung für Reenactmentbedarf“, sondern Handwerker, Künstler, Dienstleister, Freischaffende aus der Reenactmentszene und Fachleute aus der Archäologie stellten ihre Schwerpunkte und Produkte vor.

Dabei standen sie auch für Fragen zur Verfügung und führten alte Handwerkstechniken vor.

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In eigener Sache – ein Update

Salvete aus dem Westerwald! Unsere neue Aussicht

Lange haben wir nichts mehr von uns hören lassen seit dem letzten Beitrag in eigener Sache. Langsam ordnet sich unser Leben wieder und wir hoffen, dass 2023 endlich wieder etwas Normalität einkehrt.

Die Flut im Ahrtal ist nun auf den Tag genau 1,5 Jahre her. Unsere alte Erdgeschosswohnung in Ahrweiler ist bis heute unbewohnbar.

Es war eine sehr bewegte und anstrengende Zeit – nach sechs Monaten in beengter Unterkunft haben wir Anfang 2022 ein neues Zuhause im Westerwald gefunden – in der Nähe des Limes – und sind seitdem dabei, zu renovieren und uns Stück für Stück zurückzuholen, was wir verloren haben.


Dies ist natürlich nicht bei allem möglich, wie persönlichen Erinnerungsstücken oder Fotoalben, aber durch viele glückliche Fügungen und unwahrscheinliche Zufälle, auf Flohmärkten, im Netz und durch Vermittlung von Familie und Freunden haben ein paar Dinge den Weg zu uns gefunden, deren Verlust uns besonders geschmerzt hatte, wie ein toller Nachfolger des gehegten und gepflegten Oldtimers, der Grundstock für den Aufbau einer neuen Gesteinssammlung, eine Kendo-Rüstung oder einige seltene und schwer erhältliche Bücher (wir haben fast 500 Bücher verloren).

Durch beispiellose und tatkräftige Unterstützung haben wir im vergangenen Jahr viel geschafft und langsam kehrt bei uns wieder Ruhe ein.

Endlich wieder eine Auszeit mit Kultur! Besuch der Ausstellung „Untergang des Römisches Reichs“ in Trier

Wir haben uns allmählich in der neuen Umgebung eingelebt, in die das Schicksal uns ungeplant verschlagen hat. Wir wohnen nun in einem Waldgebiet auf einem Berg, weit weg von jedem Fluss, in (wieder) einer landschaftlich sehr schönen Gegend, wo andere Leute Urlaub machen. Die Ortsnamen auf den Schildern werden uns langsam vertrauter und wir blicken nun nach vorne und freuen uns darauf, die neue Umgebung bald ausgiebiger zu erkunden.

Nach einem Jahr voller Arbeit, Renovierung, Suche und Aufbau ist es unser Ziel, in diesem Jahr wieder die Dinge zu tun, die uns vor der Katastrophe wichtig waren und Freude gemacht haben und zu denen wir einfach überhaupt nicht mehr gekommen sind: Kultur, Reisen und Ausflüge zu römischen Reisezielen in unserer Region, Besuch von Museen, Wanderungen, Musizieren, Besuch von Veranstaltungen und das Schreiben von Artikeln.

Kurz vor der Flut hatten wir geplant, diese Website gründlich zu aktualisieren und einige Rubriken zu überarbeiten, was wir leider nicht mehr geschafft haben. Für dieses Jahr steht die Überarbeitung nun auf dem Plan und läßt uns nach vorne blicken. Viele Artikel auf unserer To-Do-Liste, die wir gerne noch schreiben wollten, warten darauf, in Angriff genommen zu werden und das ist zur Abwechslung mal etwas Angenehmes, auf das man hinarbeitet.

Bleibt uns also gewogen und schaut von Zeit zu Zeit vorbei, denn in diesem Jahr wird sich hier hoffentlich wieder einiges tun. Und vielleicht treffen wir uns wieder auf der ein oder anderen Veranstaltung, die schon in unserem Terminkalender steht.

Danke für Eure Treue, Eure Hilfe, Unterstützung und die vielen netten Nachrichten und Zusprüche, die wir erhalten haben.

Fast zwei Jahre Chaos und Renovieren liegen hinter uns
Unsere erste Oldtimer-Rallye mit dem neuen Alten 🙂
Eine Woche Urlaub und Nichtstun im ältesten Weinort Deutschlands, dem alten römischen Noviomagus Treverorum (Neumagen-Dhron)



In eigener Sache / Flut im Ahrtal

Es ist Euch sicher aufgefallen, dass sich hier seit einiger Zeit nichts mehr getan hat, keine neuen Artikel hinzugekommen sind.

Das liegt nicht etwa daran, dass wir diesen Blog aufgegeben haben, ganz im Gegenteil! Wir sind voller Ideen und haben eine lange Liste, worüber wir noch schreiben möchten.

Unsere Straße am Morgen danach

Leider kam uns das Schicksal in Form einer vernichtenden Flutwelle in die Quere. Wir wohnen in der Innenstadt von Ahrweiler im Ahrtal, direkt an der Stadtmauer, und in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wurde unser Leben, wie wir es bis dahin kannten, von der Flut fortgerissen. Wir verloren unsere Wohnung im Erdgeschoss, beide Autos und einen Großteil unseres Hab und Guts.

Zwei Wochen lebten wir ohne fließendes Wasser, über sechs Wochen ohne Strom. Nie hätten wir gedacht, dass so etwas in Deutschland überhaupt möglich ist.

Die folgenden Monate waren von Aufräumarbeiten, Entkernen, Organisieren bestimmt. Wir hatten tolle Hilfe von vielen Seiten und haben sie immer noch.

Mittlerweile sind 8 Monate seit der Flut vergangen, das Ahrtal ist noch immer verwüstet und wir können nicht mehr in das Haus zurück, in dem wir gewohnt haben.

Szene vor unserem Haus – Wasser holen

Wir sind zur Zeit dabei, in ein neues Heim umzuziehen und sind mit Renovieren und der Organisation des Umzugs beschäftigt. Es wird auch noch einige Zeit dauern, vermutlich mehrere Monate, bis wir wieder zur Ruhe gekommen sind und uns dem Blog widmen können.

Wir möchten Euch deshalb noch um Geduld bitten – wir kommen wieder, versprochen.

Bleibt uns treu!

Am Ufer der Ahr
Am Platz vor der Kirche deponierten Helfer in den ersten Tagen Spendengüter zur freien Bedienung
Aufräumarbeiten in unserer Straße
Der Friedhof von Ahrweiler – auf der Suche nach dem Familiengrab
Die Inhalte des Larariums, Römische Reliefs und Figuren werden vom öligen Schlamm befreit
Wir kommen wieder!

Antike Stätten: Archäologischer Wanderweg Bruttig-Fankel

Heute stellen wir Euch nicht nur ein archäologisches Bodendenkmal vor, sondern gleich einen ganzen Wanderweg durch die Kulturgeschichte der Eifel-Mosel-Region.

In dieser Gegend, die erst von der Bronzezeit, dann der eisenzeitlichen Eifel-Hunsrück-Kultur und dem keltischen Stamm der Treverer und schließlich von der gallo-römischen Kultur geprägt war, findet sich ein kleiner, aber sehr spannender Themenwanderweg abseits der ausgetretenen Wanderpfade.

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Einer von vielen keltischen Grabhügeln auf diesem Wanderweg

Länge und Streckenführung:

Es handelt sich nicht um einen Rundwanderweg, d.h. man geht den Weg einmal hin- und wieder zurück (wahlweise kann man natürlich auch einen alternativen Rückweg durch das mit zahlreichen Wanderwegen durchzogene Gebiet nutzen).

Der Weg folgt einem Teilstück des Keltenweges (ein Fernwanderweg durch den Hunsrück) sowie des Moselhöhenweges. Zum Teil verläuft er direkt auf der ehemaligen Römerstraße, die als Querverbindung die Ausoniusstraße durch den Hunsrück mit der Mosel verband.

Länge: ca. 3,3 km (einfache Strecke). Plant bei gemütlichem Gehen und ausführlicher Besichtigung der archäologischen Bodendenkmäler ca. 2,5 Stunden ein.

Der Weg ist sehr einfach zu gehen und folgt einem breiten, gut ausgebauten Waldpfad. Es gibt ein paar wenige Steigungen oder Gefällestücke, die aber immer nur kurz und nicht anspruchsvoll sind.

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Der Weg ist breit und einfach zu begehen und deshalb auch für ungeübte Wanderer geeignet

Anfahrt und Startpunkt:

Der Archäologische Wanderweg hat an seinem nördlichen Startpunkt einen eigenen Wanderparkplatz. Er ist von der Landstraße aus ausgeschildert und leicht an einer großen „Straße der Römer“ Infotafel zu erkennen. Wir empfehlen den Start an diesem Ende des Weges, auch wegen der Informationen auf dieser Tafel.

Die Anreise erfolgt am besten aus dem Moselort Bruttig-Fankel. Hier finden sich vor der Ortseinfahrt bereits die typischen braunen Hinweisschilder, die an der Mosel auf archäologische Besonderheiten aufmerksam machen, mit der Beschriftung: „Grabhügelfelder„.

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Der Wanderparkplatz beim Birkenhof oberhalb von Bruttig-Fankel

Für das Navi „Bruttig Fankel, Birkenhof“ eingeben. Der Landstraße aus Bruttig-Fankel den Berg hinauf folgen. Kurz vor der Abzweigung, wo es links zum gut sichtbaren Biohof „Birkenhof“ geht (mit Hofladen-Automat!), weist ein grünes Hinweisschild nach rechts auf den „Archäologischen Wanderweg“ hin. Wenn man hier rechts einbiegt, ist man schon auf dem Wanderparkplatz.

Die Anreise mit Öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur mit dem Bus möglich. Vom Bahnhof Cochem aus fährt die Buslinie 717 zum Haltepunkt „Valwigerberg – Archäologischer Weg“. Zustieg ist auch in Treis-Karden und Bruttig-Fankel möglich. Die Fahrzeiten sind allerdings eher sporadisch.

Hintergrundinformationen:

Auf den Moselhöhen oberhalb von Bruttig-Fankel sind Besiedlungsspuren aus über 3000 Jahren Kulturgeschichte erhalten. Da die Wälder des Hunsrücks in dieser Region nie im großen Stil überbaut wurden, sind zahlreiche archäologische Bodendenkmäler noch heute gut sichtbar im Gelände erhalten. Die Moselgemeinde Bruttig-Fankel hat in einer Region mit besonders hoher Dichte an Bodendenkmälern aus den unterschiedlichsten Besiedlungsepochen einen archäologischen Wanderweg ausgewiesen. Nahezu alle Epochen der Menschheitsgeschichte, von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter, sind hier belegt, was diesen kleinen Wanderweg zu einem echten Geheimtipp macht.

Hinweistafeln erläutern die Bodenfunde und ihren zeitlichen und historischen Zusammenhang.

Die ältesten Funde sind Grabhügelfelder aus der Urnenfelder- und Bronzezeit (1500 bis 700 v. Chr.). Es folgen große keltische Grabhügelanlagen der Treverer aus der Eisenzeit, wie sie typisch für die hier vertretene Eifel-Hunsrück-Kultur sind (750 bis 400 v. Chr.). Durch die Eisenverhüttung zog der Landstrich Menschen an und es kam zu einem Bevölkerungsanstieg in der unwirtlichen Höhenlage. Hier siedelte man meist auf den offenen Flächen in kleinen Fachwerk-Siedlungen und Einzelgehöften.

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Die Grabhügel sind im Gelände gut zu erkennen, hier ein Größenvergleich

Aus der römischen Zeit gibt es Teile der gut erhaltenen Römerstraße.

Da unser Interessenschwerpunkt bei mosmaiorum.info auf der Römischen Zeit liegt, können wir uns natürlich besonders für das römische Fernstraßennetz im Raum Eifel, Mosel und Hunsrück begeistern, das durch ein dichtes Wegenetz aus Fernstraßen schnelle Verbindungen zwischen den Metropolen Metz, Trier, Köln, Bonn und bis an den Rhein bei Koblenz und Bingen und von da aus weiter nach Mainz ermöglichte.

Durch den Hunsrück führte der bekannte Ausoniusweg, der von Trier (Augusta Treverorum) nach Bingen (Bingium) führte. Querverbindungen verbanden ihn mit dem Moseltal, sowie dem Fernstraßennetz der oberhalb des anderen Moselufers gelegenen Eifel. Die Verbindung erfolgte hier über Brücken.

Eine solche Querverbindung in Richtung Eifel stellte der hier zu findende sogenannte „Rennweg“ statt, der nach der modernsten römischen Straßenbautechnik erbaut war: erst wurde eine Trasse ausgeschachtet, es folgte eine Packung aus feinen und dichtem Steinmaterial mit Kalkmörtel-Beimischung (Statumen). Darüber folgten eine Lage aus quer geschichteten Steinen, dann eine Schicht aus grobem Kies und Steinen. Der letztendliche abdichtende Straßenbelag bestand aus feinen, wassergebundenen Kiesschichten. Damit Wasser gut abfließen konnte, waren römische Straßen gewölbt gebaut mit einem Wassergraben an beiden Seiten. Die Straße war ca. 6 Meter breit (20 römische Fuß), so dass 2 Karren aneinander vorbeifahren konnten. Straßenpflaster gab es in unseren Breiten allerdings nur bei den wichtigsten Fernstraßen.

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Die schnurgerade Römerstraße

Aus dem Hochmittelalter stammen auffällige Hohlwege mit Landwehrsystemen, die in über 300 Metern Länge aufgeschlossen sind.

Beschreibung

Der Wanderweg kann in beiden Richtungen begangen werden (es ist, wie schon erwähnt, kein Rundweg). Wir empfehlen den Start an der Infotafel von „Straße der Römer„, wo sich auch der Parkplatz befindet. Die bunte Starttafel beschreibt den Archäologischen Pfad und hat auch kurze Zusammenfassungen auf Englisch und Französisch.

Der Weg ist einfach zu verfolgen. Er verläuft vom Parkplatz aus eine Weile strikt geradeaus erst über einen offenen Bereich mit dichtem Gestrüpp, danach durch den Wald. Zu Beginn findet man eine allgemeine Informationstafel zur Kulturgeschichte der Region. Einige hundert Meter weiter folgt links am Wegrand eine Informationstafel zu den Hügelgräbern. Der weitere Wegverlauf folgt dem „Moselhöhenweg“ und dem „Keltenweg“.

05_Streckenverlauf

Der Verlauf des Weges ist auf der ersten Infotafel beschrieben

Die Infotafel zu den Hügelgräbern ist allerdings etwas irreführend aufgestellt; wir verbrachten eine Weile damit, im dornigen Gestrüpp herumzulaufen und die beschriebenen Überreste des „Grabhügels an der Urmersheck“ zu suchen. An dieser Stelle ist jedoch nichts zu sehen, wie uns ortskundige Einheimische bestätigten. Sie gaben uns den entscheidenden Tipp: wenn man dem Weg weiter folgt, macht er eine scharfe Abbiegung nach rechts und verläuft dann wieder schnurgerade (da er zu Teilen der alten römischen Fernstraße folgt). Wenn man nun dem Weg nach der Biegung noch einige hundert Meter folgt, ist das keltische Hügelgrab rechts des Weges gut sichtbar; es gibt sogar eine erkennbare gemauerte Kammer. Der Hügel hat einen Durchmesser von ca. 6 Metern. Es wird auf das 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr. datiert.

Nach einigen weiteren hundert Metern stößt man links des Weges auf ein sehr großes Hügelgrab, das eine eigene Infotafel hat – den Grabhügel an der Wolfskaul aus der vorrömischen Eisenzeit. Er ist mit 12 Metern Durchmesser und 1,20 Höhe gut im Gelände zu erkennen. Die Infotafel vermittelt allgemeine Informationen über Hügelgräber und Bestattungsbräuche.

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Bücher: Gladiatoren-Kochbuch von Christian Eckert

KO13_Gladiatoren_Umschlag.inddRömische Küche ist bei uns bekanntermaßen ein beliebtes Thema.

Auch jenseits von Apicius und Lucullus und den überlieferten Rezepten der Reichen und Schönen der römischen Antike ist das Thema „Ernährung“ sehr interessant.

Denn während exotische Gerichte wie die berühmten Flamingozungen wohl nicht beim „Römer von Nebenan“ auf den Tisch kamen, ernährte sich das einfache Volk bodenständig und rustikal. Auch beim Militär war der tägliche Getreidebrei und Eintopf (Puls), geschmacklich variiert durch lokale Zutaten, eher unspektakulär und aus der Praxis geboren.

In unseren Rezepten und auch in der letzten Buchvorstellung haben wir bisher die „gängige“ römische Alltags-Küche vorgestellt, mit der auch jeder moderne Mensch problemlos etwas anfangen kann.

Heute jedoch möchten wir Euch ein römisches Kochbuch vorstellen, dass sich einer speziellen Zielgruppe widmet – den Gladiatoren. Diese wurden, da sie Hochleistungssportler waren, auch auf eine ganz besondere Weise ernährt.

Quellen hierzu gibt es unter anderem in schriftlicher Form (wir wissen zum Beispiel, dass die Gladiatoren abschätzig „Hordearii, „Gerstenmänner“ oder „Körnerfresser„, genannt wurden). Aber auch aus Analysen der zahlreichen Knochenfunde aus den Gladiatorengräbern von Ephesus sind uns erstaunlich detaillierte Informationen überliefert.

Und was für damalige Hochleistungssportler nicht verkehrt war, ist sicher auch für heutige Sportler und alle, die sich gerne fit halten und einen hohen Energiebedarf haben, interessant. Deshalb stellen wir Euch heute das neu aufgelegte Buch aus dem Zauberfeder-Verlag vor: „Das Gladiatoren-Kochbuch„.

Der Autor und das Experiment

Das Buch wurde geschrieben von Christian Eckert, Jahrgang 1968. Er ist Kampfsportler aus Hochheim am Main und wir hatten schon die Gelegenheit, einen seiner spannenden Vorträge bei der Reenactment-Messe 2015 in der Villa Borg zu hören. Denn eines seiner Spezialthemen ist die Gladiatur, die er in einem spannenden Versuch im Rahmen der experimentellen Archäologie erforscht hat.

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Gladiatorenkampf beim Römerfest Bliesbruck-Reinheim, 2017

Im Rahmen eines Projekts der Universität Regensburg im Jahr 2010 lebten er und 28 weitere Mitstreiter sechs Wochen lang im Amphitheater von Carnuntum (Österreich) wie Gladiatoren – sie trainierten, kämpften und aßen wie ihre antiken Vorbilder und machten dabei sehr interessante und auch überraschende Erfahrungen. Eckert trainierte hierbei Studenten der Archäologie, Sport, Latein und Geschichte im Rahmen eines interdisziplinären Projekts. Ihre Ernährung basierte dabei auf den historisch bekannten Vorgaben.

Auch wenn der Schwerpunkt des Experiments auf dem Training und Kampf lag, so faszinierte die Projektteilnehmer, welche körperlichen Veränderungen sich ab der zweiten Woche mit konsequenter „streng gladiatorischer“ Ernährung einstellten. So waren sie erstaunt, wie wenig Muskelkater sie trotz des täglichen 9-stündigen Trainingspensums hatten, und wie fit und leistungsfähig sich die Teilnehmer trotz allem fühlten.

Auch normalisierte sich bei allen Teilnehmers das Gewicht – Übergewichtige nahmen ab und Untergewichtige nahmen zu.

Die „gladiatorische Küche“

Was unterscheidet nun die gladiatorische Küche von der „normalen römischen“ Küche?

Die Zusammensetzung der verwendeten Lebensmittel unterschied sich von der der Zivilbevölkerung und auch der Soldaten – die Produkte und Verarbeitungsmethoden jedoch waren die gleichen.

Das Buch beschreibt ausführlich und gut verständlich, was die Küche der Gladiatoren ausmachte und von der regulären römischen Küche unterschied. Am überraschendsten ist sicher die Tatsache, dass man sich überwiegend vegetarisch ernährte. Dies erstaunt umso mehr, weil die gängige Meinung zur Sportlerernährung ja von einer eiweißreichen Nahrung ausgeht und Fleisch als ein guter Eiweißlieferant gilt.

Hier beschreibt Eckert, dass sie selbst im Rahmen des Experiments mehr oder weniger überrascht feststellten, dass das Eiweiß aus fleischlichen Quellen zu schwer verdaulich und langsam ist und deshalb die Kontinuität des Trainings beeinträchtigte, da es lange Pausen zur Folge hatte. Der Verzicht auf Fleisch basierte deshalb auf langer Erfahrung, die bereits seit den griechischen professionellen Sportlern in 700 Jahren antiker Vorgeschichte erprobt war.

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Gladiatorenschule „Amor Mortis“ in Xanten, 2014

Früher basierten die Ernährungsprinzipien rein auf Beobachtung und der Erfahrung, welche Nahrungsmittel sich gut für das Training eigneten.

Heute kann der Grund, warum eben genau diese Ernährungsweise gut geeignet ist, wissenschaftlich erklärt und belegt werden. Das wichtigste Stichwort hierbei ist die „Säure-Basen-Balance“ (gladiatorische Ernährung ist basisch, was die Regenerationsgeschwindigkeit erhöht) sowie eine effektive Kombination aus Nahrungsmitteln mit hochwertigen Proteinen.

Ein Beispiel dafür ist die häufige Kombination aus Gerste und Bohnen, die gute Trainingseffekte effizienter begünstigt als ein Stück Fleisch – belegt weil vom Autor erprobt und selbst erfahren im Experiment in Carnuntum.

Das Buch

Das Buch ist kein reines Kochbuch, sondern liefert darüber hinaus auch interessantes Hintergrundwissen rund um die Gladiatur. Dabei merkt man, dass es nicht von jemandem geschrieben wurde, der das Thema nur theoretisch studiert hat, sondern von einem Praktiker, der weitgehende Erfahrungen damit gemacht hat.

Deshalb findet sich zur Einleitung auch ein ausführliches Kapitel rund um den historischen Gladiator (fernab von den bekannten Klischees) und eine Vorstellung des Gladiatoren-Projekts 2010 der Universität Regensburg. Hierbei wird beschrieben, wie das Projekt ablief, wie trainiert wurde und worauf es in der Studie ankam.

Ebenfalls kurz erklärt und mit anschaulichen Illustrationen versehen sind die verschiedenen Gladiatoren-Typen, sowie die Theorie zu den 5 Elementen des Kampfes und dem darauf basierenden Aufbau des Trainings der einzelnen Klassen.

Beschrieben wird auch das Grundlagentraining (Fallschule, Schwert gegen Schwert), Krafttraining und Kampftraining von Leicht- bis Vollkontakt. Hierbei wird besonders deutlich, dass hier jemand schreibt, der sich dem Kampfsport verschrieben hat und aus der Praxis weiß, worüber er redet.

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Das folgende Kapitel widmet sich dann der Ernährung der Gladiatoren – den Quellen, aus denen man die Informationen kennt und den praktischen Erkenntnissen aus Carnuntum, sowie den Beobachtungen am eigenen Leibe. Das Ganze wird ergänzt durch den wissenschaftlichen Hintergrund der modernen Ernährungswissenschaft, die erklärt, warum eben genau diese Ernährung so effizient war und immer noch ist.

Es gibt außerdem einige Tipps und eine Merkliste zur richtigen Anwendung dieser Ernährungsweise. Anschließend wird erklärt, warum diese Ernährung auch als perfekte Diät für den modernen Menschen geeignet ist und zwar nicht nur für Hochleistungssportler und Leute, die schwere körperliche Arbeit verrichtenm sondern in drei Varianten für alle Typen: Essen mit hoher, mittlerer und niedriger Energiedichte.

Den Abschluss der Einleitung bildet eine Einkaufsliste und eine Übersicht über die Grundnahrungsmittel, die man immer im Vorratsschrank haben sollte, welche man immer frisch kaufen sollte sowie zu den Gewürzen, die man sich in  das Regal stellen sollte.

Die Rezepte

Es folgt der Rezeptteil, übersichtlich gegliedert nach den verschiedenen Kategorien.

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Der Ritus christianus in der Religio Romana – Teil III: Judenchristen und Heidenchristen

Zu Teil II: Aufstieg eines Mysterienkultes

Im vorherigen Teil haben wir skizziert, wie sich das Christentum innerhalb des heidnischen römischen Kontextes aus einem von vielen, damals durchaus konkurrierenden Mysterienkulten entwickelte. Im Gegensatz zu den anderen Kulten, die in der römischen Antike praktiziert wurden, nahm das Christentum aber schließlich eine dominante Stellung ein, bis es schließlich zur Staatsreligion erhoben wurde.

Es läßt sich im Rahmen dieser Reihe natürlich nicht die Christianisierung in allen Schritten nachzeichnen, dies ist auch nicht unser Anspruch. Hier kommt man um ein Selbststudium der entsprechenden Literatur nicht herum.

Ein wichtiger Aspekt des Urchristentums, wie es sich zu heidnischen Zeiten in der römischen Antike entwickelte, soll in diesem Teil jedoch besonders betrachtet werden:

Kulturelle Bruchlinien im Urchristentum

Was für uns relevant im Rahmen der behandelten Thematik ist, ist der allgemeine gesellschaftliche Tenor, der letztendlich überhaupt zur Erfolgsgeschichte der christlichen Religion im heidnischen Umfeld beitrug.

Besonders interessant ist hierbei die Tatsache, dass wir bereits relativ früh in der Zeit des Urchristentums (bezeichnet die Zeit nach der Kreuzigung Jesu) bestimmte Brüche feststellen können, die mit der griechischen Kultur verbunden sind – und zwar getragen durch in dieser Kultur sozialisierten Juden.

Diesen Sachverhalt wollen wir an dieser Stelle deswegen kurz skizzieren, weil er bezogen auf die oft in neopaganen Kreisen kolportierte Mär vom Christentum als „fremde jüdische Wüstenreligion“ doch ziemlich erhellend ist.

Das Christentum entwickelte sich anfangs in der Tat gänzlich innerhalb des Judentums. Jesus und seine Schüler darf man sicherlich als innerjüdische Sonder- oder evtl. auch Reformgruppierung ansprechen, die einerseits bereits im Judentum angelegte Ideen neu formulierte, teilweise auch verschärfte (etwa die generelle Herrschaft Gottes im Hier und Jetzt), andererseits einen expliziten heilsgeschichtlichen Fokus durch das Erleben Gottes besonders betonte (Heilungen, Wunder, Exorzismen etc.) sowie eine endzeitliche Naherwartung des Reiches Gottes vertrat.

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Jakobus, Fresko in der Kathedrale von Le Puy en Velay (Bild: gemeinfrei)

Nach der Kreuzigung Jesu um das Jahr 30, durch die die Erwartungen an seine Rolle massiv enttäuscht wurden, finden wir seine Anhängerschaft vorwiegend in Galiläa versammelt, obgleich wohl auch manche in Jerusalem verblieben waren (Mk 15,40f).

Durch im Umlauf befindliche Berichte von Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus festigte sich in diesen Kreisen dann aber wieder der Glaube an die Messianität und letztlich an die Wiederkunft Jesu. In der Folge und motiviert durch diese sich verbreitenden Erzählungen sammelten sich die Anhänger Jesu wieder verstärkt in Jerusalem, wo sie in der dortigen Gemeinde unter der Leitung von Petrus, Johannes und Jakobus agierten und wo sie sich nun offenbar eine neue Deutung der Ereignisse erarbeiteten, die ihnen eine tragende Zukunftsvision an die Hand gab.

Ihre anfängliche Erwartung an den – zunächst völlig im jüdischen Kontext verstandenen – Messias war ganz offensichtlich enttäuscht worden; die Tatsache, dass ihr Meister einen in damaligen Augen schändlichen Tod am Kreuz starb, musste einen verheerenden Eindruck hinterlassen haben und passte so gar nicht zur Vorstellung des jüdischen Messias. Aber die hartnäckig kursierenden Berichte von Begegnungen mit dem offenbar lebenden Jesus gaben nun Anlass zu denken, dass Gott selbst hier einfach in völlig unerwarteter Weise in das Leben der Menschen eingegriffen und Jesus in einer Rolle bestätigt hatte, die über die jüdische Messiasidee und damit über das, was seine Anhänger in ihm ursprünglich gesehen hatten, weit hinausging. Gerade im offensichtlich völligen Scheitern am Ende seines Lebens und Wirkens, dann aber gekrönt durch die Auferstehung, sahen seine Anhänger nun den eigentlichen Impuls des Sieges – des ultimativen Sieges, weil über den Tod – gegeben, der zum Impuls für ein Weiterwirken der Gemeinschaft werden sollte.

Bis auf diese spezifischen Glaubenspunkte, die die heilsgeschichtliche Rolle Jesu betrafen, fielen die Urchristen allerdings im jüdischen Umfeld erst einmal nicht weiter auf, denn sie verhielten sich ansonsten überwiegend traditionskonform – so beteten sie im Tempel, brachten Opfer dar, sprachen Aramäisch, die Beschneidung wurde traditionell praktiziert, die Speisevorschriften beachtet und das mosaische Gesetz besaß für sie volle Gültigkeit.

Ihre religiösen Sonderformen wie die Taufe oder regelmäßige Treffen in Hausgemeinden, wo sie das Herrenmahl zum Gedächtnis an das letzte Mahl Jesu feierten und auch die missionarische Tätigkeit unter ihren jüdischen Landsleuten, wo sie für ihre Überzeugungen zu werben suchten, hatten deshalb anfangs keinen wirklich trennenden Effekt bezogen auf die jüdische Gemeinschaft in der sie lebten. Diese ersten Judenchristen lebten bis zur angeordneten Hinrichtung des Jakobus im Jahre 62 n. Chr. durch den Sanhedrin, der bereits etwa 20 Jahre vorher Stephanus hatte steinigen lassen, in Jerusalem und wanderten erst danach in die Gebiete des Ostjordanlandes ab.

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Steinigung des Stephanus, des 1. Märtyrers des Christentums (Zerstörtes Fresko aus dem Dom zu Speyer, Bild: gemeinfrei)

Stephanus wiederum, der durch seine Hinrichtung wegen seines Bekenntnisses zu Jesus als dem Christus als Erzmärtyrer (erster Märtyrer der christlichen Geschichte) gilt, gehörte zu den sog. „Hellenisten“, sprich Juden in der Jerusalemer Gemeinde, die ursprünglich aus den Diasporasynagogen des östlichen Mittelmeerraumes, also Nordafrika, Ägypten und Syrien kamen und im Gegensatz zu den „Hebräern“ nicht Aramäisch, sondern von Haus aus Griechisch sprachen (das sog. Koine-Griechisch, eine aus verschiedenen Dialekten gebildete Allgemeinsprache (ἡ κοινὴ [διάλεκτος] / hē koinḕ [diálektos] = „der allgemeine [Dialekt]“)).

Ihre Sozialisierung in der griechischen Kultur hat sich dabei aber nicht nur auf die Sprache beschränkt, sondern war in umfassender Weise prägend – sie trugen griechische Namen, waren in dieser kulturellen Umgebung integriert und Träger ihrer Bildung. Diese griechisch gebildeten Juden hatten vor diesem besonderen Hintergrund auch bereits früh begonnen, ihre Religion neu zu reflektieren und zu interpretieren – man relativierte dabei ihren Status als Religion einer spezifischen Ethnie und nutzte auch allegorische Auslegungen der biblischen Texte, was grundsätzlich eine andere, eine offenere Herangehensweise an die im Judentum verankerte Gesetzesreligion belegt. Insofern gab es nicht nur Sprachgrenzen, die auch dazu führten, dass die „Hebräer“ und die „Hellenisten“ eigene Gemeindestrukturen entwickelten, sondern mit der Zeit eben auch eine divergente theologische Ausrichtung beider Gruppen.

Diejenigen Hellenisten, die nun in Kontakt mit der Botschaft von Jesus als dem Messias kamen und diese als für sich verbindlich adaptierten, brachten dabei diese kulturelle Eigenständigkeit mit, die nun wiederum auch ihre Sichtweise und Interpretation dessen färbte, was sie über Jesus und seine Lehre hörten. Wie schon in der genuin jüdischen Gemeinde, führte dies auch zu einer Zweiteilung in der judenchristlichen Jerusalemer Urgemeinde.

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Bild des Jesaja in der Synagoge von Dura Europos (im heutigen Syrien), eine Synagoge des hellenistischen Judentums, die vollkommen mit figürlichen Wandmalereien und biblischen Szenen dekoriert war (Bild: gemeinfrei)

Alleine schon wegen der sprachlichen Ausrichtung missionierten diese Judenchristen wiederum vor allem die hellenistischen Juden, was sie von den aramäisch sprechenden Judenchristen weiter entfernte, aber eben letztlich auch in Konflikte mit den konservativen Juden der hellenistischen Synagogen brachte.

Auch scheint es so zu sein, dass, bedingt durch ihre kulturelle Prägung, ihre Einstellung zu punktuellen religiösen Fragen eine andere war und so etwa die Kritik der hellenistischen Judenchristen an den gewachsenen Tempelstrukturen ausgeprägter war, als bei den aramäisch sprechenden Judenchristen.

Entsprechende gesetzeskritische Motive in der Jesusüberlieferung wurden dabei offenbar aufgenommen und konsequenter umgesetzt, was sich auch darin zeigt, dass Stephanus nach der Schilderung der Apostelgeschichte explizit eine Lästerung des Mose und des Tempels vorgeworfen wird (Apg 6:8-15), was diesen Konflikt zwischen den Juden und Judenchristen in den hellenistischen Gemeinden belegt.

Trennung von Judentum und Christentum

Das Palästina des 1. Jhd. war tief beeinflusst von hellenistischer Kultur, immerhin hatte Alexander der Große bereits 400 Jahre v. Chr. einen riesigen Bereich erobert – zu dem auch Palästina gehörte – und pflanzte in seinem Herrschaftsgebiet die Samen der griechischen Kultur und Sprache. Diese kulturelle Beeinflussung hörte mit dem Tode Alexanders nicht auf und blieb Teil der sich in der Folge entwickelnden Ideen und Strukturen, so das sich das Judentum in diesem Gebiet auf quasi natürliche Weise mit dem Hellenismus verband.

Insofern ist die Aussage, dass sich das Christentum vor der Ausformung in Rom aus dem Judentum heraus entwickelte, zwar korrekt, aber eben nicht wie manchmal verstanden, aus einem unbeeinflussten Judentum im Gegensatz zur griechisch-römischen Kultur. Die jüdischen Revolten zielten somit auch nicht auf eine Abgrenzung zu dieser bereits mit dem Judentum eng verflochtenen hellenistischen Kultur, sondern auf die politische Unabhängigkeit.

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Elijas Opfer auf dem Berg Karmel, eine weitere Wandmalerei aus der jüdisch-hellenistischen Synagoge von Dura Europos. Die Opfernden sind in griechisch-römischem Stil in Toga und Tunika gekleidet (Bild: gemeinfrei)

Politische Gründe waren es denn auch, die eine Abgrenzung der Christen von den Juden förderten, da erstere nicht in den Ruch einer den Staat gefährdenden messianischen Bewegung geraten wollten. Die jüdischen Revolten der Jahre 66 – 70 n. Chr. und 132 – 135  n. Chr. führten dazu, das die Juden im Römischen Reich zunehmend argwöhnisch bis feindselig betrachtet wurden und Rom machte grundsätzlich mit Gruppierungen, die sich der Staatsräson nicht unterordnen wollten, kurzen Prozess.

Bereits in den Evangelien finden sich deshalb Relativierungen, was etwa die zugrundeliegenden Beweggründe für die Hinrichtung Jesu betrifft, die hier bewusst eher als innerjüdische Problematik dargestellt werden. So finden wir etwa die Zuweisung der Schuld an den jüdischen Sanhedrin, eine eher positiv gehaltene Darstellung des römischen Statthalters Pontius Pilatus und andere ähnliche Beleuchtungen der historischen Geschehnisse im Sinne einer relativierenden Absicht. In den Erzählungen der Evangelien wird diese Propagierung einer dem römischen Staat zumindest neutral gegenüberstehenden Einstellung sogar Jesus selbst zugeschrieben:

Einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes wurden zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen? Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers.
Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn. (Mk, 12: 13-17)

Wir haben deshalb schon in dieser ganz frühen Zeit einen sich deutlich abzeichnenden doppelten Bruch, einerseits zwischen Christen und Juden, andererseits in der christlichen Gemeinschaft bedingt durch die kulturelle Prägung der nicht in einem jüdischen Kontext aufgewachsenen sog. Heidenchristen.

Jesus Christos (von griechisch Χριστός, Christόs, = „der Gesalbte“), der Titel, der sich für Jesus in der christlichen Deutung etablierte, musste für pagane Griechen und Römer gleichermaßen unverständlich bleiben, aber auch für die in dieser Kultur aufgewachsenen Heidenchristen, denn Salbungen als sakrale Akte wie sie im Judentum vorkommen, kannten die im paganen Umfeld sozialisierten Heidenchristen nicht.

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Bücher: „Römer-Kochbuch“ von Edgar Comes

Einleitung

KO6_Rom_Umschlag.inddWie unsere treuen Leser wissen, sind wir Fans der römischen Küche. Wir kochen gerne selber römisch (unser Moretum ist berüchtigt!).

Wir gehen auch gerne römisch essen, zum Beispiel im Domstein in Trier oder in der Villa Borg. Auf Römerfesten ist keine lukanische Wurst vor uns sicher!

Auf unserer Website veröffentlichen wir in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder unsere eigenen Rezepte (oft zu Speisen, die auch rituellen Einsatz finden, wie Opferbrot) oder Hintergrundartikel zur römischen Küche.

Aber wer es gerne handfest in Form eines Kochbuchs mag, wird tatsächlich auch auf dem Büchermarkt fündig. Erst einmal gibt es natürlich „das Original“ – „de re coquinaria“ oder kurz „der Apicius„, ein original erhaltenes römisches Kochbuch aus der Antike. Danach zu kochen ist allerdings etwas schwierig, denn der antike Autor Marcus Gavius Apicius richtet sich mit seinem Werk an eine Leserschaft, die weiß, wie man kocht und worum es geht. Das heißt, grundlegende Techniken werden vorausgesetzt, wie dieses Beispiel zeigt:

Nimm gereinigten Spargel, reibe ihn im Mörser, gieße Wasser zu und streiche ihn durch einen Durchschlag. Füge zubereitete Feigenschnepfen zu.“ (Apicius 4.2.5)

Wie man nun genau die Feigenschnepfe (eine Vogelart) zubereitet, wird nicht thematisiert; für dieses Rezept muß sie bereits „zubereitet“ sein. Auch Angaben zu Temperaturen oder Gardauer und derartige Details sucht man vergebens. Mengenangaben finden sich vor allem bei Nebenzutaten wie Eiern oder Flüssigkeiten, z.B. Öl (in Unzen) oder Wein (Glas). Wieviel Spargel oder Feigenschnepfe man benötigt, ist jedoch nicht erwähnt.

Da viele Zutaten aus der Zeit des Apicius heutzutage nicht mehr gängig sind (wie Flamingozungen und Feigenschnepfen) und die Rezepte auch alles andere als zugänglich sind, haben sich einige Autoren bemüht, auf der Grundlage der bekannten römischen Gerichte, römische Küche für die heutige Zeit zu beschreiben und damit für den modernen Menschen nachkochbar zu machen.

Zum Beispiel wurde damit experimentiert, welche Zutaten antike Zutaten ersetzen können, ohne sich geschmacklich und inhaltlich zu weit vom Original zu entfernen oder es wurde mit Mengenangaben experimentiert, um herauszufinden, in welchen Mengenverhältnissen die Zutaten schmecken und wie sie idealerweise zusammenpassen.

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Edgar Comes ist nicht nur ein Experte in römischer Küche – hier präsentiert er römische Bekleidung (Römerfest Mayen, 2013)

Einer dieser Autoren ist der Vermessungsingenieur und Hobbykoch Edgar Comes, der seit vielen Jahren im Bereich der experimentellen Archäologie aktiv ist. Ein Schwerpunkt seiner Forschungen liegt dabei auf der römischen Küche.

Wir selbst haben ihn schon öfter bei römischen Events getroffen, entweder zusammen mit den Milites Bedenses Legio XXII Primigenia, einer römischen Reenactment-Legion aus der Eifel, oder etwa auch bei einem Vortrag über römische Küche in der Villa Borg – inklusive Probieren!

Wir möchten Euch deshalb heute gerne sein Kochbuch vorstellen, das die Quintessenz seiner langjährigen Experimente und Verfeinerungen im Bereich Römisches Essen und Trinken darstellt. Dazu gibt es einen kurzen historischen Abriss über die Geschichte der römischen Küche und einen Überblick über die verwendeten Lebensmittel, vor allem Kräuter und Gewürze, sowie Tipps zur Verwendung römischer Kochutensilien.

Das Buch wurde 2009 mit dem „World Cookbook Award“ ausgezeichnet. Es ist im Juli 2018 in einer überarbeiteten Neuauflage im Zauberfelder-Verlag erschienen. Unsere Rezension bezieht sich auf diese Neuauflage.

Aufmachung

Das Hardcover-Buch hat einen Umfang von 128 Seiten und ist durchgehend farbig gehalten, zum Teil mit großformatigen Fotos versehen. Dabei ist es mit Liebe zum Detail gestaltet und im römischen Stil gehalten, zum Beispiel durch die Integration pompejanischer Fresken und Mosaike und die Verwendung eines marmorierten Hintergrundes. Auch die verwendete Schrift bei den Kapitel-Unterteilungen lehnt sich an römischen Stil an, so dass das ganze Buch vom Layout her in sich rund und stimmig wirkt und gut zum Thema passt.

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Das Layout mit den originalen Wandgemälden und Mosaiken gefällt uns sehr gut

Inhalt

Den ersten Teil des Buchs nehmen Vorwort und Einleitung ein. Hierbei gibt es einen kompakten, aber durchaus informativen Überblick über die Mahlzeiten im Tagesablauf, die Tischsitten, verwendetes Besteck, oder wie die Mahlzeiten technisch zubereitet wurden.

Es folgt ein Überblick über die „Rohstoffe“, die in der Küche verarbeitet wurden, also welche Gemüsesorten populär waren (und welche man wiederum gar nicht kannte, Stichwort: Kartoffel, Tomate und Paprika…), sowie welche Getreidearten, Obstsorten, Fleischsorten und Milchprodukte man in der römischen Antike verwendete. Auch Getränke kommen nicht zu kurz und es schließt sich gleich auch das erste Rezept an, die Herstellung des „Passum“, eines beliebten Rosinenweins, den man häufig auf Römerfesten probieren kann, wo die römischen Weinbauer vor Ort sind, zum Beispiel am ersten Augustwochenende in der Villa Borg, aber auch beim zweijährlichen Römerfest in Xanten.

Erwähnung findet natürlich auch eine der wichtigsten Zutaten, sozusagen das „Maggi der Römerzeit“ oder Liquamen, eine fermentierte Fischsauce, die quasi für alles Verwendung fand und die im großindustriellen Stil hergestellt wurde.

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Römische Ess- und Trinkprobe auf der Reenactment-Messe 2015 in der Villa Borg (eigenes Foto)

Hier ist Edgar Comes sehr pragmatisch – wie in seinem ganzen Buch. Er versucht zwar, nahe genug an den Rezepten der Antike zu bleiben, macht jedoch auch Konzessionen an die moderne Machbarkeit und Praktikabilität.

Niemandem ist wohl wirklich zuzumuten, daheim Fischsauce selbst zu fermentieren. Es ist auch nicht nötig, die teure erlesene kalabrische Fischsauce aus Italien zu importieren (die gleichwohl von besonderer Qualität sein soll und sich deswegen lohnen mag). Tatsächlich gibt es hier keine Berührungsängste und die Empfehlung, fernöstliche Fischsauce als Ersatz zu nehmen, weil sie noch heute quasi nach dem gleichen Verfahren hergestellt wird, das auch die Römer nutzten und so geschmacklich annähernd ähnlich ist.

An die Einleitung schließen sich nun die Rezepte an, die in einzelne Gruppen unterteilt sind: Es beginnt mit den Gustationes (Vorspeisen) bzw. Nebengerichten, die immer gut zu einem römischen Mahl passen, wie das beliebte Moretum oder diverse gefüllte Häppchen und Pasteten.

Es folgen die Beilagen, meist Gemüse in allen Variationen, aber auch Pilze.

Die Mensae Primae (Hauptgerichte) liefern einen guten Querschnitt und bieten etwas für jeden Geschmack. Hier gibt es auch, was uns besonders freut, ein Rezept für lukanische Würstchen, die römische Gewürz-Bratwurst. Sie ähnelt einer „normalen“ heutigen Bratwurst, zeichnet sich jedoch durch die Verwendung spezifischer Gewürze im Brät aus, was sie wesentlich herzhafter macht. Auch hier wird pragmatisch empfohlen, das Brät – anstatt es aufwändig im Schweinenetz in Wurstform zu bringen, als Frikadellen anzurichten. Das geht viel schneller und schmeckt genauso gut – außerdem ist es durchaus römisch, denn Frikadellen waren, wie viele andere Arten von Finger-Food, sehr beliebt im Römischen Reich. Auch hier zeigt sich wieder die Praktikabilität der Rezepte, die aus der Praxis geboren sind.

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Lukanische Wurst – mit dem Römer-Kochbuch auch zum Selbermachen geeignet!

Die Hauptgerichte sind allesamt Fleischgerichte und verwenden Schwein (Hausschwein, Wildschwein, Ferkel), Lamm, Huhn, diverse Fischarten, Kalb und Rind. Auch die Zubereitungsarten unterscheiden sich sehr, vom Eintopf über gegrillt bis gekocht ist alles zu finden.

Vegetarier werden hier wohl nicht glücklich, sie können sich allerdings an den zahlreichen pflanzlichen Beilagen und Eierspeisen satt essen.

Den Abschluss bilden die Dulcia, die Desserts, denn Römer waren große Freunde von Süßspeisen aller Art. Zwar kannten sie keinen Industriezucker, aber gesüßt wurde trotzdem reichlich und zwar mit Rosinen, Honig oder süßem Obst wie Birnen oder Sirup aus Traubenmost. Es finden sich Eierspeisen, Obstspeisen, Aufläufe und Omletts.

Den Abschluss bildet ein weiteres beliebtes Getränk – das Conditum Paradoxum, einen, auch Mulsum genannten, Gewürzwein. Diesen kann man auch vielerorts kaufen (zum Beispiel in der Römervilla Ahrweiler oder der Römerwelt Rheinbrohl) denn er wird von einigen Winzern hergestellt, da er mittlerweile durchaus einige Liebhaber hat. Hier hat jeder Winzer und Hersteller seine eigene geheime Gewürzmischung, ähnlich dem weihnachtlichen Glühwein. Das Rezept, das Edgar Comes anbietet, ist sehr klassisch und verwendet nur wenige Zutaten, braucht dafür aber eine lange Reifezeit.

Zum Abschluß listet der Autor noch transparent seine Quellen auf, allen voran die antiken Klassiker, die uns bis heute gute Einblicke in das Thema „Römische Küche“ gewähren: Cato der Ältere, Vergil und natürlich Apicius, Plinius der Ältere und Columella, von denen es jeweils eine Kurzvorstellung gibt.

Einige Tipps zu Bezugsquellen sowie die Kontaktdaten des Autors schließen das Buch ab.

Review

Als Liebhaber römischer Küche haben wir uns intensiv mit den Rezepten des Buches beschäftigt und sie mit anderen uns bekannten Rezepten verglichen.

Persönlich gefiel uns der praxisnahe Ansatz sehr gut, der keine Scheu davor hat, Konzessionen an die Moderne zu machen, dabei aber immer Wert darauf legt, so authentisch wie möglich zu bleiben. Insbesondere die lukanische Wurst bzw. die lukanische Frikadelle haben uns gut gefallen – und geschmeckt!

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Moretum läßt sich einfach herstellen und ist ideal zu Brot oder zu Gegrilltem oder… einfach allem… sofern man (oder die Arbeitskollegen) kein Problem mit Knoblauch hat

Das Moretum, für das wir uns ja immer besonders erwärmen können und das wir gerne bei allen möglichen Anlässen und an allen möglichen Orten probieren und vergleichen, unterscheidet sich schon in einigen Aspekten von „unserem“ Moretum, aber es ist ein sehr klassisches Rezept, das den typischen Geschmack auf jeden Fall gut wiedergibt und einem Einsteiger, der sich für römische Küche interessiert, eine ausgezeichnete Vorstellung dieser Käsespeise vermittelt. „Das“ Moretum-Rezept gibt es ohnehin nicht; es war eine solche Allerweltsspeise, dass man die Kräuter und Gewürze verwendete, die gerade Saison hatten und was der Hof oder Markt gerade so hergaben.

Auch dass der „Puls„, ein weiterer römischer Klassiker, von dem man oft liest und hört, weil es eine Standardnahrung der römischen Legionäre war, als Rezept vorgestellt und damit nachkochbar wird, hat uns gut gefallen – denn oft wird er nur als simpler „Getreidebrei“ abgetan, unter dem sich niemand etwas vorstellen kann und der Visionen von langweiligem Haferschleim aufkommen lässt. Woraus dieser Eintopf tatsächlich bestand und wie vielseitig er war, kommt hier nun gut herüber.

Für den historisch- und an den Quellen interessierten Koch ist auch anzumerken, dass unter den Rezepten jeweils die Quelle angegeben ist, auf der das Rezept basiert, zum Beispiel bei den Boletos Fungos (den frischen Champions): Apicius VII, 15.4.

Sehr gut gefällt uns die optische Aufmachung, sowohl mit den alten Gemälden und Mosaiken, die die Kapitel zieren, als auch die großformatigen Fotos, die die Gerichte appetitlich und in sehr detaillierter Nahaufnahme zeigen. Sie sind durchweg in römischem Geschirr und mit römischem Besteck angerichtet, was natürlich ganz anders wirkt, als wenn sie schnöde auf einem modernen Teller lägen. So bekommt man gleich noch Dekorationstipps für den römischen Abend daheim oder Anregungen, wenn man sich auf dem nächsten Römerfest mit Keramik, Essgeschirr, Besteck eindecken möchte.

Die Bilder wirken deshalb einerseits „klassisch“, weil sie die Gerichte in antikem Ambiente zeigen, aber gleichzeitig auch modern, weil sie sehr ansprechend inszeniert sind. Etwas irritierend ist allenfalls, dass die Bilder manchmal Zutaten zeigen, die im Rezept gar nicht vorkommen, zum Beispiel ist das Porcellum Coriandratum mit Rosmarin-Zweigen dekoriert, die im Rezept keine Verwendung finden.

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Moretum, Eier und Liquamen beim Vortrag von Edgar Comes (Reenactment-Messe 2015 in der Villa Borg, eigenes Foto)

Wichtig ist, dass auch in diesem Buch (ähnlich wie bei Apicius, allerdings doch etwas praxistauglicher) die Rezepte nicht wie in einem modernen Rezeptbuch bis ins Detail aufgeschlüsselt sind, nach dem Motto: „man nehme 2 Eier, schlage sie auf, rühre sie mit einem Schneebesen schaumig, hebe sie vorsichtig unter und koche sie dann 27 Minuten bei Stufe 3 bis sie goldbraun sind“.

Sondern hier sind die Anweisungen, wie in der Antike üblich, auch eher knapp gehalten und gehen davon aus, dass man sich mit den Grundfertigkeiten des Kochens auskennt. Gar- und Kochzeiten sucht man hier vergebens, weshalb ein gewisses Gefühl dafür, wann etwas gar oder durch ist, vorausgesetzt wird.

Im Gegensatz zum Klassiker gibt es jedoch eine ausführliche Zutatenliste mit Mengenangaben (in der Regel für 4 Personen), daneben eine Kurzanweisung, wie das Gericht zu kochen ist, zum Beispiel, dass man das Hähnchen in Teile schneidet, mit Salz, Pfeffer und Koriander würzt, in Öl scharf anbrät und dann schmoren läßt, sodann nach der Hälfte der Garzeit den fein geschnittenen Lauch hinzugibt und mitgaren läßt. Wann die Hälfte abgelaufen ist und wann es gar ist, muss der Koch selbst entscheiden.

Oder es wird zum Beispiel verlangt, einen „Braten mit Wein abzulöschen, mit Liquamen und Honig abzuschmecken und dann mit Mehl zu binden“. Wie man ablöscht oder mit Mehl bindet, sollte man wissen – solche Grundlagen werden nicht weiter erklärt und es gibt auch keine Mengenangaben in der Zutatenliste für solche Nebenzutaten, hier findet sich dann nur die Zutat „Mehl zum Binden“.

Es ist also definitiv kein Kochbuch für blutige Anfänger, die jeden Schritt detailliert erklärt haben müssen und auch auf exakte Zeit- und Temperaturangaben angewiesen sind!

Die Rezepte kommen allerdings auch mit wenigen Zutaten aus und nichts davon ist extrem kompliziert und benötigt viele Arbeitsschritte. Ganz im Gegenteil ist die römische Küche ja sehr bodenständig und nicht sehr schnörkelig. Insofern tut das Buch genau das, was es möchte: römische Gerichte vorstellen und Anregungen zum Nachkochen geben.

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Ein Beispiel für ein Rezept: Gefüllte Eier. Unter der Überschrift ist die Quelle des Original-Rezepts zu finden. Das Essen ist in einer römischen Terra Sigillata-Schale angerichtet

Ein Punkt, den ich persönlich etwas schade finde: Der Bereich „Backen“ wurde (bewußt) vom Autor ausgeklammert, da dieser Bereich den Rahmen gesprengt hätte – aber es wäre eine passende Ergänzung gewesen und einige Seiten mehr dieses interessanten und liebevoll gestalteten Buches hätten den Leser sicher erfreut. So wurde durchaus Potential verschenkt und der Schwerpunkt auf den Bereich der römischen Koch- und Bratgerichte, sowie Beilagen und Nachtisch gelegt.

Immerhin verweist der Autor im Nachwort darauf, dass, wer Interesse am römischen Backen hat, er z.B. an Backtagen in den diversen Archäologischen Parks fündig wird. Außerdem empfiehlt er, wenn man unbedingt Brot als Beilage haben möchte (Brot, Kuchen, Backwerk war ebenfalls sehr beliebt bei den Römern), kann man sich durchaus mit einem Fladenbrot aus dem Handel behelfen, das in der Herstellung ähnlich ist. Da wir gerne mit römischem Backwerk experimentieren (Opferbrot, Gewürzbrot), ist das für uns persönlich natürlich schade, aber natürlich nachvollziehbar – der Umfang eines Buches ist begrenzt und man muss Prioritäten setzen.

Wir hätten gar nichts dagegen, wenn der Autor ein weiteres römisches Kochbuch verfassen würde, dieses Mal zum Schwerpunkt Backen!

Fazit

Seine Prioritäten setzt Edgar Comes auf jeden Fall gut nachvollziehbar und mit einem roten Faden. Die einzelnen Speisen zum Tagesablauf, sowie aus den unterschiedlichen Kategorien der Vorspeisen, Beilagen, Hauptgerichte und Desserts sind vielfältig und bieten einen guten Querschnitt durch die Vielfalt der Römischen Küche.

Um sich einen Überblick zu verschaffen, ist es auf jeden Fall sehr gut geeignet, auch in Kombination mit den einleitenden Hintergrundinformationen.

Die Aufmachung ist hervorragend, stimmungsvoll und wirkt hochwertig. Die Herangehensweise an die antiken Rezepte ist, getreu der experimentellen Archäologie, so originalgetreu wie möglich, aber so praktikabel wie nötig. Hier wurden Kompromisse gefunden, mit denen man gut leben kann, wie etwa beim Liquamen.

Das Kochbuch ist nicht für absolute Kochlaien gedacht, weil es kaum Anleitungen für die grundsätzliche Herstellung der Gerichte gibt, aber wer einigermaßen Erfahrung im Kochen hat und wem die grundlegenden Techniken bekannt sind, dürfte mit dem Nachkochen keine Probleme haben.

Nicht zuletzt sind die Bilder sehr aussagekräftig und zeigen die Gerichte in original römischem Geschirr und mit Besteck, so dass auch hier Inspirationen zum Anrichten und Präsentieren, aber auch zum Erwerb der Ausstattung gegeben werden.

Uns gefällt das Kochbuch sehr gut und wir können es guten Gewissens jedem empfehlen, der sich schon immer mal einen Überblick über die Römische Küche verschaffen wollte und dabei Anregungen und Vorschläge sucht, wie er die Gerichte nachkochen und im original römischen Stil anrichten kann.

 

Überarbeitete Neuauflage erschienen 07/2018 im Logo-Zauberfeder-Verlag

ISBN: 978-3-938922-86-6

Preis: 19,90€

Verwendete Illustrationen aus dem Buch mit freundlicher Genehmigung des Zauberfelder-Verlags

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Artikel © Q. Albia Corvina, 04/2019

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Ritus christianus in der Religio Romana – Teil II: Aufstieg eines Mysterienkultes

Zu Teil 1: Ritus Christianus – Einleitung: das Christentum im Kontext der Religio Romana in Antike und Gegenwart

Roma locuta, causa finita

Dieses bekannte „Zitat“ des Kirchenlehrers Augustinus von Hippo (354–430), bedeutet „Rom hat gesprochen, der Fall ist beendet“ und soll verstanden werden im Sinne von „Wenn Rom gesprochen hat, ist die Diskussion über den Sachverhalt beendet, es gibt dazu nichts mehr zu sagen.“

AugustineLateran

Älteste Darstellung des Augustinus,
Mosaik an der Kapelle Sancta
Sanctorum in Rom, 6. Jh.
(Wikimedia, gemeinfrei)

Zwar hat Augustinus den entsprechenden Teil seiner Predigt aus dem Jahr 417 n. Chr. (Sermo 131, 10) über die Entscheidung des Papstes bezüglich der Lehren des Pelagius genau in diesem Sinne verstanden wissen wollen, aber er hat wörtlich nur das „causa finita“ benutzt.

Es ist mittlerweile aber ein geflügeltes Wort in der oben genannten, ergänzten Form und bringt so einen Punkt prägnant zum Ausdruck, den wir als Ausgangspunkt für die folgenden Ausführungen für wichtig erachten, nämlich die Tatsache, dass das Christentum ab einem bestimmten Zeitpunkt zur Staatsreligion, zur Sacra Publica des Imperium Romanum geworden ist – ein Fakt, der sich nicht wegdiskutieren lässt.

Dies wurde also durch die Römer selbst entschieden – es geschah in ihrer Zeit und Lebenswirklichkeit, innerhalb der Kultur des römischen Reiches und eingebunden in den Kontext der traditionellen Kulte, was eine besondere Sichtweise auf Änderungen im öffentlichen religiösen Leben mit sich brachte. Deswegen stellt es für uns, die wir diese Geschichte studieren und anhand der Quellen zu verstehen versuchen, erst einmal nur einen weiteren organischen Schritt in der Entwicklung der römischen Geschichte dar, gegangen vom römischen Volk selbst.

Wir, die wir nach ihnen kommen, uns ihnen verbunden fühlen und in einer Kultur sozialisiert sind, die bereits selbst schon wieder einen weiteren Schritt in dieser fortlaufenden Geschichte und Kultur darstellt, müssen akzeptieren, dass wir in dieser historischen Entscheidung einerseits kein Mitspracherecht haben und wir sie andererseits auch nicht einfach ignorieren können.

Uns stellt sich nur die Frage, wie wir heute mit dieser Entscheidung derer, die vor uns waren, umgehen. Um hier zu einer befriedigenden Antwort zu kommen, gerade auch vor dem Hintergrund der Praxis der Religio Romana in unserer Zeit, ist es unabdingbar, sich von diversen Vorstellungen und Stereotypen zu verabschieden, die aus dem Blick auf die Geschichte durch eine quasi ideologische Brille erwachsen sind.

Wir müssen deshalb eine Perspektive einnehmen, die der entspricht, welche den religiösen wie politischen Entscheidungen im antiken römischen Staat zugrunde lag, um hierbei zu einer adäquaten Einschätzung kommen zu können.

Um diesen Punkt der Perspektive noch einmal konkret zu fassen, ist es wichtig zu betonen, Rekonstruktionismus ist keine Religion, auch nicht im Paganismus eine Denomination oder Konfession, sondern eine Herangehensweise, eine Methode.

Es geht dabei um die konstruktive Evaluation von Quellen, von tradiertem Wissen über eine Religion und Kultur, um diese in einem zeitgenössischen Kontext authentisch leben zu können. Im Rekonstruktionismus finden wir oft eine eher ganzheitliche Betrachtung, was aber besonders für den römischen Rekonstruktionismus gilt. Dies bedeutet, es geht nicht nur um den Teilaspekt der Religion, sondern grundsätzlich um die Kultur, um die „Romanitas“ von der die Religio – einschließlich der Sacra Publica – ein untrennbarer Teil ist.

Durch diese spezifische Betrachtungsweise kommt es naturgegebenermaßen zu einer natürlichen Einbeziehung von historischen Entscheidungen, die innerhalb der römischen Geschichte getroffen wurden und damit die Entwicklung des Römischen Reiches und der ihm zugrundeliegenden Kultur, wie auch der Aspekte, die in der Folge davon als römisches Erbe Europas immer noch aktuell sind, mitgestaltet haben. Durch diese Akzeptanz von historischen Entscheidungen kommt es generell zu einer anderen Sichtweise auf das Imperium Romanum, das wir zwar durch bestimmte Veränderungen in seiner historischen Entwicklung gekennzeichnet sehen, dem wir aber eine grundsätzliche Kontinuität zuschreiben, die kulturell bis heute nachwirkt.

Aus diesem Grunde sehen wir im Niedergang des weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert nicht den „Untergang des Römischen Reiches“ schlechthin, denn auch wenn man gerne vom Byzantinischen Reich spricht, gab es ein solches nicht im Selbstverständnis der Römer, die sich auch im östlichen Teil des Reiches immer als solche betrachteten und bezeichneten (grch.: Ῥωμαῖοι / Rhōmaîoi). Es vollzog sich zwar im Ostteil des Reiches schon früh eine Vermischung der römischen Kultur mit griechisch-orientalischen Elementen (wobei aber auch im westlichen Teil des Imperiums Griechisch seit jeher die Sprache der Gebildeten war), eine stärkere Gräzisierung des Römischen Reiches fand allerdings erst nach dem Niedergang des westlichen Herrschaftsbereiches statt.

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Byzantion wurde, nachdem Konstantin es für seine Neugründung Konstantinopel erwählt hatte, auf das Fünffache der ursprünglichen Fläche vergrößert, wie das Vorbild Rom auf sieben Hügeln errichtet und entsprechend der politischen und weltlichen Strukturen der alten Hauptstadt glanzvoll ausgebaut. So erhielt Konstantinopel ein Kapitol, einen dem Senat in Rom vergleichbaren Rat, einen Circus für 100.000 Zuschauer, ein Forum (Forum Constantini) und eine Hauptverkehrsachse in ost-westlicher Richtung. Es war das Zentrum der Wirtschaft, Kultur und Verwaltung des Oströmischen Reiches kontinuierlich von der Spätantike bis zum Beginn der Neuzeit. (Bild: Antoine Herbert, Portfolio Konstantinopel vom 4. bis 8. Jahrhundert, eine Bilderreihe zur Byzantinischen Architektur)

Das Oströmische Reich war also kein „Nachfolger“ des Weströmischen Reiches, wie man dies manchmal liest, sondern es gab immer nur ein einziges Imperium Romanum und die seit der sog. Reichsteilung 395 n. Chr. vollzogene Aufteilung in einen westlichen und östlichen Teil war im eigentlichen Sinne eine Herrschaftsteilung von 2 Kaisern, eine Aufteilung des „Imperiums“, also der höchsten exekutiven Macht im Staat, keine Aufteilung oder Trennung des Römischen Reiches an sich.

Das Imperium Romanum ging somit erst 1453 n. Chr. mit der Eroberung seiner Hauptstadt im Osten, Konstantinopel, entstanden durch den großzügigen Ausbau des ehemaligen Byzantion, tatsächlich als Staat zu Ende. Wir betonen dies, weil diese Kontinuität für unsere Herangehensweise an die römische Geschichte und Kultur entscheidend ist.

Die Wortverbindung „katholische Kirche“ wurde zwar bereits von Ignatius von Antiochien um das Jahr 110 n. Chr. verwendet, aber erst nachdem es unter Theodosius I. im Jahre 380 n. Chr. durch das Edikt Cunctos populos zur Erhebung und Einsetzung des Christentums – eben in seiner auf das Konzil von Nicäa im Jahre 325 n. Chr. zurückgehenden Form – als Sacra Publica kam und damit die Konsolidierung des Römisch-Katholischen belegte, wurde dieser nun christliche Charakter des Reiches später im Ostteil als staatlicher und kultureller Impuls weiter verstärkt (Zitat aus dem Wortlaut des Ediktes: „Hanc legem sequentes christianorum catholicorum nomen iubemus amplecti (…) / „Nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, sollen, so gebieten wir, katholische Christen heißen dürfen“) .

Die oft vorgetragene Idee, dass die Christianisierung des Imperium Romanum zu seinem Untergang im Westen führte oder diesen zumindest gefördert habe (betont bei Edward Gibbon in seinem Werk „The History of the Decline and the Fall of the Roman Empire“ und in der Folge immer wieder von diversen Seiten aufgenommen, heute jedoch von der historischen Forschung als widerlegt betrachtet), wird natürlich alleine durch die Tatsache hinfällig, dass sich das später dezidiert christliche Oströmische Reich bis ins 15. Jahrhundert behaupten konnte, auch wenn es anfangs nicht in dieser Form existierte.

Denn Kaiser Konstantin förderte zwar das Christentum, aber sein Konstantinopel wurde nicht als eine Art „christliches Rom“ gegründet, wie man manchmal zu lesen bekommt. Die traditionellen paganen Riten bei der Gründung der Stadt wurden ebenso selbstverständlich beachtet, wie die Renovierung von paganen Tempeln gefördert wurde.

In Hoc Signo Vinces… oder Götterdämmerung?

Wie konnte es nun zu einer solch breiten Akzeptanz eines ursprünglich so kleinen Kultes wie des Christentums und schließlich sogar zu seiner Erhebung zur Staatsreligon im Römischen Reich kommen?

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