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Götterwelt: die Penaten

Auch: Di Penates, Dei Penates 

Zuständigkeiten und Bezeichnungen:

Die Penaten zählten zu den Hausgöttern (dii familiares), die ursprünglich für die Bewachung der Vorratskammer (Essen, Getränke und Öl) und für den Herd zuständig waren. Sie standen damit in enger Verbindung zur Göttin Vesta. Ihr Name leitet sich vom lateinischen penus (Vorrat) ab. Zu ihren Hauptfunktionen zählte der Schutz der Vorräte vor Ratten, die von ihnen vertrieben wurden, das Hüten der Glut im Ofen, das Inspirieren des Kochs, damit dieser stets etwas Schmackhaftes kochte, sowie der Schutz der Familie bei Nacht, wenn diese schlief. Deswegen war der Herd ursprünglich der „Altar“ ihrer Verehrung.

Penate mit Opferschale und Füllhorn (Britisches Museum London)

Penate mit Opferschale und Füllhorn (Britisches Museum London)

Im Laufe der Zeit wandelte sich jedoch die Vorstellung, die man von den Penaten hatte, und sie vermischten sich mit den Laren (so daß auch sie als Verkörperungen der Seelen der Vorfahren galten), sowie mit dem Genius des Paterfamilias. Das führte dazu, daß sie zur Kaiserzeit nicht mehr am Herd, sondern ebenfalls im Lararium verehrt wurden.

Von Schutzgöttern der Vorräte und des Feuers wurden sie so – wie die Laren – zu Schutzgeistern der ganzen Familie und des Haushalts, die über die Einheit und Eintracht der Familie wachten und dafür sorgten, daß man innerhalb der Familie freundlich, wohlwollend und vernünftig miteinander umging. Mann und Frau mochten Geheimnisse voreinander haben, die Penaten jedoch kannten all diese Geheimnisse. Ein unharmonisches Familienleben war beleidigend für die Penaten, die sich dafür mit Kälte oder Fieber rächten. Gleiches galt, wenn man versehentlich das (normalerweise immer brennende) Feuer im Herd ausgehen ließ – auch das war eine Kränkung der Penaten.

Im Laufe der Zeit verschmolzen sie mit anderen Schutzgeistern und Schutzgottheiten des Hauses. Später rechnete man sogar Vesta, Apollo und alle andere „Hausgötter“, die im privaten Cultus der jeweiligen Bewohner eine Rolle spielen, zu den Penaten. Von den Laren sind sie jedoch streng zu trennen, denn im Gegensatz zu diesen, sind die Penaten mobil und können von einem Ort zum anderen gebracht oder bei einem Umzug mitgenommen werden.

Sklaven, die freigelassen wurden, nahmen die Penaten ihres ehemaligen Herrn für ihren eigenen Haushalt an.

Neben Riten am Lararium schloß man die Penaten auch bei jeder Mahlzeit ein, indem man einen kleinen Teil des Essens in das Feuer des Herdes gab. Auf dem Tisch standen für sie immer ein Salzgefäß und Erstlingsfrüchte. Verließ man das Haus, verabschiedete man sich von ihnen, mit der Bitte, daß sie über einen wachen mögen, und kehrte man zurück, begrüßte man sie wie nahe Verwandte. Bei jedem Familienereignis, egal ob der Anlaß traurig oder fröhlich war, wurden sie – zusammen mit den Laren – einbezogen.

Neben den Hauspenaten, die an eine Familie gebunden waren (und sogar mit dieser umzogen), gab es auch das öffentliche Gegenstück, die Staatspenaten (Penates Publici Populi Romani), die einen eigenen Tempel (aedes) auf der Velia-Anhöhe in der Nähe des Palatins hatten (dieser Tempel wurde im großen Feuer zur Amtszeit Kaiser Neros zerstört). Ihre Aufgabe war es, die „große Familie“ – den Römischen Staat – zu behüten.

Traditionell opferten ihnen dort Römische Magistrate (Consul, Praetor und Dictator) jährlich bei Amtsantritt in einem großen Staatsopfer. Der Legende nach wurden die ersten Penaten von Aeneas (der als Stammvater der Römer gilt) aus Troja nach Lavinium, südlich von Rom, gebracht, wo sie in engem Zusammenhang mit Vesta standen. Auch gab es Statuen von ihnen im Tempel der Vesta auf dem Forum in Rom, sowie in zahlreichen weiteren Heiligtümern. Auch das zeigt, daß Penaten „portabel“ sind und von einem Ort zum anderen gebracht werden können – und wurden.

Attribute und Darstellungen:

Die Penaten sprechen zu Aeneas (Szene aus Vergil:  Aeneid)

Die Penaten sprechen zu Aeneas (Szene aus Vergil: Aeneid)

Hauspenaten sind – im Gegensatz zu den Laren – von Geschlecht und Anzahl her völlig unbestimmt. Bei mehreren Penaten geht man davon aus, daß sie sich die Zuständigkeiten aufteilen, so daß einer für die Getränke, einer für die Speisen und ein dritter für den Herd zuständig ist. Darstellungen zeigen sie (wie die Laren), oft als Jünglinge mit den typischen Attributen Füllhorn (cornucopia) und Opferschale (Patera), so daß sie optisch meist nicht voneinander zu unterscheiden sind.

Im Lararium werden sie jedoch gestaltlos verehrt und weder als Malerei noch als Figuren abgebildet.

Die Darstellung der Staatspenaten im aedes auf Velia zeigte sie als zwei sitzende, lanzentragende Jünglinge, die allerdings ebenfalls Ähnlichkeit mit den Laren hatten.

Opfergaben:

Für die Hauspenaten sind keine speziellen Opfergaben nötig, da Penaten an den Mahlzeiten der Bewohner teilnehmen. Es genügt, ihnen etwas vom eigenen Essen zu geben. Zudem gehören, wie schon erwähnt, Salz und Erstlingsfrüchte zu ihren Gaben, die auf dem Eßtisch stehen.

Im Lararium kann man ihnen – wie auch den Laren – die typischen Opfergaben darbringen: Räucherwerk, Wein, Milch, Ritualkuchen und -brot, Blumen.

Feiertage:

Wie auch den Laren, werden mindestens an den Kalenden, Nonen und Iden den Penaten Opfer gebracht (in der Regel werden sie in die täglichen Handlungen am Lararium integriert). Außerdem werden sie in jedes Familienereignis und -fest einbezogen. Der offizielle Feiertag für die Penaten ist der 14. Oktober.

Sonstiges:

Die heidnische römische Religion und damit die Verehrung der Penaten und Laren wurde im November 392 durch den Kaiser Theodosianus I verboten, inoffiziell wurde der Kult aber noch bis in die Spätantike nachgewiesenermaßen praktiziert.


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