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Antike Stätten: Bertriacum – Römisches Quellheiligtum der Meduna und Vercana (Bad Bertrich)

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Die evangelische Kirche auf dem Felssporn steht an der Position eines ehemaligen römischen Tempels

Anschrift:

Trinkbrunnen: Kurgarten (Wandelhalle), 56864 Bad Bertrich

Anfahrt:

Bad Bertrich, das römische Bertriacum, liegt in der südlichen Vulkaneifel nahe der Mosel.

Der Kurort liegt in einem engen Tal, umgeben von mehreren erloschenen Vulkankegeln, und ist über eine gewundene Landstraße aus der Eifel und von der Mosel aus zu erreichen.

Parkmöglichkeiten bestehen am Ortseingang auf einem großen öffentlichen Parkplatz hinter dem „Apollo-Tunnel“. Von hier aus ist in dem kleinen Ort alles gut fußläufig zu erreichen.

Bad Bertrich hat keinen Bahnhof. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchte, nimmt den Zug zum Bahnhof Bullay, von dort aus besteht eine regelmäßige Busverbindung mit der Linie 727.

Ansonsten liegt Bad Bertrich in einer touristisch sehr attraktiven Landschaft mit vulkanischen Maaren und dem Moseltal. Es ist gut mit zum Teil spektakulären Wanderwegen durch das felsige Umland erschlossen.

Hintergrundinformationen:

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Rohre der römischen Quellfassung

In Bad Bertrich befindet sich die einzige Glaubersalz-Heilquelle Deutschlands. Sie wurde von der Römerzeit über das Mittelalter, durch Kurfürsten, als Preußisches Staatsbad, im Nationalsozialismus bis zum heutigen Kurbetrieb kontinuierlich genutzt. All diese Epochen haben ihre Spuren in dem kleinen Kurort hinterlassen.

Zu römischer Zeit wurde diese Thermalquelle bereits so geschätzt, daß an dieser Stelle im 4. Jahrhundert n. Chr. das große römische Heilbad Bertriacum entstand. Unter den Kaisern Valentinian II. und Gratian wurden prächtige Badeanlagen mit Säulentempeln errichtet.

Die Heilquelle wurde zu einer überregional bedeutsamen Pilger- und Kurstätte, die den anderen Quellheiligtümern in der Region im sprichwörtlichen Sinne des Wortes das Wasser – sprich, die Pilger – abgrub und damit zu ihrem langsamen Versinken in der Bedeutungslosigkeit betrug, wie es wahrscheinlich beim Quellheiligtum von Heckenmünster der Fall war. Der Weg dorthin war um ein Vielfaches beschwerlicher, während das imposante Heilbad in Moselnähe deutlich verkehrsgünstiger lag.

Das Thermalwasser, das in Bertriacum zu Tage tritt, hat eine Temperatur von 32 Grad und gilt als wirksam bei Magen- und Darmerkrankungen. Bereits die Römer fassten die Quelle, die aus einer 2,3 km tiefen Bruchzone durch Felsgestein an die Oberfläche steigt, in einer 25 Meter langen Quellfassung. Durch bleiernde Steigrohre wurden pro Minute 123 Liter direkt in die Bäderanlagen geführt. Das Fördersystem, das aufgrund des natürlichen Steigdrucks ohne Pumpen auskam, war ausgeklügelt. Die Quellfassung war mit Estrich versiegelt, damit das Wasser gegen Schmutzeintrag von außen geschützt war, insbesondere bei Hochwasser. Außerdem schützte es die Quellleitung vor Wasserverlust in das von Klüften durchzogene umliegende Gestein.

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Geschmacksabhängig: 32 Grad warmes Glaubersalz-Quellwasser… aber wenn es hilft 😉

Neben Architekturresten der Bäder fand man in Bad Bertrich auch Überreste mehrerer Tempelanlagen, die auf die Bedeutung des Ortes als Heil- und Quellheiligtum hinweisen. So wurden sowohl am Standort der heutigen evangelischen und der katholischen Kirchen römisches Säulen- und Mauerwerk gefunden, die jeweils auf einen Tempel hinweisen. Die exponierte Lage beider Kirchen auf Felserhebungen oberhalb des Orts wäre nach römischem Brauch ebenfalls typisch für weithin sichtbare Tempelanlagen.

Westlich des Ortes auf einer Anhöhe wurde ein weiterer Weihealtar entdeckt. Auch in der Gemarkung „Kuheck“ wird eine Kultstätte vermutet. Um die Tempel- und Bäderkomplexe herum wurden Überreste einer zivilen Ansiedlung gefunden, die auf einen vicus und speziell für den Kurbetrieb errichtete Gebäude eines typischen Kurorts hindeuten. Damit steht die römische Bäderstadt Bertricaum in gleicher Tradition wie die anderen Quellheiligtümer der Region, die ebenfalls einen Bäderbetrieb im großen Stil, unterstützt durch Kultanlagen und Nebengebäude wie Herbergen, Geschäfte und Handwerksbetriebe vermuten lassen.

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Relief der Diana aus Bad Bertrich

Inschriften und Reliefs, die heute im Kurhaus ausgestellt sind, belegen, welche Gottheiten an dieser Quelle verehrt wurden. 1858 wurde ein 50cm großes Relief der Diana gefunden, die in der Literatur teilweise mit der keltischen Quell- und Heilgöttin Sirona in Verbindung gebracht wird, vor allem aufgrund ihrer Assoziation mit dem Heilgott Apollo-Grannus.

Sirona- und Apollo-Grannus-Heiligtümer sind aus der Region ebenfalls bekannt, ein Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen, aber auch nicht belegt werden.

Besonders interessant ist der Fund eines 30cm hohen Weihealtars aus Sandstein (CIL XIII 7667), der den Göttinnen Meduna und Vercana geweiht ist. Die keltische Meduna, die bei den hier ansässigen Treverern verehrt wurde, gilt bis heute als die Schutzpatronin des Ortes Bad Bertrich (wie z.B. der Name der Meduna-Klinik zeigt). Da die Inschrift in der Nähe der warmen Quellen gefunden wurde, liegt die Vermutung nahe, daß es sich bei diesen Göttinnen um Quell- oder Heilgöttinnen handelt. Allerdings sind keine bildlichen Darstellungen dieser Göttinnen bekannt und ihre genaue Funktion bleibt unbekannt.

Die Inschrift auf dem Altar lautet:

De(a)e Vercan(a)e / et Medun(a)e / L(ucius) T() Acc(e)ptus / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

Gegenüber den Göttinnen Vercana und Meduna hat Lucius T. Acceptus sein Gebübde gerne und nach Gebühr eingelöst.

Dieser Altar ist ebenfalls in der Wandelhalle des Kurhauses ausgestellt.

 Beschreibung:

Leider sind heutzutage keine Bauten aus römischer Zeit mehr an der Oberfläche zu sehen. Die große Bedeutung des römischen Heilbades Bertriacum läßt sich deshalb nur indirekt erfahren.

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Der Sandsteinalter für Meduna und Vercana

Überreste der römischen Quellfassung (Steigrohre aus Blei), eine Replik des Diana-Reliefs und der Sandsteinaltar für Meduna und Vercana sind (etwas stiefmütterlich versteckt) neben dem öffentlichen Trinkbrunnen in der Wandelhalle des Kurhauses in Vitrinen ausgestellt.

Zu den Ausstellungsstücken gibt es Beschriftungen mit Kurzinformationen. Im weiteren Verlauf der Wandelhalle befinden sich einige weitere Infotafeln, in erster Linie über Glaubersalz. Hier gibt es aber auch eine Tafel, die den Querschnitt durch die römische Brunnenfassung zeigt und erklärt.

Aus dem Trinkbrunnen kann man zu den Öffnungszeiten des Kurhauses direkt aus der warmen Glaubersalzquelle trinken. In der nahegelegenen Vulkan-Therme kann man auch im Quellwasser baden und schwimmen.

Für den römischen Touristen empfiehlt sich also in erster Linie ein Besuch des Kurhauses und eine Kostprobe des salzigen Wassers, das schon von den Römern geschätzt wurde. Auch ein Besuch der katholischen Kirche und der evangelischen Kirche auf dem Friedhofshügel kann vor dem Hintergrund erfolgen, daß an beiden Stellen ursprünglich  römische Tempel standen. Die exponierte Lage beider Kirchen vermittelt einen guten Eindruck, wie imposant die Tempel gewirkt haben müssen, und erlaubt auch einen Überblick über das schmale Tal, in dem Bad Bertrich liegt.

Öffnungszeiten, Eintritt

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Infotafel in der Wandelhalle: Schnitt durch die römische Quellfassung

Der Trinkbrunnen in der Wandelhalle im Kurgarten, an dem die römischen Funde ausgestellt sind, ist offiziell nur 8 – 9 Uhr, 11 – 12 Uhr und 16.30 – 17.30 Uhr geöffnet (er wird vor allem zur Durchführung von Trinkkuren vor dem Essen eingesetzt). Als wir dort waren, konnten wir jedoch auch außerhalb der Öffnungszeiten am frühen Nachmittag die Wandelhalle betreten und vom Brunnen trinken.

Eintritt wird nicht erhoben.

Sonstiges

Fotografieren ist überall möglich.

Wir empfehlen auch einen Besuch der katholischen Kirche auf dem Felsvorsprung oberhalb des Orts.

Eine weitere interessante, aber gänzlich unrömische Besonderheit von Bad Bertrich ist der sogenannte „Römerkessel„, Europas einziger landschaftstherapeutischer Park, mit seinen 7 Themengärten. Auf einem Felsen inmitten des Parks liegt die evangelische Kirche, die ebenfalls an der Position eines ehemaligen römischen Tempels steht.

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Ganz in der Nähe gibt es auch spannende nicht-römische Ausflugsziele, wie die berühmte Lava-Bombe von Strohn

Wer ein Freund von Thermen ist, kann den Besuch gut mit einem Besuch der Vulkaneifel-Therme verbinden.

Sowohl die Mosel und die Vulkaneifel sind nur wenige Fahrminuten von Bad Bertrich entfernt; in beiden Richtungen finden sich zahlreiche weitere interessante römische Ausflugsziele.

 

 

 


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