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Götterlexikon: Epona

Herkunft, Bezeichnungen

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Epona aus Belginum / Hunsrück

Epona ist eine gallo-römische Göttin, die – als einzige Göttin keltischer Herkunft – weite Verbreitung im römischen Reich erfuhr und sich auch über die Grenzen des keltischen Raumes hinaus bis nach Rom großer Beliebtheit erfreute, wo sie sogar Teil des Staatskultes wurde.

Epona ist in zahlreichen Bild- und Textquellen belegt, unter anderem aus 60 Weiheinschriften sowie Reliefs, Weihealtären und figürlichen Darstellungen, die aus ganz Westeuropa stammen, vor allem aus Frankreich, entlang der Mosel, West- und Süddeutschland, Spanien, Großbritannien, dem Donaubecken, Norditalien, Rom und dem Alpenraum. Auffällig hierbei ist eine besonders hohe Dichte an Funden entlang der befestigten Grenzen des Reichs, wie dem Limes, entlang des Rheins, der Donau und in Nord-Britannien.

Lediglich in zwei Regionen des Römischen Reiches scheint sie nicht verbreitet gewesen zu sein: In Nordafrika, wo man bislang nur eine Darstellung von ihr gefunden hat, sowie dem Nahen Osten, wo sie gar nicht auftaucht.

Ihre Verehrung scheint sich zudem auf das Gebiet des Römischen Reichs zu beschränken; jenseits des Limes im freien Germanien, aus dem Raum zwischen Rhein und Elbe, sind keine Darstellungen oder Inschriften von Epona bekannt.

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Figürliche Darstellung der Epona, zu bewundern im Rheinischen Landesmuseum Bonn

Ihr Name ist gallischer Herkunft und kann etymologisch aus dem gallischen Wort „epos“ für Pferd hergeleitet werden, das wiederum auf die proto-Indo-Europäische Wurzel *ék̂u̯os zurückgeführt wird. Aus dieser Wurzel stammen auch andere Worte für Pferd, wie das lateinische Equus, das altirische Ech oder das litauische Esva. Durch die weibliche Endung -a und den Namensbestandteil -on wird ihr Name verschiedentlich als „große Stute„, „göttliche Stute“ oder „die, die wie eine Stute ist“ oder „große Reiterin“ gedeutet.

Trotz dieser Herleitung und ihrer überwiegenden Verbreitung im gallischen Raum gibt es keine Erwähnungen ihres Namens aus vor-römischer Zeit. Es gibt auch keine Inschriften auf Gallisch, sämtliche Inschriften sind auf Latein oder (seltener) Griechisch. Sie stammen zudem nicht nur von Personen keltischer Herkunft, sondern von Stiftern aus verschiedensten Teilen des Reiches, wie Germanen, Römern und sogar – wie bei einem Fund aus Mainz – einem Syrer.

Zwar ist die Möglichkeit gegeben, dass diese Göttin bereits vor der römischen Eroberung Galliens (im Jahre 52 v. Chr. durch Julius Caesar) von einheimischen keltischen Völkern verehrt wurde, es gibt jedoch bislang keine Quellen oder Belege dafür.

Tatsächlich stammen die frühesten Funde aus dem ersten Jahrhundert n. Chr., eine auffällige, fast explosionsartige Häufung beginnt aber erst mit dem zweiten Jahrhundert n. Chr., so dass man davon ausgehen muß, dass sich der spezifisch gallo-römische Kult um Epona erst um diese Zeit zu entwickeln und im Reich zu verbreiten begann. Mitte des zweiten Jahrhunderts, etwa ab dem Jahr 130 n. Chr. häufen sich auch die Inschriften aus Rom.

Der früheste absolut sicher datierbare Bildbeleg ist ein Wandgemälde in Pompeji, da wir von dort wissen, dass er nicht älter sein kann als 79 n. Chr.

Die erste zweifelsfreie namentliche Inschrift, in der Eponas Name genannt wird, stammt aus einem Tempel in Entrains-sur-Nohain, Frankreich aus dem frühen zweiten Jahrhundert. Sie lautet:

Augusto sacrum deae / Eponae / Connonius Icotasgi fil(ius) / templum cum suis orna/mentis omnibus de suo donavit l(ibens) m(erito) (CIL 13, 02902)

Der erhabenen Göttin Epona gibt Connonius, Sohn von Icotasgus, diesen Tempel mit all seinen Verzierungen und auf eigene Kosten.

Am gleichen Ort findet sich auch eine zweite Widmung an Epona (CIL 13, 2903), was ihre zentrale Bedeutung für diesen Tempel hervorhebt.

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Epona im Landesmuseum Trier

Literarische Belege tauchen ab der hadrianischen Zeit auf (die Regierungszeit von Kaiser Hadrian war 117-138 n. Chr.).

Interessanterweise geht die Verbreitung Eponas nicht von Gallien aus, sondern die Funde sind in den frühen Jahren weit verbreitet überall im Reich zu finden, von Italien bis Britannien, von Rumänien bis Frankreich, während sie sich erst später auf den Raum Gallien und Germanien konzentrieren und dort gehäuft auftreten.

Wieso es bislang keine gesicherten Belege zwischen der Eroberung Galliens im Jahr 52 v. Chr. und der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gibt, ist nicht eindeutig erklärt und schwierig mit der Hypothese zu vereinbaren, dass Epona eine Göttin ist, die aus vor-römischer Zeit stammt, denn dann dürfte es diese auffällige 100-jährige Überlieferungslücke eigentlich nicht geben.

Ihr relativ spätes Auftauchen ab der Mitte des ersten Jahrhunderts stützt jedoch die gegenläufige These, dass Epona und ihr Kult erst später durch Verschmelzung lokaler keltischer und römischer Götter entstand und sie keine keltische Vorläuferin hat, die 1:1 von den Römern übernommen wurde (vgl. Zeittafel aller bekannten Inschriften und Darstellungen von Epona, oder Auflistung von M. Euskirchen in ihrer Dissertation “Epona”. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission Deutsches Archäologisches Institut., 74: 607-838., 1993).

Wir erlauben uns an dieser Stelle kein Urteil und lassen deshalb die Herkunft der Göttin Epona offen – ob sie nun bereits zu vorrömischer Zeit von den einheimischen Galliern in unserer Region verehrt wurde oder ob sich ihre Vorstellung erst in gallo-römischer Zeit entwickelt hat, ist für den Praktizierenden des Gallo-Römischen Kultes unerheblich.

Wie bei den anderen keltischen Göttinnen, die von den Römern übernommen wurden, wurde ihr Name auch nicht um ein Epitheton erweitert, sondern sie wurde – wie z.B. Rosmerta oder Sirona – unter ihrem gallischen Namen verehrt. Dies ist anders bei männlichen Göttern keltischer Herkunft, die im Rahmen der Interpretatio Romana fast immer einen römischen Namenszusatz erhielten, wie Apollo-Grannus, Mars-Intarabus oder Lenus-Mars (der wiederum die Besonderheit aufweist, daß der keltische Name vor dem römischen genannt wird).

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Epona aus dem Tempel in Tawern, wo sie in einem 9 Meter tiefen Brunnenschacht gefunden wurde

Im Gegensatz zu vielen anderen keltischen Göttinnen wurde Epona auch nicht mit einem männlichen Gott verpartnert, sondern blieb alleine. Gelegentlich wurde sie zusammen mit Herkules angerufen, der ebenfalls unter anderem für Schutz auf Reisen zuständig war.

Dafür wird sie oft mit Beinamen gekennzeichnet, aus der ihre große Bedeutung und Wertschätzung hervorgeht, wie Epona Regina (Königin Epona) oder – bei Anrufungen im Rahmen des Staatskultes – als Epona Augusta. Andere Beinamen waren Epona Dea (die Göttliche) und Epona Sancta (die Heilige).

In den meisten Inschriften wird sie „Epona“ genannt, daneben gibt es auch einige abweichende Inschriften, in denen sie „Epana“ oder „Epane“ geschrieben wird, zum Beispiel bei Funden im Norden Spaniens. Inwieweit es sich dabei um eine lokale Variante, künstlerische Freiheit oder Unwissenheit des Steinmetzes handelt, ist unklar.

Ikonographie

Das Aussehen der Göttin Epona ist durch zahlreiche archäologische Funde sehr gut belegt.

Neben Votivreliefs und Reliefs auf Altären taucht Epona auch in figürlicher Darstellung in Form von Statuetten und in Wandmalereien auf.

Es existierten mehrere typische Darstellungsformen (klassifiziert nach W. Schleiermacher):

  • Epona, seitlich auf einem Pferd sitzend („gallischer Typus“)
  • Epona, mittig auf einem Stuhl oder Thron sitzend und auf beiden Seiten flankiert von einem oder mehreren Pferden (der „Imperiale Typus“ genannt)
  • Epona in einer Kutsche, die von mehreren Pferden gezogen wird

Seitlicher Sitz auf dem Pferd („Gallischer Typus“)

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Epona im „gallischen Typus“ (Archäologisches Museum Arlon)

Diese Darstellungsform ist die häufigste Form in Gallien. Epona sitzt (anders als beim modernen Damensattel) seitlich mit herabhängenden Beinen auf einem (in der Regel nach rechts schauenden) stehenden oder laufenden Pferd.

Die Göttin ist in dieser Darstellung oft mit einem langen Gewand bekleidet, gelegentlich auch mit einer Kopfbedeckung in Form einer Haube oder eines Umhangs.

In vielen dieser Darstellungen berührt die Göttin mit einer Hand das Pferd oder hält Zügel (diese gibt es jedoch nicht immer), während sie in der anderen Hand ein Füllhorn (Cornucopia) oder eine Opferschale (Patera) hält. Manchmal hält sie auch Früchte, Getreideähren oder eine Schale oder Korb mit Früchten auf dem Schoß.

Diese Symbole deuten auf Fruchtbarkeit, Wohlstand und Üppigkeit hin.

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Tempel des Iuppiter-Perunus eingeweiht!

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Unter dem Motto Feci, quod potui, faciant meliora potentes (Ich habe gemacht, was ich kann; wer kann, mag Besseres tun) ist ein beeindruckendes Projekt innerhalb der römisch-rekonstruktionischen Bewegung einen gewaltigen Schritt weitergekommen!

22095437_10214694835271325_1186697368_oRömische Cultores der Colonia Alba Sarmata (Poltava, Ukraine) unter der Führung von M. Octavius Corvus haben einen lange gehegten Plan umgesetzt und auf privatem Grund durch eigene Hände Arbeit und unterstützt von Spenden aus der internationalen Gemeinschaft einen Tempel für Iuppiter-Perunus errichtet, der am 9. September 2017 offiziell eingeweiht wurde.

19055836_1622275947839829_4034807411603779578_oPerunus ist der einheimische Gott, der dem römischen Iuppiter entspricht und gemäß römischem Brauch (interpretatio romana) wird er demzufolge mit seinem Doppelnamen genannt und angesprochen. Die grundlegenden Riten wurden gemäß der Tradition von Pontifex Cn. Cornelius Lentulus (Nova Roma) und Augur M. Lucretius Agricola geleitet, die anschließende Grundsteinlegung von beiden zusammen mit M. Octavius Corvus rituell durchgeführt und somit ein würdiger Grundstein für das ambitionierte Projekt gelegt, welches sich neben der weiteren Ausgestaltung des Tempels (Säulen, Marmorplaketten für die Spender etc.) die Errichtung weiterer Altäre und Tempel für andere Gottheiten zum Ziel gesetzt hat.

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Der Tempel (resp, später das komplette Areal) soll jedem Cultor offenstehen und die Möglichkeit bieten, die traditionellen Opfer und Gebete zu verrichten. Die erfahrenen Sacerdotes vor Ort bieten ihre Hilfe bei der Durchführung der Riten an und heißen jeden Anhänger des Cultus Deorum Romanorum willkommen. Weitere Spenden und anderweitige Unterstützung sind gerne gesehen, wer sich dafür interessiert und seinen Namen als Donator am Tempel verewigt sehen möchte, möge die Webseite des Projektes besuchen.

 

Für all jene, die den Tempel nicht persönlich besuchen können, besteht trotzdem die Möglichkeit an den Riten der dortigen Gemeinschaft von Cultores teilzuhaben und Gebete und Bitten an Iuppiter zu richten. Jeder, der diese an M. Octavius Corvus via Facebook oder direkt per email (m.octavius.corvusATgmail.com) sendet, wird damit in die Riten und Opfer des Tempels eingebunden, indem seine Bitten auf spezielle Gebetskarten übertragen und diese innerhalb des Tempelareals aufgehängt werden. Bei den morgendlichen Riten zu Ehren Iuppiters werden die Karten aufgehängt und jede Bitte laut im Namen des Absenders verlesen. Mit den täglichen Opfern und dem aufsteigenden Weihrauch, dargebracht von den Pontifices, werden diese Gebete und Bitten so der Gottheit angetragen.

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Wir gratulieren unseren Freunden der Colonia Alba Sarmata zu dieser prächtigen Einlösung ihres ehemals gegebenen Votum und hoffen, daß die Götter jedes der dort dargebrachten Opfer annehmen und jedes Gebet, welches dort gesprochen wird, erhören mögen! Das Erreichte ist ein Zeichen echten römischen Geistes – Potest, qui vult! (Wer will, der kann!)

Die Vision:


 

 

 

 

Antike Stätten: Tempel „Varnenum“ für Sunuxal und Varneno bei Kornelimünster

Tempelanlage Varnenum bei Kornelimünster

Tempelanlage Varnenum bei Kornelimünster

Anschrift:

Der Tempel liegt auf einem Acker in der Nähe der Breiniger Straße, 52076 Kornelimünster. GPS-Koordinaten: 50°43’47.0″N 6°11’37.0″E

Anfahrt:

Kornelimünster ist ein kleiner Ort an der Inde, einem Nebenfluß der Rur. Es liegt bei Aachen und schließt sich an den Stadtteil Aachen-Brand an.

Die Tempelanlage befindet sich etwas außerhalb von Kornelimünster an der Landstraße zwischen Kornelimünster und Breinig. Für das Navi am besten „Breiniger Straße“ eingeben.

Zwar befinden sich sowohl in Kornelimünster als auch in Breinig braune Hinweisschilder „römische Tempelanlage Varnenum“, die beide auf diese Landstraße verweisen, aber die eigentliche Einfahrt zum Tempel ist nicht ausgeschildert.

Deshalb kurz hinter der Ortsausfahrt Kornelimünster in Fahrtrichtung Breinig auf einen landwirtschaftlichen Nutzweg achten, der auf der linken Seite in die Felder abzweigt. Hier steht ein „Durchfahrt verboten in 100 Metern“-Schild. Diesem unbefestigten Weg etwa 100 Meter folgen, dann erreicht man den auf einer kleinen Anhöhe inmitten von Kuhweiden gelegenen Tempel. Vor dem Gelände ist Platz für 2 parkende Autos.

Kornelimünster war früher an die Vennbahn angeschlossen, hat heute jedoch keinen eigenen Bahnhof mehr. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln muß deshalb per Bus aus Aachen oder Monschau erfolgen.

Für Wanderfreunde interessant: Der Eifelsteig beginnt in Kornelimünster, von wo aus er in der ersten Etappe durch die Moore des Hohen Venns führt. Der Besuch des Tempels, der nahe am Ortsausgang liegt, läßt sich also auch gut mit einer Wanderung auf dem Eifelsteig verbinden.

Eine Warnung vorab:

Wer sich überlegt, sich auf eine weite Reise zu begeben, nur um diesen Tempel zu besichtigen, sollte eines wissen: Der Tempelkomplex Varnenum ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie man mit dem antiken römischen Erbe in unserem Land nicht umgehen sollte. Erwartet deswegen auch keinen religiös inspirierenden Ort, der zu kultischen Handlungen einlädt, oder setzt zu hohe Erwartungen in dieses seltene Heiligtum der Göttin Sunuxal. Sondern macht Euch für eine etwas schockierende und ernüchternde Erfahrung bereit und die Erkenntnis, daß in unserer ehemaligen römischen, kulturell hochstehenden Provinz heute wieder die Barbaren hausen.

Aus wissenschaftlichem  Interesse oder in Verbindung mit weiteren Sehenswürdigkeiten der Region (zum Beispiel die sehr schöne Stadt Monschau oder Aachen mit seinem beeindruckenden Kaiserdom und den Schätzen Karls des Großen) kann man diesen Abstecher natürlich durchaus machen.

Hintergrundinformationen:

Der Tempel, der heute „Varnenum“ genannt wird, war eine große gallo-römische Tempelanlage von einst überregionaler Bedeutung. Magnetometrische Untersuchungen deuten auf eine Größe des Geländes von mindestens 150.000 Quadratmetern hin.

Rekonstruktionsmodell eines der beiden Haupt-Umgangstempel aus Varnenum (Museum Frankenberg, Aalen)

Rekonstruktionsmodell eines der beiden Haupt-Umgangstempel aus Varnenum (Museum Frankenberg, Aalen)

Errichtet wurde der Tempel um die Zeit von Christi Geburt auf einer leichten Anhöhe, die in römischer Zeit wahrscheinlich terrassenartig angelegt war. In unmittelbarer Nähe verlief eine wichtige römische Heerstraße, die Aachen mit der Eifel und der dort verlaufenden Via Agrippa verband, so daß der Tempel an einer befestigten Überlandstraße lag und gut erreichbar war.

Es schlossen sich mehrere Bauphasen an, in denen die Anlage systematisch erweitert wurde. Er bestand in seiner Blütezeit aus mehreren Umgangstempeln mit weitstehenden Säulen, Priestergebäuden, Schatzhäusern zur Aufbewahrung von Opfergaben und Kultgegenständen und einer 20 Meter langen Wandelhalle, sowie einem zentralen, gepflasterten Platz für Prozessionen und Kulthandlungen. Im Jahre 70 n. Chr. wurden große Teile der Anlage durch einen Brand zerstört, er wurde jedoch in größerer und erweiterter Form wieder aufgebaut.

Zum Tempel gehörte auch eine zivile Siedlung, die alles bot, was man als Pilger, Reisender und Tempelbesucher benötigte: Herbergen, Schänken, Verwaltungsgebäude, Geschäfte, Handwerksbetriebe, Wohngebäude, Versammlungsräume und Lagerhäuser. Die Größe der Anlage und die Vielzahl der Gebäude deuten auf einen stark frequentierten Tempelkomplex hin.

Zudem wurde im Umland im Bereich des heutigen Dorfes Breinig auch Galmei abgebaut, eine seltene Form des Zinks, der in der Antike ein wertvoller Rohstoff zur Herstellung von Messing war, so daß die gesamte Region zu römischer Zeit sehr belebt war.

Phosphat-Bodenanalysen zeigen, wie groß das Tempelgelände war („VarnenumVicus“ von Tympanus, lizenziert unter Copyrighted free use über Wikimedia Commons)

Phosphat-Bodenanalysen zeigen, wie groß das Tempelgelände war („VarnenumVicus“ von Tympanus, lizenziert unter Copyrighted free use über Wikimedia Commons)

Der Tempelkomplex war durch eine Temenosmauer eingefriedet. Der Zugang erfolgte durch ein Tor, das im Süden der Anlage lag. Auch die Eingänge der Umgangstempel zeigten nach Süden.

Es kann nicht genau datiert werden, bis wann der Tempel genutzt wurde. Schätzungen anhand der Fundlage gehen davon aus, daß er bis ca. 260 n. Chr. in Gebrauch war und danach aufgegeben wurde. Auch die Gründe hierfür sind nicht bekannt.

Es wird davon ausgegangen, daß diese Region schon in vorrömischer Zeit von der lokalen Bevölkerung sowohl zum Metallabbau und auch als Kultzentrum genutzt wurde, da hier vor allem lokale Götter nicht-römischen Ursprungs verehrt wurden. Aus den hier gemachten Funden, vor allem Weiheinschriften, geht hervor, daß hier vor allem zwei Gottheiten verehrt wurden: die Göttin Sunuxal, die auch aus Nettersheim, Euskirchen, Eschweiler, Zülpich, Nideggen, Köln, Bonn und Remagen bekannt ist, sowie der Gott Varneno. Über letzteren ist nichts bekannt; Inschriften, die seinen Namen nennen, kennt man ausschließlich von diesem Ort. Auch ist die etymologische Herkunft seines Namens nicht eindeutig, so daß nicht geklärt werden kann, ob er keltischen oder germanischen Ursprungs ist.

Sunuxal ist hingegen aus dem Gebiet des heutigen rheinischen Braunkohlereviers bis in die Eifel gut belegt, insbesondere aus der Zeit zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr.. Sie gilt als Stammesgöttin der Sunuci, ein Stamm germanischer Herkunft, dessen Führungsschicht jedoch stark keltisiert war. Da sich das Siedlungsgebiet der Sunuci auf dem Stammesgebiet der Ubier befand, wird vermutet, daß sie entweder bei diesen in der Pflicht standen oder sich von diesen als eigene Gruppe abgespaltet haben.

Der Tempelkomplex bei Kornelimünster gilt als ein zentrales Heiligtum der Sunuci für ihre Stammesgöttin Sunuxal. Diese wird als sitzende Frau in Begleitung eines Tieres dargestellt, jedoch sind die wenigen figürlichen Darstellung so beschädigt, daß weder ihr Kopf noch ihr Oberkörper erhalten geblieben ist; von ihrem tierischen Begleiter kennt man nur die Vorderbeine. Interessant jedoch ist in diesem Zusammenhang, daß aufgrund der stets fehlenden Köpfe, die möglicherweise mutwillig im Rahmen der Christianisierung abgeschlagen wurden, in der gesamten Region des westlichen Rheinlands bis heute die sogenannten „Juffernsagen“ über kopflose Frauen verbreitet sind.

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Die „Fossa Sanguinis“ in Neuss war wahrscheinlich eine Kultstätte der Sunuxal

Man geht heute auch davon aus, daß die sogenannte „Blutgrube der Kybele“ in Neuss eigentlich eine Kultstätte der Sunuxal war.

Mehrere Jahrhunderte lang, bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg, diente der Tempelkomplex als Steinbruch für die Gebäude der Umgebung, insbesondere für den Bau der nahegelegenen St. Stephanuskirche. In dieser Kirche fand man 1972 bei Ausgrabungen einen Stein, dessen Inschrift belegt, daß es sich um eine römische Weihegabe eines Mannes handelte, der Stifter eines der Gebäude des Tempelkomplexes war: „Perpetuus hat dieses Gebäude aus eigenem Vermögen gestiftet„.

Die ersten dokumentierten Ausgrabungen wurden im Jahr 1907 durchgeführt und in den Jahren 1911 bis 1924 fortgeführt.

Zu den wichtigsten damaligen Funden gehörten Fibeln, Münzen (die eine genaue Datierung des Ortes erlaubten), Nadeln, Nägel und Keramik. Die meisten dieser Funde wurden zwar schriftlich dokumentiert, gingen jedoch im 2. Weltkrieg oder aufgrund unsachgemäßer Lagerung verloren. Einige Funde befinden sich heute in einem Depot in Meckenheim, wo sie auf ihre weitere Untersuchung warten – oder darauf, in einem eigenen Museum, zum Beispiel in Kornelimünster, ausgestellt zu werden (was im Moment aber nicht wahrscheinlich zu sein scheint).

Zu den wichtigsten Funden gehören drei Votivtafeln aus Bronze, deren Inschriften die in Varnenum verehrten Gottheiten nennen:

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Götterwelt: Flora

Kaiserzeitliche Statue der Flora aus Hadrians Villa (Kapitolinisches Museum)

Kaiserzeitliche Statue der Flora aus Hadrians Villa (Kapitolinisches Museum)

Herkunft, Zuständigkeiten, Bezeichnungen:

Flora ist eine alte Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttin ur-römischen Ursprungs.

Im Gegensatz zu vielen anderen römischen Gottheiten, hat sie ihren Ursprung nicht in der etruskischen, griechischen oder provinzialrömischen Götterwelt (keltisch, afrikanisch, orientalisch), sondern gilt als Göttin, die bereits von den Sabinern verehrt wurde – den „Ureinwohnern“ der italischen Halbinsel vor der Gründung Roms, die lange Zeit als schärfste Konkurrenten Roms in der Region galten, bis sie im Jahr 290 v. Chr. endgültig von Rom erobert und in das Römische Reich assimiliert wurden.

Der Legende nach wurde Flora vom sabinischen König Titus Tatius (der bis zu seiner Ermordung gemeinsam mit Romulus über Rom herrschte) mit nach Rom gebracht, indem er ihr dort einen Altar errichtete. Die sybillinischen Bücher ordneten im Jahr 238 v. Chr. die Errichtung eines Tempels für sie an, gemeinsam mit der Einführung eines Festes – den Floralia. Dieser Tempel wurde auf dem Quirinal errichtet, einem der sieben Hügel Roms und das Kultgeschehen dort von einer Priesterin betreut.

Numa Pompilius, der sagenhafte zweite König Roms, setzte für sie einen eigenen Flamen ein (ein Opferpriester, der für eine bestimmte Gottheit zuständig ist) – den Flamen Floralis. Er gehörte zu den zwölf Flamines minores, den „kleineren Flamen“.

In späterer Zeit errichtete man ihr einen zweiten Tempel, dieses Mal in der Nähe des Circus Maximus, um sie als sehr volkstümliche Göttin in einem plebeiischen Umfeld in der Nähe des einfachen Volks anzusiedeln.

Flora wird auch als Flora Mater angesprochen.

Sie gehört zu den ländlichen Fruchtbarkeits- und Vegetationsgottheiten, hier vor allem – wie der Name schon andeutet – der Blumen und Pflanzen, auch Erde, Getreide und Ackerbau, aber auch als Göttin der Jugend und eine Göttin der Schwangerschaft. Ähnlich wie Bacchus ist sie auch eine Göttin der Sinnesfreuden und des Genusses und sie gilt als die Schutzgöttin der Prostituierten. Sie kann auch Pflanzenkrankheiten abhalten, insbesondere einen Pilz, der vor allem Getreide befällt.

Da es relativ viele Fruchtbarkeitsgöttinnen gibt (lokale, wie auch im ganzen römischen Reich verbreitete), steht Flora neben ihnen immer etwas im Schatten und spielt eigentlich nur Ende April bis Anfang Mai eine größere Rolle im religiösen Alltag.

Sie ist mit der Jahreszeit Frühling assoziiert (zu anderen Jahreszeiten tritt sie sozusagen wieder zurück in den Schatten).

In der Mythologie ist sie die Gemahlin des Wind-, Blumen- und Pflanzengottes Favonius, tritt aber auch als eine Gefährtin des Hercules auf. Außerdem soll sie die Göttin Juno durch eine Blume befruchtet haben, was zur Geburt des Gottes Mars führte. Ovid setzt sie in seinen „Fasti“ mit der griechischen Nymphe Chloris gleich, interessanterweise eine Gleichsetzung, die sonst in keiner antiken Quelle erwähnt wird.

Attribute und Darstellungen:

Wandgemälde der Flora aus Stabiae nahe Pompeji

Wandgemälde der Flora aus Stabiae nahe Pompeji

In der antiken Darstellung ist Flora eine junge Frau, die mit Blumen bzw. Blüten geschmückt ist. Bilder von ihr sind überliefert in Form von Statuen, Reliefs, Wandmalereien, aber auch auf römischen Münzen, auf deren Rückseite ihr Bild geprägt war.

Zu ihren Pflanzen gehören die Wicken, Bohnen und Lupinen (nach Persius).

Zu den Rosalia am 23. Mai wurde sie mit Rosen geehrt. Die Rose war in der römischen Antike eine typische Totenblume (wie bei uns heute die weiße Lilie), galt aber auch als Symbol für den Kreislauf der Natur, für das Sterben und den Neubeginn.

Feiertage:

Im römischen Kalender werden Ende April ihr zu Ehren die mehrtägigen Floralia abgehalten (28. April bis 5. Mai), die in der Antike ein sehr beliebtes Fest waren.

Die Floralia sind – wie die Göttin selbst – ebenfalls ein relativ altes Fest, das seit dem Jahr 230 v. Chr. in den Quellen belegt ist. Es wurde aber bis in die Kaiserzeit und Spätantike gefeiert.

Es war ein sehr volkstümliches Fest. Im Zentrum der Floralia standen Theateraufführungen und generell Aufführungen aller Art (vor allem Lustspiele und auch frivole Stücke, von denen uns römische Dichter einige hinterlassen haben, die heute selbst fürs Volkstheater zu derb wären. Vieles war zotig, phallus-zentriert und auch Nacktheit war darin üblich, sowie Striptease-artiges Ausziehen von Tänzerinnen, was in Rom als ziemlich gewagte und freche Show galt). Prostituierte waren ebenfalls an den Floralia beteiligt und spielten dort eine öffentliche Rolle.

Die Floralia (Piatto, 1899)

Die Floralia (Piatto, 1899)

Man dekorierte das Haus oder die Wohnung mit Blumen und veranstaltete Festmahle für Freunde und Familie. Es wurde auch gerne dem Alkohol zugesprochen, wohingegen Trunkenheit im römischen Reich ansonsten eher verpönt war (man sollte zwar viel vertragen können, aber auf keinen Fall betrunken wirken).

Währen der Floralia schmückten sich Männer mit Blumen um den Hals oder auf dem Kopf (oder beides). Frauen, die normalerweise (von Prostituierten und der arbeitenden Bevölkerung einmal abgesehen, wo Kleidung in erster Linie praktisch sein mußte) nur mit einem relativ strengen Dresscode aus dem Haus gingen, kleideten sich zu dieser Zeit bunt und auch gewagter. Die ersten fünf Tage standen ganz im Zeichen dieser Aufführungen und des Feierns und Tanzens.

Am 6. Tag ging man auch auf die Jagd (vor allem nach Hasen).

Floralia-Feier 2015 in Aquincum (Photo von Müller Zoltán)

Floralia-Feier 2015 in Aquincum (Photo von Müller Zoltán)

Während der Floralia wurden Zirkusspiele in der Arena abgehalten (die Ludi Florales), unter anderem Tierhatzen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Tierkämpfen gegen Großwild oder Raubtiere, wurden zu Ehren Floras vor allem Wild wie Hasen, Ziegen oder Rehe gejagt und getötet (ob Ziegen oder Rehe ist nicht ganz eindeutig, da Ovid in seiner Beschreibung der Festivitäten ein Wort benutzt, das für beides stehen könnte. In der Forschung tendiert man eher zur Ziege, da Rehe nicht domestiziert werden können und auch im landwirtschaftlichen Kontext keine Rolle spielen).
Es gab auch Wettbewerbe, Wettrennen, Gladiatorenspiele und Wettkämpfe in der Arena sowie spektakuläre Veranstaltungen. Auch Tierrennen, bei denen z.B. Hasen oder Ziegen gegeneinander liefen, waren üblich. Zu den eindrucksvollsten Ereignissen zählte dabei unter anderem ein dressierter Elefant auf einem Drahtseil im Jahr 30 n. Chr., der vom römischen Geschichtsschreiber Suetonius in der Biografie des Kaisers Galba beschrieben wird.

Floralia 2015 - Ritual (Photo von Müller Zoltán)

Floralia 2015 – Ritual (Photo von Müller Zoltán)

Um 180 v. Chr. wurden die Spiele während der Floralia eingestellt, weil man sie für „superstitio“ hielt (übertriebene religiöse Ereiferung). Als daraufhin Mißernten, Hagelstürme und Dauerregen Getreide und Pflanzen zerstörten, wurden im Jahr 173 v. Chr. die Spiele wieder abgehalten und zwar seitdem konsequent jedes Jahr.

Den Abschluß des Festes bildete ein Opfer für Flora, das besonders von den Bauern auf dem Lande gebracht wurde.

Im Rahmen der Rosalia am 23. Mai wird Flora (gemeinsam mit Venus) geehrt. An diesem Tag findet ein Toten- und Blumenfest statt. Römer gedachten an diesem Tag ihrer Toten und schmückten die Gräber mit Rosen. Die Rosalia waren ebenfalls ein enorm populäres Fest; die große Nachfrage nach Rosen an diesem Tag wurde durch riesige Rosenfelder vor den Toren Roms gedeckt. Neben Festmählern, bei denen man mit Rosen dekorierte und Rosenprodukte (wie Duftöle) verwendete, gab es an diesem Tag öffentliche Theateraufführungen und Spiele.

Cn. Cornelius Lentulus, Pontifex, Sacerdos, Quaestor und tief in der Religio Romana bewanderter Cultor, vollzieht das öffentliche Opfer anläßlich der Floralia 2015 (Foto mit freundlicher Genehmigung des Aquincum Museums, Fotograf Péter Komjáthy, http://www.aquincum.hu )

Cn. Cornelius Lentulus, Pontifex, Sacerdos, Quaestor und tief in der Religio Romana bewanderter Cultor, vollzieht das öffentliche Opfer anläßlich der Floralia 2015 (Foto mit freundlicher Genehmigung des Aquincum Museums, Fotograf Péter Komjáthy, http://www.aquincum.hu )

Sonstiges

In unseren Breiten (Östliches Gallien, Nieder- und Obergermanien) ist kein Flora-Tempel bekannt; daß sie hier offenbar keine allzu große Rolle in der Kultpraxis spielte, mag darin begründet sein, daß sie durch lokale Fruchtbarkeitsgöttinnen, aber auch einheimische gallo-römische Götter des Landbaus und der Vegetation verdrängt wurde, die hier als wichtiger erachtet wurden und eine lange Verehrung genossen.

Ab der Renaissance und der damit einhergehenden Wiederentdeckung der Antike erlebte Flora eine neue Blütezeit und gelangte in dieser Epoche zu einer größeren Beliebtheit als es in der römischen Antike je der Fall gewesen war. Aus dieser Ära stammen die bekanntesten Darstellungen von ihr, vor allem Plastiken, Gemälde, aber auch Musikstücke, ein Ballett und Gedichte. Besonders berühmt sind die Gemälde von Rembrandt und Boticelli.

Die Flora von Boticelli (Detail aus dem Gemälde

Die Flora von Boticelli (Detail aus dem Gemälde „Frühling“ von 1482)

Antike Quellen über Flora

Die Floralia und die Göttin Flora selbst werden von zahlreichen antiken Autoren beschrieben.

Die wichtigste Quelle für Flora ist hierbei:

Ovid: Fasti (eine Beschreibung diverser römischer Feiertage). In diesem Buch führt der Autor auch einen langen, fiktiven Dialog mit der Göttin Flora, in dem sie sich ihm vorstellt und ihm ihre Herkunft und Mythologie erklärt (aus diesem Werk stammt auch die Gleichsetzung mit der griechischen Nymphe Chloris, die nirgendwo sonst erwähnt wird, sowie die Geschichte zur Entstehung des Mars).

Hier finden sich auch einige Anrufungen an Flora die zu den Floralia gemacht werden, wie:

“Mater, ades, florum, ludis celebranda iocosis!”
“Mutter der Blumen, mögen wir Dich mit fröhlichen Spielen ehren!“ (Ovid, Fasti, Buch V, 183)

Auch Plinius der Ältere beschreibt in seiner „Naturgeschichte“ (naturalis historia) die Göttin Flora und ihren Ursprung (18, 103).

Über die volkstümlichen Exzesse während der Floralia echauffieren sich Autoren wie Cato der Jüngere und Ausonius. Positiv hingegen äußern sich Ovid, Varro, Plinius, Persius, Martial und Juvenal.

Aus unseren Breiten sind ansonsten wenig Weihesteine oder Inschriften bekannt, die belegen würden, daß Flora hier eine größere Rolle gespielt hat. Es gibt lediglich einen Weihestein aus Mainz (Mogontiacum, die Hauptstadt Obergermaniens), der Flora von einem Gaius Sextius für die Erfüllung eines Gelübdes gestiftet wurde.

Götterwelt: Lenus-Mars

Zuständigkeiten, Herkunft, Bezeichnungen:

Schreibweisen: Lenus, Laenus

(Moderne) Holzstatue des Lenus-Mars im Tempel auf dem Martberg

(Moderne) Holzstatue des Lenus-Mars im Tempel auf dem Martberg

Der gallo-römische Heil- und Stammesgott Lenus des keltischen Stammes der Treverer war einer der wichtigsten und bedeutsamsten einheimischen Götter im Eifel- und Moselraum bis nach Luxemburg. Seine Bedeutung in diesem Teil Galliens war so groß, daß sein Kult sich bald auch großer Beliebtheit unter den Römern erfreute. Im römischen Reich verbreitete sich Lenus-Mars auch über das Stammesgebiet der Treverer hinaus, was Weiheinschriften in Britannien belegen.

Im romanisierten Gallien wurde Lenus durch die Interpretatio Romana mit dem römischen Gott Mars identifiziert, was zu seiner Ausprägung als Lenus-Mars führte. Die besondere Bedeutung des Gottes ist auch durch die ungewöhnliche Tatsache ersichtlich, daß sein gallisches Epitheton zuerst genannt wird, während es ansonsten bei romanisierten Göttern üblich war, zuerst den römischen Namen zu nennen („Apollo Grannus“, „Merkur Cissonius“, „Jupiter-Ammon“).

In seiner Hauptfunktion ist Lenus-Mars ein Heilgott. Für ihn gab es gewaltige Heiligtümer mit medizinischen Heilquellen in Trier (der Kaiserstadt Augusta Treverorum, die seinerzeit die zweitgrößte Stadt des römischen Reichs war – deswegen auch „Rom des Nordens“ genannt) und auf dem Martberg (Mons Martis, „Marsberg“) an der Mosel. Beide Tempel wurden im römischen Reich zu überregional bedeutsamen Pilgerstätten, ihre Orte waren aber schon zu keltischer Zeit bedeutsame Heiligtümer. Das Quellheiligtum in Trier („Am Irmenwingert“) war schon vor der römischen Zeit ein religiöses Zentrum der Treverer, in dem neben dem Stammesgott Lenus auch Iovantucarus (in der Interpretatio Romana ebenfalls mit Mars gleichgesetzt), Ancamna (eine gallo-römische Quellgöttin) und die Xulsigiae (dreifache gallo-römische Quell- und Fruchtbarkeitsgöttinnen), später auch die Göttin Victoria verehrt wurden.

Ortschaften wie Cardena (das heutige Treis-Karden an der Mosel) am Fuße des Martbergs entstanden und blühten durch den Pilger-Tourismus. Cardena war ein Töpferort, in dem sich eine Töpferei an die nächste reihte, um in Massenproduktion Opfergaben wie billige Öllämpchen und Votivfiguren des Lenus-Mars zu produzieren. Auch das verdeutlicht die große Bedeutung dieses Heilgottes.

Weihestein für Lenus-Mars im Tempel auf dem Martberg

Weihestein für Lenus-Mars im Tempel auf dem Martberg

Nach römischer Sitte wurden an den einheimischen Heiligtümern steinerne Tempelanlagen errichtet. Beim Tempel auf dem Martberg handelt es sich um einen typisch gallo-römischen Umgangstempel, der die keltische Kultpraxis integrierte, ein Heiligtum zu umschreiten und dadurch die Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung zu erhöhen. Die gallo-römische Kultanlage in Trier gilt in der Archäologie als „treverisches Nationalheiligtum mit monumentaler Ausstattung“. Neben Pilgerherbergen, Prozessionsstraße, Bädern, Tempel und Schreinen gab es sogar ein Kulttheater, das bei Kultfesten der Darstellung von Göttermythen diente.

Weitere Fundorte sind Welschbillig und Mersch (Luxemburg), wo der Militärtribun gleichzeitig die Funktion des Lenus-Mars-Priesters ausübte.

Lenus-Mars wird, trotz seiner Identifikation mit Mars, in erster Linie als Heilgott angesprochen. Neben Gesundheit, Heilung von Krankheiten und Verletzungen ist er auch generell für Glück und gutes Schicksal zuständig. Die Identifikation mit dem kriegerischen Mars und die Darstellung mit Rüstung, Schild und Speer wird so gedeutet, daß er seine Waffen und Kraft benutzt, um Krankheiten zu bekämpfen und abzuwehren, als auch vor Krankheit und Tod zu schützen.

Neben den Heiligtümern mit Heilquellen und Bädern belegen auch die Inschriften auf Weihetafeln die Funktion als Heilgott. Auf einem Weihestein auf dem Martberg bedankt sich Tychikos dafür, daß er von einem schweren Leiden geheilt wurde.

Eine Deutung des Ursprungs des Namens „Lenus“ liegt in den keltischen Worten „li-n-a“ („schmutzig, verschmutzen“), „li-no“ (Eiter), „li-no“ (Leinen) und „linomn“ (reinigen, entfernen). All diese Worte sind mit Wunden und Wundinfektionen assoziiert sowie dem Behandeln und Verbinden dieser Wunden. Der Ursprung des Lenus wird deshalb in einem Gott angenommen, der für die Heilung und Reinigung (infizierter) Wunden zuständig war, was seine Bedeutsamkeit sowohl für die ländliche Bevölkerung als auch für das Militär erklärt.

Attribute und Darstellungen

Neben Weiheinschriften wurden auch Statuen und Figuren des Lenus-Mars gefunden. Eine Bronzestatuette vom Martberg zeigt ihn als klassischen Krieger mit korinthischem Helm, Speer, Schild und Rüstung. Ein Relief aus Chedworth, Britannien zeigt ihn mit Axt und Speer.

Das Sockelfundament einer Statue aus Britannien zeigt, daß Lenus von einem großen Vogel begleitet wurde, möglicherweise einer Gans. Weitere Funde aus dieser Region belegen eine Verbindung des Gottes mit einer widderköpfigen Schlange, was ebenfalls als Symbol seiner Funktion als Heilgott gedeutet wird.

Opfergaben

Opfergaben für Lenus-Mars, gefunden auf dem Martberg (Stiftsmuseum Treis-Karden)

Opfergaben für Lenus-Mars, gefunden auf dem Martberg (Stiftsmuseum Treis-Karden)

Zahlreiche Funde auf dem Martberg zeigen, daß der keltische Opferbrauch, Münzen und Schmuck zu opfern, auch zu römischer Zeit fortgesetzt wurde. Es wurden Tausende von Münzen, Fibeln und Schmuckgegenständen gefunden. Daneben hielt der römische Brauch Einzug, tönerne Miniaturgefäße (wie Öllampen) und Figuren zu opfern, wovon zahlreiche Tonscherben zeugen.

Nach erfolgter Heilung war es unter wohlsituierteren Bürgern üblich, einen Weihestein zu stiften, auf dem man seinen Dank zum Ausdruck bringt (wie man es noch heute von Weihetafeln aus katholischen Kirchen kennt („Maria hat geholfen“).

Sonstiges

Während von der Tempelanlage in Trier nichts mehr zu sehen ist, wurde der Tempel auf dem Martberg teilrekonstruiert. Der Umgangstempel wurde komplett wieder aufgebaut und auch von innen im römischen Stil bemalt. Es gibt eine (moderne) Holzstatue des Lenus-Mars sowie einen Weihealtar, auf dem Opfergaben, vor allem Münzen, abgelegt werden können (und werden). Auf dem Bergrücken, der einst ein bedeutendes keltisches Oppidium war, sind neben den römischen Tempelgebäuden auch rekonstruierte keltische Bauten in einen kleinen archäologischen Park integriert. Für weiterführende Informationen empfehlen wir Euch unseren Artikel zum Martberg.

 

 

 

 

 

 

Antike Stätten: Gallo-römischer Waldtempel bei Steinsel (LU)

 

Der Waldtempel oberhalb von Steinsel

Der Waldtempel oberhalb von Steinsel

Anschrift:

Der Tempel liegt im Wald oberhalb des Dorfes Steinsel. Keine postalische Anschrift.

Anfahrt:

Erste Wegmarke: Die Baumschule, an der man auch parken kann

Erste Wegmarke: Die Baumschule, an der man auch parken kann

Im labyrinthartigen Wald oberhalb von Steinsel in Luxemburg im Tal der Alzette ist es nicht einfach, diesen versteckt gelegenen Waldtempel zu finden. Der Weg selbst ist nicht schwierig – wenn man weiß, wonach man schauen muß!

Wir haben Euch die Arbeit abgenommen und uns durch Waldarbeiter, Spaziergänger, Mitarbeiter und Käufer in einer Baumschule hindurchgefragt… und den einfachsten Weg gefunden!

Links von diesem Wasserreservoir geht der kleine Waldweg ab

Links von diesem Wasserreservoir geht der kleine Waldweg ab

Die schnellste und sicherste Art, zum Tempel zu gelangen, ist, mit dem Auto bis zur Baumschule Becker zu fahren und dort auf den Parkplätzen vor dem Eingangstor zu parken. Die Baumschule liegt oberhalb des Ortes Steinsel an einem asphaltierten Waldweg, der gut mit dem Auto befahrbar ist. Die Anschrift, die auch in das Navi eingegeben werden kann, lautet: Bamschoul Becker, 27a, rue Paul Eyschen in 7317 Steinsel.

Parkt man vor der Baumschule, befindet sich einige Meter links vom umzäunten Gelände ein großer, halbrunder Betonbau. Hierbei handelt es sich um ein Wasserreservoir. Links vom Wasserreservoir geht ein kleiner Fußweg in den Wald hinein, dort findet sich – so versteckt, daß man es vom Auto aus nicht erkennen kann – ein kleines hölzernes Hinweisschild mit der Aufschrift „Temple“.

Dieses Hinweisschild ist leicht zu übersehen. Danach ist man aber auf Kurs und kann den Tempel nicht mehr verfehlen

Dieses Hinweisschild ist leicht zu übersehen. Danach ist man aber auf Kurs und kann den Tempel nicht mehr verfehlen

Nun gilt es, dem Fußweg zu folgen und sich immer entlang des rückwärtigen Zaunes der Baumschule zu bewegen. Der Weg ist gleichzeitig ein Trimm-Dich-Pfad; wer auf einer Irrfahrt durch das weitläufige Waldgebiet irgendwo auf einen Trimmpfad und einen dazugehörigen Parkplatz stößt, kann auch diesem folgen, bis er an Station 2 automatisch zum Tempel kommt. Für die Länge dieses Weges können wir allerdings keine Angaben machen.

Der Tempel liegt direkt im Wald jenseits der Baumschule; folgt man dem Zaun und dem daran entlangführenden Waldweg etwa 10 Minuten, steht man unmittelbar vor dem Waldtempel, der nicht zu übersehen ist.

Wer sich trotzdem verirrt, sollte die Baumschule aufsuchen; dort findet man hilfsbereite Mitarbeiter und ortskundige Besucher.

Hintergrund

Mitte der 50er Jahre wurde im Wald oberhalb von Steinsel ein ausgedehntes gallo-römisches Heiligtum entdeckt, das mit Hilfe von 70 Soldaten von 1957 bis 1961 unter der Aufsicht des „Musée national d’histoire et d’art“ (MNHA) ausgegraben wurde. Dabei stellte man fest, daß es sich um einen großen Kultbezirk mit einem zentralen Umgangstempel, mehreren Nebengebäuden und einer Ummauerung handelte.

Die Umfassungsmauer ist gut im Gelände zu erkennen

Die Umfassungsmauer ist gut im Gelände zu erkennen

Untersuchungen ergaben, daß der Tempelkomplex, der auf einer Anhöhe lag, aus dem 1. Jahrhundert stammte und vermutlich eine beliebte Pilgerstätte an einer nahegelegenen römischen Schnellstraße gewesen war.

Die gesamte Gegend im Alzettetal, das in Gallien lag, war dicht mit römischen Gutshöfen besiedelt, die heute ebenfalls überall zu finden und zu besichtigen sind. Der Tempel war bis in das späte 4. Jahrhundert aktiv, wo auch seine Blütezeit angenommen wird.

Erst im frühen 5. Jahrhundert bereitete das sich ausbreitende Christentum und die Germaneneinfälle dem Tempelbezirk ein Ende.

Dem Tempel vorgelagert waren vier Profangebäude, deren genaue Funktionen unklar sind. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Pilgerherbergen, Tavernen oder Badeanlagen. Dahinter folgte der Haupteingang, der in den ummauerten Tempelbezirk führte. Ein kleines Gebäude unweit des Eingangs wird als Devotionalienladen, also als kleiner Tempelshop gedeutet, in dem Pilger Votivfigürchen und Opfergaben kaufen konnten. Es gab eine Quelle unweit des Geländes, die wohl ebenfalls zu kultischen Zwecken genutzt wurde.

Verschiedene Häuser rund um den eigentlichen zentralen Tempel werden als Pförtnerhaus, Schatzhaus zur Aufbewahrung besonders wertvoller Ritualgegenstände und Priesterwohnung gedeutet.

Der Tempel selbst wies eine zentrale Cella aus, darum herum befand sich ein Umgang, wie er für gallo-römische Tempel typisch war, da diese Bauart aus einer Vermischung von einheimischen keltischen Kultvorstellungen in Verbindung mit mediterraner Tempelarchitektur entstand. Dort standen auch die diversen von Stiftern und Pilgern aufgestellte Weihesteine und Altäre.

Rekonstruktionszeichnung des Tempels

Rekonstruktionszeichnung des Tempels

Der Umgang des Tempels ruhte auf 20 toskanischen Säulen, die auf einer niedrigen Brüstungsmauer standen. Der zentrale Kultraum, die Cella, durfte nur von den Priestern betreten werden. Sie beinhaltete die Statue oder Statuen der hier verehrten Gottheiten sowie gestiftete Weihegeschenke. Der Umgang hingegen diente den religiösen Handlungen der Besucher, die ihn rituell umschritten und Weihegaben ablegen. Auch ist anzunehmen, daß hier Prozessionen stattfanden.

Ebenfalls vor dem Tempel befand sich ein Altar, wie es für römische Tempel typisch war, deren Altäre sich vor dem Tempelgebäude befanden, anstatt – wie von christlichen Kirchen bekannt – im eigentlichen Tempel selbst. Auf diesem Altar wurden die eigentlichen Kultrituale und Opfer abgehalten.

Es sind nur wenige Kultbilder und Weihegaben erhalten geblieben, so daß aus diesen Fragmenten nur wenige Informationen über die hier verehrten Gottheiten gewonnen werden konnten. Ein 1981 gefundenes bronzenes Votivtäfelchen belegt, daß es von einem romanisierten Treverer, also einem Angehörigen des hier ansässigen gallischen Stammes, gestiftet wurde.

Die Inschrift lautet:

DEO CERUNIN / CO
SOLTRIUS / PRUSCUS /
V(OTUM) S(OLVIT) L(IBENS) M(ERITO)

In der Übersetzung:

Dem Gott Cerunincus hat Soltrius Pruscus sein Gelübde eingelöst, freudig und verdientermaßen.

Bronzefigur aus örtlicher Herstellung, möglicherweise eine Darstellung des Cerunincus

Bronzefigur aus örtlicher Herstellung, möglicherweise eine Darstellung des Cerunincus

Bei Cerunincus handelt es sich um einen lokalen gallischen Gott, über den so gut wie nichts bekannt ist. Ebenfalls im Tempel gefunden wurde eine 12 cm große Bronzefigur aus lokaler Herstellung, die einen bartlosen schlanken Mann zeigt und wahrscheinlich diesen Gott darstellt.Mit welchem römischen Gott Cerunincus in der Interpretatio Romana gleichgesetzt wurde, wofür er zuständig war und welche Attribute ihm zugeordnet wurden, ist unbekannt, da es keine Weiheinschriften gibt, in denen sein Name in Verbindung mit einem anderen Namen erscheint.

Daneben wurden auf dem Gelände Kalksteinfragmente einer überlebensgroßen Frauenfigur gefunden, unter anderem ihre Hände. Sie wird als mögliche Kultgefährtin des Cerunincus betrachtet.

Wie viele Heiligtümer im Stammesgebiet der keltischen Treverer lagen Tempel oft an den Rändern von Siedlungen und viel befahrenen Verkehrswegen, oder aber an heiligen Stätten in der Natur wie Bergen, Felsen, Quellen, Wäldern oder Flüssen. Im römischen Gallien war es üblich, daß man zu den Heiligtümern pilgerte, um dort die Götter um Beistand zu bitten und um Gelübde einzulösen, wenn die Bitten erhört wurden.

Zu den in Steinsel gefundenen Votivgaben gehören aufwendige Altäre und Weihesteine, wie sie von den wohlhabenden Besitzern der reichen Gutshöfe in der Umgebung gestiftet wurden, aber auch typische Gaben der Mittelschicht, wie kleine Weihesteine von Handwerkern, Soldaten und Kaufleuten aus der Gegend. Ebenfalls beliebt waren kleine Bronzefiguren, Fibeln, Ringe und Bronzeglöckchen. Einfache Leute, die sich keine aufwendigen Gaben leisten konnten, legten Tonfiguren ab, die oft in billiger Massenproduktion gefertigt wurden und im Tempelladen für wenig Geld gekauft werden konnten.

Zahlreiche Münzfunde auf dem Tempelgelände belegen auch den römischen Brauch des Münzwurfs, der bis in unsere heutige Zeit erhalten ist und noch immer gerne praktiziert wird, wie zahlreiche Münzen in Brunnen und Flüssen beweisen, mit denen man einen Wunsch verbindet.

Beschreibung

Der Umgangstempel mit Säulen ist über eine Treppe erreichbar

Der Umgangstempel mit Säulen ist über eine Treppe erreichbar

Die Tempelanlage ist weitläufig und liegt direkt am kleinen Wanderweg. Die verschiedenen Gebäude sowie die Umfassungsmauer sind als Fundamente noch gut im Gelände zu erkennen. Der Eingang wird durch eine überdachte Holztafel (auf französisch) markiert, auf dem sich eine Rekonstruktionszeichnung befindet, wie man sich den Tempel vorzustellen hat.

Man kann sich frei in und auf den Tempelfundamenten bewegen.

Der eigentliche Umgangstempel wird besonders hervorgehoben; hier führt eine kleine Stahltreppe hinauf auf den Umgang. Neben der Treppe befindet sich ein Schild aus wetterfestem Plexiglas, das auf deutsch und französisch weitreichende Hintergrundinformationen über den Tempel vermittelt und auch einige Abbildungen von Fundstücken zeigt. Die Beschriftung dieses Tempels ist, wie bei vielen Tempeln in Luxemburg, vorbildlich; die wetterfesten, durchsichtigen Plexiglastafeln fügen sich relativ dezent in die Landschaft ein, sind sehr informativ und wissenschaftlich fundiert. Das sollte man sich bei katastrophal beschrifteten und präsentierten römischen Stätten wie dem Weihedenkmal für Mars-Intarabus in Ernzen in der Südeifel zum Vorbild nehmen!

Der Boden der Cella des Tempels ist, wie man es öfter in Luxemburg findet, mit rotem granuliertem Schotter bedeckt. Das kennen wir auch aus der Villa Rustica in Echternach, wo es uns bereits sehr gut gefiel, denn der rote Boden bildet einen sehr schönen Kontrast zum Schwarz der Steine des umgebenden Fundaments und des Grüns des Waldes und der Pflanzen in der Umgebung.

Die Cella ist mit rot geschottert, was einen guten Eindruck macht

Die Cella ist mit rot geschottert, was einen guten Eindruck macht

Auf der Brüstung des Umgangs sind einige Säulen aufgestellt, die eine gute Vorstellung von der Höhe und dem Aussehen des Umgangs vermitteln.

Die Anlage selbst ist gepflegt, der Tempel ist sauber, wenn auch die Außengebäude etwas überwuchert sind. Ein Umschreiten der Cella ist gut möglich, auch kann man hier problemlos Opfergaben ablegen.

Die Tempelanlage gefällt uns sehr gut; hier handelt es sich um einen echten Geheimtipp, der gar nicht so schwer zu finden ist, wenn man sich an unserer Wegbeschreibung mit den markanten Landmarken orientiert.

Zugänglichkeit, Öffnungszeiten, sonstiges

Da der Tempel mitten im Wald oberhalb des Ortes auf einer Anhöhe liegt, ist er jederzeit frei zugänglich. Eintritt kostet er natürlich auch nicht.

Die Beschriftung ist modern und vorbildlich

Die Beschriftung ist modern und vorbildlich

Die Gegend im Alzettetal ist eine beliebte Wandergegend und der Waldweg mit Trimm-Dich-Pfad ist insbesondere bei sportlichen Wanderern beliebt. Auch ist die Strecke bekannt unter Mountainbikern. Diese brettern jedoch meistens am Tempel vorbei, ohne von den Tempelbesuchern Notiz zu nehmen.

Die Lage jenseits des großen Freigeländes der Baumschule ist abgelegen genug, daß niemand gestört wird, so daß man sich hier so lange aufhalten möchte, wie man will und auch Zeit und Platz für kultische Handlungen besteht, wenn man sich an den hier so lange verehrten Cerunincus wenden möchte.

Wir kannten diesen lokalen Gott zuvor nicht, da er – wie auch Intarabus – ein sehr regional begrenzt verehrter Gott der gallischen Treverer war. Römer waren jedoch stets der Ansicht, daß lokale Gottheiten in ihrem angestammten Gebiet einen besonders starken Einfluß hatten und hatten keine Probleme damit, sie in ihren Pantheon zu integrieren und sich an sie zu wenden, wenn sie vor Ort waren. Dabei spielte es nicht einmal unbedingt eine Rolle, daß man wußte, um welchen Gott es sich genau handelte, wie der Gott hieß, wofür er zuständig war oder ob es ein Gott oder eine Göttin war. Genauso sollte man es mit diesem Tempel halten; Cernunincus spielte ganz offensichtlich eine wichtige Rolle für einheimische Treverer wie für römische Zugereiste und deswegen ist auch sein Waldtempel noch immer ein besonderer Ort, der eine positive Präsenz ausstrahlt.

Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich. Zwar ist die Straße, an dem die Baumschule und das Wasserreservoir liegen, asphaltiert, aber für den Fußweg zum Tempel empfehlen wir festes Schuhwerk.

Der Besuch im Tempel kann gut mit anderen römischen Sehenswürdigkeiten in der Gegend verbunden werden, wie einem Besuch der römischen Villa in Mersch mit ihrem 75 Meter langen Schwimmbecken oder der großen Villa Rustica in Helmsange.

Weiterführende Informationen

Antike Stätten: Merkur und Rosmerta-Tempel bei Waldesch

Der Merkur-Rosmerta-Tempel im Wald nahe der Hunsrückhöhenstraße ist ein Geheimtipp

Der Merkur-Rosmerta-Tempel im Wald nahe der Hunsrückhöhenstraße ist ein Geheimtipp

Anschrift:

Der Tempel liegt im Wald. Keine postalische Anschrift.

Anfahrt:

Der Tempel befindet sich nahe der Hunsrückhöhenstraße (B327) zwischen Koblenz und Waldesch. Leider ist er an der Straße nicht ausgeschildert. Um ihn zu finden, folgt man aus Koblenz-Karthause der Bundesstraße B327 Richtung Hermeskeil. Man passiert Forsthaus Kühlkopf und Forsthaus Remstecken mit Wildparkgehege. Beide sind als Einkehrstuben mit Parkplatz ausgeschildert.

Nach kurzer Weiterfahrt liegt auf der linken Seite ein Wanderparkplatz. Dieser heißt „Eiserne Hand„. Erreicht man einen großen Parkplatz auf der rechten Seite oder gar den Ort Waldesch, ist man zu weit gefahren, sollte in Waldesch drehen und zurückfahren, bis man auf der linken Seite einen großen Parkplatz passiert. Auf der rechten Seite folgt dann relativ schnell die „Eiserne Hand“.

Auf diesem Parkplatz befindet sich eine große Infotafel zum Archäologischen Lehrpfad, der auf dem Parkplatz beginnt und unter anderem keltische Hügelgräber, den Merkur-Rosmerta-Tempel, eine römische Villa rustica sowie den Dommelberg, einen keltischer Siedlungskern mit Ringwall umfaßt. Der Lehrpfad folgt zum Teil der Ausoniusstraße, der alten römischen „Schnellstraße“ durch den Hunsrück nach Trier, die noch erkennbar ist, auch wenn der Pflasterbelag nicht mehr erhalten ist.

Die Treppen des Haupteingangs

Die Treppen des Haupteingangs

An der Infotafel sind ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden. Rechts von der Infotafel weist ein Schild „Merkurtempel“ den Weg. Man folgt etwa 0,5 km einem gut ausgebauten, breiten Wanderweg, der zum Rhein-Burgen-Fernwanderweg gehört. Ein Symbol des Rhein-Burgen-Wegs mit Pfeil weist auf der linken Seite des Weges schließlich in einen kleinen Seitenweg. Dort sind schon die Treppen zu erkennen, die auf die Anhöhe mit dem Tempel führten.

Eine direkte Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr ist nicht möglich, aber es fahren Busse (Linie 621) zwischen Waldesch und Koblenz. Man kann entweder aus Waldesch zur Eisernen Hand wandern (es gibt einen Wanderweg, der den Ort mit dem Parkplatz verbindet), oder man fährt bis zum Forthaus Remstecken, das eine eigene Bushaltestelle hat, und läuft von dort aus einige hundert Meter.

Der Tempel ist nicht barrierefrei erreichbar, da Treppen hinauf zum Zentralbereich mit Cella führen, die zum Eingangsbereich des Tempelkomplexes gehören.

Hintergrundinformationen:

Merkur und Rosmerta. Im Tempel steht leider kein Weihestein für sie

Merkur und Rosmerta. Im Tempel steht leider kein Weihestein für sie

Entlang der stark bereisten römischen Ausoniusstraße durch den Hunsrück zur Kaiserstadt Augusta Treverorum (Trier) befanden sich zahlreiche Tempelanlagen, die von Reisenden und Pilgern als Wegestationen aufgesucht wurden.

Das Götterpaar Merkur und Rosmerta war insbesondere hier, in Nordost-Gallien sehr beliebt (unter anderem bei den hier einheimischen Treverern, aber auch im restlichen Gallien, in Britannien und sogar in Rom selbst), so daß sich in der Gegend für sie mehrere Tempel sowie zahlreiche Weihesteine und Votivgaben finden, vor allem in der Nähe von Schnellstraßen und Handelszentren.

Der Tempel nahe Waldesch  im typisch gallo-römischen Stil des Umgangstempels gehörte sicher zu den größeren Anlagen. In der Nähe existierte auch eine Siedlung sowie zahlreiche Gutshöfe (villa rustica), deren Reste in der Umgebung ebenfalls zu finden sind und teilrestauriert wurden. Sie sind als Station des Archäologischen Lehrpfades zu besichtigen.

Der Tempel lag sich auf einer leichten Anhöhe und war von einer Mauer umgeben, das ganze Gelände hatte etwa eine Ausdehnung von 106 Metern. Eine hintere Tür führte direkt in den Hauptbereich, während das Haupttor von der Schnellstraße durch ein Eingangsportal über Treppenstufen erreicht wurde. Reste des Portals und Stufen sind heute noch erhalten, so daß es möglich ist, den Tempel über den Original-Zugang zu betreten.

Der Tempel wurde in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts freigelegt und archäologisch erforscht, wobei gefundene Skulpturfragmente auf die Nutzung als Tempel für den römischen Gott Merkur und seine gallische Gefährtin Rosmerta (in der romanisierten Form) hindeuteten. Im Jahr 1986 ließ die Stadt Koblenz das Gelände neu gestalten, unter anderem mit einer Informationstafel, die auf die Bedeutung des Kultes in dieser Region hinweist.

Inmitten der ovalen Umfassungsmauer befand sich der eigentliche Umgangstempel, dessen säulengestützter Umgang etwa 20 x 19 Meter groß war. Es ist davon auszugehen, daß sich hier schon in vorrömischer Zeit ein heiliger Ort der Gallier, ein Temenos, befand. Hölzerne Vorgängerbauten in keltischer Bauweise und Funde aus dem 1. Jahrhundert v.Chr. deuten auf eine solche Nutzung hin.

Mit dem Beginn der römischen Besiedlung verschmolzen die Römer die dort verehrten einheimischen Götter mit ihrem eigenen Kult und errichteten ihnen nach üblicher Sitte einen steinernen Tempel, damit sie darin angemessen verehrt werden konnten. Auf dem Gelände wurden zudem Reste weiterer Gebäude sowie eines Brunnens gefunden, der für die Kulthandlungen wohl eine Rolle gespielt hat.

Die zahlreichen Funde, die auf dem Gelände gemacht wurden (Weihstandbilder, Münzen), deuten darauf hin, daß der Tempel durchgehend bis zum 5. Jahrhundert n.Chr. genutzt wurde. Die Originalfunde befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn.

 Beschreibung

Der Umgangstempel ist recht groß und kann gut umgangen werden

Der Umgangstempel ist recht groß und kann gut umgangen werden

Die Tempelanlage liegt mitten im Wald, wenn auch nahe an einem breiten Hauptwanderweg, auf dem bei schönem Wetter reger Verkehr aus Wanderern und Radfahrern herrscht. Sie ist (wenn man den Parkplatz „Eiserne Hand“ einmal gefunden hat), gut und schnell zu Fuß zu erreichen.

Wenn man dem Wanderweg vom Parkplatz folgt, erreicht man den Tempel durch den ehemaligen Haupteingang nahe der römischen Schnellstraße. Hier sind mehrere Treppenstufen sowie Fundamente des Eingangsgebäudes erhalten. Sie wurden teilaufgemauert und restauriert, so daß man gut den Eingangsbereich sowie den Verlauf der ovalen Umfassungsmauer des Tempelgeländes nachvollziehen kann.

Der Besucher steigt mehrere Treppenstufen empor, bevor er den großen Hauptplatz mit dem Umgangstempel erreicht. Hier befindet sich der eigentliche Tempel: eine zentrale Cella, in der sich Altar und Kultbild befanden, sowie der Umgang mit Säulenhalle, in dem man die Cella gut umrunden kann. Auch ist es möglich, Opfergaben auf dem zentralen Altarstein abzulegen.

Neben der Cella befindet sich ein kleines Nebengebäude. Vom Brunnen ist leider nichts mehr zu erkennen.

Der Erhaltungszustand der Anlage ist gut; es gibt zwar nur noch Fundamente, diese sind aber restauriert.

Neben der Cella befindet sich eine Informationstafel mit gut präsentierten Hintergrundinformationen, einem Lageplan und einer Rekonstruktionszeichnung zur besseren Vorstellung, wie der Ort einst aussah, als hier noch reger Betrieb herrschte.

Öffnungszeiten, Eintritt, Zugänglichkeit

Rekonstruktion des Tempels zu seiner aktiven Zeit (Detailaufnahme von der dort aufgestellten Infotafel)

Rekonstruktion des Tempels zu seiner aktiven Zeit (Detailaufnahme von der dort aufgestellten Infotafel)

Der Tempel ist rund um die Uhr frei zugänglich, da er ungestört im Wald liegt. Eintritt wird nicht erhoben.

Sonstiges:

Wenn einen der rege Verkehr am Wanderweg nicht stört, ist es hier problemlos möglich, Kulthandlungen für Mercurius und Rosmerta durchzuführen.

Es herrscht auch innerhalb der Anlage ein gewisser Betrieb, weil er eine Station des Archäologischen Rundweges ist, aber im Gegensatz zu den von diversen heidnischen Gruppierungen stark frequentierten Matronentempeln in Pesch und Nettersheim scheint dieser Tempel eher ein Geheimtipp zu sein.

Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.

Neue Heiden und Müll an alten Stätten

Ausgebrannte Plastik-öllichter, leere Sektflaschen und Grillreste sollte man nach dem Ritual aus dem Tempel entfernen

Ausgebrannte Plastik-Öllichter, leere Sektflaschen und Grillreste sollte man nach dem Ritual aus dem Tempel entfernen

Wir haben ja gar nichts dagegen, daß Angehörige aller Glaubensgemeinschaften in den alten römischen Tempeln feiern und dort ihre Rituale abhalten. Ob Wicca, Germanen oder Hexen – die Tempel, als heilige Orte mit einer ganz besonderen Atmosphäre, sind schließlich für alle da.

Wofür wir allerdings überhaupt kein Verständnis haben ist, daß wir uns mittlerweile (insbesondere nach Jahreskreisfesten) bei einem Tempelbesuch gezwungen sehen, gleich einen Müllsack mitnehmen zu müssen, um die rituellen Hinterlassenschaften diverser Gruppierungen aufzusammeln.

Am gestrigen Wochenende waren wir nach der Winterpause seit langem mal wieder in den römischen Matronentempeln von Zingsheim und Pesch.

In Pesch wurde (von Münzen, Steinkügelchen oder Muscheln einmal abgesehen), fast nur „vergängliches“ Opfergut hinterlegt, wie Blumen, Kürbisse, Tannenzapfen und Zweige. Ob zu güldenen Kugeln zusammengerollte Alufolie, wie sie um Süßigkeiten gewickelt ist, eine gute Opfergabe ist, um sie einer Matrone in den Schoß zu legen, ist fragwürdig. Immerhin befinden sich diese Tempel tief im Wald und die Opfergaben können (oder sollen) von Tieren gefressen werden. Ich glaube nicht, daß Kügelchen aus goldener Alufolie sonderlich bekömmlich sind.

In Zingsheim jedoch, wo – den Dekorationen und Opfergaben zufolge – ganz offensichtlich irgendeine neuheidnische Gruppe (vermutlich zur Tagundnachtgleiche) ein größeres Ritual abgehalten hat, löste der Anblick des Tempels bei uns eher Irritation bis Verärgerung aus. Es ist ja noch unproblematisch, daß man dort Stoffbänder in Bäume und an die vier Ecken der Cella bindet, auch wenn dies nach einiger Zeit ziemlich zerfleddert aussieht. Auch kann man ja durchaus seine Opfergaben auf den Weihesteinen hinterlassen,wie Räucherwerk, Schalen mit Früchten, Tannenzweigen, Münzen und Muscheln, Granatäpfeln und anderen Pflanzen, wie wir sie dort vorgefunden haben.

Vergängliche Opfergaben, die auch von Tieren gefressen werden können, sind unproblematisch

Vergängliche Opfergaben, die auch von Tieren gefressen werden können, sind unproblematisch

Was allerdings nicht akzeptabel ist: Da das Ritual offenbar bei Abend oder Nacht stattgefunden hat, standen überall verkokelte und leere Plastik-Grablichter herum, die durch den Wind natürlich auch in der Gegend herumgeblasen wurden. Plastikmüll in der Cella ist nicht sonderlich ansprechend. Genauso wenig wie herumliegende leere Sektflaschen und andere Zeugen eines wilden Festes.

Auch muß es nicht sein, daß die Weihesteine über und über mit Wachs – und, schlimmer noch, dieser Ölmischung aus den Grablichtern -bekleckert werden. Kein anderer Besucher will mit Wachs beschmierte Matronen oder Götterstatuen sehen und außerdem tut das den Weihesteinen auch nicht sonderlich gut. Wir verbrachten einige Zeit damit, die öligen Wachsreste wieder abzuknibbeln, ohne dabei den Stein zu beschädigen.

Also, wenn Ihr schon nach barbarischer Sitte in römischen Tempeln feiert, dann bitten wir Euch eindringlich, danach zumindest alles mitzunehmen, was aus Plastik oder anderen unvergänglichen Materialien besteht (wie Alufolien-Kugeln) und von Tieren gefressen werden könnte.

Wir wissen nicht, ob Ihr glaubt, daß die ausgebrannten Kerzen und Öllichter nach einigen Wochen „von selbst“ aus dem Tempel wandern und sich in Luft auflösen. Sie tun es nicht. Es gibt auch keine Priester mehr, die (wie in römischer Zeit) regelmäßig die Opfergaben abräumen und entsorgen. Nein, sie werden einfach von Wind und Wetter durch die Gegend geblasen und fliegen dann im und um den Tempel herum, bis sich jemand erbarmt und sie aufsammelt und wegwirft.

Danke, daß wir Euren Ritualmüll nach Wochen entsorgen dürfen.

Danke, daß wir Euren Ritualmüll nach Wochen entsorgen dürfen.

Keiner will Eure leeren Alkoholflaschen und Müllreste rund um das Feuer entsorgen und Ihr wollt schließlich auch einen ansprechenden, sauberen Ritualplatz vorfinden. Und wenn Ihr schon mit Kerzen auf und in den Weihesteinen arbeitet, dann seht zumindest zu, daß sie nicht überlaufen und alles mit dicken Wachsschichten beschmieren.

Deswegen an dieser Stelle ein super innovativer Tipp von uns – und zwar gratis! Es wäre überaus freundlich und sicher nicht zuviel verlangt, wenn Ihr einfach eine Rolle Müllbeutel mit zu Eurem Ritual nehmt und Euren Müll danach einsammelt.

Denn es kann ja nun nicht angehen, daß der römische Cultor jedes Mal beim Tempelbesuch einen Müllbeutel mitnehmen muß, um die Überreste Eurer Festivitäten zu entsorgen. Das fördert weder die gegenseitige Toleranz, noch wird es die Götter sonderlich erfreuen, wenn man sie erst mit großem Tamtam anruft, und danach ihren Tempel als Plastik- und Flaschenmüllkippe hinterläßt.

Verbindlichen Dank für Eure Aufmerksamkeit.

 

Nachtrag:

Das ist die aktuelle Ausbeute unseres Tempelbesuchs im Oktober:

Daß Elektro-Grablichter 2 dicke Batterien enthalten, die im Wald nichts verloren haben, scheint unbekannt zu sein

Daß Elektro-Grablichter 2 dicke Batterien enthalten, die im Wald nichts verloren haben, scheint unbekannt zu sein

Durchdringend riechende Pfirsich-Duftteelichter verbreiten nicht nur chemische Gerüche, auch die Wachsflecken sehen nicht gerade einladend aus

Durchdringend riechende Pfirsich-Duftteelichter verbreiten nicht nur chemische Gerüche, auch die Wachsflecken sehen nicht gerade einladend aus

Ausbeute eines Tempelbesuchs

Ausbeute eines Tempelbesuchs

https://incipesapereaude.wordpress.com/2014/03/19/kultpraxis-auspizien-im-romischen-cultus/

Antike Stätten: Lenus-Mars-Tempel auf dem Martberg

Anschrift:

Tempelanlage auf dem Martberg, oberhalb von Pommern / Mosel. Keine postalische Anschrift, nur zu Fuß zu erreichen! Navigationsgerät am besten auf „Pommern / Mosel“ programmieren.

Anfahrt:

Der rekonstruierte Lenus-Mars-Tempel

Der rekonstruierte Lenus-Mars-Tempel

Die keltisch-römische Tempelanlage liegt auf dem Martberg (Mons Martis), oberhalb des Dorfes Pommern an der Mosel. Entweder über die Autobahn (A48, Abfahrt Kaifenheim, Richtung Treis-Karden halten) oder Bundesstraße 49 zu erreichen. Von Pommern aus führt ein gewundener, geschotterter Waldweg hoch zu einem Waldparkplatz. Von dort aus geht es nur zu Fuß weiter den Berg hinauf, ca. 1 Kilometer, über einen breiten und gut begehbaren Wanderweg.

Alternativ kann der landschaftlich sehr beeindruckende, 5 Kilometer lange Lenus-Mars-Wanderweg aus dem Moseltal hinauf auf das Bergmassiv bewandert werden (Höhenunterschied ca. 150 Meter). Er startet in Pommern oder Karden und weist entlang des Weges mehrere Info-Tafeln auf, die Einblicke in das Leben der Römer und hier ansässigen Kelten geben. In regelmäßigen Abständen gibt es Bänke und Rastmöglichkeiten, sowie schöne Panorama-Ausblicke auf die Mosel. Außerdem repräsentieren überlebensgroße Holzskulpturen die Geschichte der Region. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und führt automatisch am Tempel vorbei. Festes Schuhwerk ist allerdings erforderlich, einige Stellen sind recht steil und erfordern Trittsicherheit, so daß der Weg nicht für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen geeignet ist.

Weiterführende Informationen:

Hintergrund:

Besonders hervorzuheben ist der bemalte Innenraum

Besonders hervorzuheben ist der bemalte Innenraum

Auf dem Martberg („Mons Martis“, Marsberg), 200 Meter oberhalb von Pommern, befindet sich ein keltisch-römisches Höhenheiligtum für Lenus-Mars, das zum Teil rekonstruiert und in einen kleinen archäologischen Park integriert wurde.

Schon vor den Römern befand sich an dieser Stelle ein Heiligtum für den keltischen Gott Lenus, dem Stammesgott der hier ansässigen Treverer, der aber auch in Britannien stark verehrt wurde. Er war ein Kriegs- und Heilgott. Die Kelten errichteten auf dem Bergrücken um 100 v. Chr. eine befestigte Großsiedlung (Oppidum).

Mit der Romanisierung wurde daraus ein überregional bedeutender gallo-römischer Tempelbezirk, zu dem römische und einheimische keltische Pilger von weither strömten, um Lenus-Mars (der vor allem als Heilgott eine wichtige Rolle spielte) um Gesundheit und Heilung zu bitten.

Die ganze Region profitierte von diesem Tempel, so ist der Moselort Karden (römisch: Cardena) dadurch zu Wohlstand gelangt, daß entlang seiner Hauptstraße eine Töpferwerkstatt neben der anderen Votivgaben, Opferzubehör und Figuren für die Pilger in Massenanfertigung produzierte. Der keltische Gott Lenus wurde in der Interpretatio Romana mit Mars gleichgesetzt, aber es ist ungewöhnlich, daß sein keltischer Name bis heute dem römischen Namen vorangestellt wird (und nicht nur als Zusatz angefügt).

Zahllose Fundstücke zeigen, daß hier der keltische Brauch, Münzen und Schmuck zu opfern, auch zu römischer Zeit fortgesetzt wurde, denn es wurden tausende Münzen, Fibeln und Schmuckgegenstände gefunden. Daneben hielt der römische Brauch Einzug, Miniaturgefäße (vor allem aus dem Töpferort Cardena) zu opfern, deren Scherben massenhaft auf den umliegenden Äckern gefunden wurden.

Gefundene Weihesteine bezeugen, daß Lenus-Mars die Genesungswünsche von Pilgern erhört hat, da diese im Anschluß an erfolgte Heilungen von den Pilgern gestiftet und mit einer Danksagung versehen wurden (so wie man es noch heute von katholischen Kirchen kennt, bei denen Votivtafeln die Dankbarkeit der Menschen in Verbindung mit Maria oder anderen, dort verehrten Heiligen bezeugen, „Maria hat geholfen“).

Einer dieser Weihesteine befindet sich heute wieder im rekonstruierten Tempel.

Die Anlage

Der Umgang

Der Umgang

Die Tempelanlage ist Teil des Archäologischen Parks Martberg. Zwei Gebäude des Tempels wurden rekonstruiert, wobei das eine als Kasse, Einkehr-Cafe für Wanderer und Mini-Museum dient. Das andere Gebäude – der eigentliche Tempel – wurde komplett mit Ziegeldach, Umgang und bunten Wandmalereien wieder hergestellt.

Dieser Tempel ist verschlossen, jedoch kann man sich gegen einen kleinen Eintrittspreis das Gebäude aufschließen lassen. Es wird eine CD abgespielt, die erst ein kurzes Hörspiel über die damalige Praxis im Tempel enthält und danach wissenschaftliche Hintergrundinformationen durch Archäologen präsentiert. Dies kann etwas störend sein, wenn man den Tempel als Cultor auf sich wirken lassen möchte oder selbst ein Opfer für Lenus-Mars bringen möchte, aber es ist für den normalen Wanderer und Parkbesucher sicher interessant und als Service für diesen zu verstehen. Da Bildung der Bevölkerung niemals schadet, kann man mit dieser akustischen Führung unter dem Gesichtspunkt also leben – falls jedoch kein weiterer Besucher vor Ort sein sollte, kann man natürlich beim Aufschliessen darum bitten, die CD nicht abzuspielen. Der „Tempelwächter“, der am Tag unseres Erstbesuchs das Gebäude für uns öffnete, schien sich an die Gepflogenheiten mancher Besucher gewöhnt zu haben und war auf unsere Frage bezgl. des Weihraucharomas im Tempel sehr tolerant eingestellt – „Ja, ich mag den Geruch ja nicht so, aber für einige ist das hier ein heiliger Ort.“

Zusätzlich gibt es ein zweites Gebäude, das im Stil eines Kultgebäudes rekonstruiert wurde und als Cafe und Kasse dient. Dort erhält man auch einen kleinen Flyer, der den Aufbau des Tempelbezirks erklärt.

Im Tempel ist man für sich und kann sich dort so lange aufhalten, wie man möchte (vorausgesetzt, man verteidigt ihn gegen neugierige Wanderer und Parkbesucher, die selbst ihren Eintritt zahlen sollen, aber zum Glück ist oben auf dem Berg nicht allzu viel los).  Allein die Innenbemalung des Tempels, wie sie zu römischen Zeiten für Wohnhäuser und Tempel üblich war, ist den Eintritt wert. Wenn man seinen Besuch beendet hat, zieht man einfach die Tür hinter sich zu und geht seiner Wege.

Kontrastprogramm: Keltischer Tempel

Kontrastprogramm: Keltischer Tempel

Wie schon erwähnt, Weihrauchgeruch im Tempel zeugt davon, daß er noch immer als solcher wahrgenommen und genutzt wird. Auf dem in der Mitte des Tempelraumes befindlichen Weihestein, der eine erfolgreiche Heilung durch Lenus-Mars bezeugt, befinden sich immer ein paar Münzen als Opfergaben, denen man seine eigenen Opfergaben problemlos hinzufügen kann.

Ebenfalls im Tempel befindet sich eine überlebensgroße (eher modern gestaltete) Holzskulptur des Gottes Mars, die zu der Reihe von Skulpturen gehört, die überall entlang des Lenus-Mars-Wanderweges zu finden sind. Da sie aus dunklem Holz gefertigt sind, fügen sie sich aber – trotz des modernen Stils – relativ harmonisch in das Moseltal ein.

Eine Umschreitung des Tempels nach gallo-römischem Brauch unter dem von Säulen getragenen, überdachten Umgang ist ebenfalls in Ruhe möglich.

Im Kassenhaus (Martberg-Cafe) kann selbstgemachter Kuchen, Kaffee und Erfrischungsgetränke zu zivilen Preisen gekauft und entweder an Holztischen draußen oder im Haus zu sich genommen werden. Einige Ausstellungsstücke in einer kleinen Vitrine, Fotos an der Wand und ein Bodenprofil liefern Hintergrundinformationen zur Anlage.

Ebenfalls rekonstruiert wurde der Teil einer Wandelhalle, die den Tempelbezirk umgeben hat

Keltischer Holztempel

Keltischer Holztempel

Das Gelände auf der Hochfläche ist sehr weitläufig. Neben den römischen Tempeln und Mauerresten befindet sich auch ein rekonstruierter spätkeltischer Holztempel mit einem Ofen und frühkeltischer Holzfigur, das die traditionell keltische Lehmbauweise zeigt. Dieses Haus kann ebenfalls betreten werden, genauso wie ein winziger keltischer Holztempel auf einer nahegelegenen wilden Wiese.

Alles in allem ein sehr netter, kleiner archäologischer Park, der auch von Wanderern – unabhängig vom Tempel – gerne zur Einkehr genutzt wird. Die herrliche Aussicht vom Berg bei sonnigem Wetter und das zum Horizont hin offene Areal des Tempels auf einer grossen Wiese laden zum Verweilen ein und vermitteln eine Atmosspähre der Klarheit und Weite, die gut zur Präsenz der hier verehrten Gottheit passt.

Informationstafeln am Wegesrand liefern die notwendigen Hintergrundinformationen. Idealerweise wird der Tempelbesuch mit der Erwanderung des Lenus-Mars-Weges verbunden.

Öffnungszeiten:

Ein Großteil des Geländes befindet sich jederzeit frei zugänglich auf einer großen Rasenfläche auf dem Bergrücken des Martbergs und ist nicht ummauert oder abgesperrt. Die keltischen Tempel, Umgang, Wandelhalle und die Mauerreste sind immer frei zu besichtigen. Lediglich für das Cafe und das abgeschlossene Tempelgebäude gelten die Öffnungszeiten des archäologischen Parks.

Besichtigt werden kann der Tempel von Mai bis Oktober Freitags bis Sonntags und an Feiertagen von 11-17 Uhr.

Eintrittspreise und sonstiges:

Eine sehr schöne, gepflegte Anlage

Eine sehr schöne, gepflegte Anlage

Der Eintritt in den Tempel beträgt für Erwachsene 2€, Tonbandführung und Flyer inklusive. Ausführliche Gruppenführungen durch den Park sind nach Anmeldung möglich (jedoch ist es nicht möglich, den Berg direkt mit Reisebus zu erreichen).

Das Martberg-Cafe ist eine gute Einkehrmöglichkeit für Wanderer und Parkbesucher und bietet Kaffee, Kuchen, regionale Kleinigkeiten, regionale Weine und Erfrischungsgetränke sowie kleine Souvenirs an. Für Gruppen werden auf Anfrage auch warme Speisen wie Eintöpfe, Braten oder Vesperplatten zubereitet (Anmeldung 1 Woche vor dem Besuchstermin).

Gelegentlich finden Sonderveranstaltungen, wie ein „Markt der Minerva“ oder Aktionen für Kinder statt.

Fotografieren ist überall erlaubt.

Antike Stätten: Isis- und Mater Magna-Heiligtum in Mainz

Anschrift:

Taberna Archaeologica, Römerpassage 1, 55116 Mainz (Eingang Lotharstraße).

Anfahrt:

Der Eingang zum Heiligtum befindet sich in der Römerpassage

Der Eingang zum Heiligtum befindet sich in der Römerpassage

Das Heiligtum befindet sich im Einkaufszentrum „Römerpassage„, mitten in der Fußgängerzone der Mainzer Innenstadt. Die Passage hat ein eigenes Parkhaus mit 200 Parkplätzen, das über die Emmeransstraße zu erreichen ist.

Da sich in Mainz („Mogontiacum„, ehemalige Provinzhauptstadt Obergermaniens) noch weitere interessante römische Sehenswürdigkeiten befinden, lohnt sich das Parken auf einem zentralen Parkplatz oder Parkhaus und das Erkunden der Stadt zu Fuß. Die ebenfalls in der Fußgängerzone befindliche Touristeninformation bietet kostenlose Stadtpläne an, auf denen auch dieses Heiligtum verzeichnet ist.

Weiterführende Information:

Hintergrund:

Die Inszenierung ist sehr stimmungsvoll

Die Inszenierung ist sehr stimmungsvoll

Bei den Ausschachtarbeiten zum Bau einer Tiefgarage unter dem Einkaufszentrum in der Mainzer Innenstadt wurden im Jahr 2000 die Fundamente eines römischen Tempels entdeckt. Anhand der zahlreichen Kleinfunde wurde festgestellt, daß es sich um einen Tempel handelte, der der ägyptischen Göttin Isis (hier verehrt als Isis Panthea und Isis Regina) sowie der römischen Mater Magna geweiht war.

Er wurde vermutlich vom ersten bis in das dritte Jahrhundert n. Chr. genutzt und gilt als archäologische Sensation, da nördlich der Alpen bislang nur zwei weitere „Isarien“ gefunden wurden (in Köln und London). Unterhalb des Tempels befanden sich 700 Jahre ältere Gräber aus der Hallstattzeit (ca. 680 v. Chr.).

Inschriften deuten darauf hin, daß der Tempel durch das flavische Kaiserhaus gestiftet worden war, dessen Kaiser Vespasian in Alexandria einst vom ägyptischen Gott Serapis die Bestätigung seiner Herrschaft erhalten hatte. Seitdem waren die ägyptischen Götter Teil des flavischen Kaiserkultes. Während der Isis-Kult in Rom schon länger praktiziert wurde (und immer wieder verboten wurde, unter anderem durch Augustus, der alles Ägyptische seit den Vorfällen um Marcus Antonius und Cleopatra haßte), wurde er unter Kaiser Caligula endgültig zu einem offiziellen Kult erhoben. Im entlegenen Germania superior war der Kult zu dieser Zeit jedoch relativ neu und wurde wahrscheinlich von Legionären mitgebracht.

Ursprünglich war geplant, das Heiligtum nach dem Ende der Grabung zuzuschütten (!) und das Parkhaus wie geplant zu errichten, aber dank einer Bürgerinitiative der Mainzer Bevölkerung („Initiative Römisches Mainz e.V.„), die innerhalb kürzester Zeit über 10.000 Unterschriften sammelte, wurde der Tempel erhalten und in die neu gebaute Einkaufspassage integriert.

Heute kann man es durch die „Taberna Archaeologica“ in der Römerpassage betreten, es befindet sich unterhalb des Einkaufszentrums, wo es aufwendig und sehenswert multimedial präsentiert wird.

Das Heiligtum ist kein Tempel in typisch römischer Bauweise, da es weder die Säulenhalle noch den gewohnten Innenraum mit Umgang gibt. Stattdessen handelte es sich um einen ganzen Tempelbezirk mit Umfassungsmauer, in dem sich zahlreiche kleinere Gebäude und Räume befanden, darunter auch eine Latrine. Inmitten der Gebäude lag ein zentraler Innenhof, in dem zahlreiche Brandreste und Opfergaben gefunden wurden.

Putzfragment mit Anubis

Putzfragment mit Anubis

Da die darunterliegende Grabanlage aus der Hallstattzeit zur damaligen Zeit noch als Erdaufschüttung erkennbar war, geht man davon aus, daß der Ort für den Tempel bewußt an diesem „Heiligen Ort“ gewählt wurde. Es wurde sogar ein Gang hinab mitten in die Grabanlage angelegt.

Ein zentraler Brunnen lieferte das für den Isis-Kult notwendige symbolische „Nilwasser“. Drei massive Steine dienten als Altäre. Hunderte bunt bemalter Putzstücke deuten darauf hin, daß die Innenwände nach römischem Brauch bunt bemalt waren. Ausgestellt ist unter anderem ein großes Stück Putz mit dem Bildnis des Anubis mit Heroldsstab und Palme.

Der gesamte Tempel war in Fachwerktechnik erbaut, das Fachwerk jedoch verputzt, und die Dächer geziegelt, wobei viele Ziegel die Legionsstempel der in Mainz ansässigen XXII Prigenia trugen.

Die Ausstellung:

Die Inszenierung des Tempels und der Fundstücke empfinden wir als modern und sehr gelungen. Steigt man über die Treppe hinab in das Heiligtum, ist nichts mehr vom Lärm der Einkaufspassage zu hören. Der ganze Raum ist in Schwarz gehalten, Decke wie Wände, und in die Decke sind Lichtpunkte eingelassen, die an einen Sternenhimmel erinnern. In der Mitte befinden sich die unterschiedlich beleuchteten Mauerreste, zusammen mit herabhängenden, halb transparenten Stoffbahnen, auf die Göttinnenbilder projiziert werden.

Ein Umgang führt um die Ausgrabung herum

Ein Umgang führt um die Ausgrabung herum

An der Außenwand, um das Heiligtum herum, befindet sich erhöht ein Umgang, auf dem man den Tempelkomplex einmal umschreitet. Ein freundlicher und unaufdringlicher Ordner grüßt. Nahe des Eingangs gibt es Infotafeln und Lageplan. Dann werden, während man den Weg entlanggeht, offenbar durch Bewegungsmelder, multimediale Ereignisse ausgelöst.

Zuerst erreicht man eine Stelle, an der mittels eines Hörspiels eine Feier des Isis-Kultes vorgestellt wird, samt Musik und Stimmengewirr. Aus Opferstellen inmitten des Tempels steigt dazu passend Rauch auf.

Es folgt eine Wand mit Vitrinen diverser Fundstücke und Fragmente von Wandputz, unter anderem mit Anubis.

Schließlich erreicht man eine Wand, an der auf einer Leinwand ein Film gezeigt wird, in dem in Spielszenen dargestellt wird, wie eine Frau den Mater Magna-Tempel aufsucht, der auf Verfluchungen, Schadens- und Liebeszauber spezialisiert gewesen zu sein schien. All das ist hochgradig verpönt im römischen Kultus, wurde aber natürlich trotzdem (wenn auch bei Nacht und mit verhülltem Gesicht) praktiziert. Die Frau wünscht eine Verfluchung für einen Mann und der Priester formt eine männliche Figur aus Ton, die anschließend in der Mitte zerbrochen und dann mit verdrehtem Oberkörper wieder zusammengesetzt wird. Anschließend wird die Figur begraben. Diese Geschichte basiert auf Fundstücken zahlreicher kleiner, grober Tonfiguren, die ebenfalls im Heiligtum ausgestellt sind.

Übersetzung einer Fluchtafel

Übersetzung einer Fluchtafel

Es stehen zwei Stühle bereit, so daß man während des Films bequem Platz nehmen kann. Ist der Film vorüber, geht es weiter an Vitrinen mit typischen Opferfunden vorbei (Öllampen, Figuren) sowie Schrifttäfelchen mit Verfluchungen (auf Latein und in Übersetzung). An der letzten Wand finden sich – hinter Holzklappen, die man einzeln in die Höhe hebt – Darstellungen von Opfergaben im römischen Ritus in hell erleuchteten, bunten Schaukästen. Damit diese nicht die intensive Atmosphäre stören, die der Tempel ausstrahlt, befinden sie sich hinter den lichtundurchlässigen Klappen, was eine sehr gute Idee ist und belegt, mit welcher Aufmerksamkeit zum Detail die Präsentation des Tempels geplant wurde.

Die sehr dezente Beleuchtung im düsteren Heiligtum und die gute Abschirmung vom Lärm der Einkaufspassage darüber, sorgt für eine angemessene Stimmung der Besucher und man spürt noch die Präsenz des Heiligen an diesem alten Ort.

Außerdem war es, obwohl wir an einem Samstag dort waren, nicht voll dort und man konnte sich in Ruhe hinsetzen und den Ort auf sich wirken lassen. Das multimediale Konzept mit der Mischung aus Ton, Bild, Projektion, Rauch, und dazu die dezent beleuchteten Vitrinen bietet ein rundes und gelungenes Bild, ohne aufdringlich oder reißerisch zu wirken. Empfehlenswert!

Öffnungszeiten:

Montags bis Samstags 10.00 bis 18.00 Uhr. Zusätzliche Öffnungen zu Sonderveranstaltungen wie „Museumsnacht“ oder „Einkaufsnacht“.

Eintrittspreise und sonstiges:

Der Eintritt ist frei! Eine Spende (für den gemeinnützigen Verein „Initiative Römisches Mainz„)  ist aber gerne gesehen und kommt der Erhaltung und Konservierung römischer Stätten zugute.

Das Fotografieren ist erlaubt, sollte jedoch mit einer lichtstarken Kamera ohne Blitz vorgenommen werden, da ansonsten der gelungene Effekt der Beleuchtung nicht zur Geltung kommt.

Oberhalb des Tempels befindet sich mit der Taberna Archaeologica eine Anlaufstelle für Interessierte des Römischen Mainz, die von der „Initiative Römisches Mainz“ betrieben wird. Es gibt auch einen kleinen Museumsshop, in dem einige römische Devotionalien und Repliken, sowie Bücher und Karten verkauft werden.

Führungen können in Absprache mit der Taberna unter 06131-600 749 3 vereinbart werden. Bucht man eine Führung für eine Gruppe, wird während der Zeit der Führung das Museum für die Öffentlichkeit geschlossen und man hat das Heiligtum für sich.

Die Vorstellung der Opfergaben ist hinter lichtundurchlässigen Klappen zu finden

Die Vorstellung der Opfergaben ist hinter lichtundurchlässigen Klappen zu finden

Römische Zauberpuppen

Römische Zauberpuppen

 

Auch zahlreiche andere Kleinfunde sind zu sehen

Auch zahlreiche andere Kleinfunde sind zu sehen