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Antike Stätten: Archäologischer Wanderweg Bruttig-Fankel
Heute stellen wir Euch nicht nur ein archäologisches Bodendenkmal vor, sondern gleich einen ganzen Wanderweg durch die Kulturgeschichte der Eifel-Mosel-Region.
In dieser Gegend, die erst von der Bronzezeit, dann der eisenzeitlichen Eifel-Hunsrück-Kultur und dem keltischen Stamm der Treverer und schließlich von der gallo-römischen Kultur geprägt war, findet sich ein kleiner, aber sehr spannender Themenwanderweg abseits der ausgetretenen Wanderpfade.

Einer von vielen keltischen Grabhügeln auf diesem Wanderweg
Länge und Streckenführung:
Es handelt sich nicht um einen Rundwanderweg, d.h. man geht den Weg einmal hin- und wieder zurück (wahlweise kann man natürlich auch einen alternativen Rückweg durch das mit zahlreichen Wanderwegen durchzogene Gebiet nutzen).
Der Weg folgt einem Teilstück des Keltenweges (ein Fernwanderweg durch den Hunsrück) sowie des Moselhöhenweges. Zum Teil verläuft er direkt auf der ehemaligen Römerstraße, die als Querverbindung die Ausoniusstraße durch den Hunsrück mit der Mosel verband.
Länge: ca. 3,3 km (einfache Strecke). Plant bei gemütlichem Gehen und ausführlicher Besichtigung der archäologischen Bodendenkmäler ca. 2,5 Stunden ein.
Der Weg ist sehr einfach zu gehen und folgt einem breiten, gut ausgebauten Waldpfad. Es gibt ein paar wenige Steigungen oder Gefällestücke, die aber immer nur kurz und nicht anspruchsvoll sind.

Der Weg ist breit und einfach zu begehen und deshalb auch für ungeübte Wanderer geeignet
Anfahrt und Startpunkt:
Der Archäologische Wanderweg hat an seinem nördlichen Startpunkt einen eigenen Wanderparkplatz. Er ist von der Landstraße aus ausgeschildert und leicht an einer großen „Straße der Römer“ Infotafel zu erkennen. Wir empfehlen den Start an diesem Ende des Weges, auch wegen der Informationen auf dieser Tafel.
Die Anreise erfolgt am besten aus dem Moselort Bruttig-Fankel. Hier finden sich vor der Ortseinfahrt bereits die typischen braunen Hinweisschilder, die an der Mosel auf archäologische Besonderheiten aufmerksam machen, mit der Beschriftung: „Grabhügelfelder„.

Der Wanderparkplatz beim Birkenhof oberhalb von Bruttig-Fankel
Für das Navi „Bruttig Fankel, Birkenhof“ eingeben. Der Landstraße aus Bruttig-Fankel den Berg hinauf folgen. Kurz vor der Abzweigung, wo es links zum gut sichtbaren Biohof „Birkenhof“ geht (mit Hofladen-Automat!), weist ein grünes Hinweisschild nach rechts auf den „Archäologischen Wanderweg“ hin. Wenn man hier rechts einbiegt, ist man schon auf dem Wanderparkplatz.
Die Anreise mit Öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur mit dem Bus möglich. Vom Bahnhof Cochem aus fährt die Buslinie 717 zum Haltepunkt „Valwigerberg – Archäologischer Weg“. Zustieg ist auch in Treis-Karden und Bruttig-Fankel möglich. Die Fahrzeiten sind allerdings eher sporadisch.
Hintergrundinformationen:
Auf den Moselhöhen oberhalb von Bruttig-Fankel sind Besiedlungsspuren aus über 3000 Jahren Kulturgeschichte erhalten. Da die Wälder des Hunsrücks in dieser Region nie im großen Stil überbaut wurden, sind zahlreiche archäologische Bodendenkmäler noch heute gut sichtbar im Gelände erhalten. Die Moselgemeinde Bruttig-Fankel hat in einer Region mit besonders hoher Dichte an Bodendenkmälern aus den unterschiedlichsten Besiedlungsepochen einen archäologischen Wanderweg ausgewiesen. Nahezu alle Epochen der Menschheitsgeschichte, von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter, sind hier belegt, was diesen kleinen Wanderweg zu einem echten Geheimtipp macht.
Hinweistafeln erläutern die Bodenfunde und ihren zeitlichen und historischen Zusammenhang.
Die ältesten Funde sind Grabhügelfelder aus der Urnenfelder- und Bronzezeit (1500 bis 700 v. Chr.). Es folgen große keltische Grabhügelanlagen der Treverer aus der Eisenzeit, wie sie typisch für die hier vertretene Eifel-Hunsrück-Kultur sind (750 bis 400 v. Chr.). Durch die Eisenverhüttung zog der Landstrich Menschen an und es kam zu einem Bevölkerungsanstieg in der unwirtlichen Höhenlage. Hier siedelte man meist auf den offenen Flächen in kleinen Fachwerk-Siedlungen und Einzelgehöften.

Die Grabhügel sind im Gelände gut zu erkennen, hier ein Größenvergleich
Aus der römischen Zeit gibt es Teile der gut erhaltenen Römerstraße.
Da unser Interessenschwerpunkt bei mosmaiorum.info auf der Römischen Zeit liegt, können wir uns natürlich besonders für das römische Fernstraßennetz im Raum Eifel, Mosel und Hunsrück begeistern, das durch ein dichtes Wegenetz aus Fernstraßen schnelle Verbindungen zwischen den Metropolen Metz, Trier, Köln, Bonn und bis an den Rhein bei Koblenz und Bingen und von da aus weiter nach Mainz ermöglichte.
Durch den Hunsrück führte der bekannte Ausoniusweg, der von Trier (Augusta Treverorum) nach Bingen (Bingium) führte. Querverbindungen verbanden ihn mit dem Moseltal, sowie dem Fernstraßennetz der oberhalb des anderen Moselufers gelegenen Eifel. Die Verbindung erfolgte hier über Brücken.
Eine solche Querverbindung in Richtung Eifel stellte der hier zu findende sogenannte „Rennweg“ statt, der nach der modernsten römischen Straßenbautechnik erbaut war: erst wurde eine Trasse ausgeschachtet, es folgte eine Packung aus feinen und dichtem Steinmaterial mit Kalkmörtel-Beimischung (Statumen). Darüber folgten eine Lage aus quer geschichteten Steinen, dann eine Schicht aus grobem Kies und Steinen. Der letztendliche abdichtende Straßenbelag bestand aus feinen, wassergebundenen Kiesschichten. Damit Wasser gut abfließen konnte, waren römische Straßen gewölbt gebaut mit einem Wassergraben an beiden Seiten. Die Straße war ca. 6 Meter breit (20 römische Fuß), so dass 2 Karren aneinander vorbeifahren konnten. Straßenpflaster gab es in unseren Breiten allerdings nur bei den wichtigsten Fernstraßen.

Die schnurgerade Römerstraße
Aus dem Hochmittelalter stammen auffällige Hohlwege mit Landwehrsystemen, die in über 300 Metern Länge aufgeschlossen sind.
Beschreibung
Der Wanderweg kann in beiden Richtungen begangen werden (es ist, wie schon erwähnt, kein Rundweg). Wir empfehlen den Start an der Infotafel von „Straße der Römer„, wo sich auch der Parkplatz befindet. Die bunte Starttafel beschreibt den Archäologischen Pfad und hat auch kurze Zusammenfassungen auf Englisch und Französisch.
Der Weg ist einfach zu verfolgen. Er verläuft vom Parkplatz aus eine Weile strikt geradeaus erst über einen offenen Bereich mit dichtem Gestrüpp, danach durch den Wald. Zu Beginn findet man eine allgemeine Informationstafel zur Kulturgeschichte der Region. Einige hundert Meter weiter folgt links am Wegrand eine Informationstafel zu den Hügelgräbern. Der weitere Wegverlauf folgt dem „Moselhöhenweg“ und dem „Keltenweg“.

Der Verlauf des Weges ist auf der ersten Infotafel beschrieben
Die Infotafel zu den Hügelgräbern ist allerdings etwas irreführend aufgestellt; wir verbrachten eine Weile damit, im dornigen Gestrüpp herumzulaufen und die beschriebenen Überreste des „Grabhügels an der Urmersheck“ zu suchen. An dieser Stelle ist jedoch nichts zu sehen, wie uns ortskundige Einheimische bestätigten. Sie gaben uns den entscheidenden Tipp: wenn man dem Weg weiter folgt, macht er eine scharfe Abbiegung nach rechts und verläuft dann wieder schnurgerade (da er zu Teilen der alten römischen Fernstraße folgt). Wenn man nun dem Weg nach der Biegung noch einige hundert Meter folgt, ist das keltische Hügelgrab rechts des Weges gut sichtbar; es gibt sogar eine erkennbare gemauerte Kammer. Der Hügel hat einen Durchmesser von ca. 6 Metern. Es wird auf das 5. bis 4. Jahrhundert v. Chr. datiert.
Nach einigen weiteren hundert Metern stößt man links des Weges auf ein sehr großes Hügelgrab, das eine eigene Infotafel hat – den Grabhügel an der Wolfskaul aus der vorrömischen Eisenzeit. Er ist mit 12 Metern Durchmesser und 1,20 Höhe gut im Gelände zu erkennen. Die Infotafel vermittelt allgemeine Informationen über Hügelgräber und Bestattungsbräuche.
Das wissenschaftliche Rätsel zur Datierung der Porta Nigra in Trier ist gelöst!

UNESCO Welterbe Porta Nigra, das römische Stadttor von Trier
Bislang konnte das Alter der Porta Nigra, dem römischen Stadttor von Trier und UNESCO Welterbe, nur anhand von bauhistorischen und archäologischen Forschungen geschätzt werden.
Im August 2017 wurde vom Rheinischen Landesmuseum Trier und der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Grabung an der römischen Stadtmauer durchgeführt, bei der unter anderem Holzreste geborgen wurden.
Diese Hölzer unterzog man einer dendrochronologischen Untersuchung. Die Grabungen waren auch darüber hinaus ein voller Erfolg, denn man fand nicht nur das römische Stadtmauerfundament, sondern auch Reste eines römischen Turms. „Die Bauten wurden den Funden zufolge zeitgleich auf einem sumpfigen Altarm der Mosel errichtet. Die römischen Bautrupps hatten große Schwierigkeiten beim Errichten dieser Anlage und mussten die Baugrube mithilfe von Hölzern trocken legen“, berichtet Christoph Lindner von der LMU.

Kulturminister Konrad Wolf präsentiert die gefundenen Hölzer © GDKE – Rheinisches Landesmuseum Trier, Th. Zühmer
Im heutigen Pressegespräch im Rheinischen Landesmuseum Trier wurden die Ergebnisse dieser Grabung präsentiert – und stellen eine kleine archäologische Sensation dar.
Kulturminister Konrad Wolf gab bekannt: „Ein wissenschaftliches Rätsel kann heute gelöst werden. Die Porta Nigra und die römische Stadtmauer Triers wurden um 170 nach Christus erbaut. Darauf deuten die Grabungen und die dendrochronologischen Untersuchungen gefundener Hölzer hin. Damit konnte die Theorie von Dr. Heinz Cüppers, dem ehemaligen Leiter des Rheinischen Landesmuseums in Trier, bestätigt werden. Diese frühe Datierung ist eine wissenschaftlich höchst bedeutende Erkenntnis und freut uns sehr.“
Die Untersuchungen ergaben, dass die Baumstämme im Winter 169/170 n. Chr. gefällt wurden. Daraus leiten die Forscher ab, dass die Stadtmauer ebenfalls zu dieser Zeit oder kurz danach stattfand.
„Mit dem Datum kann nun auch die Entstehungszeit des nahe gelegenen nördlichen Stadttors des antiken Triers, der Porta Nigra, eingegrenzt werden. Neuere Forschungsmeinungen von Experten, die das Bauwerk in das späte 3. oder frühe 4. Jahrhundert n. Chr. datierten, können mit diesem Fund widerlegt werden. Die konkreten naturwissenschaftlichen Untersuchungen haben vielmehr die Einschätzung des ehemaligen Direktors des Landesmuseums, Dr. Heinz Cüppers, bestätigt, der den Bau der Stadtmauer und der Porta Nigra zwischen 160 und 180 n. Chr. vermutete, “ analysiert Dr. Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier.

Die Grabung an der römischen Stadtmauer im August 2017 © Ch. Lindner, Ludwig-Maximilians-Universität München
Die Vorstellung der Grabungsergebnisse wurde von Kulturminister Wolf dazu genutzt, das Engagement der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, sowie die gute Vernetzung im Bereich der Wissenschaft und Kultur hervorzuheben, um das geschichtliche Erbe des Landes Rheinland-Pfalz zu erforschen und zu bewahren. Wichtig ist auch der Anspruch, diese Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und dem Publikum verständlich und nachvollziehbar zu vermitteln.
Wer sich für die Details der Forschungsergebnisse interessiert, dem legen wir an dieser Stelle einen Vortrag ans Herz, der am Donnerstag, dem 5. April 2018 um 19 Uhr im Veranstaltungssaal des Landesmuseums Trier stattfindet: „170 n. Chr. – neue Erkenntnisse zur Gründung von Stadtmauer und Porta Nigra“.
Die Forschungsergebnisse werden präsentiert von Christoph Lindner von der Ludwigs-Maximilian-Universität München und Andreas Rzepecki vom Dendrochronologischen Forschungslabor am Rheinischen Landesmuseum Trier.
Der Vortrag ist öffentlich und der Eintritt ist frei.

Ein empfehlenswertes Ausflugsziel: Die Porta Nigra läßt sich auch von innen besichtigen und zeigt viele Jahrhunderte Geschichte und wechselvolle Nutzung
Wieder ein Beweis dafür, dass wir jedem römisch Interessierten nicht ohne Grund einen Besuch in Trier empfehlen – einst zweitgrößte Stadt des Römischen Reichs, Kaisersitz und nicht umsonst bekannt als „Roma Secunda„, das „Zweite Rom“.
Römischer Reisetipp: Neumagen-Dhron an der Mosel, das römische Komplettpaket!

Blick auf das Römerweinschiff und die Peterskapelle
Wir machen immer wieder gerne mehrtägige Kurzreisen durch unsere schöne gallo-römische Provinz (letztes Jahr wandelten wir zum Beispiel auf den Spuren von Sirona und Apollo-Grannus durch den Hunsrück).
In diesem Jahr waren wir ausgiebig an der Mosel unterwegs, oder, nach dem römischen Dichter Ausonius, an der schönen Mosella. Wir bereisten sie von der Mündung bei Koblenz flußaufwärts bis nach Luxemburg und entdeckten dabei viele spannende Orte aus der bewegten gallo-römischen Geschichte dieses Flusses.
Einleitung: Mosella

Die „Stella Noviomagi“, der Nachbau des römischen Weinschiffs, liegt in Neumagen vor Anker
Das Gebiet entlang der Mosel gehörte zu römischer Zeit zu Gallien und war vom gallischen Stamm der Treverer bewohnt, daher stammen Ortsnamen wie Augusta Treverorum (Trier) oder Noviomagus Treverorum (Neumagen).
Weinbau und Landwirtschaft wurden schon zu römischer Zeit exzessiv entlang des Flusses betrieben, wie zahlreiche römische Kelteranlagen an der Mosel noch heute beweisen – unter anderem die große Kelteranlage in Piesport (zu römischer Zeit Porto Pigontio, benannt nach dem dort verehrten Lokalgott Mercurius-Bigontius), die die größte römische Kelteranlage nördlich der Alpen ist.
Überall entlang der Mosel sind römische Spuren zu finden – Kelteranlagen, Tempel (bis hin zum rekonstruierten Bergtempel auf dem Calmont, Europas steilstem Weinberg, und dem Lenus-Mars-Tempelkomplex auf dem Martberg bei Pommern), Zivilgebäude, Landgüter und Militärkastelle. Einen Höhepunkt bildet natürlich Trier, die ehemalige Hauptstadt der gallischen Provinz und Kaisersitz, doch auch jenseits davon geht es weiter mit römischen Funden wie der Igeler Säule, dem höchsten Grabdenkmal nördlich der Alpen, Grabtempeln, die das Moseltal überblicken, sogar Kaiserpalästen wie in Konz, wo Mosel und Saar zusammenfließen, und immer wieder Keltersteine.
Über viele dieser Orte haben wir schon geschrieben oder werden wir im Laufe der Zeit einen Reiseartikel hinzufügen (die To-Do-Liste ist noch lang!).

Wegen seiner ausgesprochen gut erhaltenen Funde wird Neumagen als „moselländisches Pergamon“ bezeichnet. Hier: Die „Frisierszene“
Heute jedoch möchten wir Euch einen besonderen Ort an der Mosel jenseits der „Mainstream-Touristenziele“ vorstellen, der auf den ersten Blick fast unscheinbar erscheint, aber seinen Ruf als „Moselländisches Pergamon“ nicht ohne Grund trägt: Neumagen-Dhron – ein eindrucksvolles Beispiel der römischen Blütezeit an der Mosel zu konstantinischer Zeit.
Normalerweise schreiben wir über einzelne Sehenswürdigkeiten eigene kleine Reiseartikel, aber Neumagen-Dhron hat für den römischen Touristen so viel zu bieten, daß wir entschieden haben, den Ort als „Komplettpaket“ vorzustellen, anstatt dies über mehrere Artikel zu verstreuen.
Die Lage
Neumagen-Dhron liegt am rechten Moselufer etwa auf halber Höhe zwischen Bernkastel-Kues und Trier. Die nächsten Orte sind Piesport und Trittenheim.
Der kleine Weinort selbst wirkt auf den ersten Blick unspektakulärer als die typischen Touri-Moselstädte wie Cochem, Bernkastel-Kues oder Traben-Trarbach, die der Mosel zum Teil auch ihren zweifelhaften Ruf als Gegend für „Sauftourismus“ und Kegeltouren eingebracht haben. Während sich durch Cochem vor allem amerikanische und asiatische Touristen schieben, ist das kleine Neumagen-Dhron eher ein verschlafenes Dorf, das gerne von Niederländern, Belgiern und Skandinaviern besucht wird.
Es besteht im Prinzip aus einer langen Hauptstraße, der „Römerstraße“ mit urigen Winzerhöfen aus dem 18. Jahrhundert und einer parallel dazu verlaufenden Straße entlang des Moselufers. Es ist ein beliebtes Ziel für Radtouristen, Wanderer und… Römerfans.
Remmi-Demmi-Kneipen, besoffene Heerscharen von Touristen und lautes Nachtleben sucht man hier vergebens (und möchte man auch gar nicht finden). Dafür versteckt sich überall im Ort das römische Erbe, das von der Dorfgemeinschaft und dem örtlichen Kulturverein Ausonius e.V. mit Inbrunst gepflegt und von Ehrenamtlichen leidenschaftlich und mit großem zeitlichen und finanziellen Aufwand betreut wird.
Parken ist kein Problem in Neumagen, einerseits gibt es Parkplätze an der Hauptstraße vor der kleinen Kapelle, direkt neben dem Grabmal des Weinhändlers. Dann, einige Meter weiter, vor der nicht zu übersehenden Kirche des Ortes. Nicht zuletzt finden sich unten am Moselufer zahlreiche Parkplätze rund um die Anlegestelle der „Stella Noviomagi“ und entlang des Ufers.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich schwieriger, da Neumagen-Dhron keinen Bahnhof hat. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Schweich oder Trier und werden von der Moselbahn zwischen Koblenz und Trier angefahren. In Neumagen hält eine Buslinie, der „RegioRadler Moseltal“, der zwischen Trier und Bullay verkehrt und Platz für bis zu 20 Fahrräder bietet (Reservierung empfohlen).
Ein „deutsches Pergamon“
Neumagen schmückt sich mit dem Untertitel „Ältester Weinort Deutschlands„. Schon aus römischer Zeit ist hier der Weinbau und Weinhandel nachgewiesen. Vor allem aber ist es eine ganz besondere Sehenswürdigkeit, die Neumagen berühmt gemacht hat: der Fund eines monumentalen Grabmals eines römischen Weinhändlers in Form eines Mosel-Weinschiffs, das von mehreren Ruderern gerudert wird und mit Fässern und Amphoren beladen ist.

Das Weinschiff und andere römische Repliken gibt es sogar beim örtlichen Konditor (allerdings nicht aus Kuchen).
Das Original dieses Grabmals befindet sich heute im Landesmuseum Trier (und ist dort auch ein tragendes Element im großartigen Multimedia-Spektakel „Im Reich der Schatten„). Neumagen jedoch verfügt über eine Replik in Originalgröße, die schön präsentiert im Dorfmittelpunkt an der Hauptstraße steht. Zudem ist dieses Schiff überall in Miniaturform in verschiedenen Größen als Modell zu finden, bis hin zur Dorfkonditorei, es ziert zahllose Schilder, Gegenstände (wie Weingläser, Tassen, Taschen), ist zum Logo des Ortes geworden und quasi omnipräsent.
Doch es ist nicht nur dieses Schiff, das Neumagen so besonders macht – tatsächlich ist Neumagen neben Trier der bedeutsamste Fundort römischer Hinterlassenschaften an der Mosel. Die Funde aus dem 2.-4. Jahrhundert sind vielfältig und von ungewöhnlich hohem Rang und Qualität, darunter Hunderte von sehr gut erhaltenen Reliefsteinen, Denkmäler, Grabmonumente reicher Einwohner und Kaufleute, die detailierte Alltagsszenen zeigen und zu überregionaler Berühmtheit geführt haben, wie eine Frisierszene, eine Schulszene, Jagdszene, Totenmahl oder eine Szene, die eine Pachtzahlung zeigt. Hinzu kommen zahlreiche Inschriftensteine und Reliefs mit mythologischen Motiven.
Auch Darstellungen rund um den antiken Weinbau sind zu finden: Wagenausfahrt, Transport von Weinfässern und Amphoren auf Schiffen. Bemerkenswert ist hierbei die portraithafte Darstellung der gezeigten Personen mit individuellen, fein gearbeiteten Gesichtszügen bis hin zur detaillierten Ausarbeitung von Frisuren, Kleidung und Gesichtsausdrücken.
Noviomagus Treverorum
Das römische Neumagen – Noviomagus Treverorum – war ein römisches Kleinkastell an der Ausoniusstraße, einer Fernstraße, die von Trier durch den Hunsrück bis nach Bingen und von dort nach Mainz führte. Schon auf der römischen Reisekarte, der Tabula Peutingeriana, findet man Noviomagus als eine sichere Wegestation entlang der römischen Schnellstraße auf dem beschwerlichen Überlandweg von Trier an den Rhein.

Die römische Pachtzahlung ist ein weiteres berühmtes Motiv, aus dem viele Details, bis hin zur einheimischen Kleidung der Beteiligten, hervorgehen
Während die finsteren Wälder und Berge des Hunsrücks für den damaligen Reisenden alles andere als sicher waren und auf ihn bedrohlich wirkten, boten Kleinkastelle und bewachte Siedlungen wie Noviomagus eine sichere Übernachtungsmöglichkeit mit Essen und der Möglichkeit, Pferde zu wechseln. Sie fanden sich überall entlang des römischen Fernstraßennetzes im Abstand von je einer Tagesreise. Die Straßenführung aus dem Hunsrück ist noch heute fast identisch mit dem Verlauf in der Antike.
Die erste schriftliche Erwähnung von Noviomagus findet sich bei Decimus Magnus Ausonius in seiner Reisedichtung „Mosella“ aus dem Jahr 370 n. Chr.. Er erwähnt den Ort nach seiner beschwerlichen Anreise mit „und endlich erblickte ich Noviomagus, das berühmte Kastell des göttlichen Constantinus!“ und beschreibt die Schönheit des Moseltals rund um Neumagen. Hier erfahren wir auch Details über die Art der Bebauung, die Schiffahrt auf der Mosel, die Arbeit der Einheimischen bei Fischfang und Weinbau. Als Tribun, der am Feldzug des Kaisers Valentinian I. gegen die Alemannen teilnahm, als Konsul, Rhetoriker und Erzieher des Kaisersohns Gratian und weitgereister Staatsmann (der selbst aus Bordeaux stammte), zeigt sein ausführliches Loblied, wie beeindruckt er von der Landschaft war, die er erstmals von der Niederemmeler Höhe aus erblickte, als er vom angrenzenden Hunsrück hinabstieg.

Ein römischer Leugenstein befindet sich vor der Kirche
Ursprünglich befand sich an dieser Stelle nur eine römische Siedlung mit Markt, ein vicus, der ein wichtiger Handelsplatz für Waren aus dem Hunsrückraum darstellte. Dieser wurde jedoch im Jahr 275 n. Chr. durch Germaneneinfälle zerstört. Aufgrund der strategisch bedeutsamen Lage an der wichtigen Fernstraße und an der Mosel, die ebenfalls ein bedeutsamer Transportweg für die Versorgung der Kaiserstadt Trier war, wurde an der gleichen Stelle zu konstantinischer Zeit im frühen 4. Jahrhundert ein Militärkastell errichtet. Hier gab es auch eine Schiffsanlegestelle und eine Fährverbindung zum anderen Moselufer. Dadurch wurde eine Querverbindung zur Straße geschaffen, die aus der Eifel bei Wittlich hinab nach Porto Bigontio (dem heutigen Piesport) führte.
Das Kastell war von einer Stadtmauer umgeben und mit 13 Rundtürmen geschützt, die zum Teil noch bis ins 17. Jahrhundert standen.Es gab zwei 8-10 Meter hohe Tore mit Befestigungsgräben, die den Innenbereich und die dort ansässigen Zivilisten schützten. Die zinnenbewehrte Mauer war in der Lage, Belagerungsangriffen mit Rammböcken und Leitern zu widerstehen.
Teile dieser (ursprünglich als mittelalterlich vermuteten) Mauern wurden bei Hausbauten und Kellerausschachtungen freigelegt. Erst als man 1877 inmitten dieser Mauern Reliefsteine mit figürlichem und ornamentalem Bildwerk sowie Architekturelemente entdeckte, die das Fundament dieser Kastellmauern bildeten, wurde die wahre archäologische Bedeutung des Ortes deutlich. Es schlossen sich Ausgrabungen des neu gegründeten Provinzialmuseums Trier an. Die Neumagener Sammlung mit ihren hervorragenden Reliefsteinen, Pfeilern, Grabmonumenten, Weihealtären ist heute noch im Landesmuseum Trier zu bestaunen. Die Reliefs sind von überdurchschnittlich hoher Qualität und deuten auf ein Bildhaueratelier in der Nähe von Trier hin. Die Tatsache, daß sie beim Bau der Stadtmauer zu konstantinischer Zeit im Fundament vermauert wurden, ist die Ursache für ihre ausgesprochen gute Erhaltung bis in die heutige Zeit.

Die Vision des Konstantin fand tatsächlich in Neumagen statt!!!
Eine örtliche Legende erzählt sich, daß Kaiser Konstantin im Jahre 312 seine berühmte Vision des Kreuzes gar auf dem Kronberg oberhalb von Neumagen hatte. Diese Erscheinung sagte seinen Sieg im Kampf gegen seinen Rivalen Maxentius voraus, falls er im Zeichen des Kreuzes in die Schlacht zöge. Diese Vision führte dazu, daß Konstantin seinen Soldaten befahl, in der Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom ihre Schilde mit dem Christusmonogramm Chi-Ro zu bemalen – und tatsächlich war er siegreich. Daß er seine Vision in Neumagen hatte, ist eine sicher nicht allzu bekannte Anekdote dieses bedeutsamen historischen Ereignisses 😉
Noch heute sind Teile der Rundtürme erhalten und der Verlauf der Kastellmauern und die Position der Türme sind im Ort durch Pflasterungen auf dem Boden oder kleine Aufmauerungen verdeutlicht.
Die Funde befinden sich heute zum größten Teil im Landesmuseum Trier. Es finden sich jedoch überall im Ort originalgetreue Repliken der Funde, die sogar aus dem Original-Material (meist Sandstein aus der Region) hergestellt sind. Da sie dort der Witterung ausgesetzt sind, müssen sie alle paar Jahre erneuert werden.
Aber auch einige Originalfunde aus Neumagen sind versteckt überall im Ort zu finden. Eine detaillierte Beschreibung der vielen Sehenswürdigkeiten folgt später im Laufe des Artikels, wenn wir Euch mit auf den Rundweg nehmen.
Archäologischer Rundweg

Der „fröhliche Steuermann“ weist den Weg auf dem Archäologischen Rundweg
Seit dem Jahr 1998 führt ein archäologischer Rundweg durch den Ort, der alle römischen Sehenswürdigkeiten miteinander verbindet. Er ist auf dem Boden gut sichtbar durch Plaketten mit dem Gesicht des „fröhlichen Steuermanns“ ausgeschildert, dem Teil eines weiteren römischen Weinschiffs, das den Kopf eines selig lächelnden Steuermanns zeigt. Auch dieser Steuermann wurde zu einem der Wahrzeichen Neumagens und die Einheimischen identifizieren sich gerne mit diesem sympathischen Weinfreund.
Der Rundweg ist bequem zu Fuß zu absolvieren (der Ort ist sehr klein) und gesäumt von 17 gut gemachten und bebilderten Info-Tafeln auf Deutsch, Englisch und Niederländisch.
Wer den Weg nicht alleine ablaufen möchte, hat auch die Gelegenheit, an einer archäologischen Wanderung „auf den Spuren der Römer“ teilzunehmen, die von Mai bis Oktober Freitags um 17:15 Uhr und Samstags um 10:15 Uhr von der Touristeninformation Neumagen angeboten wird. Sie wird von Ehrenamtlichen vom Förderverein Neumagener Weinschiff e.V. geleitet, die gut informiert sind und mit Leidenschaft das römische Erbe ihres Ortes pflegen. Der Unkostenbeitrag von 4€ für einen Erwachsenen ist absolut in Ordnung und unterstützt die Erhaltung und Restaurierung der römischen Denkmäler und des Rundweges.
Selbst wenn man den Ort auf römischen Spuren selbst durchwandern möchte, erlaubt die Teilnahme an der Führung geheime Einblicke, die man als einzelner römischer Tourist nicht unbedingt bekommt – doch dazu später mehr! Wir empfehlen also beides: den Ort auf eigene Faust erkunden und an der Führung teilnehmen, wenn die Zeit es erlaubt. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig.
Stadtmuseum

Im Stadtmuseum werden einige Szenen aus berühmten Reliefs nachgestellt
Startpunkt der Führung oder des Rundgangs ist die Touristeninformation, nicht zu verfehlen an der Hauptstraße des Ortes gegenüber der Kirche und nur wenige Meter vom Römerweinschiff-Denkmal entfernt.
Dort findet sich auch ein kleines Stadtmuseum, gleichzeitig befindet sich dort die örtliche Post und ein römischer Souvenirshop mit Repliken, Wein, Gläsern, Neumagen-Merchandise, Postkarten, betreut in Personalunion. Die Öffnungszeiten sind: 01. April bis Weihnachten stets von 09.00-12.30 und nachmittags von 14.00-16.30Uhr. Mittwoch und Samstagnachmittag geschlossen. Nach Weihnachten bis 31.03. dann wochentags immer von 09.00 -12.30 Uhr und samstags von 09.00-12.00 Uhr.
Gegen eine geringe Zahlung von 2€ betritt man das aus vier Räumen bestehende kleine Stadtmuseum, das sich ganz auf die römische Geschichte von Neumagen spezialisiert hat. Es ist überraschend liebevoll und detailliert ausgestattet, mit römischen Wandmalereien, der Nachstellung zweier römischer Alltagsszenen aus den Reliefs „Pachtzahlung“ und „Frisierszene“, einigen Originalfunden (Säulenteile, Geschirr und Bauelemente), der Erklärung einer Hypokaustenanlage und des römischen Vermessungswesens, unterstützt durch einen Film über römische Vermessungstechnik, den man sich dort anschauen kann. Ein Modell veranschaulicht die Lage und Größe des ehemaligen Kastells und ein kurzer Film über das Kastell vermittelt Hintergrundinformationen.
Es gibt Informationen über die Ausoniusstraße, ein kleines Lararium, Einblick in eine Schreibstube sowie eine Statue des Gottes Mars von der Mosel.
Ein nettes kleines Museum, das eine gute Ergänzung zum römischen Aufenthalt in Neumagen bietet – sollte man definitiv besuchen, wenn man schon einmal in Noviomagus weilt, auch, um den ambitionierten Ortsverein zur Erhaltung der römischen Geschichte zu unterstützen.
Archäologischer Rundgang

Eine Teilnahme an der Führung ist empfehlenswert, da sie auch zu versteckten römischen Sehenswürdigkeiten führt, die man alleine schnell übersieht
Vor dem Stadtmuseum beginnt der Archäologische Rundgang durch den Ort, dem man anhand der im Boden eingelassenen Plaketten mit dem Gesicht des seligen Steuermannes folgt. Der Rundweg wurde unter Mitwirkung des Rheinischen Landesmuseums Trier erarbeitet und von der Gemeinde Neumagen-Dhron sowie des Heimat- und Verkehrsvereins finanziert.
Die einzelnen Stationen sind gut erkennbar an den großen, mehrsprachigen Infotafeln. Da das Stadtmuseum innerhalb der ehemaligen Kastellmauern liegt, befinden sich bereits in Sichtweite rund um das Gebäude bereits mehrere Stationen, die unter anderem den Aufbau des Kastells erläutern und den Verlauf der Mauern und Türme verdeutlichen. Direkt an der Außenmauer des Museums befindet sich eine der vielen Alltagsszenen aus den berühmten Neumagener Grabreliefs, die „Pachtzahlung“.
Gegenüber des Museums, neben der Kirche, befindet sich ein Leugenstein, ein antiker Wegweiser und Meilenstein. Auf der Rückseite der Kirche gibt es ein Weinrankenrelief – ein Hinweis auf die Bedeutung des Weines in dieser Region schon zur Zeit der römischen Antike. Hier ist deutlich die typische Einzelpfahlerziehung einer Weinrebe zur Römerzeit zu erkennen, die in charakteristischer Weise wie eine „8“ gebunden ist. Auch Weinbergsschädlinge sind auf dem Relief zu erkennen.
Folgt man dem Rundweg hinab zum Moselufer, kommt man an der zuvor erwähnten Konstantinstele vorbei, die den Kaiser mit seiner Vision zeigt. Antike Säulenreste säumen den weiteren Verlauf des Weges.

Alle Reliefs sind mit dreisprachigen Informationstafeln beschildert
An vielen Hauswänden finden sich weitere Reliefs, wie die berühmte Schulszene, die einen (offenbar griechischen) Hauslehrer mit drei Schülern zeigt, eine Mahlzeit eines Hausherren mit seiner Gemahlin, die von zwei Dienern bewirtet werden, oder den Mundschenk (lat: Princerna), der als Vorkoster eine hohe Vertrauensstelle am kaiserlichen Hofe einnahm.
Jedes Relief ist mit einer Infotafel versehen, auf der der Inhalt des Bildes erläutert wird.

Der Ausoniuspark
Vom Moselufer hinauf zurück zur Hauptstraße führt ein kleiner Park mit Treppen, der dem Dichter Ausonius gewidmet ist. Hier findet sich auch eine Statue des Ausonius, daneben ein Sarkophag mit einer Zirkusszene, die ein Pferderennen zeigt. Auch die bekannte Frisierszene, bei der eine hochstehende römische Dame von Dienerinnen frisiert wird, ist hier prominent in Szene gesetzt.
Der kleine römische Park ist von Bäumen überschattet und gepflegt. Er führt hinauf zu einer kleinen Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, der Peterskapelle, die sich direkt neben dem Highlight des Rundwegs befindet, dem Grabmahl des Weinhändlers.
Das römische Grabschiff
Das bekannteste und sicher beliebteste römische Denkmal, das römische Grabschiff, befindet sich rechts von der Peterskapelle an der Hauptstraße, gegenüber vom „Café Wald am Römerschiff“ das mit einer schwindelerregenden Auswahl an Torten begeistert. Auch hier befinden sich in der Gaststube Repliken römischer Reliefs aus Neumagen und man kann auch Repliken des Weinschiffs in allen Größen in der Backstube erwerben (touristischer Tipp am Rande: Das Café am Römerschiff ist gleichzeitig ein recht familiäres Hotel, in dem wir übernachteten – direkter Blick vom Zimmer auf das nachts beleuchtete Römerweinschiff inklusive!).

Das Grabmal des Weinhändlers ist das Wahrzeichen des Ortes
Das Weinschiff – als Wahrzeichen des Ortes – wird gut in Szene gesetzt. Es gibt eine große Informationstafel, vor dem Schiff sind Blumen gepflanzt und es wird im Dunkeln stimmungsvoll von Scheinwerfern angestrahlt. Für Touristen ein beliebtes Fotomotiv, so daß sich in der Saison rund um das Weinschiff immer Gruppen von Wanderern und Radfahrern einfinden.
In Neumagen wurden insgesamt vier Grabmonumente in Form von Weinschiffen gefunden.

Rekonstruktion des Grabmals auf der Infotafel
Vom Römerweinschiff an der Kapelle ist nur eine Frontseite erhalten; tatsächlich handelte es sich wohl um eine Art Katamaran, auf dessen Zwischenfläche die Weinfässer und Amphoren transportiert wurden. Das 3 Meter lange Grabmal zeigt vier Fässer und vierzehn Amphoren, was besonders interessant ist: Fässer waren untypisch für den römischen Weinhandel und eigentlich eine Erfindung der Kelten. Da sich Neumagen allerdings tief im Land der keltischen Treverer befand, ist anhand der Grabdenkmäler ersichtlich, daß der lokale Weinhandel und die Winzer – neben Amphoren – auch diese Art der Weinaufbewahrung nutzten (daneben gibt es Diskussionen, ob die Fässer eventuell statt Wein Bier enthielten, um auch andere lokale Geschmäcker zu befriedigen, dafür gibt es jedoch keine Belege). Die 14 Amphoren auf dem Weinschiff sind mit einem Strohgeflecht transportsicher gestapelt.
Entlang des Schiffs sind 6 rudernde Besatzungsmitglieder, 22 Ruder sowie zwei Steuermänner zu sehen.
Auffällig ist die Bauart des Weinschiffs, das an der Vorderseite in einem Rammsporn ausläuft, wie man es nur von Militärschiffen kennt. Möglicherweise handelte es sich bei dem Weinschiff um ein für den zivilen Dienst genutztes ehemaliges Militärschiff oder ein Schiff, das in Friedenszeiten zum Wein- und Warentransport nach Trier benutzt wurde und bei Bedarf zum Kriegsdienst umgerüstet werden konnte.
Charakteristisch ist auch der Drachenkopf an der Vorderseite des Schiffs sowie die auf den Rumpf gemalten Augen, die beide Unheil abwehren sollten – die Mosel war zu römischer Zeit ein weitaus wilderer Fluß, der noch nicht, wie heute, durch Staustufen gebändigt war und somit berüchtigte Untiefen und Stromschnellen hatte.
Reste eines weiteren Grabschiffs, von dem auch der Kopf des seligen Steuermanns stammt, sind im Vorgarten eines Hauses an der Hauptstraße zu sehen.
Kastellmauer: Gut versteckt, aber erhalten

Die Kastellmauer versteckt sich hinter Häusern und in Kellern
Ebenfalls noch zu sehen, wenn auch gut versteckt, sind Teile der Kastellmauer, an denen sogar noch die charakteristische römische Bauweise in Fischgrätmauerweise der Schiefersteine zu erkennen ist.
Einen noch hoch anstehenden Mauerteil findet man an der Hinterseite einiger Wohngebäude: In der Spielesgasse, die von der Römerstraße abzweigt, führt auf der rechten Straßenseite ein kleiner, enger Fußweg zur Rückwand einiger Häuser. Hier erwartet den Besucher ein Teil der Stadtmauer sowie eine Informationstafel.

Ein Insidertipp für den römischen Touristen
Ein richtiger Noviomagus-Geheimtipp ist jedoch die Straußwirtschaft des Weinguts Lauterbach „An der Römermauer“ in der Spielesgasse 14. Der Winzerhof ist direkt in die römische Steinmauer hinein gebaut worden, so daß die Mauer heute die Rückwand der Weinstube bildet und „Weingenuss vor altrömischer Kulisse“ erlaubt. Das Weingut ist im Besitz der Winzerfamilie Lauterbach und die Weinstube ist nur unregelmäßig geöffnet (in der Saison samstags ab 19 Uhr, ohne Gewähr – bei Bedarf kurz vorher anfragen). Hier gibt es auch nichts zu essen (außer Knabbereien), dafür Weinausschank durch die freundlichen Inhaber in einer ganz besonderen Umgebung.
Denn neben der römischen Wand, die der Blickfang der Weinstube ist, hat der Besitzer auch einige andere römische Funde in seine Einrichtung integriert. Es findet sich – natürlich -eine Replik des seligen Steuermanns, aber auch Original-Funde aus Neumagen, die – mit Erlaubnis des Landesmuseums Trier – zu Tischen umfunktioniert wurden: So wurden ein Stück antiker Wasserleitung und ein Teil eines Grabmonuments mit schweren Glasplatten überdeckt, so daß sie zwar gut zu sehen sind, aber gleichzeitig auch gut geschützt praktisch genutzt werden können.
Nicht zuletzt herrscht in der Weinstube eine sehr familiäre und urgemütliche Wohnzimmeratmosphäre und der Winzer und seine Frau gesellen sich gerne zu den Gästen und erzählen ihnen von der römischen Geschichte Neumagens und vor allem der Geschichte der Kastellwand und der zu Tischen umfunktionierten Funde. Nicht zuletzt ist auch der lokale Riesling (dessen Etikett ebenfalls die Kastellwand ziert), sehr gut zu trinken (und nein, wir bekommen kein Geld für diese Empfehlung, sondern berichten aus eigener, angenehmer Erfahrung 🙂 ).

Ludovicus und Corvina lassen den Abend gemütlich ausklingen: mit einem halbtrockenen Riesling vor der Römermauer in der römischen Weinstube
Fahrt mit der Stella Noviomagi
Der Höhepunkt einer Neumagen-Reise ist natürlich eine Fahrt mit dem nachgebauten Weinschiff, der Stella Noviomagi, die in Neumagen vor Anker liegt. Es wird vom Kulturverein Ausonius e.V. betreut.

Ein Muss für den Neumagen-Besucher: Eine Fahrt mit der Stella Noviomagi und ein Glas Moselwein
Es handelt sich dabei um einen fahrtüchtigen Nachbau basierend auf dem Grabdenkmal-Weinschiff, der in der Sommersaison regelmäßig Kulturfahrten 10 km moselaufwärts oder moselabwärts unternimmt. Zudem kann das Schiff auch für Gruppenfahrten für bis zu 40 Personen gechartert werden. Es ist motorisiert, kann aber auf Wunsch mit 22 Rudern auch (selbst) gerudert werden. Wie unser Führer uns schmunzelnd berichtete, erfordert dies jedoch ein gut eingespieltes Team, ansonsten kann man sich darüber amüsieren, wie die Gruppe sich mit dem Schiff im Kreis dreht.
Die Stella Noviomagi lief 2007 vom Stapel. Es wurde von Auszubildenden der Handwerkskammer Trier mit Holz aus heimischen Wäldern gebaut und ist das größte im deutschen Sprachraum nachgebaute Römerschiff. Seine Länge beträgt 17,95 Meter, das Leergewicht 14 Tonnen.
Es wurde etwas verkleinert nachgebaut, da es im Original-Maßstab die „Schallmauer“ von 18 Metern weit übertroffen hätte – und ab dieser Länge sind das große Kapitänspatent sowie deutlich strengere Auflagen zur Personenbeförderung gesetzlich vorgeschrieben, etwas, was der kleine ehrenamtliche Verein, der das Boot betreibt, nicht leisten kann. Trotz der Gelder, die durch die Kulturfahrten und Charter des Schiffes hereinkommen, wird damit kein Gewinn erzielt, da nach jeder Saison umfangreiche Restaurierungs- und Pflegearbeiten notwendig sind, um das Schiff zu erhalten. Die Arbeitsstunden werden zum großen Teil ehrenamtlich geleistet und viel Geld fließt aus eigener Tasche hinzu. Insofern ist es eine gute Sache, das Projekt zu unterstützen und wir empfehlen an dieser Stelle auch gerne die Fahrt mit der Stella Noviomagi jedem Römerfan und jedem Moselfreund weiter!

Die Moselfelsen sind spektakulär
Wir nahmen auch an einer sogenannten „Kulturfahrt“ teil. Diese finden von Ostern bis Oktober Samstags um 15:30h und Sonntags um 10:00h statt (bei Bedarf und in der Hochsaison werden auch weitere Fahrten angeboten). Die Fahrten finden auch bei schlechtem Wetter statt.
Die Fahrt kostet 18€ für einen Erwachsenen und dauert ca. 1,5 Stunden. Vorher erhält man im Infopavillon eine kurze 20-minütige Einführung, bei der auch zwei Filme gezeigt werden: einer über das Kastell Neumagen und einer über die Herstellung des Schiffs, bevor man dann gemeinsam zum Anleger geht. Der Preis ist völlig in Ordnung für dieses Erlebnis und unterstützt zudem eine gute Sache.
Begleitet wird die Kulturfahrt von einem erfahrenen Gästeführer, der während der Fahrt ausführlich über die römische Geschichte der Mosel, die Geschichte des Weinbaus und über Kultur, Land und Leute der Region referiert. Zudem werden Sehenswürdigkeiten erläutert, die man auf der Fahrt passiert, wie die Mosel-Loreley oder den Ort Piesport, zu dem unsere Fahrt moselabwärts führte.

Das darf in keinem kultivierten römischen Haushalt fehlen!
Außerdem findet an Bord des Schiffs während der Fahrt eine Weinverkostung statt. Hier hat man die Möglichkeit, ein Weinglas zu erwerben, das das römische Grabmonument sowie die nachgebaute Stella Noviomagus zeigt (das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen!) und – ganz nach Geschmack – örtlichen trockenen, halbtrockenen oder lieblichen Moselwein zu probieren. Die Preise für den Wein an Bord sind absolut zivilisiert und keine Abzocke: das befüllte Glas kostet 4,50€ (das man im Anschluß behalten kann; möchte man nur das Glas, kostet es 3€). Nachfüllen kostet jeweils 1,50€ und man schenkt großzügig ein.
Die Fahrt, die wir gemeinsam mit einer Gruppe Skandinavier und gemischter Touristen allen Alters machten, war sehr unterhaltsam. Die Erklärungen des Gästeführers waren interessant und versiert und wir lernten tatsächlich noch einiges über die Römerzeit an der Mosel, über Neumagen und Ausonius, sowie über Weinbau, obwohl wir ja selbst aus einem Weinbaugebiet kommen. Die Stimmung an Bord war gut, locker und entspannt. Man kann sich auf dem Schiff frei bewegen, fotografieren, auf den Ruderbänken sitzen oder an der Reling oder vorne am Bug stehen.

Der fröhliche Steuermann war nicht an Bord, ist aber in einem Vorgarten an der Hauptstraße zu finden
Anspruch auf eine Sitzgelegenheit gibt es nicht, aber das stellte trotzdem kein Problem dar, obwohl wir ausgebucht waren. Wer einen Platz benötigt, bekommt auch einen; die meisten Passagiere stehen eh an der Reling und winken den zahlreichen staunenden Passanten am Ufer und auf den Brücken zu und amüsierten sich damit, sich gegenseitig vor der dramatischen Moselkulisse und dem Schiff zu fotografieren und fröhlich dem Wein zuzusprechen.
Wir empfehlen unbedingt, die Fahrt im Voraus zu buchen, je früher desto besser!
Uns stand, obwohl wir einige Tage in Neumagen waren, nur noch der Sonntagmorgen-Termin offen und wir bekamen dort die letzten Plätze, obwohl wir lange im Voraus angefragt hatten. Die Buchung kann über die Touristeninformation Neumagen vorgenommen werden (per Email oder telefonisch). Unverbindliche Anfrageformulare und eine Übersicht über die freien Termine finden sich auf der offiziellen Website des Weinschiffs.
Das Schiff fährt zudem bei den Weinfesten in Neumagen und dem römischen Kelterfest in Piesport, wo man an einer kurzen Schnupperfahrt teilnehmen kann.
Wenn man in Neumagen weilt, ist die Fahrt mit der Stella Noviomagi ein absolutes Muß!
Fazit
Wer ein besonderes römisches „Rundum-Sorglos-Paket“ sucht – und das abseits der ausgetretenen Pfade wie Trier -, dem können wir den ältesten Weinort Deutschlands nur ans Herz legen.

Auch in der Weinstube an der Römermauer freut sich der Steuermann über römisch interessierte Besucher. Man erzählt sich unter den Einheimischen, wenn der Steuermann ein Licht bekommt und es flackert, dann spricht er zu einem…und ab manch weinseliger später Stunde mag man ihn verstehen können…
Für uns waren die Tage in Neumagen Erholung und Erlebnis zugleich und wir waren begeistert von der Mischung: ein ruhiges Örtchen mit versteckten, urigen Weinstuben, wo man familiär mit dem Winzer in dessen Hof oder Keller plaudert, einem gepflegten und vorbildlichen Archäologischen Rundweg, dazu das besondere Erlebnis der Schiffsfahrt und der guten Betreuung durch versierte einheimische Führer des Ausonius e.V., die einen auch auf die versteckten römischen Winkel des Ortes aufmerksam machen.
Auf den ersten Blick ist Neumagen unscheinbar, gerade im Vergleich mit den lauten und lebhaften bekannten Moselorten, aber dafür ist der versteckte Charme umso größer.
Oder, um zum Abschluß noch einmal Ausonius zu Wort kommen zu lassen, der das Moseltal rund um Neumagen im Lande der Treverer folgendermaßen beschreibt:
“Und endlich erblickte ich im vorderen Grenzlande der Belger, NOVIOMAGUM (Neumagen), das berühmte Lagerkastell des göttlichen Constantinus. Reiner ist hier den Gefilden, die Luft und Phoebus (Sonnengott) mit heiteren, Licht verkläret den purpurnen Olymp.
Du brauchst hier nicht durch dichtverschlungene Zweige, hinter der grünlichen Hülle versteckt, den Himmel zu suchen, sondern die Strahlen des Tags, die hellen, vergönnen‘s dem Wanderer wohl, zu sehen die spiegelnde Flut und den goldenen Horizont. Ganz an das heimische Land und die Art des glänzenden Burdigala erinnernd, mahnet mich jedes Ding, das das blickende Auge ergötzt.
Ragende Villen hier, auf hängenden Ufer gegründet. Und grünende Hügel dem Bacchus gewidmet und der Mosel lieblich strömende Flut, die mit leisem Gemurmel einherfliesst. Sei mir gegrüßt, o Fluss! Deiner Äcker und Pflanzen wegen gelobt, dem die Belgier die Stadt des Thrones gewürdigt (Augusta Trevirorum) verdanken wir mit Wohlgeruch verbreitenden Reben bepflanzt, ihr Hügel ihr Ufer bedeckt mit grünenden Wiesen, euch grüße ich! Schiffbar, so wie das Meer, doch abwärtsströmend und wogend wie ein Strom und gleichet dem Spiegel des tiefgründigen Sees, gleichet dem Bache er auch, der zögernden Laufes einherfliesst. Und so rein ist zum Trunk nicht der Waldquell als deine Gewässer!…
Lasst uns zum Weinberg gehen, das ist ein erquickendes Schauspiel! Bildete doch Natur das Gebirg wie im Theater. Hoch ist der Kamm, steigt sanft hinan mit Krümmung und Einschnitt, Felsen und sonnige Höhen, und alles bepflanzt mit Reben.“
– Ausonius, Mosella

Auch die berühmte „Schulszene“ stammt aus Neumagen. Sie spielt, wie das Weinschiff, ebenfalls eine Rolle im Trierer „Reich der Schatten“ im Landesmuseum
Weiterführende Literatur und Links:
- Massow: Die Grabmäler von Neumagen, Berlin 1932
- Cüppers, Heinz: Die Römer in Rheinland-Pfalz
- FVFD (Führer zu Vor- und Frühgeschichtlichen Denkmälern des Zentralmuseums Mainz) 34 (1977), S. 246 ff.
- TZ (Trierer Zeitschrift) 45 (1982) und 48 (1985)
- Ausonius: Mosella
- Offizielle Website von Neumagen-Dhron
Wie die Götter es manchmal fügen…

Artikel © D. Gratius Ludovicus, 07/2016
Manchmal gibt es schöne Beispiele im Leben eines Cultors, wie die Götter die Dinge fügen… heute also eine kleine Geschichte aus der gelebten Religion eines römischen Rekonstruktionisten, die ja gerne von vielen „Neuheiden“ als unspirituell und trocken abgelehnt wird 😉

Sucellus Hochrelief aus Kinheim an der Mosel, 3. Jahrhundert
Bis dato hatte dieser Gott für mich aber kein Gesicht und er blieb ein Numen, das man spüren kann, wenn man alleine durch Wald und Flur streift. Vor einiger Zeit besuchten wir eine römische Kelteranlage am Fuße des – wie die Römer ihn nannten – Dulcis mons, des „süßen Berges“ bei Brauneberg an der Mosel. Dort fiel uns eine recht große Statue auf, die hinter der Absperrung aufgestellt ist und die wir bis dato noch nicht kannten. Es stellte sich heraus, daß es sich um den keltischen Gott Sucellus handelte, der später auch in der gallo-römischen Religion eine große Rolle spielte und dessen Darstellung als Statue hier an der Kelter nach einem Fund aus Kindel/Kinheim angefertigt worden war.

Die römische Kelteranlage bei Brauneberg an der Mosel
Als ich mich vor vielen Jahren im Rheinischen Landesmuseum in Bonn einmal nach der Möglichkeit erkundigte, ob es Möglichkeiten gäbe, daß ich als Privatperson mir einen Matronenstein anfertigen lassen könnte, wurde schnell abgewunken mit dem Hinweis „sowas sehen wir nicht gerne und erlauben es auch nicht, was Abgüsse angeht etc. – wir möchten wissen wer wo was stehen hat“ – eine seltsame und mich nicht wirklich überzeugende Aussage, aber so war es nun mal.

Sucellus, in der Kelter bei Brauneberg an der Mosel
Denn kurze Zeit später weilten wir auf einem kleinen aber feinen Event – die Historischen Zeit-Reise-Tage/Antiken Tage auf der Burg Olbrück – dessen Initiator wir kennen und wo wir kurz mal „Salve!“ sagen wollten, da die Olbrück nicht weit von uns entfernt liegt und sich das für einen sonnigen Sonntagausflug anbot.
Antike Stätten: Römischer Kaiserpalast Konz
Anschrift:
An der Pfarrkirche St. Nikolaus, Martinstr. 22, 54329 Konz
Anfahrt:
Der römische Kaiserpalast liegt auf einer Anhöhe direkt neben der modernen Kirche St. Nikolaus und dem Friedhof von Konz im Landkreis Trier-Saarburg, mit Blick ins Tal. Hier mündet die Saar in die Mosel.
Konz liegt nahe der luxemburgischen Grenze zwischen Saarburg und Trier und ist gut über die Bundesstraße 51 zu erreichen. Parkmöglichkeit besteht an der St. Nikolauskirche und am Friedhof. Der Kaiserpalast ist als „Römischer Palast“ weithin in der Region ausgeschildert und gut zu finden.
Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt am besten mit dem Zug. Konz hat einen Bahnhof, der von Regionalzügen der Saartalbahn (Trier, Saarlouis, Saarbrücken) und dem Mosel-Saar-Pfalz-Express (Koblenz, Wittlich, Trier, Saarbrücken, Kaiserslautern) angefahren wird.
Auch für Wanderer ist die Region rund um die Saarmündung und das Saarschleifenland attraktiv. In der Nähe liegen zahlreiche weitere römische Sehenswürdigkeiten, die gut miteinander kombiniert werden können, sowohl auf der luxemburgischen Seite als auch in Deutschland.
Hintergrundinformationen:

Von hier hat man eine gute Aussicht auf die Saarmündung in die Mosel – wie sie schon Ausonius und der Kaiser schätzten
In Konz befand sich zur Zeit der Spätantike das römische Contionacum, das aus mehreren schriftlichen antiken Quellen bekannt ist, unter anderem durch gesetzliche Edikte, die von Kaiser Valentinian I. (364-375 n. Chr.) in Contionacum unterzeichnet wurden, sowie durch den Dichter Ausonius, der in seiner Reisebeschreibung entlang der Mosel, der Mosella aus dem Jahr 371 n. Chr., von den „Kaiserlichen Mauern“ an der Saarmündung berichtet.
Der kaiserliche Palast, der aus mindestens 30 Räumen und einem großzügigen Saal mit Apsis bestand, befand sich auf einer Anhöhe mit hervorragender Aussicht in das Tal, auf die umliegenden Hügel und auf die Saarmündung. Der Saal hatte vor allem repräsentativen Charakter und diente wahrscheinlich als Empfangssaal und für Festivitäten. Sein Haupteingang war 3,16 Meter breit. Um den zentralen Raum gruppierten sich Wohnräume und eine großzügige Badeanlage.
Das Bauwerk war im Stil einer Porticusvilla errichtet, entlang der gesamten 5,80 Meter hohen Vorderfront befand sich ein überdachter, säulengestützter Porticus, also ein wettergeschützter Laufgang. Von der aufwendigen Ausstattung sind Wandmalereien, Marmor (der sowohl Teile der Wände als auch der Fußböden bedeckte), Diatretglas und ein Goldschatz erhalten.
Sowohl die Innenwände als auch die Außenfassade des Palastes waren bemalt. Gefundene Deckenmalereien waren rotgrundig mit goldenen Sternen, die einen kornblumenblauen Mittelpunkt aufwiesen. Vor dem Eingang befand sich ein achteckiger Springbrunnen, wie man es auch von den anderen palastartigen Riesenvillen in der Region kennt, wie der römischen Villa von Echternach und der Villa Borg.
Funde einer Heizungsanlage deuten darauf hin, daß der Palast ganzjährig genutzt wurde.
Es wird davon ausgegangen, daß der Palast zumindest zeitweilig von Kaiser Valentinian I. als Residenz genutzt wurde, da er hier Gesetze unterzeichnete, die u.a. die Steuerpflichten, Sklaven und das Erbrecht der kaiserlichen Familie betrafen. Das Anwesen wurde bis mindestens 388 n. Chr. genutzt und erst aufgegeben, als wegen der Germaneneinfälle die römische Verwaltung nach Arles verlegt wurde. Damit ist wahrscheinlich, daß auch die Kaiser Valentinian II., der von Ausonius erzogene Gratian und Magnus Maximus in Contionacum residierten.
Die Residenz lag an der wichtigen Hauptverkehrsachse von Trier nach Metz, die in der Verlängerung die Nordwestprovinzen mit dem Mittelmeerraum verband. Von der Villa aus hatte man auch einen guten Blick auf die römische Brücke über die Saar an der Moselmündung, die ebenfalls von Ausonius in der Mosella erwähnt wird.
Noch im 17. Jahrhundert war der dazugehörige Palast als Ruine erhalten und weithin bekannt. Im Jahr 1887 kannte man zumindest noch die römische Badeanlage. (Wieder-)entdeckt wurde der Kaiserpalast beim Bau der neuen Pfarrkirche St. Nikolaus im Jahr 1959. Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Trier zwischen 1959 – 1961 legten die große Porticusvilla frei, jedoch konnte das Bauwerk nicht erhalten oder gar rekonstruiert werden, sondern es mußte dem Kirchenneubau weichen und wurde zum größten Teil zerstört. Lediglich der Westteil des Kaltbades (frigidarium), eine Stützmauer des Mittelsaales und eine Wandelhalle blieben erhalten. Unterhalb der Kirche und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich liegt zudem noch die Befeuerungsanlage für die Heizung des Apsissaales mit einem gut erhaltenen Arbeitsraum des Heizers, dem Praefurnium, und Hypokausten.
Die Anlage geriet danach wieder in Vergessenheit, bis im Jahr 2004 entschieden wurde, diese bedeutende antike Stätte touristisch zu erschließen. Es wurde beschlossen, keine weitere Grabungen durchzuführen, sondern stattdessen das, was erhalten geblieben war, für 115.000€ zu konservieren und anschaulich zu präsentieren.
Zu diesem Zweck wurde zur Veranschaulichung der Verlauf der Wände der bekannten Räume rund um die Nikolauskirche und den Friedhof mit weißen Kalksteinstreifen auf dem Boden nachgezeichnet. Die hohen Stützmauern der Westapsis wurden, wie die moselseitige östliche Hälfte der Porticus-Stützmauer, instandgesetzt. Ebenfalls erhalten ist der Mittelrisalit und die Eingangsseite des Empfangssaals. Zudem wurde das Gelände mit mehreren Informationstafeln versehen, die Hintergrundinformationen zum Palast vermitteln.
Weithin sichtbar wird die Höhe des Gebäudes durch eine Stahlskulptur angedeutet, die zwei Fensterbögen des Palastes darstellen soll. Diese Skulptur ist nachts beleuchtet.
Heute ist der Kaiserpalast Konz eine der Stationen von „Straßen der Römer„.
Beschreibung:
Der Kaiserpalast liegt hinter der – modern-häßlichen – katholischen Kirche St. Nikolaus. Mehrere Informationstafeln der „Straßen der Römer“ informieren über das Gebäude, die Funktion, das Bad, die Heizungsanlagen und Konz zu römischer Zeit.
Der ganze Ort wirkt etwas kurios, weil die römischen Mauern zwischen Kirche und Friedhof aufragen, teilweise aus der Kirche selbst zu kommen scheinen, und die Kirche von außen umrunden. Zwar sind die ehemaligen Räume durch die weißen Streifen auf dem Boden gekennzeichnet, aber die Orientierung ist durch das mitten im Palast liegende Kirchengebäude trotzdem erschwert und verlangt einiges an Vorstellungskraft. Dafür hat man von der Palastvilla herab einen sehr schönen Ausblick ins Tal und auf die Saarmündung, was gut veranschaulicht, warum die Römer gerade diesen Ort für das repräsentative Gebäude ausgesucht haben.
Sicherlich geschmacksabhängig, aber von der Grundidee nicht verkehrt, ist die Stahlkonstruktion am Hang, die die Höhe der Fenster des Palasts deutlich macht. Im Gegensatz zur „Villa Rostica“ von Blankenheim, die komplett mit verrostetem Kortenstahl dargestellt wird, ist der Stahlbogen oberhalb des Saartals zurückhaltend und macht seine Aufgabe deshalb ganz ordentlich – er vermittelt einen guten Eindruck von der Höhendimension. Auch ist die Idee, diesen weithin sichtbaren Bogen nachts zu beleuchten, positiv, da dadurch auch die Neugier von Touristen geweckt wird, die ihn leicht als prägnanten Punkt oberhalb des Ortes erkennen können. Und alles, was die Aufmerksamkeit auf die reiche römische Geschichte in unserer Region lenkt, ist willkommen 😉
Die 5 Informationstafeln sind inhaltlich gut, leider aber ist das Material angewittert und rissig, weil es offenbar die Sonneneinstrahlung nicht dauerhaft verträgt. Hier sollte über kurz oder lang etwas getan werden, bevor die Tafeln noch weiter verwittern und unleserlich werden.
Leider sind die Hypokausten und der Heizraum nicht zugänglich, weil sie sich unterhalb der Kirche befinden.
Alles in allem ist der Ort sehenswert, auch oder gerade wegen seiner Bedeutung als kaiserliche Residenz. Schade ist natürlich, daß man seinerzeit einen Großteil der Anlage zerstört hat, aber die Prioritäten lagen in den 60er Jahren offenbar noch nicht beim Erhalt des archäologischen Erbes. Umso positiver ist es, daß die Stadt Konz mit der katholischen Kirche einen Nutzungsvertrag schließen konnte, der zumindest die neue Präsentation und Konservierung der Anlage ermöglichte. Wir können einen Besuch beim Kaiserpalast empfehlen, insbesondere in Kombination mit weiteren römischen Zielen in der Region (siehe weiter unten unter Sonstiges).
Öffnungszeiten, Zugänglichkeit, Preise, Führungen:
Die Anlage ist frei und rund um die Uhr zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Über öffentliche Führungen ist uns nichts bekannt.
Sonstiges:
Fotografieren ist uneingeschränkt möglich.
Wie bereits erwähnt, kann der Besuch gut mit anderen Sehenswürdigkeiten kombiniert werden. Nur 8 Kilometer entfernt liegt der gallo-römische Tempelkomplex von Tawern, ein sehr sehenswerter, rekonstruierter Waldtempelbezirk mit einem Umgangstempel für Merkur – einer unserer oft besuchten Favoriten, wenn es um antike Stätten geht! Zudem befindet sich in Tawern auch der zivile vicus der antiken Straßensiedlung Taberna.
Etwa 30 km sind es bis zur Villa Borg in Perl und der Villa Nennig mit ihrem tollen Fußbodenmosaik, sowie in nördlicher Richtung nach Echternach mit einem der größten römischen Landgüter in Gallien.
In 14 km Entfernung, auf der Luxemburger Seite der Mosel, liegt Grevenmacher, wo ein römisches Grabmal besichtigt werden kann. Und: Trier liegt nur 11 Kilometer entfernt, und die alte Kaiserstadt – Roma Secunda, einst zweitgrößte Stadt des Römischen Reichs – ist natürlich Pflichtprogramm für jeden römischen Touristen!
Nachrichten aus dem Imperium: Restaurierung der Igeler Säule abgeschlossen!
Wie versprochen, halten wir Euch in Sachen „Igeler Säule“ auf dem Laufenden.
Nachdem das größte Pfeilergrabmal nördlich der Alpen in Igel an der Mosel seit 2013 wegen akutem Renovierungsbedarf verhüllt und seitdem aufwendig restauriert wurde, fand am 27. September 2015 nun die feierliche „Wiedereröffnung“ des UNESCO-Weltkulturerbes statt.
Nicht nur das 23 Meter hohe Grabmonument im kleinen Moselort Igel bei Trier ist nun wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – gleichzeitig wurde auch das Umfeld durch terrassierte Gärten attraktiver gestaltet, in denen jeder Obst, Gemüse und Kräuter für den eigenen Bedarf ernten kann.
Damit ist diese Moselregion, in der es ohnehin zahlreiche römische antike Stätten zu besichtigen gibt, wieder um eine bedeutende Attraktion reicher!
Antike Stätten: Waldkapelle „Beatae Mariae Virginis ad Silvam“ Kaisersesch
Anschrift:
In der Langheck, 56759 Kaisersesch
Anfahrt:
Kaisersesch liegt am Rande der Osteifel, 12 Kilometer von der Mosel und der Stadt Cochem entfernt, direkt an der A48.
Die Waldkapelle befindet sich in der Nähe des Bahnhofs am Rande des Ortskerns in der Sackgasse „In der Langheck“. Parkmöglichkeit besteht direkt vor der Kapelle.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Kaisersesch gut zu erreichen, da der Bahnhof von der „Eifelquerbahn“ zwischen Andernach und Gerolstein angefahren wird. Vom Bahnhof sind es nur wenige Gehminuten bis zur Kapelle.
Die Waldkapelle ist auch eine Station auf dem „Historischen Rundwanderweg„, der unter anderem auch an keltischen Gräbern, der alten römischen Heerstraße und dem Römerturm auf der Anhöhe oberhalb der Stadt vorbeiführt. Die ganze Region ist gut zum Wandern geeignet und verfügt über mehrere historisch interessante und landschaftlich schöne Wanderrouten.
Außerdem liegt die Kapelle unmittelbar am Eifel-Camino, dem Jakobsweg durch die Eifel nach Santiago de Compostela und dient als Stempelstelle für den Pilgerpass.
Hintergrundinformationen:
Die Waldkapelle „Selige Jungfrau Maria am Walde“ oder „Beatae Mariae Virginis ad Silvam“ ist nur mittelbar als „römische antike Stätte“ zu werten.
Auch ist – entgegen unserer sonstigen Gewohnheit in unseren Reiseempfehlungen – einiges zur römischen Geschichte dieser Kapelle spekulativ oder nur durch Indizien zu belegen, da eine klare und eindeutige Befundlage fehlt. Dennoch haben wir uns entschieden, diese Kapelle ebenfalls in unsere Reisetipps aufzunehmen, da es gute Anhaltspunkte dafür gibt, daß der Ort in römischer Zeit eine gewisse Bedeutung hatte und sich der geneigte Cultor vielleicht auch gerne selbst ein Bild machen möchte. Historisch interessant ist der Ort allemal, so daß die Kapelle einen Abstecher wert ist, wenn man sich in der Gegend befindet und zum Beispiel den römischen Wachturm besichtigt oder der alten römischen Heerstraße zwischen Trier und dem Neuwieder Becken folgt, die an dem Standort der Kapelle vorbeiführte.
Wer sich für den römischen Hintergrund von Kaisersesch und der Umgebung interessiert, dem legen wir unseren Artikel zum Römischen Wachturm ans Herz, um unsere Leser nicht mit der Wiederholung von Informationen zu langweilen.
Die Region lag zu römischer Zeit im östlichen Gallien und war von den keltischen Treverern besiedelt.
Die kleine Waldkapelle, früher auch Wachtkapelle genannt, ist der Seligen Jungfrau Maria am Walde geweiht. Sie steht zwar, anders als der Name vermuten lassen mag, noch am Ortsrand von Kaisersesch, am Ende der Straße beginnt jedoch der Wald, in dem auch die Reste der Militärstraße noch gut erkennbar verlaufen.
Der Ursprung der Kapelle geht auf einen römischen Wachturm zurück, der an dieser Stelle die Sicherheit auf der Heerstraße überwachte und wahrscheinlich von Beneficariern (altgedienten Legionären, die Polizeiarbeit leisteten) besetzt war. Die Fundamente des Wachturms aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. wurden bei Renovierungsarbeiten der Kapelle gefunden, weshalb der römische Ursprung des Ortes archäologisch gesichert ist.
Ebenfalls bei den Restaurierungsarbeiten im Jahre 1982 gefunden wurde eine Heilquelle. Die Forschung geht davon aus, daß es sich dabei um ein Quellheiligtum gehandelt haben könnte, das bereits zu römischer Zeit (und vermutlich auch schon von den einheimischen Kelten) genutzt wurde, weil die Quelle in räumlicher Beziehung zu dem Wachturm stand. Wer dort verehrt wurde und wie die Kultpraxis aussah, ist nicht bekannt, da keinerlei Weiheinschriften, Figuren, Statuen oder sonstige schriftliche oder bildliche Zeugnisse gefunden wurden.
Mehreren dörflichen Überlieferungen aus der Region zufolge, gilt diese Quelle als Heilquelle gegen Augenleiden. Dies wird noch heute in der Bevölkerung tradiert und die Quelle auch für diese Zwecke genutzt.
Die wiederentdeckte Quelle wurde im Rahmen der Restaurierung freigelegt, in eine Rohrleitungssystem gefasst und in die Kirche integriert, wo sich die Besucher das Wasser durch die Betätigung einer (elektrischen) Pumpe frisch zapfen können.
Da es bei katholischen Kirchen und Kapellen häufig der Fall ist, daß sie an Stellen errichtet wurden, an denen sich zuvor römische Tempel oder andere Stätten der Verehrung (wie Quellheiligtümer oder Schreine) befanden, ist auch für diesen Ort anzunehmen, daß die Position der ursprünglichen Kapelle, die hier bereits im Mittelalter stand, bewußt in der Nähe der im Volk verehrten Heilquelle gewählt wurde.
Die Tatsache, daß der Ort seit 2000 Jahren von Menschen mit ihren Anliegen aufgesucht wird, zeigt, daß hier ein gewisses Numen vorhanden ist und unterstreicht auch die Bedeutung von katholischen Kirchen und Kapellen für die Bewahrung und Weitertradierung alter Kultorte, oder auch deren Wiederentdeckung, die oft nur durch die darüber errichteten Kirchen (zum Beispiel im Rahmen von Renovierungsarbeiten) erfolgt, während sie in der Bevölkerung in Vergessenheit geraten waren.
Ob ein Ort noch das Numen des Göttlichen beinhaltet oder spirituell „tot“ ist, bemerkt man relativ schnell, wenn man heute einen sakralen Raum betritt – bei manchen Kirchen ist es deutlich zu spüren, wenn sie seit 2000 Jahren an einem Ort der Verehrung stehen und Menschen durch die Jahrhunderte dort religiös aktiv waren, gleichgültig, wer das Ziel ihrer Verehrung war resp. welchen Namen sie dem dort aktiven Genus loci gaben. Andere Orte (besonders bei modernen Kirchen, wie zum Beispiel das Betonmonstrum von Linz), sind spirituell leer und tot und deshalb einfach nur „Gebäude“, der Raum wird hier nur durch die bestehenden Wände definiert – nicht mehr durch eine Präsenz, die erst den Grund gab, solche behütenden Wände zu errichten…
Sowohl in der Waldkapelle in Kaisersesch als auch im nahegelegenen Kloster Maria Martental im Enderttal (wo ebenfalls ein Quellheiligtum vermutet wird und eine römische Besiedelung des Platzes anhand von archäologischen Funden, wie römischen Münzen, gesichert ist) ist das Numen noch vorhanden und wurde an beiden Orten durch Wallfahrer und Pilger durch die Jahrhunderte vor Ort gehalten (und nicht, wie an vielen anderen Orten, durch Vernachlässigung und Vergessen vertrieben).
Für mehr Informationen zum römischen Heidentum und der römisch-katholischen Kirche empfehlen wir unseren Hintergrundartikel „Römisch (oder) Katholisch? Heidnische Gdanken zum Christentum„.

Die gallo-römische Quell- und Heilgöttin Sirona, Gefährtin des Apollo-Grannus, war bei den Treverern in dieser Region sehr beliebt
Spekulativ, aber argumentativ begründbar, ist, daß es sich bei der an diesem Quellheiligtum (sowie im Quellheiligtum im Kloster Martental, heute immer noch eine bedeutende Wallfahrtsstätte für Alte und Kranke) um eine weibliche Gottheit, z.B. eine Quell- und Heilgöttin wie die im Raum der Treverer verehrte gallo-römische Sirona gehandelt hat. Die Tatsache, daß sowohl die Waldkapelle als auch die Klosterkirche Marienkirchen sind, in denen jeweils eine besondere Inkarnation der Maria im Vordergrund steht (auch in Martental ist es die „Schmerzhafte Mutter“), die dort traditionell verehrt werden, deutet auf eine Göttin als zentrales Objekt des religiösen Kultes.
Beiden Orten gemein ist auch die Verehrung bestimmter Heiliger wie Judas Thaddäus, der vor allem in schwierigen und ausweglosen Lebenssituationen angerufen wird. Zahllose Votivtafeln in Martental für ihn, sowie für Maria, zeigen die Wirksamkeit dieses Ortes, die bis heute ungebrochen ist. Daß Heilige oft 1:1, sogar noch mitsamt ihrer Attribute (wie Isis mit dem Horuskind oder Isis auf der Mondsichel als Darstellungen der Jungfrau Maria), von römischen oder anderen einheimischen Göttern übernommen wurden, ist nicht neu, so daß auch hier davon ausgegangen werden kann, daß dieser Heilige einen römischen oder gallo-römischen Vorgängergott in diesen beiden Quellheiligtümern hatte.
An der Stelle der Kapelle stand bereits im 12. Jahrhundert eine Vorgängerkapelle, die der Legende nach von dem an Mosel und in Eifel ansässigen Hochadels- und Rittergeschlecht von der Leyen als Dank für die glückliche Heimkehr von den Kreuzzügen errichtet wurde. Dieser Legende zufolge soll die alte Kapelle 1000 Schritte von der Pfarrkirche entfernt gewesen sein, was genau der Distanz zwischen dem Haus des Pilatus in Jerusalem und dem Berg Golgatha entsprach. Auch befand sich zu dieser Zeit zwischen Pfarrkirche und Kapelle deswegen ein Kreuzweg, von dem aber nur noch eine Station an der Waldkapelle erhalten ist.
Die heutige Kapelle wurde im Jahr 1769 neu gebaut und war innerhalb kürzester Zeit ein beliebter Wallfahrtsort in der „Bittwoche“, wohin Pilger zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes pilgerten. Der Pilgerandrang war zwischenzeitlich so groß. daß die Franziskaner von Adenau und die Kapuziner von Cochem bei der Beichte aushelfen mußten.
Durch den Einfall der Franzosen, Österreicher und Preußen im Jahr 1794 wurde die Kapelle zerstört und mußte geschlossen werden. Im Jahr 1833 wurde sie vollständig renoviert und in eine dreiachsige Form gebracht. Im Jahr 1910 stürzte das Gewölbe ein und wurde durch das heutige Holztonnen-Gewölbe ersetzt. Einen Chorraum gibt es aus Platzgründen nicht.
Im 19. Jahrhundert war die Kirche auch ein wichtiger Wallfahrtsort für Bergleute aus der Region, die vor allem vom Schieferbergbau lebte. Sie verehrten hier die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, deren Statue sich noch heute in der Kirche befindet.
Im Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1944, wurde die Kirche teilweise zerstört und erhielt nach dem Krieg neue Fenster nach den Vorschlägen des Kölner Dombaumeisters.
Im Jahr 1982 wurde die Kirche wegen Nässeschadens erneut grundlegend renoviert, wobei die Heilquelle entdeckt wurde. Da die notwendige Renovierung nicht finanziert werden konnte, wurde sie von der Freiwilligen Feuerwehr Kaisersesch in 1085 kostenlosen Arbeitsstunden durchgeführt. Noch heute wird die Kirche von der Feuerwehr betreut und gepflegt, wie auch der Blumenschmuck ehrenamtlich von zwei Kaisersescher Bürgerinnen gestellt wird.
Die Kapelle enthält wichtige Kunstschätze, wie das Altarbildnis der Schmerzhaften Muttergottes und Rokokoschnitzwerk über der Tür.
Der Altar wird flankiert von aufwendigen und schön gestalteten, klassischen Statuen der Heiligen Barbara, Elisabeth (die sich für Arme und Kranke einsetzte), des Heiligen Apollinarius (ein Zeitgenosse von Petrus, der auch in Remagen bei der Apollinariswallfahrt verehrt wird) und des Heiligen Judas Thaddäus.
Beschreibung
Die Waldkapelle hat zwei Reihen aus Sitzbänken und ist für eine Kapelle recht groß. Vor dem Bildnis der Schmerzhaften Mutter am Altar besteht natürlich die Möglichkeit (nach altem heidnisch-römischem Brauch) eine Opferkerze zu entzünden.
Die Heilquelle befindet sich hinter einem schmiedeeisernen, verzierten Gitter an der rechten Wand der Kirche. Hier ragt die steinerne Fassung der Quelle aus der Wand, darunter befindet sich ein Gefäß, damit das Wasser nicht überläuft. Die Quelle läuft nicht ununterbrochen, sondern wird durch das Betätigen einer Pumpe aktiviert. Hierzu drückt man auf einen Schalter, der sich neben der Quelle befindet.
Die Öffnungen im Gitter sind groß genug, um die Hand oder auch ein Gefäß wie ein Fläschchen oder Becher unter die Quelle zu halten und das Heilwasser damit aufzufangen. Da die Quelle vor allem bei Augenleiden hilft, kann man sich damit auch vor Ort direkt die Augen benetzen.
Die Kirche ist sauber und gepflegt. Wie für eine katholische Kirche üblich, ist sie tagsüber geöffnet und man kann sich darin so lange aufhalten, wie man möchte. Von Wallfahrtszeiten und Feiertagen abgesehen, ist man dort meist allein.
Ein angenehmer Ort mit einer langen, interessanten Geschichte. Das römische Quellheiligtum ist hier zumindest an einem würdevollen, immer noch sakralen Ort untergebracht und wird von engagierten Bürgern betreut, so daß die Quelle, die schon vor 2000 Jahren genutzt wurde, erhalten bleibt und weiter genutzt werden kann.
Sonstiges
Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.
Der Besuch der Waldkapelle kann gut mit anderen Sehenswürdigkeiten rund um Kaisersesch kombiniert werden. Ideal ist natürlich das Wallfahrtskloster Maria Martental im atmosphärischen Enderttal mit seinen vielen Votivtafeln. Hier besteht auch die Möglichkeit einer kleinen, angenehmen Wanderung zu einem nahegelegenen Wasserfall.
Ebenfalls für den römischen Besucher interessant ist der rekonstruierte römische Wachturm oberhalb der Stadt, von dem aus man eine ausgezeichnete Aussicht hat. Der 7,7 km lange „Historische Rundwanderweg“, der in Kaisersesch startet, führt an diesem Turm vorbei und folgt streckenweise auch der römischen Militärstraße, die noch gut im Gelände zu erkennen ist. Außdem gibt es hier auch keltische, mittelalterliche und neuzeitliche Stationen.
Antike Stätten: Römischer Wachturm Kaisersesch
Anschrift:
Am Römerturm, 56759 Kaisersesch
Anfahrt:
Kaisersesch liegt am Rande der Osteifel, nur wenige Kilometer von der Mosel und Cochem entfernt.
Der rekonstruierte römische Wachturm fällt jedem ins Auge, der auf der A48 zwischen Mayen und Trier unterwegs ist. Auf einer Anhöhe, links vom auffälligen modernen Bau des TGZ (Technologie- und Gründerzentrum), das auch noch den markanten Schriftzug „TGZ“ trägt, ist der weiße Turm weithin sichtbar.
Erreichbar ist er deshalb auch am einfachsten über die A48, Abfahrt Kaisersesch. Im Gewerbegebiet kann man auf dem geräumigen Parkplatz des TGZ parken (Am Ende der Straße „Am Römerturm“, das TGZ ist ausgeschildert). Von dort aus sind es nur wenige Meter zu Fuß bis zum Römerturm.
Kaisersesch ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, da der Bahnhof von der Eifelquerbahn zwischen Andernach und Gerolstein angefahren wird. Vom Bahnhof zum Römerturm sind es zu Fuß ca. 1,5 Kilometer.
Nicht zuletzt liegt der Römerturm als Station auf dem 7,7 km langen „Historischen Rundwanderweg„, der quer durch die Epochen der bewegten Geschichte von Kaisersesch führt, entlang an der alten römischen Heerstraße, keltischen Gräbern, einer mittelalterlichen Waldkapelle mit Heilquelle, Gefallenendenkmal des 2. Weltkriegs, einem jüdischen Friedhof und der alten Richtstätte. Die Region ist sehr schön zum Wandern, auch erwähnenswert das nahe Enderttal mit dem Kloster Martental und Wasserfall oder die alte Postkutschenstrecke nach Cochem oder zum Ulmener Maar.
Hintergrundinformationen:
Kaisersesch liegt dort, wo zu römischer Zeit die Militärstraße zwischen Trier und dem Neuwieder Becken verlief.
Zu römischer Zeit gehörte das Gebiet zum östlichen Gallien und war von den keltischen Treverern besiedelt. Eine römische Stadt oder Vorgängersiedlung gab es hier nicht, aber da hier eine wichtige Wegekreuzung lag, sind mehrere Wachtürme entlang dieser Schnellstraße nachgewiesen. Hier waren wahrscheinlich Beneficarier stationiert, altgediente Legionäre, die eine Art Polizeidienst verrichteten und für die Sicherheit der Straße sowie dem Kassieren von Zöllen zuständig waren.
In der ganzen Gegend sind Römerspuren und Spuren der einheimischen Kelten zu finden, wie z.B. römische und keltische Gräberfelder. Die Heerstraße ist streckenweise noch gut erhalten und kann auf der historischen Wanderung besichtigt werden. Auch wird im nahen Enderttal, beim Wallfahrtsort Kloster Martental, ein ehemals römisches Quellheiligtum vermutet (es gibt zahlreiche Indizien, aber keine gesicherten Funde), was die ungebrochene Bedeutung dieses Ortes als Pilgerstätte und (heute vor allem für Alten- und Krankenwallfahrt) seit der Antike erklärt. Die Heilquelle in der Waldkapelle von Kaisersesch, die bei Augenleiden helfen soll, geht ebenfalls auf römische Zeit zurück; die Kapelle wurde auf den Fundamenten eines römischen Wachturms errichtet.

Das TZG ist als Orientierungspunkt gut geeignet, es ist von der A48 weithin sichtbar und bietet Parkmöglichkeit
Nach den Römern siedelten die Franken in dem Gebiet, was noch heute in der heimischen Mundart – dem Moselfränkischen – zu erkennen ist. Im Mittelalter und Neuzeit wurde der Ort immer wieder von durchziehenden Söldnern und Heeren verwüstet, lediglich das alte Gefängnis blieb unversehrt, weil es von allen Autoritäten als Gebäude genutzt wurde. Kaisersesch war auch ein Stammsitz des an der Mosel ansässigen Ritter- und Hochadelsgeschlechts von der Leyen, die im Ort ihre Spuren (als Wappen oder als Stifter der Waldkapelle als Dank für die Rückkehr vom Kreuzzug) hinterlassen hat und im 16. und 17. Jahrhundert viele bedeutende Kirchenmänner stellte, wie den Erzbischof von Trier oder den Abt der Abtei Maria Laach. Nicht zuletzt war Kaisersesch eine bedeutende Postkutschenstation auf der Thurn- und Taxis-Postkutschenroute, die noch heute bis Cochem erwandert werden kann.
Der rekonstruierte Wachturm auf der Anhöhe oberhalb von Kaisersesch wurde an der Stelle aufgebaut, an der Fundamente eines römischen Wachturms aus dem 3. Jahrhundert freigelegt wurden. Der Turm stand an einem strategisch wichtigen Punkt, denn von hier aus hatte man eine weite Sicht über das ganze Tal und bis tief hinein in den Eifel- und Moselraum.
Wie genau der Wachturm aussah, ist nicht bekannt, da nur Fundamente gefunden wurden. Da Römer für ihre militärischen Bauwerke aber überall im Reich einheitliche Baupläne verwendeten, wurde als Vorlage für die Rekonstruktion ein Wachturm vom süddeutschen Limes gewählt.
Im Jahr 1997 errichtete die Ortsgruppe des Eifelvereins diesen Wachturm an der originalen Stelle als begehbaren Aussichtsturm.
Beschreibung:
Der Wachturm sieht aus wie ein typischer Limesturm, weiß verputzt, mit zwei Etagen und einem begehbaren Balkon.
Ein kleiner Fußweg führt vom Parkplatz des TGZ dorthin. Vor dem Turm befindet sich ein Grillplatz mit Holzbänken und Tischen (was gelegentlich leider auch zu den obligatorischen unangenehmen Begleiterscheinungen – herumfliegendem Müll – führt). Und der abgelegene, begehbare Wachturm lädt nachts offenbar auch die einheimische Dorfjugend ein, dort zu trinken und sich entsprechend kulturlos zu benehmen, wie herumliegende Bierflaschen und Graffitis im Eingangsbereich beweisen.
Der Turm ist ansonsten in einem guten und gepflegten Zustand; das Treppenhaus ist solide und der begehbare Aussichtsbalkon ist durch eine – etwas stilbrechend wirkende – Plexiglastür zu erreichen. Von oben hat man eine ausgezeichnete Aussicht über das Umland, einen leider von Windrädern gestörten Ausblick über die Eifelhöhen, Sicht auf das unterhalb des Berges gelegene Kaisersesch und die nahe vorbeiziehende A48. Durch den weiten Blick erschließt sich die strategische Bedeutung dieses Wachturms dem Besucher recht schnell.
Der Turm ist auch eine beliebte Station für Wanderer, die dem historischen Rundwanderweg folgen und somit gut geeignet als Rastpunkt auf einer Wandertour in der Umgebung.
Öffnungszeiten, Eintritt, Zugänglichkeit:
Der Turm ist jederzeit frei zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Sonstiges:
Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.
Wir empfehlen den Besuch in Kombination mit den interessanten Natur- und Kulturdenkmälern der Umgebung, wie dem Ort Kaisersesch mit der Waldkapelle, dem alten Gefängnis oder der Kirche mit dem vom Wind verdrehten Kirchturm, oder auch der Wallfahrtsstätte Kloster Martental. Hier führt ein angenehmer Wanderweg am frisch restaurierten und mit seinen bemalten Reliefs in quasi römischem Stil gehaltenen Kreuzweg entlang hinab zu einem Wasserfall im Enderttal.
Auch wer auf der A48 nur kurz an Kaisersesch vorbei kommt (zum Beispiel auf dem Weg nach Trier oder Mayen), sollte einen kurzen Abstecher in Erwägung ziehen, einfach, weil der Turm so eine gute Aussicht über das Umland bietet. Er ist nur wenige Fahrtminuten von der Autobahnabfahrt entfernt und deshalb kaum ein Umweg.
Antike Stätten: Gallo-römischer Grabtempel in Bech-Kleinmacher (LU)
Anschrift:
In den Weinbergen oberhalb der Mosel, keine postalische Anschrift.
Anfahrt:
Der Gallo-römische Grabtempel liegt oberhalb des Weindorfs Bech-Kleinmacher an der luxemburgischen Mosel, nur wenige Minuten vom saarländischen Nennig am anderen Moselufer entfernt. Das Grabmal liegt inmitten der Weinberge auf dem sogenannten Frieteschwengert und ist weithin sichtbar, da es auf einem Felsen liegt und das ganze Moseltal überblickt.
Für das Navigationsgerät gibt man am besten den Ort Bech-Kleinmacher (Luxemburg) ein, die Zufahrt hinauf in die Weinberge erfolgt über nicht-öffentliche und nicht ausgeschilderte Wirtschaftswege (asphaltiert), die an der Kreuzung Route du Vin / Rue des Caves beginnen. Rechts vorbei an einem auffälligen Wasserspeicher aus Beton folgt man den labyrinthischen schmalen Wegen durch den Weinberg. Anwohner, Spaziergänger oder arbeitende Winzer geben gerne Auskunft. Das Befahren des Weinbergs mit dem Auto ist kein Problem.
Der Grabtempel liegt hoch in den Weinbergen am Ende eines kleinen Weges, an dem sich auch ein privates Ferienhaus mit einem Wendekreis befindet. Hier kann man gut parken und auch wieder drehen.
Radfahrer, die an der Mosel unterwegs sind, finden den Grabtempel entlang der 35 km langen Route Velo Romanum, die am römischen Kelterstein unten am Friedhof des Ortes beginnt.
Der Tempel ist auch Teil des Rundweges Circuit Viticulturel / Wäin Kulturpad.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man am besten per Regionalbahn nach Nennig (Bech-Kleinmacher selbst hat keinen Bahnhof); der Ort ist aus Trier, Wittlich und Perl zu erreichen. Von dort aus überquert man die Mosel zu Fuß über die Fußgängerbrücke und befindet sich dann bereits in Luxemburg im Nachbarort Remich. Nach einem kurzen Fußweg in Richtung Süden an der Mosel entlang erreicht man Bech-Kleinmacher. Die Entfernung von Nennig Bahnhof beträgt etwa 2,5 Kilometer.
Hintergrundinformationen:
An der Mosel, in der gallischen Provinz, war es für wohlhabende Landgutbesitzer üblich, sich weithin sichtbare Grabdenkmäler oberhalb des Moseltals errichten zu lassen. Die Grabkammern selbst lagen unterirdisch in den Weinbergen, darüber ragten jedoch auffällige Grabtempel im römischen Stil. Diese Tempel überblickten einerseits das ganze Tal und boten eine großartige Aussicht, etwas, das in der gallo-römischen Kultur sehr geschätzt wurde, waren andererseits – als Prestigesymbole – auch weithin sichtbar und zeugten vom Reichtum der hier bestatteten Familie. Auch das spielte in der römischen Kultur eine wichtige Rolle, in der man sich mit möglichst aufwendig gestalteten, farbenprächtigen Grabsteinen ein ewiges Denkmal setzte.
Dieser Brauch, sich aufwendige Grabmäler setzen zu lassen, der im ganzen römischen Reich verbreitet war, wurde auch von den wohlhabenden romanisierten Einheimischen im Moseltal übernommen, so daß wir hier und an den Nebenflüssen (wie der Sauer) diese typischen Grabtempel finden.
Einige davon wurden restauriert und rekonstruiert, so daß sie auch heute wie zu römischer Zeit das Moseltal überblicken und damit einen guten Eindruck davon vermitteln, welchen Anblick sie seinerzeit boten. Neben dem Tempel in Bech-Kleinmacher gibt es an der Mosel zum Beispiel noch den Grabtempel bei Lierberg-Igel und den Doppelgrabtempel bei Nehren. Alle drei geben auch dem heutigen Besucher einen guten Eindruck davon, wie wichtig nach römischem Verständnis die Repräsentation, aber auch der sorgfältig ausgesuchte Ort für die Bestattung waren – die Menschen, die dort lebten, schätzten die angenehme Wohnlage und wollten auf dieses Umfeld auch im Tode nicht verzichten.
Der Grabtempel von Bech-Kleinmacher wurde von einer reichen einheimischen Winzer- und Weinhändlerfamilie errichtet. Aufgrund der Produktionsstempel der gefundenen Mauerziegeln, die den Aufdruck IOVANI trugen, läßt sich ermitteln, daß der Grabtempel in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts errichtet wurde. Diese Datierung wird durch ebenfalls aufgefundene Ton- und Glasscherben, Münzen und Kleinfunde unterstützt. Damit handelt es sich um einen spätantiken Bau.

Ob es einen Zusammenhang mit der Villa Nennig (mit ihrem berühmten Gladiatorenmosaik) gibt, ist unbekannt, aber gut möglich
Die Position des Grabtempels befindet sich genau in der verlängerten Mittelachse der am anderen Ufer gelegenen römischen Villa Nennig, so daß hier ein Zusammenhang zumindest nicht ausgeschlossen, allerdings nicht nachgewiesen werden kann. Die Besitzer der Villa Nennig waren extrem wohlhabende Landgutbesitzer, denen weite Teile des umliegenden Landes gehörten, so sicherlich auch Weinberge an der nahegelegenen Mosel. Ihr Reichtum zeigt sich unter anderem an dem Gladiatorenmosaik in der Villa Nennig, das heute als eines der besterhaltenen Mosaike nördlich der Alpen gilt, sowie am nahegelegenen Grabtumulus Nennig aus dem 2. Jahrhundert, einem der bedeutendsten und größten Grabhügel der Region. Daß sich die dort seit Jahrhunderten ansässige Familie im 4. Jahrhundert einen Grabtempel oberhalb der Mosel errichten ließ, ist nicht weit hergeholt. Tatsächlich aber sind die Namen der dort bestatteten Personen nicht überliefert, so daß der Hinweis erfolgen muß, daß es sich um eine – indiziengestützte – Theorie handelt.
Die zweigeschossige Grabkammer enthielt im unteren Teil eine Grabkammer mit Tonnengewölbe, die – nach römischem Geschmack – mit bunten Fresken bemalt war. Der Boden war kalkgeweißt. Oberhalb der Grabkammer erhob sich der Grabtempel mit einer Säulenvorhalle, von der man – wie von einer Terrasse – einen großartigen Blick über das Moseltal bis nach Nennig hatte. An der Rückseite des Tempels, zum Weinberg hin, befand sich ein gemauerter und überwölbter Gang, der Zugang zur Grabkammer bot.
Der Grabtempel blieb nicht lange erhalten. Im Zuge der Völkerwanderung wurde er im 5. Jahrhundert zerstört, wobei auch viel von der ursprünglichen Ausstattung verloren ging. Als die Franken im 6. und 7. Jahrhundert die Region besiedelten, bauten sie das Gebäude zum Teil wieder auf und nutzten es, wobei sie zahlreiche Funde hinterließen. Allerdings ist heute nicht mehr zu klären, welche Funktion das Gebäude in fränkischer Zeit hatte.
In den Jahren 1986-1989 wurde der Tempel archäologisch untersucht. Dabei kamen auch zahlreiche fränkische Funde zum Vorschein, unter anderem mehrere hundert spätmerowingische Tongefäße und zwei sehr seltene Silbermünzen aus den Jahren 680 und 720. Eine dieser Münzen war ein angelsächsisch-friesischer Sceat. Daneben brachten die neuen Untersuchungen auch römische Bronzemünzen zum Vorschein, die offensichtlich von den Franken wiederverwendet wurden. Einer der fränkischen Kleinfunde ist ein gleicharmiges Bronzekreuz, das als wissenschaftlicher Beweis dafür gilt, daß im 7. und 8. Jahrhundert das Christentum im Moseltal bereits Fuß gefaßt hatte und die ländliche fränkische Bevölkerung christlich war. In diese Zeit fällt auch die erste namentliche Erwähnung des Ortes als Becghe (Bech).
So gilt die Grabkammer von Bech-Kleinmacher einerseits als Denkmal für die römische Weinkultur an der Mosel, andererseits als seltenes Zeugnis der frühen Christianisierung dieses Gebiets.
Nach den Ausgrabungen wurde der Grabtempel auf der Grundlage des gut erhaltenen Grabtempels bei Nehren an der Mosel rekonstronstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Beschreibung
Der Grabtempel ist weithin sichtbar und bereits von der Landstraße oder dem anderen Moselufer als römisches Bauwerk oberhalb der Weinberge zu erkennen.
Man nähert sich dem Tempel von der Hinterseite, vom Weinberg her kommend. Hier führt einerseits ein Gang hinab zur (verschlossenen) Grabkammer unterhalb des Tempels. Andererseits kann man den Fels, auf dem der Tempel mit seiner Säulenvorhalle liegt, über einen kleinen Fußweg erklimmen.
Hier erwartet den Besucher eine Überraschung, denn man hat in der weinumrankten Säulenvorhalle, auf der Terrasse, eine hölzerne Schaukelbank errichtet, auf der zwei Personen Platz finden und bequem die Aussicht über das Moseltal genießen können. Für kalte Tage finden sich hier sogar Decken! Das ist zwar nicht sehr historisch, gefiel uns aber gut als eine sinnvolle und touristisch attraktive Nutzung für das Denkmal, da der Ort tatsächlich zum Verweilen einlädt.
Es ist sehr erfreulich, daß dieser Ort offenbar geschätzt wird, denn es gibt keine Spuren von Vandalismus und niemand klaut oder verschmutzt die Decken. Aber das kennen wir von vielen Orten aus Luxemburg so, was diese Region zu einer unserer Lieblingsgegenden im östlichen Gallien macht.
An die Terrasse schließt sich das Innere der Grabkammer an. Hier befinden sich einige ausgestellte Funde, wie das Grabrelief, das einen Mann und eine Frau zeigt. Außerdem befindet sich vor dem Tempel eine Informationstafel auf Deutsch und Französisch, die ausführliche Informationen zur Geschichte des Tempels bietet. Der Text, der darauf abgedruckt ist, ist dem empfehlenswerten „Führer zu archäologischen Denkmälern Band 24: Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz“ entnommen, also wissenschaftlich fundiert.
Vor dem Tempel führt ein steiler Fußweg hinab durch die Felsen und Weinberge. Von hier hat man ebenfalls eine sehr gute Aussicht auf das Moseltal, aber auch hinauf zum Grabtempel, so daß der kleine Abstieg allein für ein dramatisches Foto lohnt.
Öffnungszeiten, Preise, Zugänglichkeit:
Der Tempel ist jederzeit rund um die Uhr zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Sonstiges:
Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.
Der Besuch des Grabtempels sollte unbedingt mit einem Besuch der Villa Nennig und des Grabtumulus von Nennig kombiniert werden. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindet sich die rekonstruierte Villa Borg bei Perl, die auch zum römischen Pflichtprogramm gehört.
Im Ortskern von Bech-Kleinmacher, links von der Kirche, ist ein römischer Kelterstein zu besichtigen.
Weiterführende Informationen:
- „Führer zu archäologischen Denkmälern Band 24: Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz“
- Strasse der Römer auf visitmoselle.lu
Antike Stätten: Römischer Grabtumulus Nennig
Anschrift:
Auf einer Wiese am Ortseingang von Nennig. Keine postalische Anschrift.
Anfahrt:
Nennig liegt im Saarland an der Mosel, direkt an der französischen und luxemburgischen Grenze.
Der römische Grabhügel befindet sich gut sichtbar auf einer Wiese zwischen der Römerstraße (aus dem Nachbarort Tettingen-Butzdorf kommend) und der Bundesstraße B419 am Ortseingang von Nennig, in unmittelbarer Nähe zur römischen Villa. Wenn man in das Navi „Römerstraße, Ecke Peter-Reuter-Weg eingibt“, kann man den Tumulus nicht verfehlen.
Parken kann man direkt an der Römerstraße vor dem Tumulus, oder man parkt auf dem Parkplatz der römischen Villa in Nennig, die man auf jeden Fall auch besuchen sollte, wenn man vor Ort ist! Von dort aus sind es zum Tumulus nur wenige Minuten zu Fuß.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Nennig mit dem SaarLux-Bus aus Luxemburg, Saarburg, Saarlouis oder Merzig zu erreichen. Nennig hat außerdem einen Bahnhof, der von Regionalzügen aus Wittlich, Perl und Trier angefahren wird.
Hintergrundinformationen:
Der römische Grabhügel („Mahlknopf“ oder „Moknapp“, wie er im moselfränkischen Dialekt genannt wird), gilt als der bedeutendste und größte Grabhügel in der Region Trier. Er stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und gehörte zur Villenanlage von Nennig. Er liegt etwa 300 Meter moselwärts ausgehend von der ausgedehnten Badeanlage. In unmittelbarer Nähe befand sich ein zweiter Tumulus, der heute jedoch vollständig eingeebnet ist. Man geht davon aus, daß es sich um den Grabkomplex der wohlhabenden Besitzer der Villa gehandelt hatte, da er aufgrund seiner gigantischen Ausmaße ein überaus kostspieliges und beeindruckendes Statussymbol gewesen sein dürfte.
Der Grabhügel wurde 1819 in einer unorganisierten Schatzgrabung geöffnet, deren Spuren noch heute durch einen großen Trichter am Hügeleingang zu sehen sind. Dabei entdeckte man zahlreiche Funde wie Urnen, Tongefäße und ein Schwert. Da die Grabung nicht gemäß archäologisch-wissenschaftlicher Methodik vorgenommen wurde, weiß man wenig über die im Inneren liegende Grabkammer.
Seinerzeit war auch die römische Herkunft noch nicht erkannt worden und man hielt den Hügel für den Grabhügel des 882 n.Chr. verstorbenen Bischofs von Metz, Wala, der in der Wikingerschlacht von Remich ums Leben gekommen war. Der römische Ursprung und der Zusammenhang zur Villa von Nennig wurden erst später festgestellt.
1985-1987 erfolgten Untersuchungen und Ausgrabungen des Hügels und des näheren Umfelds durch Alfons Kolling, bei denen nachgewiesen werden konnte, daß der Durchmesser des ringförmigen Grabhügels 44,5 Meter betrug. In seinem Inneren befand sich eine runde Mauerstruktur, zudem war der Hügel von einer 94 x 100 Meter großen eckigen Mauer eingefriedet. Die Höhe des Tumulus betrug 10 Meter. Innen war er von den Besitzern mit Erde verfüllt worden. Die Mauer an der Innenseite diente als Stützmauer und zugleich als repräsentative Schmuckfassade. Sie bestand aus 32, sich nach innen biegenden, Mauersegmenten aus Kalkstein.
Nach dem Ende der Untersuchungen wurde der Hügel wieder verschlossen und aufgeschüttet und die Ringmauer zum Teil rekonstruiert, um sie für die Öffentlichkeit anschaulich darzustellen. Ursprünglich war der ganze Grabhügel außen mit rotem Sandstein verkleidet.
Berichte von Einheimischen, die von älteren Bürgern des Ortes immer wieder bestätigt werden, deuten auf die Existenz von unterirdischen Verbindungsgängen zwischen der Villa Nennig und dem Grabhügel hin. Vor 30 Jahren soll der Eingang eines solchen Verbindungsgangs an der Villa noch zugänglich gewesen sein. Er war so gut ausgebaut, daß man in ihm mehrere hundert Meter lang aufrecht gehen konnte. Auch bei Kanalarbeiten wurde ein solcher Gang gefunden. Ob diese Gänge römischen Ursprungs sind, konnte bislang nicht geklärt werden.
Beschreibung:
Der römische, kreisrunde Grabhügel sticht von schon weitem ins Auge. Ein gerader, gepflasterter Fußweg in römischer Bauart führt von der Römerstraße, einer ruhigen Landstraße, die parallel zur Bundesstraße verläuft, zu dem 10 Meter hohen Hügel.
Eine Informationstafel der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz / Museum für Ur- und Frühgeschichte mit gutem, erklärendem Text und einer Grafik liefert dem Besucher Hintergrundinformationen.
Der Grabhügel liegt gut sichtbar auf einer Wiese und wird von zwei hohen Bäumen umrahmt. Am Wegrand gibt es eine Steinbank, so daß der Ort auch ideal zur Rast genutzt werden kann. Die Gegend ist sehr ruhig und nur ab und zu begegnet einem ein Bauer, Wanderer oder Radfahrer.
Die Dimensionen des Grabhügels sind beeindruckend, insbesondere wenn man sich vorstellt, daß er einst komplett mit einer roten Steinfassade verkleidet gewesen ist. Ein kleines, aber feines Ausflugsziel, das ideal mit anderen Zielen in unmittelbarer Nähe kombiniert werden kann.
Öffnungszeiten, Preise, Zugänglichkeit:
Der Grabhügel ist jederzeit frei zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Sonstiges:
Fotografieren ist uneingeschränkt möglich.
Wenn man sich in der Gegend befindet, sollte man den Besuch des Grabhügels unbedingt mit der Besichtigung der römischen Villa in Nennig verbinden. Hier befindet sich das größte und besterhaltene Mosaik nördlich der Alpen, das mit seinen detaillierten Gladiator-Motiven absolut sehenswert ist.
Ebenfalls in unmittelbarer Nähe, nur wenige Ortschaften weiter, liegt Perl mit dem Archäologiepark Villa Borg. Dieses rekonstruierte römische Landgut ist geradezu Pflichtprogramm für den römischen Touristen!
Auch in den Mosel-Ortschaften im angrenzenden Luxemburg sind zahlreiche römische Sehenswürdigkeiten zu entdecken, so daß man durchaus einen oder mehrere Tage in der Region verbringen kann (und sollte!).
Weiterführende Literatur:
- Alfons Kolling: Der Tumulus „Malknopf“, erschienen in: Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 24., Stuttgart : Theiss, 1992. ISBN 3806210217