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Museen: Musée municipal Dudelange (LU)
Anschrift:
25, Rue Dominique Lang, 3505 Dudelange, Luxembourg
Anfahrt:
Die luxemburgische Industrie- und Eisenverhüttungsstadt Dudelange liegt im Kanton Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Sie ist über die Autobahnen A13 und A3 direkt erreichbar.
Das Museum befindet sich im Innenstadtbereich an der Hauptstraße, neben einem kleinen Park und in der Nähe der Hauptgeschäftsstraße. Parkmöglichkeiten sind, wie in Innenstädten üblich, an den verschiedenen öffentlichen Parkplätzen oder in Seitenstraßen möglich. Wir hatten keine Probleme, Parklücken in der Nähe des Museums zu finden.
Dudelange-ville verfügt auch über einen Bahnhof, der von Zügen aus dem benachbarten französischen Volmerange-les-Mines, aus Bettembourg und Luxemburg-Stadt angefahren wird. Das Museum ist vom Bahnhof aus zu Fuß erreichbar.
Sammlung:
Heute stellen wir Euch kein gewöhnlichliches Museum vor! Denn das Städtische Museum Dudelange ist eher ein etwas bizarrer Insidertipp. Wenn man sich für merkwürdige Orte begeistern kann, lohnt sich der Abstecher zu diesem kleinen Museum, wenn man im Süden Luxemburgs unterwegs ist. Das ist keinesfalls despektierlich gemeint; der Ort hat seinen ganz eigenen Charme.
Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Villa, die über und über mit Efeu bewachsen ist. Es beherbergt archäologische, historische, aber auch geologische und paläontologische Funde aus der Region. Die archäologischen Ausstellungsstücke stammen überwiegend aus einer Grabung von 1970 auf dem Gelände der Burg auf dem Mont St Jean, die von den „Amis de l’Histoire et du Mont Saint-Jean“ durchgeführt wurde.
Dabei stellte man bei Grabungen auf dem mittelalterlichen Burggelände oberhalb der Stadt fest, daß diesen Gebäuden eine gallo-römische Besiedlung vorausging. Und ebenso wild, wie die mittelalterlichen Legenden, die sich um die Burg und den Berg ranken (wie die Jungfrau vom Johannisberg, die – als Schlange verzaubert – alle sieben Jahre auf ihren Retter wartet) ist die Präsentation der Funde in dem Museum.
Schon in den 70er Jahren war man im Ort der Ansicht, daß das Fundmaterial aus der Umgebung dem Publikum präsentiert werden müßte, da die Grabungen schließlich aus öffentlichen Geldern finanziert worden war. Zuerst führte man kleinere Ausstellungen durch, bis man zu dem Entschluß kam, die Funde im Erdgeschoß des Stadthauses der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Es begann im Jahr 1976 mit zwei Vitrinen, die nach und nach auf acht Vitrinen erweitert wurden.
Schließlich erwarb die Stadt im Rahmen der Neugestaltung eines Wohnviertels im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus die frühere Dienstvilla des Hüttendirektoren von Arbed-Düdelingen, die nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 1982 als neues Stadtmuseum eröffnet wurde. Das Museum enthielt nun drei Abteilungen: die historische Abteilung im Erdgeschoß, ein Rückblick auf 100 Jahre Eisenhütte sowie eine Fotogalerie „Nei Liicht“ im Obergeschoß (die zur Zeit unseres letzten Besuchs im Sommer 2014 allerdings gerade geschlossen war und umgebaut wurde).
Die historische Abteilung nimmt das Erdgeschoß der Villa ein. Sie wird dominiert von den Funden der Grabung sowie von zahlreichen Fossilien, die aus der Umgebung der Stadt stammen und von Bauarbeiten in den Industriezonen und beim Autobahnbau gefunden wurde. Zu erwähnen vor allem Funde aus dem Jurameer, wie sehr schön präparierte und gut erhaltene Nautiliden, Ammoniten, Brachiopoden, sogar einige Fischsaurier.
Die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte beginnt bei den ersten Siedlungsspuren im Raum Dudelange in Form eines 40.000 Jahre alten Faustkeils, Steinwerkzeugen aus der Jungsteinzeit und vielen Funden aus der keltischen Besiedlung der Region in der Bronzezeit und La Tène-Kultur, wie ein Fibelfragment, Schaber, Bohrer, Klingen und eine geschliffene hache-marteau, die durchbohrt ist.
Die gallo-römische Epoche wird dargestellt durch Funde aus dem 4. Jahrhundert, unter andrem Haarnadeln aus Bein, Spinnwirteln, Fingerhut, Töpferware, Münzen, Keramik, Gürtelverzierungen und eine Zwiebelknopffibel, die die römische Militärpräsenz in der Region belegt.
Auch ein Viergötterstein als Fuß einer Jupiter-Gigantensäule gehört zu den römischen Funden. Er zeigt, was typisch für den ostgallischen Raum ist, auf vier Seiten des Sockels Jupiter, Juno, Minerva und Herkules. Die für den römisch-keltischen Raum typische Säule, die auf ihrer Spitze den Kampf Jupiters gegen die Giganten zeigt, ist leider nicht erhalten. Auch der Viergötterstein, der aus Sandstein besteht, ist stark verwittert.
Saal 3 enthält schließlich den größten Teil der Sammlung, der das Leben auf der Burg im Spätmittelalter bis zur Renaissancezeit zeigt.
Präsentation und Räumlichkeiten
Bis jetzt klingt das alles noch nicht ungewöhnlich – ist es aber, wenn man die üblichen Stadtmuseen in Deutschland zum Vergleich heranzieht.
Denn in der Villa, die am Nachmittag für drei Stunden geöffnet hat, sucht man eine Kasse, eine Aufsicht, einen Shop, eine Cafeteria oder auch nur einen Empfangstisch mit einem daran sitzenden Angestellten oder Ehrenamtlichen vergebens. Ungewöhnlich für deutsche Besucher ist es, die Villa einfach durch die offene Eingangstür zu betreten und dann frei und vollkommenen alleine in den Räumen herumzulaufen. Zum Teil muß man sich selbst das Licht einschalten oder die Rolläden hochziehen.
Als wir das erste Mal dort waren, fragten wir uns die ganze Zeit, ob wir etwas verpaßt hatten – ob die Villa vielleicht nur versehentlich offenstand und ob das Personal, das doch sicher die Ausstellungsstücke dort bewachen sollte, nur gerade in einer Besprechung war oder sich in einer Pause befand. Wir fühlten uns fast wie Einbrecher, als wir durch die Räume gingen, das Licht anschalteten und alles frei erkundeten.
Auf einer Fensterbank im Fossilienraum liegen schwarz-weiße kopierte Broschüren in mehreren Sprachen (Französisch, Deutsch, Englisch), die die Geschichte und Sammlung des Museums erläutern und die einfach mitgenommen werden können.
Das Erdgeschoß besteht nur aus drei Räumen und einem Flur mit Treppenhaus, die Gegenstände befinden sich in Vitrinen oder auf den Fensterbänken, an den Wänden hängen Bilder und Fotos, sowie einige erläuternde Schilder. Eine klare thematische Trennung ist nicht zu erkennen; Römisches und Keltisches findet sich im gleichen Raum wie Fossilien, die Jupitersäule ist im Flur ausgestellt. Es gibt auch eine Kanone samt Kanonenkugeln.
Anders, als man es in Deutschland erwarten würde, lädt dieses Museum – obwohl es offensteht und nicht bewacht wird und sich zudem in einer Industriestadt samt sozialem Brennpunkt befindet – niemanden zu Mißbrauch oder Vandalismus ein. Ganz im Gegenteil scheint das Stadtmuseum respektiert zu werden, es ist sauber und gepflegt.
Der erste Stock mit dem Industriemuseum wurde gerade renoviert, als wir zuletzt dort waren. Wir stiegen die Treppe hoch, um zu sehen, was sich oben befindet und landeten in einer Baustelle, wo uns ein Bauarbeiter, der gerade eine Pause machte, freundlich in der dortigen Lokalsprache auf Französisch begrüßte.
Auch die Beschriftung der Ausstellungsstücke ist nicht einheitlich; meist sind die Schilder auf Französisch oder beinhalten nur die lateinischen Namen der Fossilien. Die Jupitergigantensäule wird jedoch auf Deutsch in einer vergilbtem, mit Schreibmaschine geschriebenen Collage erläutert, die offenbar noch aus der Zeit der Grabung (den frühen 70er Jahren) stammt.
Man kann sich völlig frei in der Villa und der Sammlung bewegen, Fotos machen und wenn man mit seinem Besuch fertig ist, verläßt man die Villa und zieht einfach die Tür hinter sich zu. Eine ziemlich luxemburgisch-entspannte Erfahrung.
Öffnungszeiten, Eintritt, Führungen:
Das Museum ist mittwochs bis sonntags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Französischsprachige Führungen werden nach telefonischer Vereinbarung angeboten (Telefon: 516121-1). Ob auch Führungen in anderen Sprachen möglich sind, wissen wir leider nicht.
Sonstiges:
Fotografieren ist uneingeschränkt möglich.
Ein Besuch des Museums läßt sich gut mit gallo-römischen Ausflugszielen in der Region kombinieren, zum Beispiel mit dem „Palast“ von Helmsange, dem Grabtempel in Bech-Kleinmacher, dem Winzergrabmal von Remerschen oder dem Cerunincus-Waldtempel von Steinsel.
Dudelange selber ist eine Industriestadt, die nicht gerade zu den schönsten Flecken des Landes gehört. Dort gibt es auch ein Kriegsmuseum (Musée des enrôlés de force), das die Zeit im Süden Luxemburgs während des 2. Weltkriegs dokumentiert. Es ist, im Gegensatz zum Stadtmuseum, jedoch nur morgens geöffnet.
Weiterführende Informationen:
- Offizielle Museumsseite der Stadt Dudelange (französisch)
- Eintrag zum Museum auf visitluxembourg.com
Antike Stätten: Römischer „Palast“ Helmsange-Walferdange (LU)
Anschrift:
Rue Jean Schaack, 7251 Helmsange, Luxemburg
Anfahrt:
Der römische „Palast“, eigentlich ein sehr opulentes Herrenhaus, liegt mitten in der Ortschaft Helmsange in der Gemeinde Walferdange im Tal der Alzette in Luxemburg.
Der Ort ist über die Nationalstraße N7 erreichbar. Die Villenanlage befindet sich am Ende der Rue Jean Schaack inmitten eines Wohngebiets und neben einer Tiefgarage. Parken kann man direkt neben der Anlage am Straßenrand oder in einer der zahlreichen Seitenstraßen. An der kreuzenden Rue Soleil liegen außerdem mehrere Schulen, an denen man ebenfalls gut parken kann.
Die Seitenstraßen sind etwas verworren, aber Einheimische weisen auf Nachfrage nach dem „Palais Romaine“ gerne den Weg.
Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls gut möglich, da sich der Bahnhof Welferdange nicht weit entfernt an der Hauptstraße befindet. Er wird von Regionalbahnen aus Luxemburg Stadt, Diekirch oder Troisvierges regelmäßig angefahren. Von dort ist es nur ein kurzer Fußweg.
Auch der Gemeindebus „Walfy“ sowie weitere Buslinien verkehren hier regelmäßig.
Hintergrundinformationen:
In den Jahren 1990-1994 wurden im Rahmen von Grabungen zur Erschließung eines Wohngebiets oberhalb des Flusses Alzette auf dem „Sonnebierg“ das Herrenhaus eines gallo-römischen Gutshofs freigelegt. Dabei handelt es sich zwar – wie bei den zahlreichen römischen Gutshöfen in der Gegend – um den typischen gallo-römischen Baustil einer Villa mit Säulengang (Portikus) und seitlichen Flügeln (Risaliten). Außergewöhnlich sind jedoch die Dimensionen dieses Gebäudes, die zu einer kleinen Reihe von „Luxuspalästen“ im Gebiet der Treverer zählen.
Neben über 1200 bekannten gallo-römischen Landgütern durchschnittlicher Größe, die überall in einem dichten Netz im Stammesgebiet der keltischen Treverer (Mosel, Eifel bis Luxemburg) zu finden sind, finden sich insbesondere im Raum Luxemburg einige dieser größeren palastartigen Villen der Gutsbesitzer (unter anderem in Echternach und Diekirch). Einige dieser Villen sind bis zu 10.000 Quadratmeter groß und haben mehr als 80 Räume, so daß sie durchaus als die gallo-römische Version von „Landschlössern“ bezeichnet werden können. Sie weisen allesamt eine gleichermaßen luxuriöse Ausstattung mit Mosaiken, Heizung, fließendem Wasser, Marmortäfelung, Wandmalereien und Stuckverzierungen vor. Die größte bekannte Prunkvilla befand sich in Echternach und kann dort noch heute besichtigt werden. In sie würden mittelgroße römische Landgüter wie die Villa Borg – bereits an sich recht beeindruckend – mehrere Male hineinpassen und selbst der Palast in Helmsange wirkt dagegen fast bescheiden.
Die mehrstöckige Villa in Helmsange hat eine Länge von über 168 Metern und eine Breite von über 90 Metern. Allein im Erdgeschoß befanden sich über 50 Räume. Das Gebäude wurde Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gebaut und erst mit den Germaneneinfällen im 4. Jahrhundert aufgegeben. Während der Nutzungszeit wurde es mehrmals umgebaut und erweitert.
Talseitig schloß sich ein Wirtschaftshof an, dessen Überreste allerdings modern überbaut wurden. Damit entsprach der Gutshof der in unserem Teil Galliens typischen Vermischung der Bauelemente eines vor-römischen keltischen Landguts mit den Elementen römischer Landgüter aus dem italienischen Raum.
Das Alzettetal, in dem die Villa lag, war in römischer Zeit dicht besiedelt. Hier lagen zahlreiche weitere Landgüter, die oft nur 700-800 Meter voneinander entfernt waren und sich in der besonders günstigen Lage am Fluß Alzette an beiden Ufern entlangzogen, oft sogar in Sichtweite voneinander. Hier gab es reiche Quellen zur Wasserversorgung, gleichzeitig war man aber geschützt vor Hochwasser. Der römische Dichter Ausonius bezeichnete diese Gegend als „Felix Alisontia„.
Neben weiteren, auch größeren Landgütern in der Nähe, befand sich nur wenige Kilometer weiter der gallo-römische Waldtempel des Cerunincus bei Steinsel. Auch wurden Reste eines unterirdischen Aquädukts gefunden, was den Anschluß der Region an das römische Fernwassernetz belegt.
Der Palast von Helmsange war luxuriös und für seine Zeit topmodern ausgestattet. Mehrere Wohnräume, unter anderem ein 50 Quadratmeter großer Saal im Nordflügel, wurden mit Hypokaustheizung beheizt. Dabei ruhte der Fußboden auf 169 geschichteten Tragepfeilern. Durch eine Feuerstelle im Heizraum wurde der Hohlraum unter dem Fußboden mit heißer Luft erwärmt, die auch durch Hohlziegel in den Wänden aufstieg und somit zusätzlich die Wände erwärmte.
Das Gebäude war symmetrisch aufgebaut, es gab einen zentralen Empfangssaal mit flankierenden Küchen, dazu einen Innenhof mit großem Wasserbecken. Das Haus verfügte auch über einen gemauerten Keller sowie Badeanlagen und Thermen, deren Reste aber nicht mehr erhalten sind.
Im Innenhof des Hauptgebäudes wurden hölzerne Wasserrohre gefunden. Diese dienten nicht nur der Wasserversorgung des Hauses mit fließendem Frischwasser, sondern speisten auch Zierbecken. Woher das Wasser kam, konnte nicht rekonstruiert werden, es wird aber angenommen, daß die Leitungen mit dem unterirdischen Aquädukt in Verbindung standen, der aus dem Wald ins Tal herabführte.
Die Funde, die bei den Grabungen gemacht wurden, belegen den luxuriösen Lebensstil der Bewohner, deren Namen nicht bekannt sind. Auch ist nicht bekannt, ob es sich um zugewanderte Römer aus Italien handelte oder um romanisierte Treverer, die sich dem römischen Lebensstil angepaßt hatten und möglicherweise schon einer wohlhabenden und einflußreichen keltischen Familie aus vor-römischer Zeit entstammten.
In mehreren Wohnräumen wurden farbige Wandmalereien gefunden. Schwarz-Weiße Mosaiken und Marmorplatten befanden sich im Bauschutt, jedoch ist ihre räumliche Zuordnung nicht mehr möglich. Auch beweisen Funde von Fensterglas, daß zumindest ein Teil der Fenster des Palastes verglast waren. Säulen und Stuckfragmente zeigen den architektonisch aufwendigen Aufbau des Hauptgebäudes.
Aus zahlreichen Kleinfunden läßt sich der sehr hohe Lebensstandard der Bewohner ablesen. Es wurden 400 römische Münzen gefunden, von denen der Hauptteil aus der Zeit zwischen 260 und 280 n. Chr. stammt. Daneben wurden Haarnadeln, Fibeln und andere Schmuckstücke entdeckt, wie Perlen eines Glascolliers und verzierte Kleiderspangen mit Emaille-Einlassungen. Eine Besonderheit stellt ein Fingerring aus Bronze mit der Gravur „PICNVS AMORE ESCIPE“ („Empfange dies als Pfand meiner Liebe“) dar. Eine weitere kostbare Rarität ist eine bronzene Phalerae, eine militärische runde Metallverzierung aus Bronze, mit einem Löwenkopf.
Auch Möbelreste sind erhalten, aus denen auf eine Inneneinrichtung aus Truhen und Kassetten geschlossen werden kann. Zu den weiteren Hausratsfunden gehören Öllampen und Keramiken, wobei nahezu alle gängigen römischen Keramikarten und Formen des 1. bis 4. Jahrhunderts vorkamen. Auch gehörten sehr seltene und teure Gläser zum Geschirr in diesem Haushalt.
Selbst die Ernährungsgewohnheiten der Bewohner sind durch Funde übermittelt. So entdeckte man unter anderem Austernschalen! Ein besonderer Fund ist ein kleines Lebensmitteletikett aus Blei mit der Bezeichnung „LIQVAMEN“, einem Markennamen der für die römische Küche unverzichtbaren Fischsauce, sowie Angaben über Preis, Gewicht und Hersteller.
Was den Palast in Helmsange von anderen römischen Luxuspalästen unterscheidet, ist eine ungewöhnlich große Anzahl an religiösen und kultischen Gegenständen. Dazu gehört unter anderem eine Jupitergigantensäule, ein Götterrelief, von dem nur der untere Teil erhalten geblieben ist, eine Skulptur aus Kalkstein mit einer durch Götterdarstellungen verzierten Stele, Teile einer Venus-Statue, ein Blech mit den Reliefs der Wochentagsgötter, Räucherkelche, Terrakotta-Figürchen und einer Gesichtsmaske aus Ton.
Ab dem 3. Jahrhundert zeigen Umbauten, daß der Schwerpunkt sich von der Repräsentativität verlagerte zur Zweckmäßigkeit des Hauses. Germaneneinfälle im 3. Jahrhundert verwüsteten schließlich das Gebäude und zerstörten es auch zum Teil. Es wurde nie wieder vollständig aufgebaut. Ab dem 4. Jahrhundert wurden nur noch Teile des Hauses genutzt, unter anderem als Getreidedarre und Räucherkammer.
Mit den Germaneneinfällen Ende des 4. Jahrhunderts wurde das Haus dann vollständig aufgegeben und blieb 200 Jahre lang unbewohnt. Im 7. Jahrhundert siedelte sich eine fränkische Familie wieder darin an und gaben dem Haus ihren Namen („Helmar“?). Sie nutzten das Gelände als Bauernhof zur Viehzucht, bauten das Haupthaus aber nicht erneut auf, sondern errichteten westlich davon ein eigenes Wohnhaus. Zu den Tieren des Hofes gehörten Rinder, Schweine, Ziegen, Hühner und Schafe. Darüber hinaus wurden Hirsche, Eichhörnchen und Auerhahn gegessen.
Die Franken nutzten das Gelände auch für die Textilwirtschaft, wie Funde von Webgewichten, Spinnanlagen und Nähnadeln belegen. Auch finden sich Reste einer Eisen- und Bronzeverhüttungsanlage. Als besonderer Fund aus fränkischer Zeit gilt ein spätmerowingischer Reliefstein, der Teile einer römischen Dreigötterstele wiederverwertete. Er zeigt geometrische und figürliche Motive.
In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde die fränkische Siedlung von einem mächtigen Erdrutsch verschüttet, der wahrscheinlich die Folge von Unwettern war.
Beschreibung
Die Palastanlage befindet sich auf einem großen Platz inmitten des Neubaugebiets. Die Mauern sind teilrekonstruiert und aufgemauert und überall im Gelände befinden sich sehr gut gemachte Informationstafeln auf Französisch und Deutsch, die weitreichende Hintergrundinformationen über die Stätte liefern. Sie sind, wie an vielen Stellen in Luxemburg und auch im Waldtempel von Steinsel, auf witterungsbeständige Plexiglasscheiben gedruckt und von hoher Qualität. Diese Beschriftung und Illustrationen sind vorbildlich, vor allem, wenn man bedenkt, an wie vielen römischen antiken Stätten in Deutschland fast zerstörte, verwitterte, verblichene Schilder oder Tafeln hängen, aus denen keine Informationen mehr hervorgehen (zum Beispiel beim Mars-Intarabus-Tempel in Ernzen oder der römischen Villa in Bollendorf, die sogar vom Eifelverein betreut wird, der aber offenbar mehr Geld in Erhalt und Pflege der eigenen Bronze-Jubiläumsgedenktafel steckt als in eine lesbare Informationstafel).
Das Wohngebiet ist ruhig, direkt an die Anlage schließt sich ein Parkdeck an, unter dem Teile der Mauern verschwinden. Es ist offensichtlich, daß nicht die ganze Villenanlage erschlossen ist, sondern diese sich zum Teil unter der neuen Bebauung befindet.
Die fast labyrinthartigen Mauern und Räume des Palastes sind frei begehbar. Pseudo-römische, aber sehr moderne Wandmalereien zieren die zweckmäßigen Außenmauern aus Beton, an die sich die Straßen und Wohnhäuser anschließen. Die Räume sind mit einem durch hellem Sand bestreuten Weg verbunden, auf dem auch die Informationstafeln stehen. Einige Räume sind innen mit Rasen bepflanzt, was für eine gute optische Orientierung sorgt.
Der Erhaltungszustand der aufgemauerten Fundamente ist sehr gut, die Anlage macht einen gepflegten Eindruck und ist auch nicht – obwohl sie in einem nicht gerade gehobenen Wohngebiet neben Schulzentrum, Parkplatz und Hauptstraße liegt und damit im Einzugsbereich der ansässigen Dorfjugend – mit Graffitis beschmiert oder sonstwie beschmutzt. Das paßt zu unserer Beobachtung, die wir an vielen historischen Orten in Luxemburg gemacht haben, daß hier antike Stätten und Denkmäler mit Respekt behandelt werden und nicht zum Treffpunkt einer abhängenden, trinkenden und desinteressierten Dorfjugend werden, wie man es leider häufiger in Deutschland erleben muß.
Obwohl es sich um eine ungewöhnlichere römische Villa handelt, die touristisch sehr gut aufbereitet ist, ist es dort nicht überlaufen. Tatsächlich hatten wir die Anlage fast für uns alleine, von vereinzelten Spaziergängern und Einheimischen einmal abgesehen, die dort vorbeikamen, sich aber nicht weiter für uns interessierten. Man kann sich in aller Seelenruhe in dem Palast umschauen, die Räume betreten und sich dort so lange aufhalten wie man möchte, ohne Aufmerksamkeit der Anwohner zu erregen.
Öffnungszeiten, Preise, Führungen
Der Palast ist jederzeit zugänglich, da er wie ein kleiner Park mitten im Wohngebiet liegt. Eintritt wird nicht erhoben. Über öffentliche Führungen dorthin ist uns nichts bekannt.
Sonstiges
Fotografieren und Betreten aller Räume ist uneingeschränkt möglich. Im Gegensatz zu deutschen Stätten dieser Art ist hier das Betreten der Mauern nicht nur erlaubt, sondern zum Teil ausdrücklich vorgesehen (wie auch in der riesigen Villa in Echternach), um von einem Teil der Anlage zur anderen zu gelangen. Trotzdem ist der Erhaltungszustand vorbildlich, so daß wir davon ausgehen, daß die Mauern regelmäßig gewartet und gepflegt und gegebenenfalls mit einer neuen Schutzabdeckung vor Berührung und Witterung versehen werden.
Der kulturhistorische Rundwanderweg „Réimerpad“ führt an der Anlage vorbei und verbindet ihn mit weiteren römische Sehenswürdigkeiten in der Region. Er ist durch ein grünes Schild mit dem Symbol „R“ und einer stilisierten römischen Büste mit Lorbeerkranz gut ausgeschildert.
Der Besuch des Palasts in Helmsange läßt sich sehr gut mit weiteren römischen Sehenswürdigkeiten in der Gegend verbinden. Eine Möglichkeit ist es, dem Réimerpad-Rundwanderweg zu folgen. Ansonsten empfehlen wir auf jeden Fall den Besuch des Waldtempels im benachbarten Steinsel.
Weiterführende Links
- Artikel zur Entdeckung und Restaurierung der römischen Anlagen in und um Walferdange (französisch) mit Bildern des „Palastes“ nach der Ausgrabung und vor der Teilrekonstruktion
- Beschreibung der römischen Villa auf der offiziellen Website der Gemeinde (deutsch)
- Routenbeschreibung und Karte des Réimerpads (deutsch und französisch, PDF)
Antike Stätten: Gallo-römischer Grabtempel in Bech-Kleinmacher (LU)
Anschrift:
In den Weinbergen oberhalb der Mosel, keine postalische Anschrift.
Anfahrt:
Der Gallo-römische Grabtempel liegt oberhalb des Weindorfs Bech-Kleinmacher an der luxemburgischen Mosel, nur wenige Minuten vom saarländischen Nennig am anderen Moselufer entfernt. Das Grabmal liegt inmitten der Weinberge auf dem sogenannten Frieteschwengert und ist weithin sichtbar, da es auf einem Felsen liegt und das ganze Moseltal überblickt.
Für das Navigationsgerät gibt man am besten den Ort Bech-Kleinmacher (Luxemburg) ein, die Zufahrt hinauf in die Weinberge erfolgt über nicht-öffentliche und nicht ausgeschilderte Wirtschaftswege (asphaltiert), die an der Kreuzung Route du Vin / Rue des Caves beginnen. Rechts vorbei an einem auffälligen Wasserspeicher aus Beton folgt man den labyrinthischen schmalen Wegen durch den Weinberg. Anwohner, Spaziergänger oder arbeitende Winzer geben gerne Auskunft. Das Befahren des Weinbergs mit dem Auto ist kein Problem.
Der Grabtempel liegt hoch in den Weinbergen am Ende eines kleinen Weges, an dem sich auch ein privates Ferienhaus mit einem Wendekreis befindet. Hier kann man gut parken und auch wieder drehen.
Radfahrer, die an der Mosel unterwegs sind, finden den Grabtempel entlang der 35 km langen Route Velo Romanum, die am römischen Kelterstein unten am Friedhof des Ortes beginnt.
Der Tempel ist auch Teil des Rundweges Circuit Viticulturel / Wäin Kulturpad.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man am besten per Regionalbahn nach Nennig (Bech-Kleinmacher selbst hat keinen Bahnhof); der Ort ist aus Trier, Wittlich und Perl zu erreichen. Von dort aus überquert man die Mosel zu Fuß über die Fußgängerbrücke und befindet sich dann bereits in Luxemburg im Nachbarort Remich. Nach einem kurzen Fußweg in Richtung Süden an der Mosel entlang erreicht man Bech-Kleinmacher. Die Entfernung von Nennig Bahnhof beträgt etwa 2,5 Kilometer.
Hintergrundinformationen:
An der Mosel, in der gallischen Provinz, war es für wohlhabende Landgutbesitzer üblich, sich weithin sichtbare Grabdenkmäler oberhalb des Moseltals errichten zu lassen. Die Grabkammern selbst lagen unterirdisch in den Weinbergen, darüber ragten jedoch auffällige Grabtempel im römischen Stil. Diese Tempel überblickten einerseits das ganze Tal und boten eine großartige Aussicht, etwas, das in der gallo-römischen Kultur sehr geschätzt wurde, waren andererseits – als Prestigesymbole – auch weithin sichtbar und zeugten vom Reichtum der hier bestatteten Familie. Auch das spielte in der römischen Kultur eine wichtige Rolle, in der man sich mit möglichst aufwendig gestalteten, farbenprächtigen Grabsteinen ein ewiges Denkmal setzte.
Dieser Brauch, sich aufwendige Grabmäler setzen zu lassen, der im ganzen römischen Reich verbreitet war, wurde auch von den wohlhabenden romanisierten Einheimischen im Moseltal übernommen, so daß wir hier und an den Nebenflüssen (wie der Sauer) diese typischen Grabtempel finden.
Einige davon wurden restauriert und rekonstruiert, so daß sie auch heute wie zu römischer Zeit das Moseltal überblicken und damit einen guten Eindruck davon vermitteln, welchen Anblick sie seinerzeit boten. Neben dem Tempel in Bech-Kleinmacher gibt es an der Mosel zum Beispiel noch den Grabtempel bei Lierberg-Igel und den Doppelgrabtempel bei Nehren. Alle drei geben auch dem heutigen Besucher einen guten Eindruck davon, wie wichtig nach römischem Verständnis die Repräsentation, aber auch der sorgfältig ausgesuchte Ort für die Bestattung waren – die Menschen, die dort lebten, schätzten die angenehme Wohnlage und wollten auf dieses Umfeld auch im Tode nicht verzichten.
Der Grabtempel von Bech-Kleinmacher wurde von einer reichen einheimischen Winzer- und Weinhändlerfamilie errichtet. Aufgrund der Produktionsstempel der gefundenen Mauerziegeln, die den Aufdruck IOVANI trugen, läßt sich ermitteln, daß der Grabtempel in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts errichtet wurde. Diese Datierung wird durch ebenfalls aufgefundene Ton- und Glasscherben, Münzen und Kleinfunde unterstützt. Damit handelt es sich um einen spätantiken Bau.

Ob es einen Zusammenhang mit der Villa Nennig (mit ihrem berühmten Gladiatorenmosaik) gibt, ist unbekannt, aber gut möglich
Die Position des Grabtempels befindet sich genau in der verlängerten Mittelachse der am anderen Ufer gelegenen römischen Villa Nennig, so daß hier ein Zusammenhang zumindest nicht ausgeschlossen, allerdings nicht nachgewiesen werden kann. Die Besitzer der Villa Nennig waren extrem wohlhabende Landgutbesitzer, denen weite Teile des umliegenden Landes gehörten, so sicherlich auch Weinberge an der nahegelegenen Mosel. Ihr Reichtum zeigt sich unter anderem an dem Gladiatorenmosaik in der Villa Nennig, das heute als eines der besterhaltenen Mosaike nördlich der Alpen gilt, sowie am nahegelegenen Grabtumulus Nennig aus dem 2. Jahrhundert, einem der bedeutendsten und größten Grabhügel der Region. Daß sich die dort seit Jahrhunderten ansässige Familie im 4. Jahrhundert einen Grabtempel oberhalb der Mosel errichten ließ, ist nicht weit hergeholt. Tatsächlich aber sind die Namen der dort bestatteten Personen nicht überliefert, so daß der Hinweis erfolgen muß, daß es sich um eine – indiziengestützte – Theorie handelt.
Die zweigeschossige Grabkammer enthielt im unteren Teil eine Grabkammer mit Tonnengewölbe, die – nach römischem Geschmack – mit bunten Fresken bemalt war. Der Boden war kalkgeweißt. Oberhalb der Grabkammer erhob sich der Grabtempel mit einer Säulenvorhalle, von der man – wie von einer Terrasse – einen großartigen Blick über das Moseltal bis nach Nennig hatte. An der Rückseite des Tempels, zum Weinberg hin, befand sich ein gemauerter und überwölbter Gang, der Zugang zur Grabkammer bot.
Der Grabtempel blieb nicht lange erhalten. Im Zuge der Völkerwanderung wurde er im 5. Jahrhundert zerstört, wobei auch viel von der ursprünglichen Ausstattung verloren ging. Als die Franken im 6. und 7. Jahrhundert die Region besiedelten, bauten sie das Gebäude zum Teil wieder auf und nutzten es, wobei sie zahlreiche Funde hinterließen. Allerdings ist heute nicht mehr zu klären, welche Funktion das Gebäude in fränkischer Zeit hatte.
In den Jahren 1986-1989 wurde der Tempel archäologisch untersucht. Dabei kamen auch zahlreiche fränkische Funde zum Vorschein, unter anderem mehrere hundert spätmerowingische Tongefäße und zwei sehr seltene Silbermünzen aus den Jahren 680 und 720. Eine dieser Münzen war ein angelsächsisch-friesischer Sceat. Daneben brachten die neuen Untersuchungen auch römische Bronzemünzen zum Vorschein, die offensichtlich von den Franken wiederverwendet wurden. Einer der fränkischen Kleinfunde ist ein gleicharmiges Bronzekreuz, das als wissenschaftlicher Beweis dafür gilt, daß im 7. und 8. Jahrhundert das Christentum im Moseltal bereits Fuß gefaßt hatte und die ländliche fränkische Bevölkerung christlich war. In diese Zeit fällt auch die erste namentliche Erwähnung des Ortes als Becghe (Bech).
So gilt die Grabkammer von Bech-Kleinmacher einerseits als Denkmal für die römische Weinkultur an der Mosel, andererseits als seltenes Zeugnis der frühen Christianisierung dieses Gebiets.
Nach den Ausgrabungen wurde der Grabtempel auf der Grundlage des gut erhaltenen Grabtempels bei Nehren an der Mosel rekonstronstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Beschreibung
Der Grabtempel ist weithin sichtbar und bereits von der Landstraße oder dem anderen Moselufer als römisches Bauwerk oberhalb der Weinberge zu erkennen.
Man nähert sich dem Tempel von der Hinterseite, vom Weinberg her kommend. Hier führt einerseits ein Gang hinab zur (verschlossenen) Grabkammer unterhalb des Tempels. Andererseits kann man den Fels, auf dem der Tempel mit seiner Säulenvorhalle liegt, über einen kleinen Fußweg erklimmen.
Hier erwartet den Besucher eine Überraschung, denn man hat in der weinumrankten Säulenvorhalle, auf der Terrasse, eine hölzerne Schaukelbank errichtet, auf der zwei Personen Platz finden und bequem die Aussicht über das Moseltal genießen können. Für kalte Tage finden sich hier sogar Decken! Das ist zwar nicht sehr historisch, gefiel uns aber gut als eine sinnvolle und touristisch attraktive Nutzung für das Denkmal, da der Ort tatsächlich zum Verweilen einlädt.
Es ist sehr erfreulich, daß dieser Ort offenbar geschätzt wird, denn es gibt keine Spuren von Vandalismus und niemand klaut oder verschmutzt die Decken. Aber das kennen wir von vielen Orten aus Luxemburg so, was diese Region zu einer unserer Lieblingsgegenden im östlichen Gallien macht.
An die Terrasse schließt sich das Innere der Grabkammer an. Hier befinden sich einige ausgestellte Funde, wie das Grabrelief, das einen Mann und eine Frau zeigt. Außerdem befindet sich vor dem Tempel eine Informationstafel auf Deutsch und Französisch, die ausführliche Informationen zur Geschichte des Tempels bietet. Der Text, der darauf abgedruckt ist, ist dem empfehlenswerten „Führer zu archäologischen Denkmälern Band 24: Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz“ entnommen, also wissenschaftlich fundiert.
Vor dem Tempel führt ein steiler Fußweg hinab durch die Felsen und Weinberge. Von hier hat man ebenfalls eine sehr gute Aussicht auf das Moseltal, aber auch hinauf zum Grabtempel, so daß der kleine Abstieg allein für ein dramatisches Foto lohnt.
Öffnungszeiten, Preise, Zugänglichkeit:
Der Tempel ist jederzeit rund um die Uhr zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Sonstiges:
Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.
Der Besuch des Grabtempels sollte unbedingt mit einem Besuch der Villa Nennig und des Grabtumulus von Nennig kombiniert werden. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindet sich die rekonstruierte Villa Borg bei Perl, die auch zum römischen Pflichtprogramm gehört.
Im Ortskern von Bech-Kleinmacher, links von der Kirche, ist ein römischer Kelterstein zu besichtigen.
Weiterführende Informationen:
- „Führer zu archäologischen Denkmälern Band 24: Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz“
- Strasse der Römer auf visitmoselle.lu
Götterwelt: Lenus-Mars
Zuständigkeiten, Herkunft, Bezeichnungen:
Schreibweisen: Lenus, Laenus
Der gallo-römische Heil- und Stammesgott Lenus des keltischen Stammes der Treverer war einer der wichtigsten und bedeutsamsten einheimischen Götter im Eifel- und Moselraum bis nach Luxemburg. Seine Bedeutung in diesem Teil Galliens war so groß, daß sein Kult sich bald auch großer Beliebtheit unter den Römern erfreute. Im römischen Reich verbreitete sich Lenus-Mars auch über das Stammesgebiet der Treverer hinaus, was Weiheinschriften in Britannien belegen.
Im romanisierten Gallien wurde Lenus durch die Interpretatio Romana mit dem römischen Gott Mars identifiziert, was zu seiner Ausprägung als Lenus-Mars führte. Die besondere Bedeutung des Gottes ist auch durch die ungewöhnliche Tatsache ersichtlich, daß sein gallisches Epitheton zuerst genannt wird, während es ansonsten bei romanisierten Göttern üblich war, zuerst den römischen Namen zu nennen („Apollo Grannus“, „Merkur Cissonius“, „Jupiter-Ammon“).
In seiner Hauptfunktion ist Lenus-Mars ein Heilgott. Für ihn gab es gewaltige Heiligtümer mit medizinischen Heilquellen in Trier (der Kaiserstadt Augusta Treverorum, die seinerzeit die zweitgrößte Stadt des römischen Reichs war – deswegen auch „Rom des Nordens“ genannt) und auf dem Martberg (Mons Martis, „Marsberg“) an der Mosel. Beide Tempel wurden im römischen Reich zu überregional bedeutsamen Pilgerstätten, ihre Orte waren aber schon zu keltischer Zeit bedeutsame Heiligtümer. Das Quellheiligtum in Trier („Am Irmenwingert“) war schon vor der römischen Zeit ein religiöses Zentrum der Treverer, in dem neben dem Stammesgott Lenus auch Iovantucarus (in der Interpretatio Romana ebenfalls mit Mars gleichgesetzt), Ancamna (eine gallo-römische Quellgöttin) und die Xulsigiae (dreifache gallo-römische Quell- und Fruchtbarkeitsgöttinnen), später auch die Göttin Victoria verehrt wurden.
Ortschaften wie Cardena (das heutige Treis-Karden an der Mosel) am Fuße des Martbergs entstanden und blühten durch den Pilger-Tourismus. Cardena war ein Töpferort, in dem sich eine Töpferei an die nächste reihte, um in Massenproduktion Opfergaben wie billige Öllämpchen und Votivfiguren des Lenus-Mars zu produzieren. Auch das verdeutlicht die große Bedeutung dieses Heilgottes.
Nach römischer Sitte wurden an den einheimischen Heiligtümern steinerne Tempelanlagen errichtet. Beim Tempel auf dem Martberg handelt es sich um einen typisch gallo-römischen Umgangstempel, der die keltische Kultpraxis integrierte, ein Heiligtum zu umschreiten und dadurch die Akzeptanz bei der einheimischen Bevölkerung zu erhöhen. Die gallo-römische Kultanlage in Trier gilt in der Archäologie als „treverisches Nationalheiligtum mit monumentaler Ausstattung“. Neben Pilgerherbergen, Prozessionsstraße, Bädern, Tempel und Schreinen gab es sogar ein Kulttheater, das bei Kultfesten der Darstellung von Göttermythen diente.
Weitere Fundorte sind Welschbillig und Mersch (Luxemburg), wo der Militärtribun gleichzeitig die Funktion des Lenus-Mars-Priesters ausübte.
Lenus-Mars wird, trotz seiner Identifikation mit Mars, in erster Linie als Heilgott angesprochen. Neben Gesundheit, Heilung von Krankheiten und Verletzungen ist er auch generell für Glück und gutes Schicksal zuständig. Die Identifikation mit dem kriegerischen Mars und die Darstellung mit Rüstung, Schild und Speer wird so gedeutet, daß er seine Waffen und Kraft benutzt, um Krankheiten zu bekämpfen und abzuwehren, als auch vor Krankheit und Tod zu schützen.
Neben den Heiligtümern mit Heilquellen und Bädern belegen auch die Inschriften auf Weihetafeln die Funktion als Heilgott. Auf einem Weihestein auf dem Martberg bedankt sich Tychikos dafür, daß er von einem schweren Leiden geheilt wurde.
Eine Deutung des Ursprungs des Namens „Lenus“ liegt in den keltischen Worten „li-n-a“ („schmutzig, verschmutzen“), „li-no“ (Eiter), „li-no“ (Leinen) und „linomn“ (reinigen, entfernen). All diese Worte sind mit Wunden und Wundinfektionen assoziiert sowie dem Behandeln und Verbinden dieser Wunden. Der Ursprung des Lenus wird deshalb in einem Gott angenommen, der für die Heilung und Reinigung (infizierter) Wunden zuständig war, was seine Bedeutsamkeit sowohl für die ländliche Bevölkerung als auch für das Militär erklärt.
Attribute und Darstellungen
Neben Weiheinschriften wurden auch Statuen und Figuren des Lenus-Mars gefunden. Eine Bronzestatuette vom Martberg zeigt ihn als klassischen Krieger mit korinthischem Helm, Speer, Schild und Rüstung. Ein Relief aus Chedworth, Britannien zeigt ihn mit Axt und Speer.
Das Sockelfundament einer Statue aus Britannien zeigt, daß Lenus von einem großen Vogel begleitet wurde, möglicherweise einer Gans. Weitere Funde aus dieser Region belegen eine Verbindung des Gottes mit einer widderköpfigen Schlange, was ebenfalls als Symbol seiner Funktion als Heilgott gedeutet wird.
Opfergaben
Zahlreiche Funde auf dem Martberg zeigen, daß der keltische Opferbrauch, Münzen und Schmuck zu opfern, auch zu römischer Zeit fortgesetzt wurde. Es wurden Tausende von Münzen, Fibeln und Schmuckgegenständen gefunden. Daneben hielt der römische Brauch Einzug, tönerne Miniaturgefäße (wie Öllampen) und Figuren zu opfern, wovon zahlreiche Tonscherben zeugen.
Nach erfolgter Heilung war es unter wohlsituierteren Bürgern üblich, einen Weihestein zu stiften, auf dem man seinen Dank zum Ausdruck bringt (wie man es noch heute von Weihetafeln aus katholischen Kirchen kennt („Maria hat geholfen“).
Sonstiges
Während von der Tempelanlage in Trier nichts mehr zu sehen ist, wurde der Tempel auf dem Martberg teilrekonstruiert. Der Umgangstempel wurde komplett wieder aufgebaut und auch von innen im römischen Stil bemalt. Es gibt eine (moderne) Holzstatue des Lenus-Mars sowie einen Weihealtar, auf dem Opfergaben, vor allem Münzen, abgelegt werden können (und werden). Auf dem Bergrücken, der einst ein bedeutendes keltisches Oppidium war, sind neben den römischen Tempelgebäuden auch rekonstruierte keltische Bauten in einen kleinen archäologischen Park integriert. Für weiterführende Informationen empfehlen wir Euch unseren Artikel zum Martberg.
Götterwelt: Intarabus
Zuständigkeiten, Herkunft und Bezeichnungen:
Intarabus ist ein ursprünglich gallischer (keltischer) Gott der Treverer, der lokal im Raum Luxemburg bis hinein in die Südeifel und nach Belgien verehrt wurde. Andere Schreibweisen sind Entarabus oder Interabus, jedoch ist die Schreibweise Intarabus am häufigsten auf Weihesteinen und in Inschriften zu finden.
Da man im Römischen Reich der Ansicht war, daß lokale Gottheiten der Provinzen in ihrer Region besonders stark waren und viel Einfluß hatten – oft mehr Einfluß, als die Götter im fernen Rom -, war es üblich, sie dem Römischen Pantheon hinzuzufügen und sie an Ort und Stelle ebenfalls zu verehren und anzurufen. In der Interpretatio Romana setzte man Intarabus deswegen, wie den ebenfalls gallisch-treverischen Heilgott Lenus, unter anderem mit dem römischen Gott Mars gleich und verehrte ihn als Mars-Intarabus, wobei auch häufig römische Inschriften ohne den Zusatz „Mars“ zu finden sind.
In seiner Ikonographie und äußeren Erscheinungsform ähnelt Intarabus allerdings eher dem römischen Gott Silvanus als dem klassischen Mars, er teilt sich mit beiden die Funktion als Beschützer der Felder und der Landwirtschaft, sowie als Beschützer von Grenzen, so daß er von seinen Zuständigkeiten und seiner Erscheinung her im Bereich zwischen diesen beiden Göttern angesiedelt werden kann. Auch wurden beide Götter im römischen Reich zusammen als Vegetationsgott „Mars-Silvanus“ verehrt, so daß eine Zuordnung von Intarabus zu diesem Aspekt wahrscheinlich ist.
Es wurden bislang neun Weiheinschriften für Intarabus gefunden, unter anderem auf einer Statue in Foy (nahe Bastogne), in Niersbach, Dalheim, Echternach und Ernzen. Erstmalig entdeckt wurde er im Jahr 1862 in Noville-lez-Bastogne, wo er mit dem Genius Ollodagus der Treverer gleichgesetzt wurde, aber auch unter dem Namen Intarabus erscheint. Das deutet darauf hin, daß Intarabus möglicherweise auch die Tutelargottheit einer der drei Unterstämme der Treverer war. Die Gleichsetzung mit Mars erfolgte auf einer Inschrift aus Trier.
In Mackwiller (römisch: Mediomatrici) trägt er den Beinamen Narius. Hier wurde er als Genius Loci und Quellgott Narius-Intarabus verehrt. Ebenfalls in dieser Region wurde ein Mithräum entdeckt, das aufgrund einer Inschrift die gemeinsame Verehrung von Mithras und Narius-Intarabus belegt. Dieses Mithräum wurde im 3. Jahrhundert zerstört und an seiner Stelle wieder ein traditioneller gallischer Umgangstempel für Narius-Intarabus errichtet, was bedeutet, daß der exotische (und vor allem unter Legionären verbreitete) Mithraskult zugunsten der einheimischen gallischen Lokalgottheit wieder aufgegeben wurde.
In Echternach war, wie Inschriften zeigen, das örtliche Theater dem Intarabus gewidmet. Aus Dalheim stammt ein Silberring mit der Inschrift „Intarabo“ (Dativ für Interabus).
In Ernzen wurde ein Weihetempel, eine Aedicula, entdeckt, in der ein Stifter ein lebensgroßes Standbild oder Relief des Gottes Intarabus aufgestellt hatte. Dieser Tempel wurde (in einer umstrittenen Weise) im Dorf Ernzen rekonstruiert und kann frei besichtigt werden.
Intarabus wurde wahrscheinlich auch im großen Lenus-Mars-Tempel am Irmenwingert in Trier verehrt.
Die Herkunft des Namens Intarabus gilt unter Keltologen als ungeklärt, Indizien sprechen für eine Herkunft aus den protokeltischen Wörtern „entar“ (zwischen) und „abus“ (Fluß), was für eine Deutung als „zwischen den Flüssen“ spricht. Das würde seine Funktion als Genius Loci und Quellgott unterstreichen. Sicher ist diese Namensdeutung jedoch nicht, so daß man sie nach aktuellem Forschungsstand als „ungeklärt“ betrachtet.
Attribute und Darstellungen:
In Foy-Noville (Belgien) wurde eine Statue gefunden, die durch die Inschrift eindeutig als „Deo Intarabo“ identifiziert werden konnte.
Sie zeigt den Gott als bartlosen, langhaarigen jungen Mann, der in eine Tunika gekleidet ist. Um die Schultern trägt er ein Wolfsfell. Seine rechte Hand ist erhoben, jedoch fehlt das, was er in der Hand hielt. Aus der Handhaltung jedoch wird angenommen, daß es sich um einen Speer o.ä. handelte.
Opfergaben, Cultus, sonstiges:

Rekonstruktionszeichnung der Aedicula nach Hubertus Backes, „Archäologie und Geschichte des Ferschweiler Plateaus“
Es ist unbekannt, welche Gaben Intarabus geopfert wurden, da es keine schriftlichen Aufzeichnungen zum Kult gibt und auch keine Bilder existieren, die Kulthandlungen für diesen Gott zeigen.
In seiner Hauptfunktion als Beschützer der Felder und Grenzen sowie als Gott der Landwirtschaft kann angenommen (jedoch nicht belegt!) werden, daß er, wie Silvanus, vor allem auf dem Lande verehrt wurde, im Rahmen von bäuerlichen Festen und im privaten Kult und entsprechende Gaben erhielt.
Cato empfiehlt in seinem Buch „Vom Landbau“ für ein Opfer an Silvanus-Mars eine Mischung aus „Dinkel, Speck, Fleisch und Wein“, das sowohl von einem Sklaven als auch von einem Freien gebracht werden konnte (jedoch durften keine Frauen zugegen sein), und das dafür sorgen sollte, daß die Rinder gesund blieben. So kann man in einem rekonstruktionistischen Ansatz auch von Getreide oder einfacher ländlicher Kost als typischen Opfergaben für Intarabus ausgehen.
Antike Stätten: Archäologiepark Römische Villa Borg
Anschrift:
Archäologiepark Römische Villa Borg, Meeswald 1, 66706 Perl-Borg
Anfahrt:
Der Archäologiepark liegt im Saarland an der Obermosel – im Dreiländereck, direkt an den Ländergrenzen zu Luxemburg und Frankreich (Lothringen). Bei Anreise mit dem Auto empfiehlt sich ein Abstecher über den Nachbarort Schengen in Luxemburg, da man dort enorm günstig tanken kann!
Perl ist von Deutschland aus über die A8 zu erreichen, von Luxemburg aus über die luxemburgische A13 und von Frankreich aus über die B419. Die Villa Borg liegt etwas außerhalb der Ortschaft Perl im Stadtteil Borg auf dem 355 Meter hohen Saargau, ist aber ausgeschildert und die Anschrift wird mit einem Navi problemlos gefunden.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Archäologiepark nicht ohne weiteres zu erreichen, es gibt keine direkte Anbindung mit Bus oder Bahn. Der Ort Perl hat einen Bahnhof, der auch grenzüberschreitend bedient wird. Regelmäßige Zugverbindungen bestehen aus Trier und Wittlich, Verbindungen aus Metz und Thionville verkehren aber nur am Wochenende. Linienbusse verkehren aus Luxemburg, Merzig und Saarlouis, aber selbst von der Bushaltestelle in Borg sind es noch gut 2 Kilometer bis zur Villa.
Von Perl-Bahnhof aus sind es etwa 10 Kilometer bis zur Villa Borg. Für Wanderfreunde verläuft hier der sehr gut ausgebaute Saar-Hunsrück-Steig, der direkt am Archäologiepark vorbei führt.
Hintergrund:
Bereits vor über hundert Jahren deuteten archäologische Funde auf dem Saargau darauf hin, daß sich hier einst ein römisches Landgut mit einer Villa Rustica befunden hatte. In der Bevölkerung war der Ort lange bekannt, da man ihn jahrhundertelang als Steinbruch benutzte, um die Häuser der Umgebung zu errichten.
Ab 1987 wurde mit planmäßigen Ausgrabungen begonnen. Als man feststellte, daß die Funde so gut waren, daß Lage und Aufbau des 7,5 ha großen Landgutes samt Herrenhaus und Wirtschaftsgebäuden nachvollzogen werden konnte, beschloß man 1994 nach Fachtagungen und unter Konsultierung internationaler Experten und im Einvernehmen mit dem Staatlichen Konservatoramt, die römische Villa auf der Grundlage der Ausgrabungsergebnisse komplett zu rekonstruieren und zu einem archäologischen Park mit Museum auszubauen.
Anspruch des Parks ist es, den Besuchern eine Vorstellung der unterschiedlichen Aspekte des römischen Landlebens in der gallischen Provinz zu vermitteln.
Beim Wiederaufbau der Anlage versuchte man, so nah wie möglich am archäologisch belegten Originalzustand zu bleiben und die antike Architektur nachzuempfinden. Da die Grabungen noch nicht abgeschlossen sind, kommen laufend neue Erkenntnisse hinzu, die ebenfalls in den Archäologiepark einfließen.
Die Gegend im heutigen Dreiländereck war zu römischer Zeit dicht besiedelt. Zahlreiche Funde von römischen Landgütern und Villen überall in der Grenzregion belegen die hohe Dichte an landwirtschaftlichen Betrieben. Ein weiterer berühmter Fund ist die nahegelegene Villa Nennig, ebenfalls zu Perl gehörig, in der ein hervorragend erhaltenes Fußbodenmosaik gefunden wurde.
Auch wenn die Villa Borg heute eher abgelegen ist, zu römischer Zeit lag sie direkt an der stark bereisten Fernstraße Trier – Metz. Die Hügelkuppe, auf der das Landgut lag, war zuvor bereits von keltischen Einheimischen besiedelt gewesen, wie Funde aus den Jahren 85-25 v.Chr. beweisen. Die Villa wurde auf keltischem Fundament aus Holzpfahlbauweise (ca. 100 v. Chr). errichtet, was für die Archäologen auf Besitzkontinuitiät, d.h. eine kontinuierliche Besiedlung durch eine Familie hindeutet.
Im frühen 1. Jahrhundert n.Chr. wurde an dieser Stelle ein Gebäude in Fachwerktechnik errichtet, das um die Jahrhundertmitte schließlich durch ein großes Haus in römischer Steinbauweise ersetzt wurde. Immer wieder wurde das Gebäude erweitert und mit Nebengebäuden ergänzt.
Funde belegen, daß das Landgut bis zum 5. Jahrhundert n.Chr. bewohnt war. Ob es darüber hinaus genutzt wurde, läßt sich aufgrund der Fundlage bislang noch nicht bestimmen.
Die Grabungen sind zum Teil abgeschlossen und die Ergebnisse publiziert, zum Teil wird neben den laufenden Grabungen auch in anderen Disziplinen geforscht. Im Bereich der Paläobotanik liefern Pflanzenreste Hinweise auf antiken Landbau und Ernährung. Geophysikalische Untersuchungen (Luftbilder, Magnetfeldschweremessungen) dienen dazu, bislang verborgene weitere Mauerverläufe zu finden. Die Zoologie untersucht, welche Haus- und Nutztiere auf dem Landgut gehalten wurden (Schafe, Schweine, Ziegen, Pferde und Rinder) und welche Wildtiere es in der Umgebung gab (Hasen, Rehe, Hirsche, Wildschweine, Auerochsen und Wölfe).
Außerdem wird auf dem Gelände ein Glasofenexperiment durchgeführt, bei dem ein römischer Glasofen sowie ein Kühlofen nachgebaut wurden, in denen römische Techniken zur Glasherstellung erforscht werden.
Beschreibung:
Die rekonstruierte Villa wurde auf den Original-Fundamenten errichtet, so daß die Lage der Mauern und Räume authentisch ist.
Bei der Rekonstruktion einigte man sich auf die Darstellung der Bauphase, in der das Landgut seine größte Ausdehnung hatte – die Zeit zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert n.Chr. Dabei sind die Gebäude nicht nur von außen komplett wiederaufgebaut worden, sondern zum Teil auch von innen, um dem Besucher einen guten Eindruck gehobener römischer Wohnkultur zu vermitteln.
Zu den rekonstruierten Gebäuden und Anlagen gehört ein Torhof samt Gartenmauer, der seinerzeit den Wirtschaftsbereich (pars rustica) vom Gartenbereich (pars urbana) trennte. Dieser Torhof lag direkt an der römischen Schnellstraße.
Das sicherlich beeindruckendste Gebäude ist das zweistöckige Herrenhaus im mediterranen Stil mit einem 100 qm großem Empfangssaal, Kassettendecke, Säulen und Gesimsen sowie Marmordekoration. Auch die Grundrisse entsprechen exakt dem archäologischen Fund, da sich alle Mauern und Räume auf den Original-Fundamenten befinden. Das ursprüngliche Herrenhaus verfügte auch über ein Fußbodenmosaik, das allerdings nicht rekonstruiert wurde (hier wird der Besucher auf die nahegelegene Villa Nennig mit erhaltenen Original-Mosaik verwiesen). Die Wände des Empfangssaales wurden, wie zu römischer Zeit üblich, bemalt.
Das Mobiliar der Villa, Türen, Fenster und sonstige Inneneinrichtung sind nach antiken Vorlagen gebaut.
Im Inneren des Herrenhauses befindet sich ein Museum, in dem Fundstücke aus der Villa Borg und Umgebung präsentiert werden, sowie Infotafeln, die über die Hintergründe des Landgutes informieren. Das Museum ist gut in die Gebäude integriert. Die Sammlung des Museums ist sehenswert und vielseitig, insbesondere im Bereich der Grabbeigaben finden sich hier einige ausgesprochen interessante und vollständige Zusammenstellungen.
Im oberen Stockwerk des Herrenhauses gibt es auch einiges für Kinder, wie römische Spiele und ein „Götterquiz“, bei dem man römische Götter ihren Attributen zuordnen kann.
Ebenfalls rekonstruiert – samt Inneneinrichtung und Wanddekorationen – wurde ein Villenbad, die private Therme der Herrschaftsfamilie. Die Bäder in Borg erstrecken sich über mehrere Räume, beginnend mit einem Windfang, einem Auskleideraum (apodyterium), dem Kaltbad (frigarium), Heißbad (caldarium) mit Löwenkopfbrunnen, einem Ruheraum und einem Laubad (tepidarium). Die Bemalung der Räume basiert auf Mauerrestfunden, die Meerestiere und Fische zeigten. Die Räume wurden mit viel Liebe zum Detail rekonstruiert, mitsamt Badeutensilien, Möbeln und Regalen. Die Bemalung ist stimmungsvoll und es wird ein ausgezeichneter Eindruck eines römischen Bades vermittelt. Zum Teil ist auch ein Blick in die Hypokausten der freigelegten Fußbodenheizung möglich, mit der das Bad und die Villa geheizt wurde.
Das Bad ist funktionsfähig und es wurden dort zu Beginn auch römische Badenächte abgehalten; diese öffentlichen Veranstaltungen wurden jedoch behördlich untersagt, da sie nicht den modernen Vorschriften für Badeanlagen entsprechen, denn es gibt – natürlich – keine Umwälzpumpen.
Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurde nur von außen authentisch rekonstruiert; innen befindet sich ein moderner Veranstaltungs- und Vortragsraum.
Eine komplett ausgestattete römische Küche mit Vorratskammer und Backöfen schließt sich an den Badebereich an. Sie ist funktionsfähig und wird für Kurse und Veranstaltungen (wie Kochvorführungen oder römisches Brotbacken) genutzt. In der Vorratskammer hängen und stehen zahlreiche Dinge, wie sie für römische Küchen typisch waren, von Amphoren über Gefäße, Geschirr und Werkzeuge, sowie Lebensmittel und Zutaten aller Art.
Zum Gelände gehören auch sechs römische Gärten, die zum grenzüberschreitenden EU-Projekt „Gärten ohne Grenzen“ gehören, darunter ein Kräutergarten, Gemüse- und Blumengarten. Sie können beim Besuch der Villa ebenfalls durchwandert werden.
Auf dem Gelände gibt es auch eine römische Taverne, d. h. ein Restaurant im römischen Stil, in der sowohl römisches Essen nach Originalrezepten des Apicius als auch regionale Gerichte angeboten werden. Auch hier entspricht die Einrichtung dem Stil eines römischen Gasthauses, so daß das Essen auf jeden Fall ein Erlebnis wird. Die Taverne umfaßt auch einen Saal im römischen Ambiente für 100 Personen, in dem Feiern abgehalten werden können.
Das Außengelände ist sehr gepflegt und vermittelt eine ausgezeichnete Vorstellung über das Aussehen und den Aufbau eines römischen Landgutes. Während in der (ebenfalls sehr sehenswerten) Römervilla Ahrweiler, die ein ähnliches Landgut war, nur die Mauerreste konserviert wurden, verleiht die Tatsache, daß die komplette Villa samt Herrenhaus originalgetreu wieder aufgebaut wurde, natürlich noch einmal ein ganz anderes Bild.
Das Herrschaftshaus dominiert natürlich, aber das übrige Gelände ist ebenfalls sehr sehenswert mit seinem Teich, Brücke, Brunnen und Gärten sowie allen anderen Annehmlichkeiten, die man sich auf dem Lande gönnte. Diese Villa muß man wirklich einmal gesehen haben, denn kein anderer Ort vermittelt eine so anschauliche Vorstellung zivilen Landlebens und der hohen Wohn- und Lebensqualität einer wohlhabenden Familie im Römischen Reich.
Weiterführende Informationen:
- Offizielle Website der Villa Borg, mit vielen Hintergrundinformationen
- Archäologiepark Römische Villa Borg, Infoseite des Verbandes Saar-Tourismus
Öffnungszeiten:
Die Villa Borg ist im Dezember und Januar geschlossen. In den Monaten Februar, März und November ist sie täglich (außer montags) von 11-16h geöffnet. In der Sommersaison April bis Oktober ist sie täglich (außer montags) von 10-18h geöffnet.
Sonderveranstaltungen sowie private Veranstaltungen und Feiern sind nach Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich, z.B. Hochzeiten, Tagungen und Familienfeiern.
Eintrittspreise und Führungen:
Erwachsene 6€, ermäßigter Eintritt 4€ (Studenten, Behinderte, Schüler). Kinder bis 14 Jahre 2€, Kinder bis 6 Jahre frei. Es gibt auch eine Familienkarte für 12€ (2 Erwachsene mit Kindern unter 14 Jahre).
Öffentliche Führungen durch die Villenanlage finden an festgelegten Terminen statt, die der Website der Villa Borg zu entnehmen sind.
Außerdem werden zweistündige Erlebnisführungen durch die Villa angeboten, die allerdings für Gruppen gebucht werden müssen. Hierbei hat man die Wahl zwischen dem Haussklaven Jatros, dem Legionär Tiberius, dem Immobilienmakler Gaius, dem Gutsverwalter Vilicius und Hausherrin Valentina. Für Gruppen besteht außerdem die Möglichkeit, eine Eselswanderung zur Villa Borg zu unternehmen.
Im Rahmen des jährlichen Römerfestes im August werden die öffentlichen Führungen, sowie die Erlebnisführungen ohne Aufpreis als Teil der Veranstaltung durchgeführt.
Der griechische Sklave Jatros, der „Pfeilspitzen-Entferner“, war Arzt in den Rheinlegionen, entkam den Löwen im Amphitheater und wurde schließlich als Sklave auf dem Markt an die Hausherrin der Villa Borg für 600 Silberdenare verkauft.
Hausherrin Valentina kehrt von ihrer Reise aus Trier zurück und erzählt auf ihrer Führung über die neuste Frisuren- und Kleidermode in der Großstadt, von ihren Rechten und Pflichten als römische Matrona, von ihrer Amme, dem Schulunterricht ihrer Kinder, den Geschäften ihres Mannes und über alles, was eine Hausherrin in ihrem Leben beschäftigt.
Wir haben an der Führung durch den Sklaven Jatros teilgenommen und waren begeistert! Es war sicherlich die kurioseste Führung, die wir jemals in einer römischen Stätte mitgemacht haben, machte aber wirklich Spaß. Jatros redet mit so viel Elan und persönlicher Begeisterung und reißt dabei so mit, daß die Zeit wie im Flug vergeht. Immer wieder weiß er zu überraschen, zum Beispiel, wenn er plötzlich eine Vitrine im Museum aufschließt, einen anschaut und meint: „Sie haben bestimmt noch nie eine 2000 Jahre alte Graburne in der Hand gehalten, oder?“ und man sich dann plötzlich mit einem Originalfund in der Hand wiederfindet, den man so sonst nirgendwo berühren darf. Wer die Gelegenheit hat, diese Führung mitzumachen oder auf das Römerfest zu kommen, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.
Sonstiges:
Einmal jährlich im August findet das zweitägige Römerfest statt. Es ist eines der größten Römerfeste in Deutschland und das Ambiente und die Kulisse in der Villenanlage sind natürlich perfekt für eine solche Veranstaltung geeignet.
Es gibt dort ein Römerlager, in dem römische Militärgruppen ihren Alltag in der Legion, Landvermessung, Exerzierübungen und Waffentechniken zeigen. Die Mitglieder dieser Gruppen sind sehr gut informiert und sprechen gerne und begeistert über den Alltag in der römischen Legion. Auch Fragen können hier gerne gestellt werden.
Des weiteren gibt es Vorführungen römischer Mode durch die Jahrhunderte (von der Frühzeit der Republik bis zur späten Kaiserzeit), Gladiatorenkämpfe, sowie weitere Vorführungen. Im Jahr 2013 zum Beispiel wurde keltische Reiterei (durch Eporedos, eine Gruppe für historische Reitkunst) gezeigt und der Kampf vom Pferde gegen einen Fußsoldaten demonstriert. Es gibt auch Autorenlesungen, kostenlose Führungen, römisches Essen und Trinken und, was insbesondere für den Cultor interessant ist, zahlreiche Händler und Handwerker, die ihr Können in antiken Handwerkstechniken zeigen und ihre Produkte auch verkaufen. Hier ist der ideale Ort, um sich mit Repliken aller Art, aber auch römischem Alltagsgeschirr, Öllampen und sonstigem einzudecken. Die Preise sind fair und angemessen.
Des weiteren finden immer wieder Veranstaltungen statt, zum Beispiel „Brot backen wie in der Antike“, Fackelwanderungen, Glasofentage, Schmieden und Töpfern (Mitmachen erwünscht!).
Gäste können sich auch römische Tuniken ausleihen und darin durch das Gelände spazieren!
Regelmäßig und auf Anfrage führt das archäologische Team durch die aktuellen Ausgrabungen und informiert über den Stand der Forschung.
Das Gelände ist weitgehend behindertengerecht, bis auf die oberen Etagen des Herrenhauses.
Durch die Nähe zu Frankreich und Luxemburg und die grenzüberschreitenden archäologischen Projekte, zu denen die Villa Borg gehört, wird hier auch französisch gesprochen und verstanden.
Fotografieren und Filmen ohne Stativ für private Zwecke ist erlaubt. Der Überflug mit Drohnen ist nicht gestattet und für kommerzielle Zwecke muß eine Sondererlaubnis beantragt werden.
Unser besonderer Reisetipp: Ein Besuch der Villa Borg ist gut mit dem Besuch der Villa Nenning, dem Grabtumulus von Nennig sowie einem Besuch des Mercurius-Tempels in Tawern zu verbinden. Auch gibt es jenseits der Grenze in Luxemburg viele interessante antike römische Stätten, zB. in Dalheim und Remich.