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Götterwelt: Intarabus

Zuständigkeiten, Herkunft und Bezeichnungen:

Intarabus ist ein ursprünglich gallischer (keltischer) Gott der Treverer, der lokal im Raum Luxemburg bis hinein in die Südeifel und nach Belgien verehrt wurde. Andere Schreibweisen sind Entarabus oder Interabus, jedoch ist die Schreibweise Intarabus am häufigsten auf Weihesteinen und in Inschriften zu finden.

Statue des Intarabus (heute im Museum in Arlon)

Statue des Intarabus (heute im Museum in Arlon)

Da man im Römischen Reich der Ansicht war, daß lokale Gottheiten der Provinzen in ihrer Region besonders stark waren und viel Einfluß hatten – oft mehr Einfluß, als die Götter im fernen Rom -, war es üblich, sie dem Römischen Pantheon hinzuzufügen und sie an Ort und Stelle ebenfalls zu verehren und anzurufen. In der Interpretatio Romana setzte man Intarabus deswegen, wie den ebenfalls gallisch-treverischen Heilgott Lenus, unter anderem mit dem römischen Gott Mars gleich und verehrte ihn als Mars-Intarabus, wobei auch häufig römische Inschriften ohne den Zusatz „Mars“ zu finden sind.

In seiner Ikonographie und äußeren Erscheinungsform ähnelt Intarabus allerdings eher dem römischen Gott Silvanus als dem klassischen Mars, er teilt sich mit beiden die Funktion als Beschützer der Felder und der Landwirtschaft, sowie als Beschützer von Grenzen, so daß er von seinen Zuständigkeiten und seiner Erscheinung her im Bereich zwischen diesen beiden Göttern angesiedelt werden kann. Auch wurden beide Götter im römischen Reich zusammen als Vegetationsgott „Mars-Silvanus“ verehrt, so daß eine Zuordnung von Intarabus zu diesem Aspekt wahrscheinlich ist.

Es wurden bislang neun Weiheinschriften für Intarabus gefunden, unter anderem auf einer Statue in Foy (nahe Bastogne), in Niersbach, Dalheim, Echternach und Ernzen. Erstmalig entdeckt wurde er im Jahr 1862 in Noville-lez-Bastogne, wo er mit dem Genius Ollodagus der Treverer gleichgesetzt wurde, aber auch unter dem Namen Intarabus erscheint. Das deutet darauf hin, daß Intarabus möglicherweise auch die Tutelargottheit einer der drei Unterstämme der Treverer war. Die Gleichsetzung mit Mars erfolgte auf einer Inschrift aus Trier.

Das Intarabus- Weihedenkmal von Ernzen

Das Intarabus- Weihedenkmal von Ernzen

In Mackwiller (römisch: Mediomatrici) trägt er den Beinamen Narius. Hier wurde er als Genius Loci und Quellgott Narius-Intarabus verehrt. Ebenfalls in dieser Region wurde ein Mithräum entdeckt, das aufgrund einer Inschrift die gemeinsame Verehrung von Mithras und Narius-Intarabus belegt. Dieses Mithräum wurde im 3. Jahrhundert zerstört und an seiner Stelle wieder ein traditioneller gallischer Umgangstempel für Narius-Intarabus errichtet, was bedeutet, daß der exotische (und vor allem unter Legionären verbreitete) Mithraskult zugunsten der einheimischen gallischen Lokalgottheit wieder aufgegeben wurde.

In Echternach war, wie Inschriften zeigen, das örtliche Theater dem Intarabus gewidmet. Aus Dalheim stammt ein Silberring mit der Inschrift „Intarabo“ (Dativ für Interabus).

In Ernzen wurde ein Weihetempel, eine Aedicula, entdeckt, in der ein Stifter ein lebensgroßes Standbild oder Relief des Gottes Intarabus aufgestellt hatte. Dieser Tempel wurde (in einer umstrittenen Weise) im Dorf Ernzen rekonstruiert und kann frei besichtigt werden.

Intarabus wurde wahrscheinlich auch im großen Lenus-Mars-Tempel am Irmenwingert in Trier verehrt.

Die Herkunft des Namens Intarabus gilt unter Keltologen als ungeklärt, Indizien sprechen für eine Herkunft aus den protokeltischen Wörtern „entar“ (zwischen) und „abus“ (Fluß), was für eine Deutung als „zwischen den Flüssen“ spricht. Das würde seine Funktion als Genius Loci und Quellgott unterstreichen. Sicher ist diese Namensdeutung jedoch nicht, so daß man sie nach aktuellem Forschungsstand als „ungeklärt“ betrachtet.

Attribute und Darstellungen:

In Foy-Noville (Belgien) wurde eine Statue gefunden, die durch die Inschrift eindeutig als „Deo Intarabo“ identifiziert werden konnte.

Sie zeigt den Gott als bartlosen, langhaarigen jungen Mann, der in eine Tunika gekleidet ist. Um die Schultern trägt er ein Wolfsfell. Seine rechte Hand ist erhoben, jedoch fehlt das, was er in der Hand hielt. Aus der Handhaltung jedoch wird angenommen, daß es sich um einen Speer o.ä. handelte.

Opfergaben, Cultus, sonstiges:

Rekonstruktionszeichnung der Aedicula nach Hubertus Backes,

Rekonstruktionszeichnung der Aedicula nach Hubertus Backes, „Archäologie und Geschichte des Ferschweiler Plateaus“

Es ist unbekannt, welche Gaben Intarabus geopfert wurden, da es keine schriftlichen Aufzeichnungen zum Kult gibt und auch keine Bilder existieren, die Kulthandlungen für diesen Gott zeigen.

In seiner Hauptfunktion als Beschützer der Felder und Grenzen sowie als Gott der Landwirtschaft kann angenommen (jedoch nicht belegt!) werden, daß er, wie Silvanus, vor allem auf dem Lande verehrt wurde, im Rahmen von bäuerlichen Festen und im privaten Kult und entsprechende Gaben erhielt.

Cato empfiehlt in seinem Buch „Vom Landbau“ für ein Opfer an Silvanus-Mars eine Mischung aus „Dinkel, Speck, Fleisch und Wein“, das sowohl von einem Sklaven als auch von einem Freien gebracht werden konnte (jedoch durften keine Frauen zugegen sein), und das dafür sorgen sollte, daß die Rinder gesund blieben. So kann man in einem rekonstruktionistischen Ansatz auch von Getreide oder einfacher ländlicher Kost als typischen Opfergaben für Intarabus ausgehen.

Götterwelt: Vulcanus

Herkunft, Zuständigkeiten und Bezeichnungen:

Vulcanus in typischer Darstellung mit spitzem Hut und Hammer (Landesmuseum Mainz, 2013)

Vulcanus in typischer Darstellung mit spitzem Hut und Hammer (Landesmuseum Mainz, 2013)

Eingedeutschter Name: Vulkan. Andere Bezeichnungen: Volcanus. Griechisch: Hephaestos / Hephaistos, Etruskisch: Sethlans / Velchans.

Er wird zu den Dei Consentes gerechnet, den 12 höchsten Göttern.

Der Gott Vulcanus ist ursprünglich einer der ältesten römischen Urgötter, der bereits aus der vorrepublikanischen Zeit im Zusammenhang mit dem sabinischen König Titus Tatius (748 v.Chr.) und dem legendären Stadtgrüner Romulus erwähnt wurde. Er ist wahrscheinlich etruskischen Ursprungs.

Auch sein Name stammt aus dem Etruskischen und ist die latinisierte Form von Sethlans / Velchans. In der etruskischen Religion war Sethlans der Gott des Feuers, der Schmiede, der Metallverarbeitung und des Handwerks allgemein. Seine Attribute in der etruskischen Kunst entsprechen den späteren Attributen des Gottes Vulcanus: Hammer und Zange des Schmiedes, sowie die typische spitz zulaufende Kappe (Pileus).

Wie sein etruskischer Vorläufer, so ist auch Vulcanus der Gott des Feuers (auch des Feuers aus Vulkanen!), der Schmiede und aller Berufsgruppen, die auf das Feuer zur Bearbeitung von Metallen angewiesen sind, wie Münzpräger und Bronzegießer.

Sein Schrein (Vulcanal) befand sich auf dem Forum Romanum und stammt ebenfalls noch aus römischen Anfangszeiten im 7. Jahrhundert v.Chr., wo seine Verehrung gleichzeitig mit der Verehrung der ebenfalls urrömischen Göttin Vesta (als Hüterin des kontrollierten Feuers) eine zentrale Rolle im Staatsgeschehen spielte. Da sein Schrein nach etruskischem Brauch außerhalb der Stadt errichtet werden sollte, ist anzunehmen, daß er zur Zeit seiner Erbauung noch außerhalb der Stadtgrenzen des damaligen Roms lag und erst im Laufe der Jahrhunderte in das Zentrum der aufstrebenden Stadt geriet, die um ihn herum wuchs.

Nach der Eroberung Griechenlands durch die Römer im Jahre 146 v. Chr. erfolgte nachträglich eine sukzessive Gleichsetzung des alten Gottes Vulcanus mit dem griechischen Gott Hephaestos (Hephaistos), die so bildgenau erfolgte, daß neben den zusätzliche Attributen und Zuständigkeiten auch der griechische mythologische Hintergrund samt Lebensgeschichte und die körperliche Erscheinung übernommen wurde.

Vulcanus, Darstellung aus Köln (200 n.Chr), Rheinisches Landesmuseum Bonn

Vulcanus, Darstellung aus Köln (200 n.Chr), Rheinisches Landesmuseum Bonn

Dieses Bild des „neuen“ Vulcanus setzte sich so stark durch und fand so weite Verbreitung, daß nur wenige Informationen über seine urrömische Vorgängergestalt erhalten geblieben sind und es kaum möglich ist, darunter den ursprünglichen Gott Vulcanus zu rekonstruieren. Ein verbliebener Unterschied zum griechischen Gegenstück ist die Tatsache, daß man Vulcanus stärker auch dem zerstörerischen, unkontrollierten Feuer zuordnete und nicht nur dem nutzbar gemachten Feuer der Schmiede und Handwerker, als es bei Hephaestus der Fall ist.

Mit der Identifikation mit dem griechischen Gott Hephaestus gingen auch Erweiterungen seiner Zuständigkeiten einher, die aus der nun mit diesem Gott verbundenen Mythologie resultierten. Nunmehr zum Sohn von Jupiter und Juno erklärt, wurde Vulcanus als Kind aufgrund seiner Häßlichkeit von seiner eigenen Mutter Juno vom Olymp geworfen, da die Götter sich über ihn lustig machten. Dieser Sturz verletzt das Kind am Bein, so daß es zeitlebens hinken würde (in den römischen Darstellungen hat Vulcanus deshalb auch oft einen verkrüppelten Fuß). Er stürzt in das Meer, wo er von der Meeresgöttin Thetis aufgezogen wird. Unter ihrer Anleitung wird er zu einem hervorragenden Schmied und mit Hilfe dieser Fähigkeit nimmt er Rache an Juno, die ihn nach wie vor als ihren Sohn verleugnet: er konstruiert einen besonderen Thron, der Juno mit unsichtbaren Fesseln umschließt und festhält, bis sie sich bereit erklärt, ihn wieder in den Status eines Gottes zu erheben – was sie nach Tagen der Gefangenschaft unter Protest tut.

Vulcanus wird zum Schmied für die Götter, der ihre wichtigsten Waffen und Werkzeuge herstellt: Das Blitzzepter des Jupiter, Rüstung und Pfeile des Apollo, den Helm und die Sandalen des Mercurius, sowie viele Waffen und Rüstungen für die berühmten Helden der Mythologie. Daneben wird er, zusammen mit anderen Göttern, zum Beschützer vor Feuersbrünsten, insbesondere dem Schutz der Getreideernte vor Brand. In der römischen Religion ordnet man ihm sowohl den zerstörerischen als auch den fruchtbar machenden Effekt des ungebändigten Feuers zu.

Seine Schmiede stand unter dem Vulkan Ätna auf Sizilien oder unter der liparischen Insel Volcano im Thyrrenischen Meer vor der Küste Siziliens. Wenn er wütend war (zum Beispiel auf seine untreue Ehefrau Venus), so sagte die Legende, schlug er so erzürnt auf das glühende Metall auf seinem Amboss ein, daß der Vulkan Rauch und Feuer spuckte.

Sein bekanntester Beiname war „Mulcibor“ (Schmelzer von Metallen). Sein Name „Vulcanus“ wurde im Lateinischen auch im übertragenen Sinne als Synonym für Feuer verwendet.

Sphäre:

Feurig (zerstörisches und unkontrolliertes Feuer)

Attribute und Darstellungen:

Die typische Darstellung zeigt Vulcanus mit einem verkrüppelten Fuß, dazu mit einem Hammer in der Hand sowie einem spitz zulaufenden Filzhut. Nicht immer sind alle Attribute gleichzeitig dargestellt. Oft zeigen ihn Darstellungen als Schmied am Amboss während der Arbeit, meist in einem kurzen, typischen Arbeitsgewand. Er wird manchmal in Gebäuden und umgeben von Mauern dargestellt.

Portrait des Gottes mit Pileus und Zange auf einer Münze aus Aesernia, ca. 260 v. Chr

Portrait des Gottes mit Pileus und Zange auf einer Münze aus Aesernia, ca. 260 v. Chr

Häufige Darstellungen, vor allem auf Münzen, zeigen ihn zusammen mit seinen klassischen Attributen Hammer, Zange, Amboss, umgeben von dem Feuer einer Schmiede und gekrönt mit einem Lorbeerkranz. In Portraits ist er an seinem typischen spitzen Hut zu erkennen.

Ihm geweiht waren außerdem die Fichten sowie das Eisen.

Opfergaben: 

Eine typische Opfergabe waren Fische, die man in eine Opferschale mit einem offenen Feuer warf. Insbesondere anläßlich der Vulcanalia am 23. August, die in die Dürrezeit fielen, versuchte das Familienoberhaupt, der Paterfamilias, durch dieses Opfer den Gott zu besänftigen. Neben Fischen wurden auch andere kleine Tiere in das Feuer geworfen, damit der Gott diese verzehrte – anstelle von menschlichen Opfern.

Weitere Zeremonien sahen vor, daß man zu den Vulcanalien mit der Herstellung von Kerzen begann, um das Feuer auf eine nützliche und gute Weise zu bändigen.

Vulcanus wurde, trotz der bei ihm besonders starken griechischen Ausprägung, im Ritus Romanus verehrt, das heißt mit bedecktem Haupt (capite velato).

Nach dem großen Feuer von Rom im Jahre 64 war Vulcanus einer der Götter, die man mit Opfern zu besänftigen suchte. Zu den überlieferten Opfergaben in den öffentlichen Staatsriten anläßlich der Vulcanalia gehörten seit diesem Feuer ein männliches rotes Kalb und ein roter Eber.

Kulttiere: 

Hahn, Löwe (von dem man glaubte, daß er einen „heißen Atem“ hatte)

Feiertage:

Höchster Feiertag waren die Vulcanalia am 23. August. Dieses Fest war Teil eines viertägigen Festes Ende August, das vor allem der Ernte, dem Getreide und dem Schutz vor Naturgewalten gewidmet war. Zu den Vulcanalien wurden an vielen Orten große Feuer errichtet, in die man kleine Tiere warf. Weitere Riten umfassten das Heraushängen von Kleidungsstücken in die Sonne und das Herstellen von Kerzen.

Sonstiges:

Die Schmiede des Vulcanus, römisches Mosaik (Nationalmuseum in Tunis)

Die Schmiede des Vulcanus, römisches Mosaik (Nationalmuseum in Tunis)

Für den Gott Vulcanus gab es in Rom eigene Priester, die sogenannten Flamen Volcanis, die für die Pflege und Durchführung des Kultes zuständig waren. Jedes Jahr an den Kalenden des Mai opferten diese Priester zudem eine schwangere Sau für die Göttin Maia (die nicht mit der gleichnamigen griechischen Maia verwechselt werden darf). Die altrömische Maia gilt als die weibliche Abstraktion einiger Attribute des Vulcanus, ihr Name stammt aus dem Lateinischen (Maius, maior – groß, größer). Sie ist der Erde (Terra) zugeordnet.

Der Tempel Volcanal auf dem Forum Romanum lag auf einem offenen Platz, der sogenannten area volcani, am Fuße des Kapitols. Er gilt als einer der ältesten Schreine Roms, der bis zum legendären König Romulus zurückdatiert wird. 16 Jahre nach der Gründung Roms wurde der Tradition nach eine goldene Quadriga zu Ehren des Gottes errichtet, die eine Kriegsbeute im Kampf gegen die Einwohner der alten latinischen Stadt Fidenes gewesen sein soll (andere Quellen, wie Plutarch, sprechen von einer Kriegsbeute aus Chameria, nördlich von Griechenland). Neben dem Tempel soll Romulus außerdem einen Lotusbaum gepflanzt haben, der den Quellen zufolge noch zu Lebzeiten von Plinius dem Älteren (um 50 n.Chr) stand und als so alt wie die Stadt Rom selbst galt.

Quellen und archäologische Funde deuten darauf hin, daß der ursprünglich vor der Stadt gelegene Tempel auch als Krematorium gedient hat. Obwohl der Tempel im Laufe der Jahrhunderte von der wachsenden Stadt Rom umschlossen wurde, war er auch in der Kaiserzeit (nach Christi Geburt) noch in Betrieb und fester Bestandteil des römischen Cultus.

Zusätzlich wurde im Jahr 215 v. Chr. ein Vulcanustempel auf dem Marsfeld vor den Toren der Stadt errichtet, da der Cultus vorsah, daß der Gott des Feuers außerhalb der Stadt verehrt werden sollte. In seiner unmittelbaren Nähe lag der Circus Flaminus, in dem anläßlich der Vulcanalia Spiele zu Ehren des Gottes abgehalten wurde.

Der Gott Vulcanus galt als der Schutzpatron und die wichtigste Gottheit der Stadt Ostia. Der dort ansässige, auf Lebenszeit gewählte oberste Priester wurde Pontifex Vulcani et aedium sacrarum genannt und er war der oberste Würdenträger der Verwaltung der Stadt (er wurde bei den Verwaltungstätigkeiten allerdings von weiteren religiösen Amtsträgern, den Aediles und Praetores, unterstützt). Ihm unterstanden alle sakralen Gebäude der Stadt. Er hatte die alleinige Entscheidungsgewalt darüber, ob neue Statuen (insbesondere für die aus dem Osten importierten neuen Kulte) aufgestellt wurden und konnte der Aufstellung auch widersprechen. Sein Status entsprach dem des Pontifex Maximus in Rom.

In der Nähe der italienischen Stadt Puzzuoli im Golf von Neapel liegt ein Gebiet, das Area Vulcani genannt wurde (oder auf griechisch: Agora Hephaistos). Es zeichnet sich durch hohe vulkanische Aktivität des Vulkans Sofatara und starke schwefel-, ammoniak- und quecksilberhaltige Gasexhalationen aus, die aus Blasen im heißen Schlamm austreten.

Götterwelt: Mercurius

Zuständigkeiten und Bezeichnungen:

Mercurius auf einem Wandgemälde in Pompeji

Mercurius auf einem Wandgemälde in Pompeji

Eingedeutschter Name: Merkur. Sein Name stammt vermutlich vom lateinischen Wort „merx“ für „Ware“ ab. Er gilt als Götterbote, Glücksgott, Gott der Händler und der Diebe. Er spielte im Römischen Kult eine bedeutende Rolle, da er als Gott der Händler auch der Beschützer für den (lebenswichtigen) Getreidehandel war.

Mercurius gilt außerdem als Führer der Seelen in die Unterwelt. Er führt auch die Träume von Morpheus in die Träume der schlafenden Menschen.

Daneben gehörte zu seinen Zuständigkeiten die Redegewandheit (ein Muß für einen guten Händler) und daraus folgend die Poesie. Er war zuständig für Gewinn und finanziellen Wohlstand, das Übermitteln von Nachrichten und Kommunikation, was sogar für die Wahrsagekunst (Divination) galt. Er ist ein Beschützer der Reisenden und wird als solcher für sichere Reisen angerufen. Ebenso ist er zuständig für Glück, aber auch für Trickbetrügereien.

Besondere Verehrung (weitaus mehr als in Rom) fand Mercurius in den nördlichen Provinzen in Gallien, Germanien und Britannien unter der einheimischen römischen wie gallischen und germanischen Bevölkerung.

In Gallien wurde er unter anderem mit der höchsten gallischen Gottheit, Teutates, gleichgesetzt, was zu einem rasanten Anstieg seiner Verehrung und Beliebtheit unter den romanisierten Galliern führte. Daneben wurde er mit weiteren keltischen Gottheiten gleichgesetzt, wie Lugus, sowie mit Cissonius und Visucius, so daß er besonders in Nordostgallien (Raum Koblenz, Trier, Hunsrück) im römischen Cultus gemeinsam mit seiner keltischen Gefährtin Rosmerta verehrt wurde.

Auch in Germanien wurden mehrere Weihesteine gefunden, die ihm von Gläubigen gestiftet wurden (sowohl von Einzelpersonen als von Stämmen) und die auf eindeutig germanische Herkunft hindeuten, auch wenn sie auf Latein beschriftet waren. Laut Tacitus wurde Mercurius dort von den Germanen mit einem ihrer wichtigsten Götter gleichgesetzt und damit zum „Hauptgott“ der germanischen Stämme. Unter den gallischen Kelten galt er zudem als Fruchtbarkeitsgott und Glücksbringer. In den nördlichen Provinzen galt er zudem als der „Erfinder aller Künste“.

Seine Herkunft liegt möglicherweise im etruskischen Gott Trums, dem die gleichen Attribute und Zuständigkeiten zugesprochen wurden, sowie im griechischen Gott Hermes. Im Unterschied zu diesem hat Mercurius jedoch auch eine kriegerisch-militärische Komponente.

In der Mythologie gilt er als der Vater der Laren, der sich in die Nymphe Larunda verliebte, als er sie eigentlich in die Unterwelt geleiten sollte. Sie bekam zwei Kinder von ihm: die Laren (Quelle: Ovid).

Mercurius ist einer der Dei Consentes.

Mercurius-Gebrinius ist ausschließlich aus Bonn bekannt (Rheinisches Landesmuseum Bonn, 2. Jhd)

Mercurius-Gebrinius ist ausschließlich aus Bonn bekannt (Rheinisches Landesmuseum Bonn, 2. Jhd)

Er ist unter zahlreichen Bezeichnungen bekannt, die oft Bezug auf seine keltischen Entsprechungen nehmen. So wurde er im Bereich des heutigen Belgien und Frankreich als Mercurius Artaios verehrt (Artaios war ein keltischer Gott der Bären und der Jagd). Im Rheinland verehrte man ihn als Mercurius Avernus, nach dem Gott Avernus des keltischen Stammes der Averner. Im Bereich zwischen Köln und Frankreich kannte man ihn auch als Mercurius Cissonius nach dem gallischen Gott Cissonius, der ein Beschützer der Reisenden und Gott der Händler war. Von einem Altar aus Bonn kennt man ihn als Mercurius Gebrinius, einer lokalen Mercurius-Variante des dort ansässigen Stammes der Ubier, sowie unter zahllosen weiteren regionalen Namen.

Sphäre:

Himmlisch, irdisch und der Unterwelt zugehörig.

Attribute und Darstellungen:

Typische Darstellungen zeigen Mercurius als schlanken jungen, bartlosen Mann mit geflügelten Schuhen und geflügeltem Helm (oder Flügeln, die direkt aus seinem Kopf wachsen). Oft hält er den Caduceus in seiner linken Hand (einen Botenstab, der von zwei Schlangen umschlungen wird und ihm einst von Apollo geschenkt wurde. Dieser Stab kann Menschen einschläfern, aufwecken und ihnen durch Träume Botschaften übermitteln).

Oft wird er zusammen mit Tieren dargestellt, wie dem Hahn (der als der Bote des neuen Tages gilt), einem Bock, Widder oder einer Ziege (Symbole der Fruchtbarkeit), oder einer Schildkröte (dies nimmt Bezug auf die Legende, daß er einst eine Lyra aus einem Schildkrötenpanzer baute).

Eine ebenfalls sehr verbreitete Darstellung zeigt ihn mit einem Geldsäckchen (Masurpium) in der Hand. Mercurius ist meistens nackt oder nur mit einem über den Arm gelegten Mantel bekleidet.

Opfergaben: 

Räucherwerk, Wein (außer bei Mercurius Sobrinus, der Milch statt Wein erhält), Bohnen und Grünzeug, Zypresse, Krokus, Einjähriges Bingelkraut (englisch: herb mercury)

Kulttiere: 

Ziege, Hahn, Widder, Bock

Feiertage:

Verschiedene Mercurius-Darstellungen (Römisch-Germanisches Museum Köln, 2013)

Verschiedene Mercurius-Darstellungen (Römisch-Germanisches Museum Köln, 2013)

Sein wichtigstes Fest sind die Mercuralia an den Iden des Mai (15. Mai). Im Gegensatz zu anderen Göttern, gab es für ihn keine speziellen Priester, die für seinen Kult zuständig waren.

Die Mercuralia galten als Fest des Handels. Händler besprenkelten an diesem Tag ihre Köpfe, ihre Geschäfte und ihre Schiffe mit heiligem Wasser, das von einer Quelle an der Porta Capena in Rom genommen wurde, einem der wichtigsten Stadttore Roms („Aqua mercurii“).

Die Iden des Mai galten als der Geburtstag des Gottes und an diesem Tag erbat man sich Glück, guten Profit und bat um Vergebung für vergangene und zukünftige Vergehen (wie das Über-den-Tisch-Ziehen eines Kunden!).

Sonstiges:

Mercurius gehörte zu den beliebtesten der römischen Götter (wie Funde aus Pompeji zeigen). Sein Tempel stand in Rom in der Nähe des Circus Maximus zwischen den Hügeln des Palatin und des Aventin, wo reger Handelsverkehr herrschte und gleichzeitig seine Funktion als „Vermittler“ betont wurde, denn auf dem Palatin lebten die wohlhabenden Bürger, während der Aventin Hochburg der einfachen Leute war.

Rekonstruierte, 2,08 Meter große Merkurstatue im Tempelkomplex Tawern

Rekonstruierte, 2,08 Meter große Merkurstatue im Tempelkomplex Tawern

Mercurius-Altäre sind in der Regel Rundaltäre.

Nach Mercurius wurde der dritte Wochentag (Mercurii dies) benannt, was sich noch heute in Ländern mit romanischen Sprachen wiederfindet (Französisch: mercredi, Spanisch: miércoles, Italienisch: mercoledi).

In Deutschland und Luxemburg sind zahlreiche Mercurius-Tempel zu finden, so der Merkur-Rosmerta-Tempel bei Koblenz oder der rekonstruierte Merkur-Tempel in Tawern an der Mosel mit einem originalgetreuen, überlebensgroßen Merkur-Kultbild, das nach römischer Tradition sogar farbig bemalt wurde.

Antike Quellen mit Gebeten an Mercurius:

  • Horaz: Satires 2.6.14; Sermones II 6,4;
  • Manilus: Astromica 1.30ff;
  • Martial: Epigramme 7.74;
  • Ovid: Fasti 5.477; 5.663; 5.681;
  • Persius: Satires II 45;
  • Plautus: Bacchides 892;
  • Anthologia Latina II 1528

Götterwelt: Janus

Zuständigkeiten und Bezeichnungen: 

Gott des Anfangs und des Endes, des Ursprungs, der Ein- und Ausgänge, der Türen, Türschwellen und Tore (insbesondere auch der Stadttore). Gott des Anfangs, des Übergangs und der Bewegung. Gott der Zeit.

Janus, Gott aller Anfänge, Türen und Tore, ist ein urrömischer Gott ohne  griechische Entsprechung (Münze aus Canusium)

Janus, Gott aller Anfänge, Türen und Tore, ist ein urrömischer Gott ohne griechische Entsprechung (Münze aus Canusium)

Janus Pater gilt als der „Vater aller Dinge“ und gilt als einer der ältesten (oder ersten) Götter überhaupt. Im Gegensatz zu vielen anderen Göttern ist er rein römischen Ursprungs und hat keine Entsprechung in der griechischen (oder einer anderen Mythologie). Ursprünglich ein Sonnengott, gilt er auch als „der Erschaffer“, Gott des Lichts und Bewacher der himmlichen Tore, dem allein es zu verdanken ist, daß Jupiter hinein und hinausgehen kann. Da er über Anfang und Ende wacht, wacht er auch über Krieg und Frieden – so waren die Tore seiner Tempel in Kriegszeiten oft geöffnet („Janus Patulcius„) und in Friedenszeiten geschlossen („Janus Clusivus„).

Als Gott des Übergangs war er auch für Geburt, Übergangszeiten, Reisen, Schutz der Straßen, Handel und Schiffahrt zuständig. „Janus Consivius“ beschreibt seine Funktion als der „Säher“, der am Anfang der menschlichen Existenz steht und der generellen Existenz allen Lebens (Aussaat, Befruchtung), er „öffnet den Weg, um den Samen zu empfangen“.

„Pater“ ist der wichtigste Beiname, der zwar bisweilen auch anderen Göttern gegeben wird. Aber werden mehrere Götter gleichzeitig angerufen, erhält nur Janus diesen Beinamen. „Pater“ (Vater) ist dabei nicht nur ein Ehrentitel, sondern eine Beschreibung seiner Funktion als erster Gott (und damit „Vater“ aller Götter).

Eine allgemeine Bezeichnung für ihn ist auch Janus Bifrons („Zweistirnig“) oder Janus Geminus („der Doppelte“), weil seine typische Darstellung ihn mit zwei Gesichtern zeigt, die in gegensätzliche Richtungen schauen.

Sphäre: 

Irdisch (Türen und Tore). Himmlisch (Anfang und Ende, Morgensonne, neues Jahr)

Attribute und Darstellungen: 

Die typische Darstellung zeigt Janus mit zwei Gesichern (zum Teil mit Bart), die in entgegengesetzte Richtungen schauen (vorwärts und rückwärts blickend, räumlich oder zeitlich). Aus der Zeit von Hadrian gibt es zudem Darstellungen (v.a. auf Münzen), die ihn viergesichtig zeigen („Quadrifons“). Die verbreitetste Darstellung ist doch die zweigesichtige.

Daneben sind typische Attribute sind ein Stab in der rechten Hand und ein Schlüssel in der linken Hand als Symbol für seine Funktion als Wächter der Türen, Toren und der himmlischen Pforten.

Opfergaben: 

Räucherwerk, Wein, Kuchen (Strues)

Kulttiere: 

Bock, Lamm

Feiertage: 

Der 1. Januar und der 17. August sind Janus Pater geweiht. Janus darf nicht an den Unglückstagen („dies ateri“)  oder vier Tage vor den Kalenden, Iden und Nonen angerufen werden (siehe unseren Kalenderartikel).

Sonstiges: 

Janus gilt – neben Jupiter – als der wichtigste Gott im Pantheon. In jedem Gebet, Ritual, in jedem Opfer und jeder Zeremonie wird er als erster angerufen, gleichgültig, wem die Aufmerksamkeit danach gilt.

Der Monat Januar (Ianuarius) ist nach ihm benannt.

Götterwelt: Apollo

Zuständigkeiten:

Apollo mit Kithara, Wandgemälde aus Pompeji

Apollo mit Kithara, Wandgemälde aus Pompeji

Gott der Heilung, Musik, Poesie, Künste, Wahrheit und Weissagungen und der Jagd. Er gilt außerdem als ein Licht- und Sonnengott in seiner Form als Phoebus Apollo (von denen es bei den Römern mehrere gibt, wie z.B.  Sol Invictus).

„Heilung“ ist hierbei relativ zu sehen; Apollo war derjenige, den man anrief, wenn man eine aufsteigende Krankheit spürte oder eine Krankheit, ausbrechende Seuche oder Verletzung befürchtete. Er war derjenige, an den man sich wandte, wenn man Schutz vor einer Krankheit suchte; war sie erst einmal ausgebrochen, war eher Aesculapius der richtige Ansprechpartner. Im Gallo-Römischen Cultus war er als Apollo-Grannus, zusammen mit seiner keltischen Gefährtin Sirona, für Heilung zuständig.

Besonders zuständig war er für die Pest, vor der er schützen sollte, denn in der Mythologie hieß es, daß er einst schon die Stadt Troja vor der Pest bewahrt hatte.

Im Jahr 217 v. Chr. wurde Apollo zu einem der 12 Dei Consentes erklärt und gehörte somit zu den besonders verehrten Gottheiten Roms. Besondere Verehrung erfuhr er von Bogenschützen, Künstlern, Sängern, Schriftstellern und Musikern.

Er steht den 9 Musen vor, den Schutzgöttinnen der Künste, was ihm den Beinamen „Musagetes“ einbrachte (die heute geläufigen Zuordnungen und Attribute der Musen waren den Römern noch nicht bekannt, sie entstanden erst in der Neuzeit).

Immer wieder tritt Apollo auch als Rache- oder Sühnegott auf.

Sphäre:  Himmel.

Attribute und Darstellungen: 

Typische Darstellungen zeigen Apollo als bartlosen, gutaussehenden Jüngling mit: Pfeil und Bogen. Kithara / Lyra (Musikinstrumente). Opfer-Dreifuß (symbolisiert seine prophetischen Gaben).

Opfergaben: 

Weizen, Räucherwerk, Kuchen aller Art (Honig, Käse), Petersilie, Wein, Ringelblume, Zedernholz, Hyazinthe

Kulttiere:  Weiße Ziegen, Ochsen mit vergoldeten Hörnern. Streng verboten als Opfertiere: Pferde. Apollo gehörte zu den drei einzigen Göttern (neben Neptun und Mars), dem Stiere geopfert werden durften.

Apollo mit Kithara, 50 n. Chr. (Rom)

Apollo mit Kithara, 50 n. Chr. (Rom)

Feiertage:  Hauptfeiertage sind die Ludi Apollini (6. bis 13. Juli) und der 23. September (zusammen mit Diana)

Zuordnungen:  Palme, Wölfe, Delphine, Schwäne, Zikaden (symbolisieren Musik und Gesang), Falken, Raben, Krähen, Schlangen (symbolisieren die prophetische Gabe), Mäuse und der Greif.

Sonstiges:  Apollo wurde von den Römern aus dem griechischen Pantheon übernommen. Auch unter den Etruskern wurde er bereits als „Apulu“ verehrt, was vermutlich ebenfalls auf griechischen Einfluß zurückzuführen ist. Mittlerweile wird in der Forschung davon ausgegangen, daß Apollo kein ursprünglich griechischer Gott war, sondern aus einer vor-griechischen Kultur (der minoischen, der dorischen oder einer anatolischen / kleinasiatischen Kultur) stammt. Schon bei den Hethitern gab es um 2000 v. Chr. den Pest-Gott Aplu. Der Widerspruch aus heilendem und helfendem Gott einerseits, gewalttätigem, krankheitsbringendem Gott anderseits, deutet auf einen vor-griechischen Ursprung, so daß sich viele Aspekte schließlich im Kult des Gottes Apollo vereinigten. Apollo wurde außerdem mit dem sabinischen Gott Soranus gleichgesetzt. Als Orakel-Gott war er bei den Griechen der Patron von Delphi. Apollo war auch unter den romanisierten Kelten, besonders den Galliern, sehr populär und wurde von ihnen als Gott der Heilung und als Sonnengott verehrt und mit keltischen Göttern ähnlicher Funktion gleichgesetzt, wie Sonnen- und Heilgott Apollo Belenus in Gallien und Norditalien, Apollo Moritasgus, Gott der Heilung in Alesia. Häufige Darstellungen auf Särgen deuten auf seine Beziehung zu Orpheus hin, als dessen Vater er beschrieben wird. Kaiser Augustus betrachtete Apollo als seinen persönlichen Gott und baute ihm den Tempel des Apollo Palatinus auf dem Palatin in Rom. Im römischen Cultus wird er im Ritus Graecum anstatt im Ritus Romanum verehrt.

Antike Quellen mit Gebeten an Apollo:

  • Arnobius der Ältere: Adversus Nationes 3-43
  • Claudius Claudianus: Panegyricus dictus Olybrio et Probino consulibus 71-2
  • Horaz: Carmen saeculare 1.2.30
  • Livius 5.21.2
  • Martial 9.42
  • Ovid: Remedia amoris 75 und 704
  • Petronius: Papyri Graecae magicae 94
  • Petronius: Satyrica fr. 31
  • Plautus: Mercator 678
  • Seneca: Hercules furens 592 und 900
  • Statius: Thebais I 643-5; I 694-6; I 716-20; IV 649-51; VI 296-300; VII 779-88; VIII 90-94
  • Tibullus: 2.5.1ff; 3.10; 4.4.1
  • Gaius Valerius Flaccus: Argonautica 1.5; 5.17; 5.244
  • Vergil: Aenais 3.85; 6.55; 10.875; 11.785; 12.197
  • Varro: De Lingua Latina 7.17