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Antike Stätten: Römischer „Palast“ Helmsange-Walferdange (LU)
Anschrift:
Rue Jean Schaack, 7251 Helmsange, Luxemburg
Anfahrt:
Der römische „Palast“, eigentlich ein sehr opulentes Herrenhaus, liegt mitten in der Ortschaft Helmsange in der Gemeinde Walferdange im Tal der Alzette in Luxemburg.
Der Ort ist über die Nationalstraße N7 erreichbar. Die Villenanlage befindet sich am Ende der Rue Jean Schaack inmitten eines Wohngebiets und neben einer Tiefgarage. Parken kann man direkt neben der Anlage am Straßenrand oder in einer der zahlreichen Seitenstraßen. An der kreuzenden Rue Soleil liegen außerdem mehrere Schulen, an denen man ebenfalls gut parken kann.
Die Seitenstraßen sind etwas verworren, aber Einheimische weisen auf Nachfrage nach dem „Palais Romaine“ gerne den Weg.
Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls gut möglich, da sich der Bahnhof Welferdange nicht weit entfernt an der Hauptstraße befindet. Er wird von Regionalbahnen aus Luxemburg Stadt, Diekirch oder Troisvierges regelmäßig angefahren. Von dort ist es nur ein kurzer Fußweg.
Auch der Gemeindebus „Walfy“ sowie weitere Buslinien verkehren hier regelmäßig.
Hintergrundinformationen:
In den Jahren 1990-1994 wurden im Rahmen von Grabungen zur Erschließung eines Wohngebiets oberhalb des Flusses Alzette auf dem „Sonnebierg“ das Herrenhaus eines gallo-römischen Gutshofs freigelegt. Dabei handelt es sich zwar – wie bei den zahlreichen römischen Gutshöfen in der Gegend – um den typischen gallo-römischen Baustil einer Villa mit Säulengang (Portikus) und seitlichen Flügeln (Risaliten). Außergewöhnlich sind jedoch die Dimensionen dieses Gebäudes, die zu einer kleinen Reihe von „Luxuspalästen“ im Gebiet der Treverer zählen.
Neben über 1200 bekannten gallo-römischen Landgütern durchschnittlicher Größe, die überall in einem dichten Netz im Stammesgebiet der keltischen Treverer (Mosel, Eifel bis Luxemburg) zu finden sind, finden sich insbesondere im Raum Luxemburg einige dieser größeren palastartigen Villen der Gutsbesitzer (unter anderem in Echternach und Diekirch). Einige dieser Villen sind bis zu 10.000 Quadratmeter groß und haben mehr als 80 Räume, so daß sie durchaus als die gallo-römische Version von „Landschlössern“ bezeichnet werden können. Sie weisen allesamt eine gleichermaßen luxuriöse Ausstattung mit Mosaiken, Heizung, fließendem Wasser, Marmortäfelung, Wandmalereien und Stuckverzierungen vor. Die größte bekannte Prunkvilla befand sich in Echternach und kann dort noch heute besichtigt werden. In sie würden mittelgroße römische Landgüter wie die Villa Borg – bereits an sich recht beeindruckend – mehrere Male hineinpassen und selbst der Palast in Helmsange wirkt dagegen fast bescheiden.
Die mehrstöckige Villa in Helmsange hat eine Länge von über 168 Metern und eine Breite von über 90 Metern. Allein im Erdgeschoß befanden sich über 50 Räume. Das Gebäude wurde Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gebaut und erst mit den Germaneneinfällen im 4. Jahrhundert aufgegeben. Während der Nutzungszeit wurde es mehrmals umgebaut und erweitert.
Talseitig schloß sich ein Wirtschaftshof an, dessen Überreste allerdings modern überbaut wurden. Damit entsprach der Gutshof der in unserem Teil Galliens typischen Vermischung der Bauelemente eines vor-römischen keltischen Landguts mit den Elementen römischer Landgüter aus dem italienischen Raum.
Das Alzettetal, in dem die Villa lag, war in römischer Zeit dicht besiedelt. Hier lagen zahlreiche weitere Landgüter, die oft nur 700-800 Meter voneinander entfernt waren und sich in der besonders günstigen Lage am Fluß Alzette an beiden Ufern entlangzogen, oft sogar in Sichtweite voneinander. Hier gab es reiche Quellen zur Wasserversorgung, gleichzeitig war man aber geschützt vor Hochwasser. Der römische Dichter Ausonius bezeichnete diese Gegend als „Felix Alisontia„.
Neben weiteren, auch größeren Landgütern in der Nähe, befand sich nur wenige Kilometer weiter der gallo-römische Waldtempel des Cerunincus bei Steinsel. Auch wurden Reste eines unterirdischen Aquädukts gefunden, was den Anschluß der Region an das römische Fernwassernetz belegt.
Der Palast von Helmsange war luxuriös und für seine Zeit topmodern ausgestattet. Mehrere Wohnräume, unter anderem ein 50 Quadratmeter großer Saal im Nordflügel, wurden mit Hypokaustheizung beheizt. Dabei ruhte der Fußboden auf 169 geschichteten Tragepfeilern. Durch eine Feuerstelle im Heizraum wurde der Hohlraum unter dem Fußboden mit heißer Luft erwärmt, die auch durch Hohlziegel in den Wänden aufstieg und somit zusätzlich die Wände erwärmte.
Das Gebäude war symmetrisch aufgebaut, es gab einen zentralen Empfangssaal mit flankierenden Küchen, dazu einen Innenhof mit großem Wasserbecken. Das Haus verfügte auch über einen gemauerten Keller sowie Badeanlagen und Thermen, deren Reste aber nicht mehr erhalten sind.
Im Innenhof des Hauptgebäudes wurden hölzerne Wasserrohre gefunden. Diese dienten nicht nur der Wasserversorgung des Hauses mit fließendem Frischwasser, sondern speisten auch Zierbecken. Woher das Wasser kam, konnte nicht rekonstruiert werden, es wird aber angenommen, daß die Leitungen mit dem unterirdischen Aquädukt in Verbindung standen, der aus dem Wald ins Tal herabführte.
Die Funde, die bei den Grabungen gemacht wurden, belegen den luxuriösen Lebensstil der Bewohner, deren Namen nicht bekannt sind. Auch ist nicht bekannt, ob es sich um zugewanderte Römer aus Italien handelte oder um romanisierte Treverer, die sich dem römischen Lebensstil angepaßt hatten und möglicherweise schon einer wohlhabenden und einflußreichen keltischen Familie aus vor-römischer Zeit entstammten.
In mehreren Wohnräumen wurden farbige Wandmalereien gefunden. Schwarz-Weiße Mosaiken und Marmorplatten befanden sich im Bauschutt, jedoch ist ihre räumliche Zuordnung nicht mehr möglich. Auch beweisen Funde von Fensterglas, daß zumindest ein Teil der Fenster des Palastes verglast waren. Säulen und Stuckfragmente zeigen den architektonisch aufwendigen Aufbau des Hauptgebäudes.
Aus zahlreichen Kleinfunden läßt sich der sehr hohe Lebensstandard der Bewohner ablesen. Es wurden 400 römische Münzen gefunden, von denen der Hauptteil aus der Zeit zwischen 260 und 280 n. Chr. stammt. Daneben wurden Haarnadeln, Fibeln und andere Schmuckstücke entdeckt, wie Perlen eines Glascolliers und verzierte Kleiderspangen mit Emaille-Einlassungen. Eine Besonderheit stellt ein Fingerring aus Bronze mit der Gravur „PICNVS AMORE ESCIPE“ („Empfange dies als Pfand meiner Liebe“) dar. Eine weitere kostbare Rarität ist eine bronzene Phalerae, eine militärische runde Metallverzierung aus Bronze, mit einem Löwenkopf.
Auch Möbelreste sind erhalten, aus denen auf eine Inneneinrichtung aus Truhen und Kassetten geschlossen werden kann. Zu den weiteren Hausratsfunden gehören Öllampen und Keramiken, wobei nahezu alle gängigen römischen Keramikarten und Formen des 1. bis 4. Jahrhunderts vorkamen. Auch gehörten sehr seltene und teure Gläser zum Geschirr in diesem Haushalt.
Selbst die Ernährungsgewohnheiten der Bewohner sind durch Funde übermittelt. So entdeckte man unter anderem Austernschalen! Ein besonderer Fund ist ein kleines Lebensmitteletikett aus Blei mit der Bezeichnung „LIQVAMEN“, einem Markennamen der für die römische Küche unverzichtbaren Fischsauce, sowie Angaben über Preis, Gewicht und Hersteller.
Was den Palast in Helmsange von anderen römischen Luxuspalästen unterscheidet, ist eine ungewöhnlich große Anzahl an religiösen und kultischen Gegenständen. Dazu gehört unter anderem eine Jupitergigantensäule, ein Götterrelief, von dem nur der untere Teil erhalten geblieben ist, eine Skulptur aus Kalkstein mit einer durch Götterdarstellungen verzierten Stele, Teile einer Venus-Statue, ein Blech mit den Reliefs der Wochentagsgötter, Räucherkelche, Terrakotta-Figürchen und einer Gesichtsmaske aus Ton.
Ab dem 3. Jahrhundert zeigen Umbauten, daß der Schwerpunkt sich von der Repräsentativität verlagerte zur Zweckmäßigkeit des Hauses. Germaneneinfälle im 3. Jahrhundert verwüsteten schließlich das Gebäude und zerstörten es auch zum Teil. Es wurde nie wieder vollständig aufgebaut. Ab dem 4. Jahrhundert wurden nur noch Teile des Hauses genutzt, unter anderem als Getreidedarre und Räucherkammer.
Mit den Germaneneinfällen Ende des 4. Jahrhunderts wurde das Haus dann vollständig aufgegeben und blieb 200 Jahre lang unbewohnt. Im 7. Jahrhundert siedelte sich eine fränkische Familie wieder darin an und gaben dem Haus ihren Namen („Helmar“?). Sie nutzten das Gelände als Bauernhof zur Viehzucht, bauten das Haupthaus aber nicht erneut auf, sondern errichteten westlich davon ein eigenes Wohnhaus. Zu den Tieren des Hofes gehörten Rinder, Schweine, Ziegen, Hühner und Schafe. Darüber hinaus wurden Hirsche, Eichhörnchen und Auerhahn gegessen.
Die Franken nutzten das Gelände auch für die Textilwirtschaft, wie Funde von Webgewichten, Spinnanlagen und Nähnadeln belegen. Auch finden sich Reste einer Eisen- und Bronzeverhüttungsanlage. Als besonderer Fund aus fränkischer Zeit gilt ein spätmerowingischer Reliefstein, der Teile einer römischen Dreigötterstele wiederverwertete. Er zeigt geometrische und figürliche Motive.
In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde die fränkische Siedlung von einem mächtigen Erdrutsch verschüttet, der wahrscheinlich die Folge von Unwettern war.
Beschreibung
Die Palastanlage befindet sich auf einem großen Platz inmitten des Neubaugebiets. Die Mauern sind teilrekonstruiert und aufgemauert und überall im Gelände befinden sich sehr gut gemachte Informationstafeln auf Französisch und Deutsch, die weitreichende Hintergrundinformationen über die Stätte liefern. Sie sind, wie an vielen Stellen in Luxemburg und auch im Waldtempel von Steinsel, auf witterungsbeständige Plexiglasscheiben gedruckt und von hoher Qualität. Diese Beschriftung und Illustrationen sind vorbildlich, vor allem, wenn man bedenkt, an wie vielen römischen antiken Stätten in Deutschland fast zerstörte, verwitterte, verblichene Schilder oder Tafeln hängen, aus denen keine Informationen mehr hervorgehen (zum Beispiel beim Mars-Intarabus-Tempel in Ernzen oder der römischen Villa in Bollendorf, die sogar vom Eifelverein betreut wird, der aber offenbar mehr Geld in Erhalt und Pflege der eigenen Bronze-Jubiläumsgedenktafel steckt als in eine lesbare Informationstafel).
Das Wohngebiet ist ruhig, direkt an die Anlage schließt sich ein Parkdeck an, unter dem Teile der Mauern verschwinden. Es ist offensichtlich, daß nicht die ganze Villenanlage erschlossen ist, sondern diese sich zum Teil unter der neuen Bebauung befindet.
Die fast labyrinthartigen Mauern und Räume des Palastes sind frei begehbar. Pseudo-römische, aber sehr moderne Wandmalereien zieren die zweckmäßigen Außenmauern aus Beton, an die sich die Straßen und Wohnhäuser anschließen. Die Räume sind mit einem durch hellem Sand bestreuten Weg verbunden, auf dem auch die Informationstafeln stehen. Einige Räume sind innen mit Rasen bepflanzt, was für eine gute optische Orientierung sorgt.
Der Erhaltungszustand der aufgemauerten Fundamente ist sehr gut, die Anlage macht einen gepflegten Eindruck und ist auch nicht – obwohl sie in einem nicht gerade gehobenen Wohngebiet neben Schulzentrum, Parkplatz und Hauptstraße liegt und damit im Einzugsbereich der ansässigen Dorfjugend – mit Graffitis beschmiert oder sonstwie beschmutzt. Das paßt zu unserer Beobachtung, die wir an vielen historischen Orten in Luxemburg gemacht haben, daß hier antike Stätten und Denkmäler mit Respekt behandelt werden und nicht zum Treffpunkt einer abhängenden, trinkenden und desinteressierten Dorfjugend werden, wie man es leider häufiger in Deutschland erleben muß.
Obwohl es sich um eine ungewöhnlichere römische Villa handelt, die touristisch sehr gut aufbereitet ist, ist es dort nicht überlaufen. Tatsächlich hatten wir die Anlage fast für uns alleine, von vereinzelten Spaziergängern und Einheimischen einmal abgesehen, die dort vorbeikamen, sich aber nicht weiter für uns interessierten. Man kann sich in aller Seelenruhe in dem Palast umschauen, die Räume betreten und sich dort so lange aufhalten wie man möchte, ohne Aufmerksamkeit der Anwohner zu erregen.
Öffnungszeiten, Preise, Führungen
Der Palast ist jederzeit zugänglich, da er wie ein kleiner Park mitten im Wohngebiet liegt. Eintritt wird nicht erhoben. Über öffentliche Führungen dorthin ist uns nichts bekannt.
Sonstiges
Fotografieren und Betreten aller Räume ist uneingeschränkt möglich. Im Gegensatz zu deutschen Stätten dieser Art ist hier das Betreten der Mauern nicht nur erlaubt, sondern zum Teil ausdrücklich vorgesehen (wie auch in der riesigen Villa in Echternach), um von einem Teil der Anlage zur anderen zu gelangen. Trotzdem ist der Erhaltungszustand vorbildlich, so daß wir davon ausgehen, daß die Mauern regelmäßig gewartet und gepflegt und gegebenenfalls mit einer neuen Schutzabdeckung vor Berührung und Witterung versehen werden.
Der kulturhistorische Rundwanderweg „Réimerpad“ führt an der Anlage vorbei und verbindet ihn mit weiteren römische Sehenswürdigkeiten in der Region. Er ist durch ein grünes Schild mit dem Symbol „R“ und einer stilisierten römischen Büste mit Lorbeerkranz gut ausgeschildert.
Der Besuch des Palasts in Helmsange läßt sich sehr gut mit weiteren römischen Sehenswürdigkeiten in der Gegend verbinden. Eine Möglichkeit ist es, dem Réimerpad-Rundwanderweg zu folgen. Ansonsten empfehlen wir auf jeden Fall den Besuch des Waldtempels im benachbarten Steinsel.
Weiterführende Links
- Artikel zur Entdeckung und Restaurierung der römischen Anlagen in und um Walferdange (französisch) mit Bildern des „Palastes“ nach der Ausgrabung und vor der Teilrekonstruktion
- Beschreibung der römischen Villa auf der offiziellen Website der Gemeinde (deutsch)
- Routenbeschreibung und Karte des Réimerpads (deutsch und französisch, PDF)
Antike Stätten: Römische Villa Mersch mit Riesenbecken (LU)
Anschrift:
Rue des Romains, 7565 Mersch, Luxemburg.
Anfahrt:
Diese ungewöhnliche römische Villa liegt inmitten eines gepflegten Wohngebiets an einer Seitenstraße im luxemburgischen Ort Mersch (Miersch) im Tal der Alzette.
Die Villa mit ihrem Schutzbau im Ortsteil Mies (französisch: Meix) ist leicht zu finden und von der Straße aus gut zu erkennen. Es ist möglich, direkt am Straßenrand vor der kleinen parkähnlichen Anlage zu parken; es herrscht kaum Verkehr und die Gegend ist ruhig.
Mersch hat einen Bahnhof und ist per Zug aus Luxemburg Stadt oder Ettelbrück zu erreichen. Vom Bahnhof aus sind es etwa 1,5 Kilometer Fußweg bis zur Villa.
Hintergrundinformation:
Die gallo-römische Villa rustica in Mersch zeichnet sich durch eine interessante Besonderheit aus, die sie von den anderen römischen Villen in diesem Teil Galliens abhebt: neben dem großen Herrenhaus mit der gut erhaltenen Hypokaustenanlage gibt es die Überreste eines gigantischen Schwimmbeckens: Das 75 Meter lange, ovale Riesenbecken stellt jedes olympische Schwimmbad in den Schatten.
Auch das einige Meter vom Becken entfernt gelegene Herrenhaus war von solch großen Ausmaßen, daß es auf französisch als „Palais“ bezeichnet wird. Es war mit allen luxuriösen Finessen ausgestattet, die man sich in der gallischen Provinz vorstellen konnte, allem voran einer Fußbodenheizung und einer ausgedehnten Bäderanlage. Daneben wurden Reste eines aufwendigen schwarz-weißen Mosaiks sowie auf Stuck durchgeführte, bunte Wandbemalungen mit Temperafarben gefunden, die auf den Reichtum der Besitzer hindeuten.
Es wird angenommen, daß sich dort im 1. Jahrhundert n. Chr. ein ehemaliger Legionär niederließ, der nach dem Absolvieren seiner 25-jährigen Dienstzeit ein Stück Land in einer Provinz zugeteilt bekam. Im Lande der Treverer bildeten die ehemaligen Soldaten zuverlässige Einwohner, die zur Stabilität, dem Frieden und Wohlstand der Provinz Gallien beitrugen. In der fruchtbaren und ertragreichen Region des Alzettetals kam die Familie zu Wohlstand. Es wurden zahlreiche Gebrauchsgegenstände wie Münzen, Spangen, Schmuckstücke und Ringe gefunden, die die Theorie stützen, daß die Villa einem hochrangigen römischen Offizier gehörte.
Schon früh war bekannt, daß das Alzettetal zur Römerzeit römisch besiedelt war. Der Name des Ortsteils Mies (franz. „Meix“) wird hergeleitet vom lateinischen Wort mansus = Haus, Hof, Dorf.
Die Villa war vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. bewohnt. Im 4. Jahrhundert endete die römische Herrschaft und die Provinz wurde von den Franken eingenommen, die das Landgut zerstörten oder zerfallen ließen. Sie nutzten das Gelände danach als Ackergrund.
Immer wieder kamen in der ländlichen Gegend beim Umpflügen Tonscherben und Ziegel zum Vorschein. Im Jahr 1905 wurde die römische Villenanlage durch den Staatsarchitekten Karl Arendt ausgegraben. Er nahm das Gelände auf und erkannte, daß es sich bei der Anlage um den typischen gallo-römischen „Normaltypus“ einer Villa rustica handelte, wie sie in dieser Region im Stammesgebiet der Treverer üblich war.
Im Jahr 1966 stieß man bei den Bauarbeiten für eine größere Wohnsiedlung auf weitere römische Überreste in der unmittelbaren Umgebung der Villa. Weitere Grabungen durch das Luxemburgische Staatsmuseum legten eine fast 100 Meter lange Mauer frei. Es stellte sich heraus, daß es sich um ein von Wasserleitungen durchzogenes, ovales Schwimmbecken handelte, das zur Villa gehörte. Das Becken wurde, um es für die Öffentlichkeit zu bewahren, freigelegt, die Umrisse nachrekonstruiert und dann in einen kleinen Park inmitten der Wohnanlage integriert. Über die Überreste der Villa baute man einen Schutzbau.
Auch in der Umgebung, überall in Mies, fand man zahlreiche Münzen, die zeitlich von Kaiser Domitian bis Kaiser Konstantin reichen (81 bis 337 n. Chr.)
Außerdem entdeckte man in der Nähe den Inschriftenstein eines Militärtribuns und Priesters des Lenus-Mars (heute zu besichtigen im Staatsmuseum in Luxemburg Stadt). Möglicherweise übte der Bewohner der Villa die Funktion dieses Lenus Mars-Priesters aus.
Beschreibung:
Am Straßenrand liegt in einem kleinen Park unter Bäumen der Schutzraum für den Wohnbereich. Er ist dezent gestaltet in einem Natursteinhaus im angedeuteten römischen Stil.
Das Haus ist frei zugänglich, allerdings befindet sich der Innenraum mit der Hypokaustenanlage hinter einer Glasscheibe, so daß man nicht in der Ruine selbst herumlaufen kann.
Im Eingangsbereich befindet sich eine Informationstafel, die allerdings nur auf französisch ist und deren Informationsgehalt auch nicht sehr groß ist. Es gibt eine Rekonstruktionszeichnung der Villa mit Schwimmbad und kurze Informationen über den Zeitraum der Nutzung. Weitere Hintergrundinformationen sucht man leider vergebens. Da sind wir aus Luxemburg viel bessere und geradezu vorbildliche Beschriftungen gewohnt!
Hinter dem Haus führt ein kleiner Fußweg in einen Obstgarten, der am Rande des Schwimmbeckens liegt. Das Schwimmbecken selbst bildet eine ovale Vertiefung in einer ruhigen, parkähnlichen Anlage inmitten der Wohnhäuser. In regelmäßigen Abständen laden Sitzbänke zum Verweilen ein und ein kleiner, von Bäumen gesäumter Spazierweg führt um das Becken herum. Die Anlage ist sauber und gepflegt und wird zur Naherholung von den Bewohnern der umliegenden Wohnsiedlung genutzt.

Die Dimensionen des Riesenbeckens sind hier gut zu erkennen, denn in der Mitte an den Wasserrohren steht eine Person!
Diese Villenanlage sollte man, wenn man in der Gegend unterwegs ist, gesehen haben. Das gigantische Becken und die sehr gut erhaltenen Hypokausten sind schon eine Besonderheit, die die Villa von Mersch von den anderen römischen Landgütern der Umgebung abhebt.
Öffnungszeiten, Zugänglichkeit:
Die Anlage ist frei zugänglich und kann jederzeit besichtigt werden. Eintritt wird nicht erhoben.
Sonstiges:
Fotografieren ist uneingeschränkt möglich.
Die Besichtigung kann gut mit einem Besuch des Cerunincus-Waldtempels bei Steinsel verbunden werden, der nur wenige Kilometer entfernt liegt.
Museen: Rheinisches Landesmuseum Bonn
Anschrift:
Rheinisches Landesmuseum Bonn, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn
Anfahrt:
Das Museum liegt direkt hinter dem Hauptbahnhof Bonn und ist von diesem in ca. 2 Minuten zu Fuß zu erreichen. Aufgrund der üblichen schwierigen Parkplatzsituation einer Großstadt, insbesondere in Bahnhofsnähe, empfehlen wir eine Anreise mit der Bahn (oder Park & Ride). Ansonsten hat Bonn über die Innenstadt verteilt mehrere Parkhäuser im Bereich der Fußgängerzone.
Zum Museum gelangt man, wenn man den Hauptbahnhof nicht durch den Vorderausgang verläßt, d.h. in Richtung Fußgängerzone, sondern durch den Hinterausgang (jenseits von Gleis 5). Von dort wendet man sich nach rechts und erreicht nach kurzer Zeit das Museum. Es ist auch gut ausgeschildert und mit seiner Holz- und Glasfassade schon von weitem zu erkennen.
Von der Innenstadt Bonn aus geht man am besten durch den Bahnhof (oder unter dem Bahnhof durch den U-Bahn-Bereich) oder durch eine der Bahnhofsunterführungen, um auf die Rückseite des Bahnhofs zu gelangen.
Sammlung:
Das „Rheinische Landesmuseum Bonn für Archäologie, Kunst und Kulturgeschichte“ ist das größte Museum des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und verfügt über umfangreiche Sammlungen zur Kulturgeschichte des Rheinlandes. Die Dauerausstellung beginnt mit der Steinzeit und den Original-Funden (!) aus dem Neandertal, widmet einen großen Teil der römischen Zeit (über die hier ansässigen Römer, Ubier und Kelten) sowie den Franken, und erstreckt sich dann über Mittelalter bis zur Moderne. Hierbei sind neben archäologischen Funden, Gegenständen und Figuren auch zahlreiche Gemälde ausgestellt.
Daneben gibt es ständig Wechselausstellungen, so z.B. im Jahr 2014 „Römische Großbronzen am UNESCO-Weltkulturerbe Limes“ und „Eiszeitjäger – Leben im Paradies?“. Außerdem ist eine neue Dauerausstellung über „Die Kelten – Ambiorix und Co“ im Aufbau, die sich vor allem mit den hier ansässigen Treverern und Eburonen befasst.
Das Museum erstreckt sich über mehrere Etagen und ist nicht nach Epochen gegliedert, sondern thematisch in 9 Themenkomplexen. So finden sich römische Funde sowohl in der Abteilung „Von vielen Göttern zu einem Gott“ als auch in „Macht und Mächtige“ oder „Lebens- und Wohnformen im Wandel“ und in den anderen Themenbereichen überall im Museum. Diese Aufteilung ist erst einmal ungewohnt, weil man eine chronologische Abfolge erwartet, erschließt sich dem Besucher dann aber schnell, weil es das konsequent vertretene Grundkonzept dieses Museums ist, indem die unterschiedlichen Epochen „innerhalb der Themenkomplexe in einen Dialog miteinander treten“ (wobei die Mischung aus „klassischen“ Epochen mit teils sehr moderner Kunst des 20. Jahrhunderts vermutlich nicht immer jedermanns Geschmack trifft).
Speziell im römischen Bereich umfasst die Sammlung hervorragend erhaltene Stücke aus dem Rheinland, vor allem aus Bonn, Köln und dem Eifelraum. Hierbei sind insbesondere die sehr gut erhaltenen Matronen-Weihesteine und Altäre hervorzuheben, die typisch für die Region sind. Noch heute zu besuchende Matronen-Heiligtümer finden sich überall im Bonner und Eifeler Raum, z.B. in Nettersheim oder Nöthen-Petsch und insbesondere unter dem Bonner Münster befand sich ein großes Heiligtum.
Ein weiterer besonderer Fund ist der in Xanten gefundene Grabstein des Hauptmanns Marcus Celius, der in der Varusschlacht fiel. Dieser Grabstein ist der einzige archäologische Hinweis auf die Varusschlacht.
Daneben gibt es zahlreiche Funde aus dem Legionslager und vicus in Bonn sowie viele Funde aus der Hauptstadt Köln bis hin nach Xanten, die zum Teil Einmaligkeitscharakter nördlich der Alpen besitzen. Die Sammlung umfasst Weihesteine und Grabsteine, Alltagsgegenstände aus Zivilleben und Militär, Mosaike, Wandmalereien, religiöse Gegenstände wie Götterfiguren, Handwerksausrüstung, Münzen und Grabbeigaben.
Auch die Interaktion und gegenseitige Beeinflussung der römischen, keltischen und germanischen Bevölkerung und Kultur im Rheinland wird anschaulich dargestellt.
Die Sammlung ist gut beschriftet (die Texttafeln sind allerdings nur auf Deutsch).
Daneben ist es möglich (und empfehlenswert!), sich einen der kostenlos erhältlichen Audio-Guides auszuleihen, denn für alle Abteilungen und viele hervorgehobene Fundstücke gibt es weiterführende Hintergrundinformationen, die man sich durch Eingabe einer Nummer über Kopfhörer anhören kann. Dabei hat man die Wahl zwischen Erklärungen für Erwachsene oder Erklärungen für Kinder, auf deutsch oder englisch und sogar Erklärungen in Gebärdensprache, die auf dem kleinen Monitor des Audio-Guides dargestellt werden. An einigen Stationen gibt es auch kurze Filme, die man sich ebenfalls auf dem Audio-Guide anschaut. Zudem stehen an verschiedenen Orten des Museums Ledersessel mit Kopfhörern, an denen man sich Musikbeispiele aus den unterschiedlichen Epochen anhören kann (als römische Musik sind hier zum Beispiel Stücke von Synaulia zu hören).
Die didaktische Aufbereitung der Sammlung ist durch die Kombination aus Texttafeln, Audio-Erklärungen und Multimedia ausgezeichnet und es werden gut aufbereitete, tiefgehende Hintergrundinformationen zu den Fundstücken und Themenkomplexen vermittelt.
Das Gebäude wurde im Jahr 2003 komplett neu gestaltet mit einer Fassade aus Holz und Glas. Im Zuge dieser baulichen Neugestaltung wurde auch die inhaltliche Ausrichtung zu einem „Themenmuseum“ vorgenommen und die gesamte Sammlung neu strukturiert.
Die Gestaltung ist sehr großzügig und weitläufig, die Objekte sind gut präsentiert und ausgeleuchtet. Die hohe, offene Glasdecke vermittelt ein Gefühl von Raum, und Spezialthemen sind in besonders gestalteten Nebenräumen mit klaren Farben präsentiert. Das ganze Museum kann auf einer Art Rundweg durchwandert werden. Durch die weitläufigen Räumlichkeiten wirkt es nie voll und gedrängt, selbst wenn viele Besucher unterwegs sind.
Daneben beinhaltet das Museum eine öffentliche Bibliothek mit 200.000 Bänden, die als eine der größten Museumsbibliotheken Deutschlands gilt.
Die Restaurierungswerkstätten zählen zu den modernsten Europas.
Weiterführende Informationen:
Öffnungszeiten:
Das Museum ist Dienstags bis Freitags sowie Sonntags von 11 – 18 Uhr geöffnet, Samstags von 13 – 18 Uhr. Montags geschlossen.
Eintrittspreise:
8€ Erwachsene, 6€ ermäßigt (Studenten bis 27 Jahre und Senioren ab 65 Jahre). Uni-Seminare mit Dozenten sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre haben freien Eintritt.
Es ist möglich, Karten im Vorverkauf zu erwerben, die dann auch ein Ticket für den VRS (Verkehrsverbund Rhein-Sieg) beinhalten, um stressfrei mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Museum zu gelangen.
Öffnungszeiten der Bibliothek: Montags bis Freitags 8 – 16 Uhr.
Sonstiges:
Das Personal ist sehr aufmerksam und freundlich. So wird einem am Eingang der Aufbau des Museums erklärt und ein Rundgang empfohlen. Außerdem legen einem die Mitarbeiter den Audio-Guide ans Herz, der kostenlos (gegen Abgabe eines Pfandes wie ein Personalausweis) an der Audioguide-Theke zu erhalten ist. Es empfiehlt sich, diesen Guide mitzunehmen, auch weil darauf Filme an verschiedenen Stationen gezeigt werden.
Die Mitarbeiter, die in den einzelnen Abteilungen vor Ort sitzen, sind stets unaufdringlich und man hat (im Gegensatz zu manch anderen Museen) nie das Gefühl, auf Schritt und Tritt verfolgt und belauert zu werden. Stattdessen sind sie hilfsbereit und erkundigen sich nach dem Interessenschwerpunkt, um einem den Weg zu weisen. Das sorgt für eine entspannte Atmosphäre.
Es gibt kostenlose Schließfächer für Jacken und Taschen, außerdem einen Museumsshop, der einige römische Repliken von ausgewählten Museumsstücken anbietet (die sich zum Teil, da es sich um echte Bronze oder Gold handelt, auch im dreistelligen Kostenrahmen bewegen). Daneben gibt es die üblichen römischen Devotionalien wie Terra Sigillata, Bücher, günstigere Kunststoff-Repliken (z.B. der Matronen und des Grabsteines des Caelius), Postkarten sowie Spielzeug, Kühlschrankmagneten und allerlei anderen Schnickschnack.
Das Museum ist komplett barrierefrei und für Rollstuhlfahrer geeignet, die mit Aufzügen und auf Rampen zwischen den Etagen wechseln können. Daneben sind die optionalen Erklärungen im Audio-Guide in Gebärdensprache und einfacher Sprache vorbildlich.
Für Kinder gibt es zwei Spiel- und Erlebnisbereiche (Römerzeit und Steinzeit), die von einem pädagogischen Mitarbeiter betreut werden.
Es werden zahlreiche unterschiedliche Führungen angeboten, sowohl durch die Dauerausstellung als auch durch die Wechselausstellungen. Hierbei gibt es auch zielgruppenspezifische Führungen, zum Beispiel Kinder- und Erlebnisführungen. Außerdem gibt es regelmäßige Vortragsreihen, vor allem im Rahmen der Sonderausstellungen, sowie andere Veranstaltungen wie Workshops und Matineen.
Das Fotografieren ist in der Dauerausstellung erlaubt, allerdings nur ohne Stativ und ohne Blitz.