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Antike Stätten: Römischer „Palast“ Helmsange-Walferdange (LU)

Der "Palast" von Helmsange

Der „Palast“ von Helmsange

Anschrift:

Rue Jean Schaack, 7251 Helmsange, Luxemburg

Anfahrt:

Der römische „Palast“, eigentlich ein sehr opulentes Herrenhaus, liegt mitten in der Ortschaft Helmsange in der Gemeinde Walferdange im Tal der Alzette in Luxemburg.

Der Ort ist über die Nationalstraße N7 erreichbar. Die Villenanlage befindet sich am Ende der Rue Jean Schaack inmitten eines Wohngebiets und neben einer Tiefgarage. Parken kann man direkt neben der Anlage am Straßenrand oder in einer der zahlreichen Seitenstraßen. An der kreuzenden Rue Soleil liegen außerdem mehrere Schulen, an denen man ebenfalls gut parken kann.

Die Seitenstraßen sind etwas verworren, aber Einheimische weisen auf Nachfrage nach dem „Palais Romaine“ gerne den Weg.

Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist ebenfalls gut möglich, da sich der Bahnhof Welferdange nicht weit entfernt an der Hauptstraße befindet. Er wird von Regionalbahnen aus Luxemburg Stadt, Diekirch oder Troisvierges regelmäßig angefahren. Von dort ist es nur ein kurzer Fußweg.

Auch der Gemeindebus „Walfy“ sowie weitere Buslinien verkehren hier regelmäßig.

Hintergrundinformationen:

In den Jahren 1990-1994 wurden im Rahmen von Grabungen zur Erschließung eines Wohngebiets oberhalb des Flusses Alzette auf dem „Sonnebierg“ das Herrenhaus eines gallo-römischen Gutshofs freigelegt. Dabei handelt es sich zwar – wie bei den zahlreichen römischen Gutshöfen in der Gegend – um den typischen gallo-römischen Baustil einer Villa mit Säulengang (Portikus) und seitlichen Flügeln (Risaliten). Außergewöhnlich sind jedoch die Dimensionen dieses Gebäudes, die zu einer kleinen Reihe von „Luxuspalästen“ im Gebiet der Treverer zählen.

Die Dimensionen des Hauses sind überwältigend - und das, wo nur ein Teil freigelegt ist!

Die Dimensionen des Hauses sind überwältigend – und das, wo nur ein Teil freigelegt ist!

Neben über 1200 bekannten gallo-römischen Landgütern durchschnittlicher Größe, die überall in einem dichten Netz im Stammesgebiet der keltischen Treverer (Mosel, Eifel bis Luxemburg) zu finden sind, finden sich insbesondere im Raum Luxemburg einige dieser größeren palastartigen Villen der Gutsbesitzer (unter anderem in Echternach und Diekirch). Einige dieser Villen sind bis zu 10.000 Quadratmeter groß und haben mehr als 80 Räume, so daß sie durchaus als die gallo-römische Version von „Landschlössern“ bezeichnet werden können. Sie weisen allesamt eine gleichermaßen luxuriöse Ausstattung mit Mosaiken, Heizung, fließendem Wasser, Marmortäfelung, Wandmalereien und Stuckverzierungen vor. Die größte bekannte Prunkvilla befand sich in Echternach und kann dort noch heute besichtigt werden. In sie würden mittelgroße römische Landgüter wie die Villa Borg – bereits an sich recht beeindruckend – mehrere Male hineinpassen und selbst der Palast in Helmsange wirkt dagegen fast bescheiden.

Die mehrstöckige Villa in Helmsange hat eine Länge von über 168 Metern und eine Breite von über 90 Metern. Allein im Erdgeschoß befanden sich über 50 Räume. Das Gebäude wurde Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gebaut und erst mit den Germaneneinfällen im 4. Jahrhundert aufgegeben. Während der Nutzungszeit wurde es mehrmals umgebaut und erweitert.

Talseitig schloß sich ein Wirtschaftshof an, dessen Überreste allerdings modern überbaut wurden. Damit entsprach der Gutshof der in unserem Teil Galliens typischen Vermischung der Bauelemente eines vor-römischen keltischen Landguts mit den Elementen römischer Landgüter aus dem italienischen Raum.

Das Alzette-Tal war zu römischer Zeit dicht besiedelt. Hier liegt auch der Cerunincus-Waldtempel

Das Alzette-Tal war zu römischer Zeit dicht besiedelt. Hier liegt auch der Cerunincus-Waldtempel

Das Alzettetal, in dem die Villa lag, war in römischer Zeit dicht besiedelt. Hier lagen zahlreiche weitere Landgüter, die oft nur 700-800 Meter voneinander entfernt waren und sich in der besonders günstigen Lage am Fluß Alzette an beiden Ufern entlangzogen, oft sogar in Sichtweite voneinander. Hier gab es reiche Quellen zur Wasserversorgung, gleichzeitig war man aber geschützt vor Hochwasser. Der römische Dichter Ausonius bezeichnete diese Gegend als „Felix Alisontia„.

Neben weiteren, auch größeren Landgütern in der Nähe, befand sich nur wenige Kilometer weiter der gallo-römische Waldtempel des Cerunincus bei Steinsel. Auch wurden Reste eines unterirdischen Aquädukts gefunden, was den Anschluß der Region an das römische Fernwassernetz belegt.

Der Palast von Helmsange war luxuriös und für seine Zeit topmodern ausgestattet. Mehrere Wohnräume, unter anderem ein 50 Quadratmeter großer Saal im Nordflügel, wurden mit Hypokaustheizung beheizt. Dabei ruhte der Fußboden auf 169 geschichteten Tragepfeilern. Durch eine Feuerstelle im Heizraum wurde der Hohlraum unter dem Fußboden mit heißer Luft erwärmt, die auch durch Hohlziegel in den Wänden aufstieg und somit zusätzlich die Wände erwärmte.

Das Gebäude war symmetrisch aufgebaut, es gab einen zentralen Empfangssaal mit flankierenden Küchen, dazu einen Innenhof mit großem Wasserbecken. Das Haus verfügte auch über einen gemauerten Keller sowie Badeanlagen und Thermen, deren Reste aber nicht mehr erhalten sind.

Im Innenhof des Hauptgebäudes wurden hölzerne Wasserrohre gefunden. Diese dienten nicht nur der Wasserversorgung des Hauses mit fließendem Frischwasser, sondern speisten auch Zierbecken. Woher das Wasser kam, konnte nicht rekonstruiert werden, es wird aber angenommen, daß die Leitungen mit dem unterirdischen Aquädukt in Verbindung standen, der aus dem Wald ins Tal herabführte.

Das Gebäude ist teilrekonstruiert und optisch durch Sand und Gras gut strukturiert

Das Gebäude ist teilrekonstruiert und optisch durch Sand und Gras gut strukturiert

Die Funde, die bei den Grabungen gemacht wurden, belegen den luxuriösen Lebensstil der Bewohner, deren Namen nicht bekannt sind. Auch ist nicht bekannt, ob es sich um zugewanderte Römer aus Italien handelte oder um romanisierte Treverer, die sich dem römischen Lebensstil angepaßt hatten und möglicherweise schon einer wohlhabenden und einflußreichen keltischen Familie aus vor-römischer Zeit entstammten.

In mehreren Wohnräumen wurden farbige Wandmalereien gefunden. Schwarz-Weiße Mosaiken und Marmorplatten befanden sich im Bauschutt, jedoch ist ihre räumliche Zuordnung nicht mehr möglich. Auch beweisen Funde von Fensterglas, daß zumindest ein Teil der Fenster des Palastes verglast waren. Säulen und Stuckfragmente zeigen den architektonisch aufwendigen Aufbau des Hauptgebäudes.

Aus zahlreichen Kleinfunden läßt sich der sehr hohe Lebensstandard der Bewohner ablesen. Es wurden 400 römische Münzen gefunden, von denen der Hauptteil aus der Zeit zwischen 260 und 280 n. Chr. stammt. Daneben wurden Haarnadeln, Fibeln und andere Schmuckstücke entdeckt, wie Perlen eines Glascolliers und verzierte Kleiderspangen mit Emaille-Einlassungen. Eine Besonderheit stellt ein Fingerring aus Bronze mit der Gravur „PICNVS AMORE ESCIPE“ („Empfange dies als Pfand meiner Liebe“) dar. Eine weitere kostbare Rarität ist eine bronzene Phalerae, eine militärische runde Metallverzierung aus Bronze, mit einem Löwenkopf.

Auch Möbelreste sind erhalten, aus denen auf eine Inneneinrichtung aus Truhen und Kassetten geschlossen werden kann. Zu den weiteren Hausratsfunden gehören Öllampen und Keramiken, wobei nahezu alle gängigen römischen Keramikarten und Formen des 1. bis 4. Jahrhunderts vorkamen. Auch gehörten sehr seltene und teure Gläser zum Geschirr in diesem Haushalt.

Überall in der Anlage stehen Informationstafeln, die über die Geschichte des Palastes informieren

Überall in der Anlage stehen Informationstafeln, die über die Geschichte des Palastes informieren

Selbst die Ernährungsgewohnheiten der Bewohner sind durch Funde übermittelt. So entdeckte man unter anderem Austernschalen! Ein besonderer Fund ist ein kleines Lebensmitteletikett aus Blei mit der Bezeichnung „LIQVAMEN“, einem Markennamen der für die römische Küche unverzichtbaren Fischsauce, sowie Angaben über Preis, Gewicht und Hersteller.

Was den Palast in Helmsange von anderen römischen Luxuspalästen unterscheidet, ist eine ungewöhnlich große Anzahl an religiösen und kultischen Gegenständen. Dazu gehört unter anderem eine Jupitergigantensäule, ein Götterrelief, von dem nur der untere Teil erhalten geblieben ist, eine Skulptur aus Kalkstein mit einer durch Götterdarstellungen verzierten Stele, Teile einer Venus-Statue, ein Blech mit den Reliefs der Wochentagsgötter, Räucherkelche, Terrakotta-Figürchen und einer Gesichtsmaske aus Ton.

Ab dem 3. Jahrhundert zeigen Umbauten, daß der Schwerpunkt sich von der Repräsentativität verlagerte zur Zweckmäßigkeit des Hauses. Germaneneinfälle im 3. Jahrhundert verwüsteten schließlich das Gebäude und zerstörten es auch zum Teil. Es wurde nie wieder vollständig aufgebaut. Ab dem 4. Jahrhundert wurden nur noch Teile des Hauses genutzt, unter anderem als Getreidedarre und Räucherkammer.

Mit den Germaneneinfällen Ende des 4. Jahrhunderts wurde das Haus dann vollständig aufgegeben und blieb 200 Jahre lang unbewohnt. Im 7. Jahrhundert siedelte sich eine fränkische Familie wieder darin an und gaben dem Haus ihren Namen („Helmar“?). Sie nutzten das Gelände als Bauernhof zur Viehzucht, bauten das Haupthaus aber nicht erneut auf, sondern errichteten westlich davon ein eigenes Wohnhaus. Zu den Tieren des Hofes gehörten Rinder, Schweine, Ziegen, Hühner und Schafe. Darüber hinaus wurden Hirsche, Eichhörnchen und Auerhahn gegessen.

Die Franken nutzten das Gelände auch für die Textilwirtschaft, wie Funde von Webgewichten, Spinnanlagen und Nähnadeln belegen. Auch finden sich Reste einer Eisen- und Bronzeverhüttungsanlage. Als besonderer Fund aus fränkischer Zeit gilt ein spätmerowingischer Reliefstein, der Teile einer römischen Dreigötterstele wiederverwertete. Er zeigt geometrische und figürliche Motive.

In der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts wurde die fränkische Siedlung von einem mächtigen Erdrutsch verschüttet, der wahrscheinlich die Folge von Unwettern war.

Beschreibung

Die Palastanlage befindet sich auf einem großen Platz inmitten des Neubaugebiets. Die Mauern sind teilrekonstruiert und aufgemauert und überall im Gelände befinden sich sehr gut gemachte Informationstafeln auf Französisch und Deutsch, die weitreichende Hintergrundinformationen über die Stätte liefern. Sie sind, wie an vielen Stellen in Luxemburg und auch im Waldtempel von Steinsel, auf witterungsbeständige Plexiglasscheiben gedruckt und von hoher Qualität. Diese Beschriftung und Illustrationen sind vorbildlich, vor allem, wenn man bedenkt, an wie vielen römischen antiken Stätten in Deutschland fast zerstörte, verwitterte, verblichene Schilder oder Tafeln hängen, aus denen keine Informationen mehr hervorgehen (zum Beispiel beim Mars-Intarabus-Tempel in Ernzen oder der römischen Villa in Bollendorf, die sogar vom Eifelverein betreut wird, der aber offenbar mehr Geld in Erhalt und Pflege der eigenen Bronze-Jubiläumsgedenktafel steckt als in eine lesbare Informationstafel).

Die Beschriftung ist informativ, ausführlich und vorbildlich illustriert

Die Beschriftung ist informativ, ausführlich und vorbildlich illustriert

Das Wohngebiet ist ruhig, direkt an die Anlage schließt sich ein Parkdeck an, unter dem Teile der Mauern verschwinden. Es ist offensichtlich, daß nicht die ganze Villenanlage erschlossen ist, sondern diese sich zum Teil unter der neuen Bebauung befindet.

Die fast labyrinthartigen Mauern und Räume des Palastes sind frei begehbar. Pseudo-römische, aber sehr moderne Wandmalereien zieren die zweckmäßigen Außenmauern aus Beton, an die sich die Straßen und Wohnhäuser anschließen. Die Räume sind mit einem durch hellem Sand bestreuten Weg verbunden, auf dem auch die Informationstafeln stehen. Einige Räume sind innen mit Rasen bepflanzt, was für eine gute optische Orientierung sorgt.

Der Erhaltungszustand der aufgemauerten Fundamente ist sehr gut, die Anlage macht einen gepflegten Eindruck und ist auch nicht – obwohl sie in einem nicht gerade gehobenen Wohngebiet neben Schulzentrum, Parkplatz und Hauptstraße liegt und damit im Einzugsbereich der ansässigen Dorfjugend – mit Graffitis beschmiert oder sonstwie beschmutzt. Das paßt zu unserer Beobachtung, die wir an vielen historischen Orten in Luxemburg gemacht haben, daß hier antike Stätten und Denkmäler mit Respekt behandelt werden und nicht zum Treffpunkt einer abhängenden, trinkenden und desinteressierten Dorfjugend werden, wie man es leider häufiger in Deutschland erleben muß.

Obwohl es sich um eine ungewöhnlichere römische Villa handelt, die touristisch sehr gut aufbereitet ist, ist es dort nicht überlaufen. Tatsächlich hatten wir die Anlage fast für uns alleine, von vereinzelten Spaziergängern und Einheimischen einmal abgesehen, die dort vorbeikamen, sich aber nicht weiter für uns interessierten. Man kann sich in aller Seelenruhe in dem Palast umschauen, die Räume betreten und sich dort so lange aufhalten wie man möchte, ohne Aufmerksamkeit der Anwohner zu erregen.

Öffnungszeiten, Preise, Führungen

Der Palast ist jederzeit zugänglich, da er wie ein kleiner Park mitten im Wohngebiet liegt. Eintritt wird nicht erhoben. Über öffentliche Führungen dorthin ist uns nichts bekannt.

Sonstiges

Fotografieren und Betreten aller Räume ist uneingeschränkt möglich. Im Gegensatz zu deutschen Stätten dieser Art ist hier das Betreten der Mauern nicht nur erlaubt, sondern zum Teil ausdrücklich vorgesehen (wie auch in der riesigen Villa in Echternach), um von einem Teil der Anlage zur anderen zu gelangen. Trotzdem ist der Erhaltungszustand vorbildlich, so daß wir davon ausgehen, daß die Mauern regelmäßig gewartet und gepflegt und gegebenenfalls mit einer neuen Schutzabdeckung vor Berührung und Witterung versehen werden.

Der Palast ist eine Station des Réimerpad-Rundwegs, der mit diesem Symbol markiert ist

Der Palast ist eine Station des Réimerpad-Rundwegs, der mit diesem Symbol markiert ist

Der kulturhistorische Rundwanderweg „Réimerpad“ führt an der Anlage vorbei und verbindet ihn mit weiteren römische Sehenswürdigkeiten in der Region. Er ist durch ein grünes Schild mit dem Symbol „R“ und einer stilisierten römischen Büste mit Lorbeerkranz gut ausgeschildert.

Der Besuch des Palasts in Helmsange läßt sich sehr gut mit weiteren römischen Sehenswürdigkeiten in der Gegend verbinden. Eine Möglichkeit ist es, dem Réimerpad-Rundwanderweg zu folgen. Ansonsten empfehlen wir auf jeden Fall den Besuch des Waldtempels im benachbarten Steinsel.

Weiterführende Links

Götterwelt: Cerunincus

 

Bronzefigur aus örtlicher Herstellung

Bronzefigur aus örtlicher Herstellung

Zuständigkeiten, Herkunft, Bezeichnungen

Bei Cerunincus handelt es sich um einen ursprünglichen gallischen (keltischen) Gott der Treverer, der lokal begrenzt im Alzettetal im heutigen Luxembourg verehrt wurde.

Diese Region war zu römischer Zeit dicht mit Gutshöfen besiedelt und lag in der Nähe einer viel bereisten Schnellstraße. Oberhalb der Ortschaft Steinsel befindet sich der zur Zeit einzige bekannte Tempel, der diesem Gott geweiht war. Es handelt sich dabei um einen Tempelkomplex mit einem zentralen Umgangstempel, wie er für die gallo-römische Tempelarchitektur typisch war, bei der keltische Kultvorstellungen mit mediterraner Tempelarchitektur kombiniert wurden.

Zwar wurden im Tempel zahlreiche Votivgaben und Weihesteine gefunden, dennoch ist der Zuständigkeitsbereich von Cerunincus unbekannt. Eine Weiheinschrift aus Bronze belegt, daß er von der romanisierten treverischen Bevölkerung geschätzt und nach römischem Brauch verehrt wurde:

DEO CERUNIN / CO
SOLTRIUS / PRUSCUS /
V(OTUM) S(OLVIT) L(IBENS) M(ERITO)

In der Übersetzung:

Dem Gott Cerunincus hat Soltrius Pruscus sein Gelübde eingelöst, freudig und verdientermaßen.

Rekonstruktionszeichnung des Tempels

Rekonstruktionszeichnung des Tempels

Allerdings findet sich nirgendwo im Tempelkomplex eine Inschrift, die darauf hindeutet, mit welchem Gott Cerunincus in der Interpretatio Romana gleichgesetzt wurde, so daß seine Zuständigkeiten und Attribute bis heute nicht geklärt werden konnten.

Die Fundstücke weisen jedoch darauf hin, daß er gleichermaßen von einheimischen Treverern wie auch von zugereisten Römern verehrt wurde; die Gaben stammen von reichen Gutshofsbesitzern, lokalen Händlern und Kaufleuten, römischen Soldaten bis hin zu einfachen Leuten der Landbevölkerung.

 

Attribute und Darstellungen

Im Tempel gefunden wurde eine 12 cm große Bronzefigur, die aus lokaler Herstellung stammt.

Cella des Waldtempels bei Steinsel

Cella des Waldtempels bei Steinsel

Sie zeigt einen unbekleideten, bartlosen jungen Mann mit kurzem lockigem Haar, dessen linke Hand erhoben ist. Was er in der Hand hielt, ist unbekannt. Es ist wahrscheinlich, aber nicht belegt, daß es sich bei dieser Darstellung um den Gott Cerunincus handelt, dessen Figuren man mit großer Wahrscheinlichkeit im örtlichen Devotionalienladen am Tempeleingang erwerben konnte.

Ebenfalls gefunden wurden Fragmente einer überlebensgroßen Frauenfigur, so daß man in der Forschung davon ausgeht, daß es sich möglicherweise um eine weibliche Kultgefährtin des Cerunincus handelt.

Opfergaben und Cultus

Zu den Opfergaben an Cerunincus gehörten Fibeln, Bronzeglocken, Figürchen und Ringe.

Zahlreiche auf dem Tempelgelände gefundene Münzen weisen darauf hin, daß auch die (noch heute beliebte) Praxis des Münzwurfs, um damit die Erfüllung eines Wunsches zu bitten, auch in diesem Tempel üblich war.

Über die praktische Ausübung des Cultus ist nichts bekannt, da es keine Funde gibt, die die Kultpraxis szenisch darstellen. Ebenfalls nicht überliefert sind schriftliche Aufzeichnungen über die Kultpraxis dieses sehr lokalen Gottes.

Die für einen Umgangstempel übliche Umschreitung der Cella, die Ablage von Weihesteinen und Votivgaben vor dem Tempel, die Darbringung von Opfern auf dem vor dem Tempel befindlichen Altar und Prozessionen um den Umgang herum, wie sie von anderen gallo-römischen Umgangstempeln überliefert sind, sind auch hier wahrscheinlich.

Sonstiges: Cerunincus = Cernunnos?

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Cernunnos wie er auf dem ‚Pariser Nautenpfeiler‘ erscheint

Manchmal, vor allem auf neuheidnischen Seiten im Internet angestellte Vermutungen, es handele sich um den keltischen Gott Cernunnos, können ausschließlich auf die Namensähnlichkeit Bezug nehmen, was als Basis einer solchen Gleichsetzung äußerst fraglich ist.

Cernunnos wird üblicherweise mit dem ‚gehörnten Gott‘ identifiziert, der aus der keltischen Ikonographie bekannt ist und als Naturgott und Herr der Tiere interpretiert wird. Allerdings ist nur eine einzige Inschriftenquelle bekannt, die die Darstellung einer mit einem Geweih versehenen Figur mit diesem Namen in Verbindung bringt, der sog. Pariser Nautenpfeiler.

Der Name leitet sich wohl vom gallischen Wort ‚karnon‚ ab, das (wie auch das lateinische cornu) ‚Horn‘ bedeutet und deswegen die Identifizierung dieser bekannten Figur aus der keltischen Mythologie mit diesem Namen legitim erscheinen lässt. Gleichwohl macht die Tatsache stutzig, daß die bildhafte Darstellung einer solchen Figur, die relativ häufig gefunden wurde, bis auf den genannten einen Fall, niemals sonst mit diesem Namen in Verbindung gebracht werden kann.

Es gibt auch keine Interpretatio Romana, sprich, die römischen Quellen geben für ihn keine Identifikation mit einer römischen Gottheit an, was gerade für einen sehr bekannten und wichtigen Gott ungewöhnlich ist.

Dies wird manchmal darauf zurückgeführt, daß dieser keltische Gott zu spezifisch in seiner Hirschgeweih-Gestalt oder Funktion war, um mit einer der römischen Götter gleichgesetzt zu werden, was allerdings nicht sehr überzeugend klingt. Die römische Praxis, lokale Gottheiten mit überregional in ihrer eigenen Religion verehrten Gottheiten zu identifizieren, wurde relativ großzügig gehandhabt. Je nachdem, was stärker betont werden konnte, wurde die Funktion einer Gottheit oder ihre Erscheinung zur Grundlage genommen.

Ein keltischer Naturgott mit einem Geweih ließe sich demnach relativ problemlos im römischen Silvanus oder noch besser im, diesem ebenfalls gleichgesetzten, (gehörnten!) Faunus wiedererkennen. Warum dies nicht geschehen ist, wissen wir nicht, was zur generellen Unsicherheit in Bezug auf die Deutung von Cernunnos beiträgt.

Daß wir auch im Tempel von Steinsel keinen römischen Namen der dort verehrten Gottheit finden, wird deswegen ebenfalls gerne als weiterer Beleg für die Identität von Cerunincus mit Cernunnos angeführt. Auch dies bleibt hingegen reine Spekulation, die wenig belastbar ist, da neben der nicht auszuschließenden Möglichkeit, daß evtl. doch einmal Funde mit einem römischen Namen für diesen Gott zutage treten, ebenfalls keinerlei Geweihdarstellung in Verbindung mit dieser Gottheit gefunden wurde. Die hohe Wahrscheinlichkeit, das die gefundene Figur tatsächlich Cerunincus darstellt und die Tatsache, daß diese keinerlei Geweih/Horn als Attribut besitzt, lässt es sinnvoller erscheinen, diesen Gott als eigene Gottheit zu betrachten, welche lokalen Charakter hatte, anstatt sich auf eine reine Namensähnlichkeit zu stützten.

Antike Stätten: Gallo-römischer Waldtempel bei Steinsel (LU)

 

Der Waldtempel oberhalb von Steinsel

Der Waldtempel oberhalb von Steinsel

Anschrift:

Der Tempel liegt im Wald oberhalb des Dorfes Steinsel. Keine postalische Anschrift.

Anfahrt:

Erste Wegmarke: Die Baumschule, an der man auch parken kann

Erste Wegmarke: Die Baumschule, an der man auch parken kann

Im labyrinthartigen Wald oberhalb von Steinsel in Luxemburg im Tal der Alzette ist es nicht einfach, diesen versteckt gelegenen Waldtempel zu finden. Der Weg selbst ist nicht schwierig – wenn man weiß, wonach man schauen muß!

Wir haben Euch die Arbeit abgenommen und uns durch Waldarbeiter, Spaziergänger, Mitarbeiter und Käufer in einer Baumschule hindurchgefragt… und den einfachsten Weg gefunden!

Links von diesem Wasserreservoir geht der kleine Waldweg ab

Links von diesem Wasserreservoir geht der kleine Waldweg ab

Die schnellste und sicherste Art, zum Tempel zu gelangen, ist, mit dem Auto bis zur Baumschule Becker zu fahren und dort auf den Parkplätzen vor dem Eingangstor zu parken. Die Baumschule liegt oberhalb des Ortes Steinsel an einem asphaltierten Waldweg, der gut mit dem Auto befahrbar ist. Die Anschrift, die auch in das Navi eingegeben werden kann, lautet: Bamschoul Becker, 27a, rue Paul Eyschen in 7317 Steinsel.

Parkt man vor der Baumschule, befindet sich einige Meter links vom umzäunten Gelände ein großer, halbrunder Betonbau. Hierbei handelt es sich um ein Wasserreservoir. Links vom Wasserreservoir geht ein kleiner Fußweg in den Wald hinein, dort findet sich – so versteckt, daß man es vom Auto aus nicht erkennen kann – ein kleines hölzernes Hinweisschild mit der Aufschrift „Temple“.

Dieses Hinweisschild ist leicht zu übersehen. Danach ist man aber auf Kurs und kann den Tempel nicht mehr verfehlen

Dieses Hinweisschild ist leicht zu übersehen. Danach ist man aber auf Kurs und kann den Tempel nicht mehr verfehlen

Nun gilt es, dem Fußweg zu folgen und sich immer entlang des rückwärtigen Zaunes der Baumschule zu bewegen. Der Weg ist gleichzeitig ein Trimm-Dich-Pfad; wer auf einer Irrfahrt durch das weitläufige Waldgebiet irgendwo auf einen Trimmpfad und einen dazugehörigen Parkplatz stößt, kann auch diesem folgen, bis er an Station 2 automatisch zum Tempel kommt. Für die Länge dieses Weges können wir allerdings keine Angaben machen.

Der Tempel liegt direkt im Wald jenseits der Baumschule; folgt man dem Zaun und dem daran entlangführenden Waldweg etwa 10 Minuten, steht man unmittelbar vor dem Waldtempel, der nicht zu übersehen ist.

Wer sich trotzdem verirrt, sollte die Baumschule aufsuchen; dort findet man hilfsbereite Mitarbeiter und ortskundige Besucher.

Hintergrund

Mitte der 50er Jahre wurde im Wald oberhalb von Steinsel ein ausgedehntes gallo-römisches Heiligtum entdeckt, das mit Hilfe von 70 Soldaten von 1957 bis 1961 unter der Aufsicht des „Musée national d’histoire et d’art“ (MNHA) ausgegraben wurde. Dabei stellte man fest, daß es sich um einen großen Kultbezirk mit einem zentralen Umgangstempel, mehreren Nebengebäuden und einer Ummauerung handelte.

Die Umfassungsmauer ist gut im Gelände zu erkennen

Die Umfassungsmauer ist gut im Gelände zu erkennen

Untersuchungen ergaben, daß der Tempelkomplex, der auf einer Anhöhe lag, aus dem 1. Jahrhundert stammte und vermutlich eine beliebte Pilgerstätte an einer nahegelegenen römischen Schnellstraße gewesen war.

Die gesamte Gegend im Alzettetal, das in Gallien lag, war dicht mit römischen Gutshöfen besiedelt, die heute ebenfalls überall zu finden und zu besichtigen sind. Der Tempel war bis in das späte 4. Jahrhundert aktiv, wo auch seine Blütezeit angenommen wird.

Erst im frühen 5. Jahrhundert bereitete das sich ausbreitende Christentum und die Germaneneinfälle dem Tempelbezirk ein Ende.

Dem Tempel vorgelagert waren vier Profangebäude, deren genaue Funktionen unklar sind. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Pilgerherbergen, Tavernen oder Badeanlagen. Dahinter folgte der Haupteingang, der in den ummauerten Tempelbezirk führte. Ein kleines Gebäude unweit des Eingangs wird als Devotionalienladen, also als kleiner Tempelshop gedeutet, in dem Pilger Votivfigürchen und Opfergaben kaufen konnten. Es gab eine Quelle unweit des Geländes, die wohl ebenfalls zu kultischen Zwecken genutzt wurde.

Verschiedene Häuser rund um den eigentlichen zentralen Tempel werden als Pförtnerhaus, Schatzhaus zur Aufbewahrung besonders wertvoller Ritualgegenstände und Priesterwohnung gedeutet.

Der Tempel selbst wies eine zentrale Cella aus, darum herum befand sich ein Umgang, wie er für gallo-römische Tempel typisch war, da diese Bauart aus einer Vermischung von einheimischen keltischen Kultvorstellungen in Verbindung mit mediterraner Tempelarchitektur entstand. Dort standen auch die diversen von Stiftern und Pilgern aufgestellte Weihesteine und Altäre.

Rekonstruktionszeichnung des Tempels

Rekonstruktionszeichnung des Tempels

Der Umgang des Tempels ruhte auf 20 toskanischen Säulen, die auf einer niedrigen Brüstungsmauer standen. Der zentrale Kultraum, die Cella, durfte nur von den Priestern betreten werden. Sie beinhaltete die Statue oder Statuen der hier verehrten Gottheiten sowie gestiftete Weihegeschenke. Der Umgang hingegen diente den religiösen Handlungen der Besucher, die ihn rituell umschritten und Weihegaben ablegen. Auch ist anzunehmen, daß hier Prozessionen stattfanden.

Ebenfalls vor dem Tempel befand sich ein Altar, wie es für römische Tempel typisch war, deren Altäre sich vor dem Tempelgebäude befanden, anstatt – wie von christlichen Kirchen bekannt – im eigentlichen Tempel selbst. Auf diesem Altar wurden die eigentlichen Kultrituale und Opfer abgehalten.

Es sind nur wenige Kultbilder und Weihegaben erhalten geblieben, so daß aus diesen Fragmenten nur wenige Informationen über die hier verehrten Gottheiten gewonnen werden konnten. Ein 1981 gefundenes bronzenes Votivtäfelchen belegt, daß es von einem romanisierten Treverer, also einem Angehörigen des hier ansässigen gallischen Stammes, gestiftet wurde.

Die Inschrift lautet:

DEO CERUNIN / CO
SOLTRIUS / PRUSCUS /
V(OTUM) S(OLVIT) L(IBENS) M(ERITO)

In der Übersetzung:

Dem Gott Cerunincus hat Soltrius Pruscus sein Gelübde eingelöst, freudig und verdientermaßen.

Bronzefigur aus örtlicher Herstellung, möglicherweise eine Darstellung des Cerunincus

Bronzefigur aus örtlicher Herstellung, möglicherweise eine Darstellung des Cerunincus

Bei Cerunincus handelt es sich um einen lokalen gallischen Gott, über den so gut wie nichts bekannt ist. Ebenfalls im Tempel gefunden wurde eine 12 cm große Bronzefigur aus lokaler Herstellung, die einen bartlosen schlanken Mann zeigt und wahrscheinlich diesen Gott darstellt.Mit welchem römischen Gott Cerunincus in der Interpretatio Romana gleichgesetzt wurde, wofür er zuständig war und welche Attribute ihm zugeordnet wurden, ist unbekannt, da es keine Weiheinschriften gibt, in denen sein Name in Verbindung mit einem anderen Namen erscheint.

Daneben wurden auf dem Gelände Kalksteinfragmente einer überlebensgroßen Frauenfigur gefunden, unter anderem ihre Hände. Sie wird als mögliche Kultgefährtin des Cerunincus betrachtet.

Wie viele Heiligtümer im Stammesgebiet der keltischen Treverer lagen Tempel oft an den Rändern von Siedlungen und viel befahrenen Verkehrswegen, oder aber an heiligen Stätten in der Natur wie Bergen, Felsen, Quellen, Wäldern oder Flüssen. Im römischen Gallien war es üblich, daß man zu den Heiligtümern pilgerte, um dort die Götter um Beistand zu bitten und um Gelübde einzulösen, wenn die Bitten erhört wurden.

Zu den in Steinsel gefundenen Votivgaben gehören aufwendige Altäre und Weihesteine, wie sie von den wohlhabenden Besitzern der reichen Gutshöfe in der Umgebung gestiftet wurden, aber auch typische Gaben der Mittelschicht, wie kleine Weihesteine von Handwerkern, Soldaten und Kaufleuten aus der Gegend. Ebenfalls beliebt waren kleine Bronzefiguren, Fibeln, Ringe und Bronzeglöckchen. Einfache Leute, die sich keine aufwendigen Gaben leisten konnten, legten Tonfiguren ab, die oft in billiger Massenproduktion gefertigt wurden und im Tempelladen für wenig Geld gekauft werden konnten.

Zahlreiche Münzfunde auf dem Tempelgelände belegen auch den römischen Brauch des Münzwurfs, der bis in unsere heutige Zeit erhalten ist und noch immer gerne praktiziert wird, wie zahlreiche Münzen in Brunnen und Flüssen beweisen, mit denen man einen Wunsch verbindet.

Beschreibung

Der Umgangstempel mit Säulen ist über eine Treppe erreichbar

Der Umgangstempel mit Säulen ist über eine Treppe erreichbar

Die Tempelanlage ist weitläufig und liegt direkt am kleinen Wanderweg. Die verschiedenen Gebäude sowie die Umfassungsmauer sind als Fundamente noch gut im Gelände zu erkennen. Der Eingang wird durch eine überdachte Holztafel (auf französisch) markiert, auf dem sich eine Rekonstruktionszeichnung befindet, wie man sich den Tempel vorzustellen hat.

Man kann sich frei in und auf den Tempelfundamenten bewegen.

Der eigentliche Umgangstempel wird besonders hervorgehoben; hier führt eine kleine Stahltreppe hinauf auf den Umgang. Neben der Treppe befindet sich ein Schild aus wetterfestem Plexiglas, das auf deutsch und französisch weitreichende Hintergrundinformationen über den Tempel vermittelt und auch einige Abbildungen von Fundstücken zeigt. Die Beschriftung dieses Tempels ist, wie bei vielen Tempeln in Luxemburg, vorbildlich; die wetterfesten, durchsichtigen Plexiglastafeln fügen sich relativ dezent in die Landschaft ein, sind sehr informativ und wissenschaftlich fundiert. Das sollte man sich bei katastrophal beschrifteten und präsentierten römischen Stätten wie dem Weihedenkmal für Mars-Intarabus in Ernzen in der Südeifel zum Vorbild nehmen!

Der Boden der Cella des Tempels ist, wie man es öfter in Luxemburg findet, mit rotem granuliertem Schotter bedeckt. Das kennen wir auch aus der Villa Rustica in Echternach, wo es uns bereits sehr gut gefiel, denn der rote Boden bildet einen sehr schönen Kontrast zum Schwarz der Steine des umgebenden Fundaments und des Grüns des Waldes und der Pflanzen in der Umgebung.

Die Cella ist mit rot geschottert, was einen guten Eindruck macht

Die Cella ist mit rot geschottert, was einen guten Eindruck macht

Auf der Brüstung des Umgangs sind einige Säulen aufgestellt, die eine gute Vorstellung von der Höhe und dem Aussehen des Umgangs vermitteln.

Die Anlage selbst ist gepflegt, der Tempel ist sauber, wenn auch die Außengebäude etwas überwuchert sind. Ein Umschreiten der Cella ist gut möglich, auch kann man hier problemlos Opfergaben ablegen.

Die Tempelanlage gefällt uns sehr gut; hier handelt es sich um einen echten Geheimtipp, der gar nicht so schwer zu finden ist, wenn man sich an unserer Wegbeschreibung mit den markanten Landmarken orientiert.

Zugänglichkeit, Öffnungszeiten, sonstiges

Da der Tempel mitten im Wald oberhalb des Ortes auf einer Anhöhe liegt, ist er jederzeit frei zugänglich. Eintritt kostet er natürlich auch nicht.

Die Beschriftung ist modern und vorbildlich

Die Beschriftung ist modern und vorbildlich

Die Gegend im Alzettetal ist eine beliebte Wandergegend und der Waldweg mit Trimm-Dich-Pfad ist insbesondere bei sportlichen Wanderern beliebt. Auch ist die Strecke bekannt unter Mountainbikern. Diese brettern jedoch meistens am Tempel vorbei, ohne von den Tempelbesuchern Notiz zu nehmen.

Die Lage jenseits des großen Freigeländes der Baumschule ist abgelegen genug, daß niemand gestört wird, so daß man sich hier so lange aufhalten möchte, wie man will und auch Zeit und Platz für kultische Handlungen besteht, wenn man sich an den hier so lange verehrten Cerunincus wenden möchte.

Wir kannten diesen lokalen Gott zuvor nicht, da er – wie auch Intarabus – ein sehr regional begrenzt verehrter Gott der gallischen Treverer war. Römer waren jedoch stets der Ansicht, daß lokale Gottheiten in ihrem angestammten Gebiet einen besonders starken Einfluß hatten und hatten keine Probleme damit, sie in ihren Pantheon zu integrieren und sich an sie zu wenden, wenn sie vor Ort waren. Dabei spielte es nicht einmal unbedingt eine Rolle, daß man wußte, um welchen Gott es sich genau handelte, wie der Gott hieß, wofür er zuständig war oder ob es ein Gott oder eine Göttin war. Genauso sollte man es mit diesem Tempel halten; Cernunincus spielte ganz offensichtlich eine wichtige Rolle für einheimische Treverer wie für römische Zugereiste und deswegen ist auch sein Waldtempel noch immer ein besonderer Ort, der eine positive Präsenz ausstrahlt.

Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich. Zwar ist die Straße, an dem die Baumschule und das Wasserreservoir liegen, asphaltiert, aber für den Fußweg zum Tempel empfehlen wir festes Schuhwerk.

Der Besuch im Tempel kann gut mit anderen römischen Sehenswürdigkeiten in der Gegend verbunden werden, wie einem Besuch der römischen Villa in Mersch mit ihrem 75 Meter langen Schwimmbecken oder der großen Villa Rustica in Helmsange.

Weiterführende Informationen