
Lageplan
Anschrift:
Deutsche Seite: Robert-Schumann-Str. 2, 66453 Reinheim (Saarland)
Französische Seite: 1 Rue Robert Schumann, 57200 Bliesbruck.
GPS: 49°08’07″N, 7°10’59″E
Anfahrt:
Das Gelände des „Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim“ (französisch: Parc Archéologique Européen de Bliesbruck-Reinheim) liegt zum Teil in Frankreich, zum Teil in Deutschland.
Das Gelände des Archäologieparks ist weitläufig und zu großen Teilen frei begehbar, lediglich die überdachten Attraktionen kosten Eintritt. Deswegen kann man den Park auch von unterschiedlichen Seiten aus betreten; kostenlose Parkplätze befinden sich sowohl auf der französischen als auch auf der deutschen Seite. Ein großer Parkplatz (P2) liegt unter der Bliesbrücke in Reinheim.
Mit dem Auto ist der Park gut zu erreichen, das Navi kennt beide Adressen.
Er ist auch gut an die Öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen: ab Kleinblittersdorf, Homburg und Blieskastel-Lautzkirchen fährt stündlich der Biosphärenbus 501 bis zur Haltestelle Reinheim-Kulturpark. Homburg und Lautzkirchen sind mit der Deutschen Bahn erreichbar, Kleinblittersdorf mit einer Stadtbahn, die auch im französischen Sarreguemines hält.

Es gibt viel zu sehen im Park
Für wen die Anreise für einen Tagestrip zu weit ist oder wer den Besuch mit weiteren Attraktionen in der Region, wie dem Archäologiepark Schwarzenacker verbinden möchte (wie wir es getan haben), der hat in der Umgebung verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten. Die nächsten größeren Städte sind Sarreguemines auf französischer Seite (hier haben wir übernachtet), sowie Zweibrücken, Blieskastel und Saarbrücken auf deutscher Seite.
Hintergrund:
Der Archäologiepark umfasst ein Gelände von 700.000 Quadratmetern und erstreckt sich über 1,2 km Länge inmitten des UNESCO Biosphärenreservats Bliesgau im Tal des Flusses Blies.
Das Motto des Parks lautet: „Geschichte grenzenlos erleben“, denn die Staatsgrenze zwischen Frankreich und Deutschland führt mitten durch das Parkgelände.
Im Mittelpunkt des Parks steht die gallo-römische Geschichte der Region. Mehrere archäologische Sehenswürdigkeiten aus der keltischen und römischen Geschichte sind hier freigelegt und werden anschaulich präsentiert.

Die römische Palastvilla mit rekonstruiertem Nebengebäude
Der erste archäologische Fund, den man auf dem Gelände machte, war der einer römischen Palastvilla, die sich heute auf der deutschen Seite befindet. Das Villengelände hat eine Grundfläche von 7 ha (70.000 Quadratmeter) und gehört damit zu den größten gallo-römischen Villenanlagen im Raum Saar-Mosel. Von der Größe her vergleichbare „Palastvillen“ sind z.B. aus dem luxemburgischen Helmsange oder aus Echternach bekannt.

Eingang zum Gelände der Palastvilla
Nach ersten Grabungen im 19. Jahrhundert ab 1806 wurde die römische Palastvilla systematisch ab dem Jahr 1987 freigelegt. Heute ist sie nahezu vollständig ausgegraben und gilt als ein Musterbeispiel für gallo-römische Wohnkultur der einheimischen Oberschicht im 1. bis 4. Jahrhundert. Über diesen Zeitraum war die Villa in verschiedenen Nutzungsphasen bewohnt.
Zum Zweck der Veranschaulichung wurden einige Teile der Villa, wie Gebäude und Umfassungsmauern, rekonstruiert oder teilrekonstruiert. Funde aus der Villa sind im Obergeschoß des (modernen) Restaurants zu finden, das sich in einem der rekonstruierten Nebengebäude befindet.
Im französischen Teil befindet sich ein römischer vicus, eine Kleinstadt. Hierbei handelt es sich um die Nachbarstadt der im ca. 30 km entfernten Archäologiepark Schwarzenacker zu besichtigenden Kleinstadt.

Hauptstraße des Handwerkerviertels im römischen vicus
Der römische Name des Ortes ist bislang unbekannt.
Die Straßensiedlung, in der zur Blütezeit um die 2000 Menschen lebten, war vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. bewohnt. Es sind mehrere Stadtviertel bekannt, etwa ein Handwerkerviertel mit unterschiedlichen Werkstätten (Schmiede, Bäckerei), das sich an der Hauptstraße befand. Daneben gab es eine große, eindrucksvolle Thermenanlage, die sich heute unter einem Schutzbau befindet, eine Brunnenanlage zur Wasserversorgung, sowie eine Basilika, die für Versammlungen genutzt wurde.
Viele der Gebäude im Handwerkerviertel sind, was ebenfalls bemerkswert ist, unterkellert.

Rekonstruktionszeichnung der Thermenanlage (auf einer Infotafel im Park)
Der römische vicus wurde im Jahr 1971 beim Kies- und Sandabbau für Straßenbauarbeiten entdeckt. Erste Freilegungen erfolgten unsystematisch durch Notgrabungen, bevor man Ende der 70er Jahre mit systematischen Grabungen und Forschungen begann.
In den Jahren 1952-1955 entdeckte man in der Region zudem fünf römische Kalköfen.
Im Jahr 1954 gelang – wiederum beim Sand- und Kiesabbau – einer der spektakulärsten Funde, welche die Region archäologisch überregional bekannt machte: drei keltische Grabhügel aus der Frühlatène-Zeit, von denen einer ein komplett erhaltenes keltisches Fürstinnengrab samt Grabbeigaben beinhaltete (370 v. Chr.). Neben den Überresten der Bestatteten beinhaltete die Grabkammer reichhaltigen Goldschmuck, sowie diverse andere Wertgegenstände, zum Beispiel Gefäße, die Zeugnis für den Handel der Einheimischen mit fernen Regionen ablegten.

Die Grabhügel mit dem Fürstinnengrab
Im Jahr 1999 wurden diese Grabhügel in ihrer ursprünglichen Form rekonstruiert.
Das Fürstinnengrab wurde in einer unterirdischen Kammer in musealer Form inszeniert, um Besuchern den Aufbau und die Bedeutung der Fundstücke nahezubringen.
Aufgrund der vielfältigen archäologischen Funde wurde im Jahr 1989 der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim unter Federführung der Stiftung Europäischer Kulturparks gegründet, um die überregional bedeutsamen Funde zu bewahren und der Öffentlichkeit zu präsentieren, sowie um weitere Forschungen und Grabungen zu ermöglichen.
Weitere Träger sind zudem das französische Ministerium für Kunst und Kultur, das Saarland, sowie die Gemeinde Gersheim. Initiator der Parkgründung war Jean Schaub, der den römischen vicus entdeckte und nach dem heute das Informationszentrum benannt ist.
Der Park wurde vom französischen Kultusministerium in die Liste der bedeutsamsten archäologischen Stätten Frankreichs aufgenommen.
Das Außengelände des Parks wurde seit der Gründung immer weiter ausgestaltet und didaktisch erweitert, um den Informationsgehalt für die Öffentlichkeit zu verbessern. So wurden Schutzbauten um die Thermen und einige Teile des vicus errichtet, Teile der Villa rekonstruiert, das Fürstinnengrab ausgebaut, alles grenzüberschreitend mit mehrsprachigen Informationstafeln versehen und ein Ausstellungszentrum eröffnet. Hier finden auch regelmäßig Sonderausstellungen statt.

So könnte der Ort zu römischer Zeit ausgesehen haben
Daneben wird der Park in der Region regelmäßig für öffentliche Führungen, aber auch für diverse Veranstaltungen genutzt, die nicht nur Archäologie zum Thema haben, sondern auch Geschichte, Natur oder Kultur, um auch neue Besuchergruppen anzuziehen. Fest etabliert hat sich neben einem Antikenspektakel auch ein jährliches Heißluftballon- und Drachenfestival. An Aktionstagen werden didaktische Veranstaltungen geboten, die sich z.B. mit römischer Ausrüstung, Schmuck oder Küche beschäftigen, aber auch praktische Veranstaltungen wie Kindergrabungen, Schmuckherstellung oder Töpfern.
Neben der Funktion als Freilichtmuseum wird im Park nach wie vor Forschung betrieben, die sich mit der Geschichte der gesamten Region von der Bronzezeit bis heute befasst. Der Park stellt deswegen heute eines der wichtigsten archäologischen Forschungszentren Europas dar.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden in einer eigenen Schriftenreihe, den BLESA-Bänden, publiziert.
Beschreibung – unser Eindruck:

Kräutergarten und Nebengebäude der Villa
Der Kulturpark kann an zahlreichen Stellen betreten werden; abgeschlossene Ein- und Ausgänge gibt es nicht. Er wird deshalb von der Bevölkerung für Spaziergänge und Naherholung genutzt.
Lediglich die überdachten Attraktionen sind kostenpflichtig; Tickets können an verschiedenen Stellen des Parks erworben werden.
Die Parkplätze, die sich an verschiedenen Zugängen des Parks befinden, sind kostenfrei nutzbar und bieten genug Platz selbst bei größeren Veranstaltungen. Es spielt im Prinzip keine Rolle, wo man mit der Erkundung beginnt. Wir begannen bei unserem letzten Besuch, anläßlich des „Antikenspektakels 2017“, auf der französischen Seite beim römischen vicus.
Die zentrale Anlaufstelle am französischen Parkplatz ist dabei das Informationszentrum CREX (Centre d’Éxposition). Hier befindet sich eine Kasse, an der man das Kombiticket für den ganzen Park erwerben kann, ein Museumsshop, eine Touristeninformation, Toiletten, Veranstaltungsräume und die Dauerausstellung.

In der Dauerausstellung sind Funde aus dem vicus zu sehen, wie diese Zeugnisse des häuslichen Kultes
Das Personal an der Kasse ist mehrsprachig und hilfsbereit, so daß keine Französischkenntnisse notwendig sind, um sich zurechtzufinden. Hier erhält man auch einen Lageplan über das Gelände, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wo sich was befindet.
Der Plan des Geländes kann auch hier als PDF herunterladen werden.
In der Dauerausstellung kann man sich über den Park, über die einzelnen Gebäude und die Siedlungsgeschichte des Bliesgaus informieren. Sie ist mehrsprachig beschriftet und informativ gestaltet.
Folgt man dem geschotterten Fußweg vom Gebäude aus nach rechts, gelangt man zum römischen vicus. Die Besichtigung des Handwerkerviertels ist kostenlos, lediglich für den Schutzbau der Therme benötigt man eine Eintrittskarte.

Der Schutzbau der Thermen erlaubt einen guten Überblick
Der weitläufige vicus ist informativ beschildert und kann auf einem Rundgang erwandert werden. Die Thermen liegen in einem überdachten hölzernen Schutzbau.
Die Gebäude des vicus, insbesondere die Keller, sind zum Teil begehbar. Man kann sich frei in der Siedlung bewegen und der Hauptstraße folgen, oder aber in und zwischen den Gebäuden herumlaufen. Die Thermenanlagen sind im Schutzbau gut präsentiert und man erhält von den erhöhten Balkons, die sich oberhalb der Thermenräume und der Hypokaustenanlage befinden, einen guten Überblick.

Hypokaustenanlage der Thermen
Folgt man dem Weg links vom Informationszentrum aus gesehen, in Richtung Parkplatz, erreicht man einen kleinen See. Hinter dem See verläuft die Landesgrenze zwischen Deutschland und Frankreich, die mit einem speziellen, den Gedanken der offenen Grenze versinnbindlichen Gebäude gekennzeichnet ist.
Kurz vor der Grenze weist eine Hinweistafel auf den nahegelegenen Hügel des Homerich hin, der bereits zur keltischen Zeit intensiv genutzt wurde, zu römischer Zeit als Kultplatz diente, wie durch Funde von Glöckchen und Opfergaben, sowie mögliche Tempelfundamente belegt ist, dann zur Merowingerzeit wiederum als Grabhügel diente, bis man ihn bis zum 17. Jahrhundert als Hinrichtungsstätte nutzte.
Auf dem deutschen Teil erreicht man dann die äußere Umfassungsmauer des Villengeländes mit einem rekonstruierten Eingangstor. Die eindrucksvollen Ausmaße des Außengeländes werden durch rekonstruierte Mauern und eine Informationstafel verdeutlicht. Das Villengelände ist kostenfrei begehbar.

Überblick über das westliche Handwerkerviertel
In der linken Hälfte des Villengeländes befindet sich ein rekonstruiertes Nebengebäude, das landwirtschaftliche Funktion hatte.
Ein Durchlass in der Mauer erlaubt es, ein kleines keltisches Dorf zu besichtigen, das – im Gegensatz zur prunkvollen Palastvilla – das einfache Leben der bäuerlichen Landbevölkerung demonstrieren soll. Dieses keltische Dorf enthält einige Fachwerk-Lehmhütten und einen keltischen Pfahlgott.
Leider macht dieses Keltendorf, im Gegensatz zum übrigen Gelände, einen nicht ganz so taufrischen Eindruck und wirkt etwas vernachlässigt. Achtlos standen hier Überbleibsel einer Veranstaltung herum, wie Bierbänke und Plastikplanen, die den informativen Charakter des Ortes deutlich schmälerten und die Illusion beeinträchtigten.

In der keltischen Siedlung braucht der deprimiert dreinschauende Pfahlgott Trost
Die Palastvilla selbst ist nicht rekonstruiert (wie etwa die Villa Borg), aber in ihren Grundmauern mit den zahlreichen Räumen gut im Gelände zu erkennen und durch Informationstafeln beschrieben.
In einem rekonstruierten Nebengebäude befindet sich ein Restaurant, römische Taverne genannt, in der man kleinere Gerichte und Snacks (wie die obligatorischen Pommes) zu sich nehmen kann.
Im oberen Stock des Restaurants befindet sich das Museum zu den Funden der Palastvilla. An unserem Besuchstag war die Taverne allerdings wegen einer geschlossenen Gesellschaft (Hochzeit) nicht zugänglich, so daß wir auch nicht in das Museum konnten. Das ist natürlich etwas unglücklich gelöst, wenn man das Museum bei Veranstaltungen des Restaurants nicht besuchen kann.
Zur Villa gehört ebenfalls ein teilrekonstruierter Säulengang und ein umfangreicher, begehbarer römischer Kräutergarten, der einen gepflegten Eindruck machte. Alles in allem wirkt das ganze Villengelände ordentlich und aufgeräumt.
Hinter der römischen Villa sind bereits aus der Ferne eindrucksvoll die drei keltischen Grabhügel erkennbar, die mit Gras bewachsen sind. Überall stehen Sitzbänke, so daß Spaziergänger die Gelegenheit gerne nutzen, sich auf dem Gelände der Villa und rund um die Grabhügel zu erholen. Die Grabhügel sind auch begehbar, wie darauf herumkletternde Kinder belegten.

Grabhügel mit dem keltischen Hund aus dem Fürstinnengrab
Vor einem Grabhügel befindet sich die überlebensgroße Replik eines keltischen Hundes, wie er am Henkel eines Trinkgefäßes aus dem Fürstinnengrab gefunden wurde. Er ist das Wahrzeichen des Parks und kann im Museumsshop auch als kleine Figur erworben werden.
Neben den Grabhügeln sticht ein architektonisch extravagantes Gebäude ins Auge, der Eingangsbereich zum Fürstinnengrab. Hier befindet sich eine Kasse, da der Grabbesuch kostenpflichtig ist. Das Personal hier im deutschen Teil ist ebenfalls mehrsprachig, die Frau hinter der Theke war sehr freundlich und hilfsbereit und gab uns auf Nachfrage gerne auch weiterführende Auskünfte. An der Kasse ist zudem ein kleiner Museumsshop zu finden, der Fachliteratur, aber auch kleine Andenken wie die besagte Hundefigur anbietet.
Im Eingangsbereich des Gebäudes sind einige Informationstafeln zum Fürstinnengrab zu finden, außerdem eine Spielmöglichkeit für Kinder, wo sie z.B. keltische Nahrungsmittel erraten können.

Das unterirdische Grab ist stimmungsvoll inszeniert
Das Grab selber befindet sich in einer unterirdischen Grabkammerkuppel aus Beton, in die man auf einer gewendelten Treppe hinabsteigt. Es ist dunkel im Innenbereich und aus Lautsprechern erschallen pseudo-keltische Frauengesänge. Entlang der vielen Stufen, die man hinabsteigt, hängen an den Wänden weitere Informationstafeln mit Informationen zu den Kelten.
Unten angekommen, trifft man auf das Fürstinnengrab hinter einer Glasscheibe. Hier liegt eine lebensgroße Frauenfigur in typischer Kleidung und mit dem Schmuck und den Gegenständen, wie man sie im Originalzustand vorfand. Die Wände der Kuppel sind schwarz gestrichen, es ist dunkel und punktuell stimmungsvoll beleuchtet. In Vitrinen befinden sich Rekonstruktionen der bedeutendsten Funde.
Eine Sitzbank gegenüber dem Fürstinnengrab hinter der Scheibe lädt zum Verweilen und zum Wirkenlassen der Stimmung ein. Wenn nicht gerade Familien mit grölenden kleinen Kindern anwesend sind, ist die Atmosphäre in der Kammer recht ansprechend und hat uns gut gefallen.

Einige Keller der Handwerkerhäuser sind begehbar
Hier befinden wir uns nun am anderen Ende des Parks, wo es zum Parkplatz auf der deutschen Seite geht.
Alles in allem ist der Park sehr sehenswert, gepflegt, informativ und didaktisch ansprechend präsentiert.
Dem Gedanken an den grenzüberschreitenden Park wird dadurch Rechnung getragen, dass alles mehrsprachig ist, auch wenn man schon erkennt, dass die deutsche und die französische Seite jeweils unter eigener Leitung stehen und eigene Schwerpunkte verfolgen.
Öffnungszeiten, Zugänglichkeit, Preise
Wie bereits beschrieben, sind große Teile des Parks frei und kostenlos zugänglich.
Eine Eintrittskarte wird für folgende Bereiche benötigt: das Museum in der Maison Jean Schaub, das Museum im oberen Teil der Taverne, das Fürstinnengrab, das Ausstellungszentrum Bliesbruck und der Schutzbau der Therme im Vicus.
Die Eintrittskarten kann man sowohl auf der französischen als auch der deutschen Seite jeweils in den kostenpflichtigen Orten erwerben und sie gelten für alle Attraktionen in beiden Ländern.
Der Eintritt beträgt für Erwachsene 5€, ermäßigt 3,50€.
Jugendliche bis 16 Jahre und zu 100% Behinderte haben freien Eintritt.

Die Informationstafeln auf dem Freigelände sind dreisprachig beschriftet: Deutsch, Englisch und Französisch
Der weitläufige Park, das Villengelände und der vicus sind kostenfrei zu besichtigen. Die Nutzung des Parks zur Freizeitgestaltung, für Picknicks, Drachsteigen und Familiennachmittage sowie das Mitbringen von Hunden ist ausdrücklich erlaubt.
Der Park ist ganzjährig geöffnet und rund um die Uhr begehbar.
Die kostenpflichtigen Teile sind nur in der Saison vom 15. März bis 31. Oktober zu besichtigen. Am 1. Mai sind die Museen in Bliesbruck (auf der französischen Seite) geschlossen.
Führungen, Veranstaltungen:
Veranstaltungen finden regelmäßig statt. Die Termine sind der offiziellen Website zu entnehmen. Es gibt viele Thementage und insbesondere für Kinder und Schulklassen wird viel geboten.
Jeden ersten Sonntag im Monat finden „Schnupperführungen“ statt.
Spezialführungen (Wanderungen mit dem Römer, Keltenwanderung rund um Reinheim, Führung auf den Spuren der Kelten und Römer) können von Gruppen gebucht werden. Die Preise, Inhalt und Dauer sind ebenfalls der offiziellen Seite zu entnehmen.
Daneben bietet der Park unter dem Stichwort „Archäologie zum Mitmachen“ an festen Terminen auch die fachlich begleitete Teilnahme an archäologischen Grabungen an. Vorkenntnisse sind dafür nicht notwendig.
Antikenspektakel:
Das jährliche „Antikenspektakel“ gehört, anders als der Name es vermuten läßt, zu den kleineren römischen Veranstaltungen der Saison. Es fand im Jahr 2017 ausschließlich im französischen Teil auf dem Freigelände hinter der Therme statt.

2017 ging es rund um Pferde, Reiterei, Wagenrennen und Gladiatoren
Jedes Jahr steht das Antikenspektakel unter einem bestimmten Motto, wie z.B. im Jahr 2017 Wagenrennen den Schwerpunkt bildeten. Zu diesem Zweck war auf dem Freigelände ein ovaler Zirkus mit Sitztribünen eingerichtet worden.
Es gab zu regelmäßigen Zeitpunkten stattfindende Wagenrennen mit zwei Streitwagen, sowie Gladiatorenkämpfe.
Zudem gab es eine römische Musikgruppe, die auf den originalen Nachbauten römischer Musikinstrumente – wie Trommeln, Cornu und Tibia – die Gladiatorenkämpfe begleitete, wie es auch historisch der Fall gewesen war. Das gefiel uns gut, weil es historisch akkurat war und einen guten Eindruck vermittelte, wie Gladiatorenkämpfe mit Live-Musikbegeleitung gewirkt haben mochten – auch wenn die Größe des Spektakels ansonsten mit wenigen Darstellern eher überschaubar war und somit überhaupt nicht mit dem zu vergleichen sein dürfte, was zu römischer Zeit als „Spektakel“ galt.
Die Gladiatorengruppe und auch die Musiker machten ihre Sache auf jeden Fall, trotz des grottenschlechten Wetters mit Sturm und strömendem Regen, gut und gefielen uns in ihren Darbietungen.

Die Gladiatorenkämpfe waren live von römischer Musik untermalt und dadurch dramatisch in Szene gesetzt
Man konnte sich an einem Stand über römische Streitwagen informierenm, die Pferde und Wagen aus der Nähe betrachten und auch den Stand der Musiker und die Gladiatoren in ihrem Zelt besuchen.
Was uns jedoch eindeutig fehlte, waren weitere Stände, wie man es von anderen römischen Veranstaltungen kennt, zum Beispiel Händler, Handwerker, Schreiber, Medicus etc.. Es muß nicht immer eine Legion sein, aber für unseren Geschmack war das, was an Unterhaltung zwischen den Programmpunkten (Wagenrennen, Gladiatoren) geboten wurde, einfach zu wenig, um die großen Lücken zu füllen, die sich den Tag über ergaben, da man relativ schnell mit der Besichtigung des Festivalgeländes fertig war und sich das Programm nach einer gewissen Zeit auch wiederholte.

Die Musiker waren tapfer, trotz des strömenden Regens
Das Festival beginnt vormittags um 11 Uhr. Einer der Höhepunkte, auf den wir uns gefreut hatten, war das römische Konzert um 18 Uhr sowie das Feuerspektakel nach Einbruch der Dunkelheit (die im August natürlich etwas auf sich warten läßt).
Es gab – typisch französisch – ausschweifende Gastronomie, sowie einen Bierwagen, aber selbst wenn man den Park noch nicht kennt und diesen im Anschluss in Ruhe besichtigt, ist es schwierig, sich von morgens bis zum Abend zu beschäftigen, so dass es sich empfiehlt, eher später zu kommen, wenn man am abendlichen Programm teilnehmen möchte. Es ist eben kein Xanten oder Villa Borg, wo man von morgens bis abends durchgehend beschäftigt ist!

Das Ankündigungsplakat
Was wir allerdings eher merkürdig fanden, war die Tatsache, dass das Ereignis – obwohl in einem deutsch-französischen Kulturpark stattfindend und weithin auch in Deutschland beworben und vermarktet – fast ausschließlich in französischer Sprache stattfand.
Bereits das Personal am Eingang sprach nur Französisch (oder Englisch), aber insbesondere während der Showprogramme fiel es doch sehr auf, dass die (zum Teil sehr ausführliche und lange) Moderation und die Erklärungen immer mehr zu einer Veranstaltung rein auf Französisch wurden.
Gab es zu Beginn noch einen Dolmetscher, der die Sätze zumindest in rudimentären Einzeilern auf Deutsch „zusammenfasste“, und wurden die deutschen Besucher zur Eröffnung auch noch auf Deutsch begrüßt, gab es ab Beginn des Gladiatorenkampfes gar keine Übersetzung mehr. Schade, denn es wurde wirklich ausführlich erklärt und der Lanista der Gladiatorentruppe ging sehr detailliert auf die einzelnen Aspekte der Gladiatur und das, was gezeigt wurde, ein. Teilweise erklärte er zwischen den Kämpfen bis zu 10 Minuten am Stück, was fast schon kleinen Vorträgen gleichkam.
Da die Hälfte des Publikums aus Deutschland angereist war, sah man viele ratlose Gesichter und das Potential wurde leider auf diese Weise verschenkt.
Wir können nicht beurteilen, ob es sich bei diesem Event um eine Ausnahme gehandelt hat und zu dem Zeitpunkt niemand zur Verfügung stand, der auf die Schnelle für die deutschen Besucher die deutsche Moderation übernehmen konnte. Für einen Park, der sich ausdrücklich als zweisprachig und grenzüberschreitend präsentiert, fanden wir diesen fast ausschließlich französischsprachigen Event jedoch sehr befremdlich und für die vielen angereisten deutschen Familien, gerade mit Kindern, war es deswegen sicher auch enttäuschend.

Eingewickelt vom Retiarius!
Der Umfang selbst ist kein Problem, wenn man weiß, dass es sich nur um einen kleinen Event handelt (es gibt ja auch in Deutschland sehr schöne, kleine römische Veranstaltungen, man muß es nur vorher wissen, um sich darauf einstellen zu können, was die Erwartungen und die zeitliche Planung betrifft), dann kann man sich in seinem Zeitplan entsprechend einrichten.
Der Besuch des Festes sollte auf jeden Fall mit einem Besuch des Parks und seinen vielen Sehenswürdigkeiten kombiniert werden.
Sonstiges:
Fotografieren ist überall erlaubt, auch in den Museen und dem Fürstinnengrab.
Der Kulturpark ist in weiten Teilen behindertengerecht gestaltet.
Hunde sind im Park (jedoch nicht in den Museen) erlaubt.
Französischkenntnisse sind zum Besuch des Parks nicht erforderlich, sind jedoch für die Veranstaltungen (wie das Antikenspektakel) hilfreich bis nötig.
In ca. 30 Kilometern Entfernung liegt das Römermuseum Schwarzenacker bei Homburg. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Kleinstadt wie den vicus von Bliesbruck-Reinheim und war zu gallo-römischer Zeit der nächste, eine Tagesreise entfernte größere Ort.
Wir empfehlen, wenn man ohnehin in der Gegend ist, diese beiden römischen Ausflugsziele miteinander zu kombinieren!
Weiterführende Informationen und Literatur:
- Offizielle Website des Kulturparks
- Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim auf Wikipedia
- Andreas Stinsky: „Die Villa von Reinheim. Ein ländliches Domizil der gallo-römischen Oberschicht“. Nünnerich-Asmus-Verlag 2016
- Parkführer: Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. Herausgegeben vom Saarpfalz-Kreis / Département Moselle, 2013
- Walter Reinhard: „Kelten, Römer und Germanen im Bliesgau“, Denkmalpflege im Saarland, 2010
- Walter Reinhard: „Die keltische Fürstin von Reinheim“, Blieskastel 2004
- BLESA, parkeigene Veröffentlichungsreihe zu den aktuellen Forschungsergebnissen