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Antike Stätten: Römischer Wachturm Kaisersesch

Der rekonstruierte Wachturm an der römischen Fernstraße durch Eifel und Moseltal

Der rekonstruierte Wachturm an der römischen Fernstraße durch Eifel und Moseltal

Anschrift:

Am Römerturm, 56759 Kaisersesch

Anfahrt:

Kaisersesch liegt am Rande der Osteifel, nur wenige Kilometer von der Mosel und Cochem entfernt.

Der rekonstruierte römische Wachturm fällt jedem ins Auge, der auf der A48 zwischen Mayen und Trier unterwegs ist. Auf einer Anhöhe, links vom auffälligen modernen Bau des TGZ (Technologie- und Gründerzentrum), das auch noch den markanten Schriftzug „TGZ“ trägt, ist der weiße Turm weithin sichtbar.

Erreichbar ist er deshalb auch am einfachsten über die A48, Abfahrt Kaisersesch. Im Gewerbegebiet kann man auf dem geräumigen Parkplatz des TGZ parken (Am Ende der Straße „Am Römerturm“, das TGZ ist ausgeschildert). Von dort aus sind es nur wenige Meter zu Fuß bis zum Römerturm.

Kaisersesch ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, da der Bahnhof von der Eifelquerbahn zwischen Andernach und Gerolstein angefahren wird. Vom Bahnhof zum Römerturm sind es zu Fuß ca. 1,5 Kilometer.

Nicht zuletzt liegt der Römerturm als Station auf dem 7,7 km langen „Historischen Rundwanderweg„, der quer durch die Epochen der bewegten Geschichte von Kaisersesch führt, entlang an der alten römischen Heerstraße, keltischen Gräbern, einer mittelalterlichen Waldkapelle mit Heilquelle, Gefallenendenkmal des 2. Weltkriegs, einem jüdischen Friedhof und der alten Richtstätte. Die Region ist sehr schön zum Wandern, auch erwähnenswert das nahe Enderttal mit dem Kloster Martental und Wasserfall oder die alte Postkutschenstrecke nach Cochem oder zum Ulmener Maar.

Hintergrundinformationen:

Die Aussicht von der Anhöhe ist strategisch günstig und reicht weit in den Eifel- und Moselraum

Die Aussicht von der Anhöhe ist strategisch günstig und reicht weit in den Eifel- und Moselraum

Kaisersesch liegt dort, wo zu römischer Zeit die Militärstraße zwischen Trier und dem Neuwieder Becken verlief.

Zu römischer Zeit gehörte das Gebiet zum östlichen Gallien und war von den keltischen Treverern besiedelt. Eine römische Stadt oder Vorgängersiedlung gab es hier nicht, aber da hier eine wichtige Wegekreuzung lag, sind mehrere Wachtürme entlang dieser Schnellstraße nachgewiesen. Hier waren wahrscheinlich Beneficarier stationiert, altgediente Legionäre, die eine Art Polizeidienst verrichteten und für die Sicherheit der Straße sowie dem Kassieren von Zöllen zuständig waren.

In der ganzen Gegend sind Römerspuren und Spuren der einheimischen Kelten zu finden, wie z.B. römische und keltische Gräberfelder. Die Heerstraße ist streckenweise noch gut erhalten und kann auf der historischen Wanderung besichtigt werden. Auch wird im nahen Enderttal, beim Wallfahrtsort Kloster Martental, ein ehemals römisches Quellheiligtum vermutet (es gibt zahlreiche Indizien, aber keine gesicherten Funde), was die ungebrochene Bedeutung dieses Ortes als Pilgerstätte und (heute vor allem für Alten- und Krankenwallfahrt) seit der Antike erklärt. Die Heilquelle in der Waldkapelle von Kaisersesch, die bei Augenleiden helfen soll, geht ebenfalls auf römische Zeit zurück; die Kapelle wurde auf den Fundamenten eines römischen Wachturms errichtet.

Das TZG ist als Orientierungspunkt gut geeignet, es ist von der A48 weithin sichtbar und bietet Parkmöglichkeit

Das TZG ist als Orientierungspunkt gut geeignet, es ist von der A48 weithin sichtbar und bietet Parkmöglichkeit

Nach den Römern siedelten die Franken in dem Gebiet, was noch heute in der heimischen Mundart – dem Moselfränkischen – zu erkennen ist. Im Mittelalter und Neuzeit wurde der Ort immer wieder von durchziehenden Söldnern und Heeren verwüstet, lediglich das alte Gefängnis blieb unversehrt, weil es von allen Autoritäten als Gebäude genutzt wurde. Kaisersesch war auch ein Stammsitz des an der Mosel ansässigen Ritter- und Hochadelsgeschlechts von der Leyen, die im Ort ihre Spuren (als Wappen oder als Stifter der Waldkapelle als Dank für die Rückkehr vom Kreuzzug) hinterlassen hat und im 16. und 17. Jahrhundert viele bedeutende Kirchenmänner stellte, wie den Erzbischof von Trier oder den Abt der Abtei Maria Laach. Nicht zuletzt war Kaisersesch eine bedeutende Postkutschenstation auf der Thurn- und Taxis-Postkutschenroute, die noch heute bis Cochem erwandert werden kann.

Der rekonstruierte Wachturm auf der Anhöhe oberhalb von Kaisersesch wurde an der Stelle aufgebaut, an der Fundamente eines römischen Wachturms aus dem 3. Jahrhundert freigelegt wurden. Der Turm stand an einem strategisch wichtigen Punkt, denn von hier aus hatte man eine weite Sicht über das ganze Tal und bis tief hinein in den Eifel- und Moselraum.

Wie genau der Wachturm aussah, ist nicht bekannt, da nur Fundamente gefunden wurden. Da Römer für ihre militärischen Bauwerke aber überall im Reich einheitliche Baupläne verwendeten, wurde als Vorlage für die Rekonstruktion ein Wachturm vom süddeutschen Limes gewählt.

Im Jahr 1997 errichtete die Ortsgruppe des Eifelvereins diesen Wachturm an der originalen Stelle als begehbaren Aussichtsturm.

Beschreibung:

Gute Aussicht aus dem zweiten Stock!

Gute Aussicht aus dem zweiten Stock!

Der Wachturm sieht aus wie ein typischer Limesturm, weiß verputzt, mit zwei Etagen und einem begehbaren Balkon.

Ein kleiner Fußweg führt vom Parkplatz des TGZ dorthin. Vor dem Turm befindet sich ein Grillplatz mit Holzbänken und Tischen (was gelegentlich leider auch zu den obligatorischen unangenehmen Begleiterscheinungen – herumfliegendem Müll – führt). Und der abgelegene, begehbare Wachturm lädt nachts offenbar auch die einheimische Dorfjugend ein, dort zu trinken und sich entsprechend kulturlos zu benehmen, wie herumliegende Bierflaschen und Graffitis im Eingangsbereich beweisen.

Der Turm ist ansonsten in einem guten und gepflegten Zustand; das Treppenhaus ist solide und der begehbare Aussichtsbalkon ist durch eine – etwas stilbrechend wirkende – Plexiglastür zu erreichen. Von oben hat man eine ausgezeichnete Aussicht über das Umland, einen leider von Windrädern gestörten Ausblick über die Eifelhöhen, Sicht auf das unterhalb des Berges gelegene Kaisersesch und die nahe vorbeiziehende A48. Durch den weiten Blick erschließt sich die strategische Bedeutung dieses Wachturms dem Besucher recht schnell.

Der Turm ist auch eine beliebte Station für Wanderer, die dem historischen Rundwanderweg folgen und somit gut geeignet als Rastpunkt auf einer Wandertour in der Umgebung.

Öffnungszeiten, Eintritt, Zugänglichkeit:

Der Turm ist jederzeit frei zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.

Sonstiges:

Die Umgebung, wie das nahe Enderttal, bietet sehr schöne Wandermöglichkeiten

Die Umgebung, wie das nahe Enderttal, bietet sehr schöne Wandermöglichkeiten

Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.

Wir empfehlen den Besuch in Kombination mit den interessanten Natur- und Kulturdenkmälern der Umgebung, wie dem Ort Kaisersesch mit der Waldkapelle, dem alten Gefängnis oder der Kirche mit dem vom Wind verdrehten Kirchturm, oder auch der Wallfahrtsstätte Kloster Martental. Hier führt ein angenehmer Wanderweg am frisch restaurierten und mit seinen bemalten Reliefs in quasi römischem Stil gehaltenen Kreuzweg entlang hinab zu einem Wasserfall im Enderttal.

Auch wer auf der A48 nur kurz an Kaisersesch vorbei kommt (zum Beispiel auf dem Weg nach Trier oder Mayen), sollte einen kurzen Abstecher in Erwägung ziehen, einfach, weil der Turm so eine gute Aussicht über das Umland bietet. Er ist nur wenige Fahrtminuten von der Autobahnabfahrt entfernt und deshalb kaum ein Umweg.


2 Kommentare

  1. Horst Heindrichs M. A. Landesmuseumsrat sagt:

    Ein Limesturm hat in Kaisersesch niemals gestanden. Der Standort des rekonstruierten Turmes ist auch nicht gesichert. Bei dem heutigen „Römerturm“ handelt es sich lediglich um eine Aussichtsplattform des Eifelvereins, die einem römischen Limesturm nachempfunden ist. Der in den Quellen öfter zitierte Römerturm stand an der Stelle der heutigen Waldkapelle; vermutlich war er teil eines kleinen Burgus.

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    • Das ist korrekt – der Limes ist von Kaiersesch weit entfernt und hat keine Berührungspunkte mit der Eifel.

      Da man an der hier verlaufenden Fernstraße von Trier zum Rhein die Existenz römischer Straßenwachposten vermuten kann, wurde an dieser Stelle ein (sicher vor allem touristischen Zwecken dienender) Wachturm errichtet. Laut der vor Ort stehenden Infotafel des Eifelvereins waren an genau dieser Stelle ebenfalls Fundamente eines Wachturms gefunden worden – zusätzlich zu den Fundamenten eines Wachturms im Ort unter der Waldkapelle Beatae Mariae Virginis ad Silvam.

      Es war die Entscheidung der Ortsgruppe Kaisersesch des Eifelvereins, diesen Aussichtsturm bewußt „im Stile“ süddeutscher Limestürme zu errichten – was jedoch nicht implizieren soll, daß hier ein „Limesturm“ gestanden hätte.

      Sehenswert ist dieser Turm für den „römischen Touristen“ allemal – die Aussicht von dieser Anhöhe auf die umliegende Eifel ist lohnenswert und es ist eine markante Wegmarke auf dem Weg nach Mayen oder Trier.

      Auch ist die Entscheidung, ihn vom Aufbau her wie einen Limesturm zu konzipieren, sicher nicht verkehrt, da dadurch auch eine praktische Vorstellung vom Aufbau und Aussehen römischer Wachtürme vermittelt werden kann. Sich ein anderes Aussehen herbeizuphantasieren, nur weil man sich nicht in Limesnähe befindet und auch außer Fundamenten aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. keine Spuren gefunden hat, macht auch nicht viel Sinn – dann sich lieber an bewährte Baupläne halten (zumal auch keine Anhaltspunkte dafür existieren, daß ein römischer Wachturm hier anders aufgebaut gewesen wäre, gerade bei Römern, die bekanntermaßen die Vereinheitlichung von Bauplänen schätzten).

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