Anschrift:
25, Rue Dominique Lang, 3505 Dudelange, Luxembourg
Anfahrt:
Die luxemburgische Industrie- und Eisenverhüttungsstadt Dudelange liegt im Kanton Esch-sur-Alzette im Süden Luxemburgs unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Sie ist über die Autobahnen A13 und A3 direkt erreichbar.
Das Museum befindet sich im Innenstadtbereich an der Hauptstraße, neben einem kleinen Park und in der Nähe der Hauptgeschäftsstraße. Parkmöglichkeiten sind, wie in Innenstädten üblich, an den verschiedenen öffentlichen Parkplätzen oder in Seitenstraßen möglich. Wir hatten keine Probleme, Parklücken in der Nähe des Museums zu finden.
Dudelange-ville verfügt auch über einen Bahnhof, der von Zügen aus dem benachbarten französischen Volmerange-les-Mines, aus Bettembourg und Luxemburg-Stadt angefahren wird. Das Museum ist vom Bahnhof aus zu Fuß erreichbar.
Sammlung:
Heute stellen wir Euch kein gewöhnlichliches Museum vor! Denn das Städtische Museum Dudelange ist eher ein etwas bizarrer Insidertipp. Wenn man sich für merkwürdige Orte begeistern kann, lohnt sich der Abstecher zu diesem kleinen Museum, wenn man im Süden Luxemburgs unterwegs ist. Das ist keinesfalls despektierlich gemeint; der Ort hat seinen ganz eigenen Charme.
Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Villa, die über und über mit Efeu bewachsen ist. Es beherbergt archäologische, historische, aber auch geologische und paläontologische Funde aus der Region. Die archäologischen Ausstellungsstücke stammen überwiegend aus einer Grabung von 1970 auf dem Gelände der Burg auf dem Mont St Jean, die von den „Amis de l’Histoire et du Mont Saint-Jean“ durchgeführt wurde.
Dabei stellte man bei Grabungen auf dem mittelalterlichen Burggelände oberhalb der Stadt fest, daß diesen Gebäuden eine gallo-römische Besiedlung vorausging. Und ebenso wild, wie die mittelalterlichen Legenden, die sich um die Burg und den Berg ranken (wie die Jungfrau vom Johannisberg, die – als Schlange verzaubert – alle sieben Jahre auf ihren Retter wartet) ist die Präsentation der Funde in dem Museum.
Schon in den 70er Jahren war man im Ort der Ansicht, daß das Fundmaterial aus der Umgebung dem Publikum präsentiert werden müßte, da die Grabungen schließlich aus öffentlichen Geldern finanziert worden war. Zuerst führte man kleinere Ausstellungen durch, bis man zu dem Entschluß kam, die Funde im Erdgeschoß des Stadthauses der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Es begann im Jahr 1976 mit zwei Vitrinen, die nach und nach auf acht Vitrinen erweitert wurden.
Schließlich erwarb die Stadt im Rahmen der Neugestaltung eines Wohnviertels im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus die frühere Dienstvilla des Hüttendirektoren von Arbed-Düdelingen, die nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 1982 als neues Stadtmuseum eröffnet wurde. Das Museum enthielt nun drei Abteilungen: die historische Abteilung im Erdgeschoß, ein Rückblick auf 100 Jahre Eisenhütte sowie eine Fotogalerie „Nei Liicht“ im Obergeschoß (die zur Zeit unseres letzten Besuchs im Sommer 2014 allerdings gerade geschlossen war und umgebaut wurde).
Die historische Abteilung nimmt das Erdgeschoß der Villa ein. Sie wird dominiert von den Funden der Grabung sowie von zahlreichen Fossilien, die aus der Umgebung der Stadt stammen und von Bauarbeiten in den Industriezonen und beim Autobahnbau gefunden wurde. Zu erwähnen vor allem Funde aus dem Jurameer, wie sehr schön präparierte und gut erhaltene Nautiliden, Ammoniten, Brachiopoden, sogar einige Fischsaurier.
Die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte beginnt bei den ersten Siedlungsspuren im Raum Dudelange in Form eines 40.000 Jahre alten Faustkeils, Steinwerkzeugen aus der Jungsteinzeit und vielen Funden aus der keltischen Besiedlung der Region in der Bronzezeit und La Tène-Kultur, wie ein Fibelfragment, Schaber, Bohrer, Klingen und eine geschliffene hache-marteau, die durchbohrt ist.
Die gallo-römische Epoche wird dargestellt durch Funde aus dem 4. Jahrhundert, unter andrem Haarnadeln aus Bein, Spinnwirteln, Fingerhut, Töpferware, Münzen, Keramik, Gürtelverzierungen und eine Zwiebelknopffibel, die die römische Militärpräsenz in der Region belegt.
Auch ein Viergötterstein als Fuß einer Jupiter-Gigantensäule gehört zu den römischen Funden. Er zeigt, was typisch für den ostgallischen Raum ist, auf vier Seiten des Sockels Jupiter, Juno, Minerva und Herkules. Die für den römisch-keltischen Raum typische Säule, die auf ihrer Spitze den Kampf Jupiters gegen die Giganten zeigt, ist leider nicht erhalten. Auch der Viergötterstein, der aus Sandstein besteht, ist stark verwittert.
Saal 3 enthält schließlich den größten Teil der Sammlung, der das Leben auf der Burg im Spätmittelalter bis zur Renaissancezeit zeigt.
Präsentation und Räumlichkeiten
Bis jetzt klingt das alles noch nicht ungewöhnlich – ist es aber, wenn man die üblichen Stadtmuseen in Deutschland zum Vergleich heranzieht.
Denn in der Villa, die am Nachmittag für drei Stunden geöffnet hat, sucht man eine Kasse, eine Aufsicht, einen Shop, eine Cafeteria oder auch nur einen Empfangstisch mit einem daran sitzenden Angestellten oder Ehrenamtlichen vergebens. Ungewöhnlich für deutsche Besucher ist es, die Villa einfach durch die offene Eingangstür zu betreten und dann frei und vollkommenen alleine in den Räumen herumzulaufen. Zum Teil muß man sich selbst das Licht einschalten oder die Rolläden hochziehen.
Als wir das erste Mal dort waren, fragten wir uns die ganze Zeit, ob wir etwas verpaßt hatten – ob die Villa vielleicht nur versehentlich offenstand und ob das Personal, das doch sicher die Ausstellungsstücke dort bewachen sollte, nur gerade in einer Besprechung war oder sich in einer Pause befand. Wir fühlten uns fast wie Einbrecher, als wir durch die Räume gingen, das Licht anschalteten und alles frei erkundeten.
Auf einer Fensterbank im Fossilienraum liegen schwarz-weiße kopierte Broschüren in mehreren Sprachen (Französisch, Deutsch, Englisch), die die Geschichte und Sammlung des Museums erläutern und die einfach mitgenommen werden können.
Das Erdgeschoß besteht nur aus drei Räumen und einem Flur mit Treppenhaus, die Gegenstände befinden sich in Vitrinen oder auf den Fensterbänken, an den Wänden hängen Bilder und Fotos, sowie einige erläuternde Schilder. Eine klare thematische Trennung ist nicht zu erkennen; Römisches und Keltisches findet sich im gleichen Raum wie Fossilien, die Jupitersäule ist im Flur ausgestellt. Es gibt auch eine Kanone samt Kanonenkugeln.
Anders, als man es in Deutschland erwarten würde, lädt dieses Museum – obwohl es offensteht und nicht bewacht wird und sich zudem in einer Industriestadt samt sozialem Brennpunkt befindet – niemanden zu Mißbrauch oder Vandalismus ein. Ganz im Gegenteil scheint das Stadtmuseum respektiert zu werden, es ist sauber und gepflegt.
Der erste Stock mit dem Industriemuseum wurde gerade renoviert, als wir zuletzt dort waren. Wir stiegen die Treppe hoch, um zu sehen, was sich oben befindet und landeten in einer Baustelle, wo uns ein Bauarbeiter, der gerade eine Pause machte, freundlich in der dortigen Lokalsprache auf Französisch begrüßte.
Auch die Beschriftung der Ausstellungsstücke ist nicht einheitlich; meist sind die Schilder auf Französisch oder beinhalten nur die lateinischen Namen der Fossilien. Die Jupitergigantensäule wird jedoch auf Deutsch in einer vergilbtem, mit Schreibmaschine geschriebenen Collage erläutert, die offenbar noch aus der Zeit der Grabung (den frühen 70er Jahren) stammt.
Man kann sich völlig frei in der Villa und der Sammlung bewegen, Fotos machen und wenn man mit seinem Besuch fertig ist, verläßt man die Villa und zieht einfach die Tür hinter sich zu. Eine ziemlich luxemburgisch-entspannte Erfahrung.
Öffnungszeiten, Eintritt, Führungen:
Das Museum ist mittwochs bis sonntags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Französischsprachige Führungen werden nach telefonischer Vereinbarung angeboten (Telefon: 516121-1). Ob auch Führungen in anderen Sprachen möglich sind, wissen wir leider nicht.
Sonstiges:
Fotografieren ist uneingeschränkt möglich.
Ein Besuch des Museums läßt sich gut mit gallo-römischen Ausflugszielen in der Region kombinieren, zum Beispiel mit dem „Palast“ von Helmsange, dem Grabtempel in Bech-Kleinmacher, dem Winzergrabmal von Remerschen oder dem Cerunincus-Waldtempel von Steinsel.
Dudelange selber ist eine Industriestadt, die nicht gerade zu den schönsten Flecken des Landes gehört. Dort gibt es auch ein Kriegsmuseum (Musée des enrôlés de force), das die Zeit im Süden Luxemburgs während des 2. Weltkriegs dokumentiert. Es ist, im Gegensatz zum Stadtmuseum, jedoch nur morgens geöffnet.
Weiterführende Informationen:
- Offizielle Museumsseite der Stadt Dudelange (französisch)
- Eintrag zum Museum auf visitluxembourg.com