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Antike Stätten: Gallo-römischer Grabtempel in Bech-Kleinmacher (LU)

Der Grabtempel von Bech-Kleinmacher an der luxemburgischen Mosel

Der Grabtempel von Bech-Kleinmacher an der luxemburgischen Mosel

Anschrift:

In den Weinbergen oberhalb der Mosel, keine postalische Anschrift.

Anfahrt:

Der Gallo-römische Grabtempel liegt oberhalb des Weindorfs Bech-Kleinmacher an der luxemburgischen Mosel, nur wenige Minuten vom saarländischen Nennig am anderen Moselufer entfernt. Das Grabmal liegt inmitten der Weinberge auf dem sogenannten Frieteschwengert und ist weithin sichtbar, da es auf einem Felsen liegt und das ganze Moseltal überblickt.

Für das Navigationsgerät gibt man am besten den Ort Bech-Kleinmacher (Luxemburg) ein, die Zufahrt hinauf in die Weinberge erfolgt über nicht-öffentliche und nicht ausgeschilderte Wirtschaftswege (asphaltiert), die an der Kreuzung Route du Vin / Rue des Caves beginnen. Rechts vorbei an einem auffälligen Wasserspeicher aus Beton folgt man den labyrinthischen schmalen Wegen durch den Weinberg. Anwohner, Spaziergänger oder arbeitende Winzer geben gerne Auskunft. Das Befahren des Weinbergs mit dem Auto ist kein Problem.

Der Grabtempel liegt hoch in den Weinbergen am Ende eines kleinen Weges, an dem sich auch ein privates Ferienhaus mit einem Wendekreis befindet. Hier kann man gut parken und auch wieder drehen.

Radfahrer, die an der Mosel unterwegs sind, finden den Grabtempel entlang der 35 km langen Route Velo Romanum, die am römischen Kelterstein unten am Friedhof des Ortes beginnt.

Der Tempel ist auch Teil des Rundweges Circuit Viticulturel / Wäin Kulturpad.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man am besten per Regionalbahn nach Nennig (Bech-Kleinmacher selbst hat keinen Bahnhof); der Ort ist aus Trier, Wittlich und Perl zu erreichen. Von dort aus überquert man die Mosel zu Fuß über die Fußgängerbrücke und befindet sich dann bereits in Luxemburg im Nachbarort Remich. Nach einem kurzen Fußweg in Richtung Süden an der Mosel entlang erreicht man Bech-Kleinmacher. Die Entfernung von Nennig Bahnhof beträgt etwa 2,5 Kilometer.

Hintergrundinformationen:

Auch im Tod schätzte man eine Top-Lage!

Auch im Tod schätzte man eine Top-Lage!

An der Mosel, in der gallischen Provinz, war es für wohlhabende Landgutbesitzer üblich, sich weithin sichtbare Grabdenkmäler oberhalb des Moseltals errichten zu lassen. Die Grabkammern selbst lagen unterirdisch in den Weinbergen, darüber ragten jedoch auffällige Grabtempel im römischen Stil. Diese Tempel überblickten einerseits das ganze Tal und boten eine großartige Aussicht, etwas, das in der gallo-römischen Kultur sehr geschätzt wurde, waren andererseits – als Prestigesymbole – auch weithin sichtbar und zeugten vom Reichtum der hier bestatteten Familie. Auch das spielte in der römischen Kultur eine wichtige Rolle, in der man sich mit möglichst aufwendig gestalteten, farbenprächtigen Grabsteinen ein ewiges Denkmal setzte.

Dieser Brauch, sich aufwendige Grabmäler setzen zu lassen, der im ganzen römischen Reich verbreitet war, wurde auch von den wohlhabenden romanisierten Einheimischen im Moseltal übernommen, so daß wir hier und an den Nebenflüssen (wie der Sauer) diese typischen Grabtempel finden.

Einige davon wurden restauriert und rekonstruiert, so daß sie auch heute wie zu römischer Zeit das Moseltal überblicken und damit einen guten Eindruck davon vermitteln, welchen Anblick sie seinerzeit boten. Neben dem Tempel in Bech-Kleinmacher gibt es an der Mosel zum Beispiel noch den Grabtempel bei Lierberg-Igel und den Doppelgrabtempel bei Nehren. Alle drei geben auch dem heutigen Besucher einen guten Eindruck davon, wie wichtig nach römischem Verständnis die Repräsentation, aber auch der sorgfältig ausgesuchte Ort für die Bestattung waren – die Menschen, die dort lebten, schätzten die angenehme Wohnlage und wollten auf dieses Umfeld auch im Tode nicht verzichten.

Der Grabtempel von Bech-Kleinmacher wurde von einer reichen einheimischen Winzer- und Weinhändlerfamilie errichtet. Aufgrund der Produktionsstempel der gefundenen Mauerziegeln, die den Aufdruck IOVANI trugen, läßt sich ermitteln, daß der Grabtempel in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts errichtet wurde. Diese Datierung wird durch ebenfalls aufgefundene Ton- und Glasscherben, Münzen und Kleinfunde unterstützt. Damit handelt es sich um einen spätantiken Bau.

Ob es einen Zusammenhang mit der Villa Nennig (mit ihrem berühmten Gladiatorenmosaik) gibt, ist unbekannt, aber gut möglich

Ob es einen Zusammenhang mit der Villa Nennig (mit ihrem berühmten Gladiatorenmosaik) gibt, ist unbekannt, aber gut möglich

Die Position des Grabtempels befindet sich genau in der verlängerten Mittelachse der am anderen Ufer gelegenen römischen Villa Nennig, so daß hier ein Zusammenhang zumindest nicht ausgeschlossen, allerdings nicht nachgewiesen werden kann. Die Besitzer der Villa Nennig waren extrem wohlhabende Landgutbesitzer, denen weite Teile des umliegenden Landes gehörten, so sicherlich auch Weinberge an der nahegelegenen Mosel. Ihr Reichtum zeigt sich unter anderem an dem Gladiatorenmosaik in der Villa Nennig, das heute als eines der besterhaltenen Mosaike nördlich der Alpen gilt, sowie am nahegelegenen Grabtumulus Nennig aus dem 2. Jahrhundert, einem der bedeutendsten und größten Grabhügel der Region. Daß sich die dort seit Jahrhunderten ansässige Familie im 4. Jahrhundert einen Grabtempel oberhalb der Mosel errichten ließ, ist nicht weit hergeholt. Tatsächlich aber sind die Namen der dort bestatteten Personen nicht überliefert, so daß der Hinweis erfolgen muß, daß es sich um eine – indiziengestützte – Theorie handelt.

Die zweigeschossige Grabkammer enthielt im unteren Teil eine Grabkammer mit Tonnengewölbe, die – nach römischem Geschmack – mit bunten Fresken bemalt war. Der Boden war kalkgeweißt. Oberhalb der Grabkammer erhob sich der Grabtempel mit einer Säulenvorhalle, von der man – wie von einer Terrasse – einen großartigen Blick über das Moseltal bis nach Nennig hatte. An der Rückseite des Tempels, zum Weinberg hin, befand sich ein gemauerter und überwölbter Gang, der Zugang zur Grabkammer bot.

Der Grabtempel blieb nicht lange erhalten. Im Zuge der Völkerwanderung wurde er im 5. Jahrhundert zerstört, wobei auch viel von der ursprünglichen Ausstattung verloren ging. Als die Franken im 6. und 7. Jahrhundert die Region besiedelten, bauten sie das Gebäude zum Teil wieder auf und nutzten es, wobei sie zahlreiche Funde hinterließen. Allerdings ist heute nicht mehr zu klären, welche Funktion das Gebäude in fränkischer Zeit hatte.

Die Grabkammer unterhalb des Tempels

Die Grabkammer unterhalb des Tempels

In den Jahren 1986-1989 wurde der Tempel archäologisch untersucht. Dabei kamen auch zahlreiche fränkische Funde zum Vorschein, unter anderem mehrere hundert spätmerowingische Tongefäße und zwei sehr seltene Silbermünzen aus den Jahren 680 und 720. Eine dieser Münzen war ein angelsächsisch-friesischer Sceat. Daneben brachten die neuen Untersuchungen auch römische Bronzemünzen zum Vorschein, die offensichtlich von den Franken wiederverwendet wurden. Einer der fränkischen Kleinfunde ist ein gleicharmiges Bronzekreuz, das als wissenschaftlicher Beweis dafür gilt, daß im 7. und 8. Jahrhundert das Christentum im Moseltal bereits Fuß gefaßt hatte und die ländliche fränkische Bevölkerung christlich war. In diese Zeit fällt auch die erste namentliche Erwähnung des Ortes als Becghe (Bech).

So gilt die Grabkammer von Bech-Kleinmacher einerseits als Denkmal für die römische Weinkultur an der Mosel, andererseits als seltenes Zeugnis der frühen Christianisierung dieses Gebiets.

Nach den Ausgrabungen wurde der Grabtempel auf der Grundlage des gut erhaltenen Grabtempels bei Nehren an der Mosel rekonstronstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Beschreibung

Der Grabtempel ist weithin sichtbar und bereits von der Landstraße oder dem anderen Moselufer als römisches Bauwerk oberhalb der Weinberge zu erkennen.

Die Schaukelbank lädt zum Verweilen und Genießen der Aussicht ein

Die Schaukelbank lädt zum Verweilen und Genießen der Aussicht ein

Man nähert sich dem Tempel von der Hinterseite, vom Weinberg her kommend. Hier führt einerseits ein Gang hinab zur (verschlossenen) Grabkammer unterhalb des Tempels. Andererseits kann man den Fels, auf dem der Tempel mit seiner Säulenvorhalle liegt, über einen kleinen Fußweg erklimmen.

Hier erwartet den Besucher eine Überraschung, denn man hat in der weinumrankten Säulenvorhalle, auf der Terrasse, eine hölzerne Schaukelbank errichtet, auf der zwei Personen Platz finden und bequem die Aussicht über das Moseltal genießen können. Für kalte Tage finden sich hier sogar Decken! Das ist zwar nicht sehr historisch, gefiel uns aber gut als eine sinnvolle und touristisch attraktive Nutzung für das Denkmal, da der Ort tatsächlich zum Verweilen einlädt.

Es ist sehr erfreulich, daß dieser Ort offenbar geschätzt wird, denn es gibt keine Spuren von Vandalismus und niemand klaut oder verschmutzt die Decken. Aber das kennen wir von vielen Orten aus Luxemburg so, was diese Region zu einer unserer Lieblingsgegenden im östlichen Gallien macht.

Im Innenraum des Tempels sind einige Funde ausgestellt

Im Innenraum des Tempels sind einige Funde ausgestellt

An die Terrasse schließt sich das Innere der Grabkammer an. Hier befinden sich einige ausgestellte Funde, wie das Grabrelief, das einen Mann und eine Frau zeigt. Außerdem befindet sich vor dem Tempel eine Informationstafel auf Deutsch und Französisch, die ausführliche Informationen zur Geschichte des Tempels bietet. Der Text, der darauf abgedruckt ist, ist dem empfehlenswerten „Führer zu archäologischen Denkmälern Band 24: Der Kreis Merzig-Wadern und die Mosel zwischen Nennig und Metz“ entnommen, also wissenschaftlich fundiert.

Vor dem Tempel führt ein steiler Fußweg hinab durch die Felsen und Weinberge. Von hier hat man ebenfalls eine sehr gute Aussicht auf das Moseltal, aber auch hinauf zum Grabtempel, so daß der kleine Abstieg allein für ein dramatisches Foto lohnt.

Öffnungszeiten, Preise, Zugänglichkeit:

Der Tempel ist jederzeit rund um die Uhr zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.

Sonstiges:

Ein Abstecher zu diesem Grabtempel lohnt sich!

Ein Abstecher zu diesem Grabtempel lohnt sich!

Fotografieren ist natürlich uneingeschränkt möglich.

Der Besuch des Grabtempels sollte unbedingt mit einem Besuch der Villa Nennig und des Grabtumulus von Nennig kombiniert werden. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe befindet sich die rekonstruierte Villa Borg bei Perl, die auch zum römischen Pflichtprogramm gehört.

Im Ortskern von Bech-Kleinmacher, links von der Kirche, ist ein römischer Kelterstein zu besichtigen.

Weiterführende Informationen:


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