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Neujahrsritual für Janus zur Durchführung im privaten Cultus (Cultus Domesticus/Sacra Privata)
Vorbemerkung:
Der 1. Januar (Kalenden des Januar) ist im römischen Kalender dem Gott Janus Pater geweiht. Der Monat Januar(ius) ist nach diesem Gott benannt, der neben Jupiter einer der wichtigsten Götter des römischen Pantheons ist. Er ist zudem einer der ältesten Götter und rein römischen Ursprungs. Im Gegensatz zu den meisten anderen römischen Göttern hat er keine Entsprechungen im griechischen oder einem anderen Pantheon. Er gilt als der „Vater aller Götter“ und „Vater aller Dinge“.
Das römische Neujahr (Matronalia) fand ursprünglich nicht am 1. Januar statt, sondern am 1. März, da der März der erste Monat des alten römischen Kalenders ist. Erst im Jahre 153 v. Chr. wurde der Januar zum ersten Monat des Jahres, weil dann auch das Amtsjahr begann. Das römische Neujahr war der Staatsgöttin Juno und dem Gott Mars gewidmet, außerdem wurde an diesem Tag die ewige Flamme von Rom, das heilige Herdfeuer im Tempel der Göttin Vesta, das von den Vestalinnen gehütet wurde, erneuert.
Auch das Neujahrsfest wurde von den Römern in ähnlicher Weise begangen, wie wir dies noch heute tun. Die neuen Konsuln wurden eingesetzt, es gab öffentliche Ansprachen, so wie es heute Neujahrsansprachen von politischen Führungspersönlichkeiten gibt und man traf sich privat mit Freunden und Familie, tauschte Geschenke (sog. strenae) und Gute Wünsche für das neue Jahr aus und feierte zusammen. Der erste Tag des neuen Jahres hatte besondere Zeichenhaftigkeit, galt als Omen für das kommende Jahr, so wie wir es heute auch kennen und Bleigießen praktizieren, um zu sehen, was uns das Jahr bringen mag. Deswegen hat der Brauch jedem ein Gutes Neues Jahr zu wünschen den Hintergrund dieses Positive für den Betreffenden zu evozieren und aus dem gleichen Grund wünschte man sich unter Römern ebenfalls ein gutes, glückliches neues Jahr – „annum novum faustum felicem“!
Unter den traditionellen Geschenken fanden sich unter anderem Palmzweige, Honig, Datteln und Feigen, die den Jahresbeginn nicht nur kulinarisch sondern zeichenhaft versüßen sollten. Ovid beschreibt dies in seinen Fasti (Gedichten zu den römischen Festtagen):
‚quid volt palma sibi rugosaque carica‘ dixi
‚et data sub niveo candida mella cado?‘
‚omen‘ ait ‚causa est, ut res sapor ille sequatur
et peragat coeptum dulcis ut annus iter.‘ — Fasti, I, 185f
(„Welche Bedeutung birgt mit der Dattel die runzlige Feige und
unter des reinlichen Kruges Hülle des Honigs Geschenk?“
„Sinnbild soll das sein: die Süße soll den Dingen folgen, und das Jahr soll von Annehmlichkeit den begonnen Weg vollenden“)
Ein besonders symbolträchtiges Geschenk, das man sich zu Neujahr machte, waren die lucernae, Öllampen, die oft mit diesem lateinischen Neujahrsgruß beschriftet waren und wohl in Verbindung mit dem Sol Invictus Fest am 25.12. zu sehen sind. In dieser Sonnen- und Lichtsymbolik stehen die Lampen für das Licht des Neuen Jahres und auch hier sehen wir uns in einer alten Tradition stehend, wenn Feuerwerk zu Silvester den Himmel erhellt und das neue Jahr einleitet.
Der Name Silvester für den Tag vor Neujahr am 31.12. kommt aus der christlichen Tradition, die an diesem Tag den Todestag von Papst Silvester I. begeht – es ist also ein Heiligengedenktag im liturgischen Jahr der Kirche und kein Festtag zum Jahreswechsel, aber der Heilige Silvester I. wird neben seiner Funktion als Patron der Haustiere auch für eine gute Futterernte und eben ein gutes neues Jahr angerufen.
Da Janus der Gott der Neuanfänge, der Türen, Tore, Übergänge und generell der Zeit war, paßt es sehr gut, daß sein Feiertag auch mit unserem heutigen kalendarischen Neujahr zusammenfällt. Im Cultus Deorum Romanorum wird dieser Tag deswegen oft dazu genutzt, das Wohlwollen des Gottes Janus für das kommende Jahr zu erbitten. Grundsätzlich möglich ist die Durchführung dieses Ritus bis zu den Iden des Januar (13.1).
Da Janus (wie Vesta) bei jedem Ritual am Lararium eingeschlossen ist, kann auch dieses Ritual am Lararium durchgeführt werden. Wer im Rahmen seines Cultus Domesticus einen eigenen Schrein oder Altar für Janus hat, verwendet diesen.
Das Ritual wird in sauberer Kleidung und capite velato, d.h. mit verhülltem Haupt durchgeführt.
Durchführung des Rituals
Adoratio mit in Gebetshaltung erhobenen Händen (manu supina):
„Favete linguis!“
„Hütet Eure Zunge!“ (als Aufforderung zum Schweigen)
PRECATIO
Anrufung mit beiden Händen in manu supina:
„Iane Pater surgo, Deus Bonis Initiis. Surgo, Janus Matutinus Custos Portae Matutina Lux. Iane pater, deus novi initii, custos futuri et praeteriti temporis sanctissime, his Kalendis Ianuariis anni novi nunc incepti te precor, quaesoque: uti laetitiam fortunamque, omnes eventus bonos fautosque, fortunatos felicissimosque, pacem concordiamque familiae meae tribuas; utique sis volens propitius amicis meis, mihi, domo, familiae!“
„Erhebe Dich, Vater Janus, Gott der Guten Anfänge! Erhebe Dich, Janus Matutinus, Torhüter des Morgenlichts! Vater Janus, Gott des Neuanfangs, heiligster Wächter der Zukunft und Vergangenheit! An diesem ersten Tag des Neuen Jahrs, an den Kalenden des Januars, bete ich zu Dir und bitte Dich, daß Du meiner Familie Freude und gutes Schicksal bringst, daß sich alle Dinge gut und erfolgreich und äußerst glücklich entwickeln, und daß Du meiner Familie Frieden und Eintracht bringst. Und mögest Du wohlwollend und günstig gewogen gegenüber meinen Freunden, mir, meinem Haushalt und meiner Familie sein.“
SACRIFICIUM/LIBATIO
Bete in manu supina:
„Cuius rei ergo macte hoc vino libando, hoc ture ommovendo esto fito volens propitious amicis meis, mihi, domo, familiae!“
„Aus diesem Grund seist Du gesegnet durch dieses Weinopfer, durch das Opfer dieses Räucherwerks, so daß Du wohlwollend und günstig gewogen gegenüber meinen Freunden, mir, meinem Haushalt und meiner Familie seist.“
Die Libation und Räucherung werden durchgeführt.
LITATIO (an Vesta)
Bete in manu supina:
“Vesta Mater, dea foci nitens, ignis aeternalis, vota nostra accipe ac hunc ritum flamma proavita bene dic ut digna deis immortalibus offerenda. Mater Vesta, te hoc turem obmoveo bonas preces precor, ut sis volens propitia mihi, domo, et familiae.”
„Mutter Vesta, Göttin des brennenden Herds, des ewigen Feuers, nimm meine Gebete und dieses Ritual durch Deine uralte Flamme an, so daß sie in den Augen der unsterblichen Götter würdig sind. Mutter Vesta, ich opfere Dir dieses Räucherwerk und bitte, daß Du freundlich und wohlwollend auf mich, mein Haus und meine Familie schaust.“
Räucherwerk wird geopfert.
PIACULUM

Janus, Gott aller Anfänge, Türen und Tore, ist ein urrömischer Gott ohne griechische Entsprechung (Münze aus Canusium)
Opferung von Räucherwerk, dabei beten in manu supina:
„Iane pater, deus novi initii, Vesta, Lares, Manes, Penates, Iuppiter, Iuno, Minerva, Omnes Di Immortales quocumque nomine: si quidquam vobis in hac caerimonia displiceat, hoc vino inferio veniam peto et vitium meum expio.“
„Vater Janus, Gott des Neuanfangs, Laren, Manes, Penaten, Jupiter, Juno, Minerva, alle Unsterblichen Götter, mit welchem Namen auch immer: wenn irgendetwas an dieser Zeremonie Euch nicht erfreut hat, entschuldige ich mich für meinen Fehler mit diesem Wein.“
Führe eine Libation mit Wein durch.
Adoratio zum Altar und verkünde:
“Nil amplius vos hodie posco,superi, satis est.”
„Um mehr bitte ich Euch hohe Götter heute nicht, es ist genug.“
“Illicet.”
“Es ist getan.”
Führe eine vollständige Drehung (rechtsherum) aus. Es ist nun erlaubt, zu gehen.
Ende des Rituals.
Sitze für ein paar Minuten in Stille und halte Ausschau nach Zeichen.
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Wir danken für die freundliche Genehmigung, eine deutsche Übersetzung dieses Rituals in unserem Blog zu veröffentlichen.
J. Aquila © 16. June 2011. May not be copied, published or shared without copyright info attached.