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Antike Stätten: Römisches Bad am Weiherberg in Ahrweiler

Das römische Bad versteckt sich unter der Bundesstraße

Das römische Bad versteckt sich unter der Bundesstraße

Anschrift:

Am Weiherberg, 53474 Ahrweiler

Anfahrt:

Das römische Bad liegt in einem Schutzbau unterhalb der Bundesstraße B267. Mit dem Auto kann man direkt in die kleine Straße „Am Weiherberg“ einbiegen, die sich an den Weinbergen entlangschlängelt. Offizielle Parkmöglichkeiten gibt es nicht, aber die Straße ist kaum befahren und man kann sein Auto am Rande des Weinbergs abstellen. Besser ist es, das Auto auf dem Parkplatz am Adenbachtor abzustellen und ein paar Schritte zu laufen.

Mit dem öffentlichen Nahverkehr ist das Bad sehr gut zu erreichen. Mit der Ahrtalbahn (ab Remagen / bis Ahrbrück) bis „Ahrweiler Markt“ fahren (nicht nur bis Haltestelle „Ahrweiler“!). Von dort geht man nicht bergab in den historischen Ortskern, sondern bergauf in Richtung des Rotweinwanderwegs jenseits der Brücke über die Bundesstraße. Dort befindet sich bereits die Straße „Am Weiherberg“, in die man nach rechts einbiegt. Nach einigen hundert Metern, die man der Straße durch die Weinberge folgt, erreicht man ein kleines Tor mit dem Hinweis „Römisches Bad“. Hier führt eine Treppe hinab in den Schutzbau. Oft hält sich dort auch einer der beiden ehrenamtlichen Betreuer der Anlage auf und lädt vorbeikommende Wanderer zu einem Besuch ein, so daß der Eingang nicht zu verfehlen ist.

Alternativ, wenn man aus der Innenstadt von Ahrweiler kommt, erreicht man das Bad über die Fußgängerbrücke „Im Ellig“, die hinter der Kreisverwaltung liegt.

Hintergrundinformationen:

Der Weg zum Bad führt an den Weinbergen entlang

Der Weg zum Bad führt an den Weinbergen entlang

Das Ahrtal war zu römischer Zeit dicht besiedelt.

Mit dem Sieg Caesars über Gallien wurde das von den keltischen Eburonen bewohnte Ahrtal Teil des Römischen Reichs. Hier ist eine sehr hohe Dichte an römischen Villen auszumachen, von denen allein im näheren Umkreis um Ahrweiler über 20 Stück bekannt sind. Hierbei ist die „Römervilla am Silberberg„, die als Museum ausgebaut ist, überregional bekannt und gilt als eine der besterhaltensten Villen nördlich der Alpen. Ein Muß, wenn man zu Besuch im Ahrtal ist!

Daneben finden sich im unmittelbaren Umfeld weitere antike Stätten, so eine große römische Eisenschmelzersiedlung im Ahrweiler Stadtwald „An den Maaren“, auf deren Gelände sich ebenfalls ein luxuriös ausgestatteter Gutshof fand, der über Fußbodenheizung und verglaste Fensterscheiben verfügte.

Nicht zuletzt wurde erst kürzlich direkt vor den Toren von Ahrweiler eine große keltische Siedlung entdeckt und vermessen, deren Ausmaße den Schluss nahelegen, daß es sich um das Hauptsiedlungszentrum der Eburonen handelte.

Blick auf das Praefurnium, den Raum der Befeuerungsanlage

Blick auf das Praefurnium, den Raum der Befeuerungsanlage

Bereits beim Bau der Ahrtalbahn ab 1879 und der historischen Kreisverwaltung 1894 entdeckte man die Überreste einer römischen Villa mit großem Badebereich. Sie wurden jedoch im Rahmen der Bauarbeiten ohne Dokumentation beseitigt. Bei Gleisbauarbeiten zur Erweiterung in Ahrtalbahn im Jahr 1912, im Zuge der Kriegsvorbereitungen mit Blick in Richtung Belgien, wurde der Badetrakt entdeckt. Teile des Bades neben der Bahntrasse blieben erhalten und wurde von Professor Clemen vom Rheinischen Provinzialmuseum untersucht und ausgewertet.

Danach gerieten die römischen Überreste für viele Jahre in Vergessenheit, waren der einheimischen Bevölkerung aber bekannt. So berichtete uns ein Ahrweiler „Ureinwohner“, wie er als Kind schon in den Mauerresten herumgeklettert war.

Das Heißbad mit Hypokausten

Das Heißbad mit Hypokausten

Mit dem Bau der Bundesstraße B267, bei der auch die große Villa am Silberberg entdeckt wurde, wurde das römische Bad mit einem Schutzbau aus Beton versehen, um die archäologische Stätte zu erhalten. Dann wurde die Bundesstraße über die Anlage gebaut.

Jahrelang war das römische Bad für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und lag vergessen in seinem Schutzbau.

Zwei ehrenamtliche Mitarbeiter des Museums Römervilla, Bernd Walther und Michael Schneider, die auch bei den Grabungen in der Eisenschmelzersiedlung aktiv waren, fanden es schade, daß ein so gut erhaltenes archäologisches Denkmal nicht der Öffentlichkeit präsentiert wird, zumal das Interesse an der römischen Geschichte des Ahrtals groß ist. Sie bemühten sich darum, daß das Bad – zumindest zu bestimmten Zeiten – interessierten Besuchern gezeigt wird. Der Plan stieß bei der Kreisverwaltung auf Zustimmung, leider erfolgte jedoch keine finanzielle Beteiligung einer öffentlichen Hand, so daß die beiden Initiatoren die Präsentation und Betreuung des römischen Bades persönlich und ehrenamtlich übernahmen und aus eigenen Mitteln finanzierten. Die Ausgestaltung fand unter fachkundiger Beratung der Leitung der Römervilla am Silberberg statt.

Ein Dachziegel und ein Tubulus (Hohlziegel)

Ein Dachziegel und ein Tubulus (Hohlziegel)

Ab dem 1. April 2014 ist das römische Bad nun jeden 2. Sonntag im Monat für zwei Stunden geöffnet.

Die sehr gut erhaltenen Reste des Badetrakts stammen aus einem Gutshof wohlhabender Besitzer, der ab dem 1. Jahrhundert genutzt wurde. Das Kaltbad (Frigidarium) befand sich jenseits der heutigen Bahntrasse und ist leider zerstört. Das Heißbad, in das die Bewohner des Hauses erst nach einem Kaltbad, daran anschließendem Aufenthalt im Tepidarium und folgender Körperreinigung mit Öl stiegen, blieb allerdings erhalten.

Bei dem zu besichtigenden Gemäuer handelt es sich noch um die Originalmauern. Der (wasserfeste) römische Mörtel ist gut zu erkennen. Wasserleitungen, Teile der für die Wandbeheizung und Abluft zuständigen Hohlziegel (Tubuli) sowie eine Dachziegelplatte mit einem Pfotenabdruck sind erhalten und können besichtigt werden.

Ebenfalls gut zu sehen ist die Hypokaustenanlage. Im ersten Raum der Anlage befinden sich zwei mächtige Tuffsteinblöcke, die Teil der Befeuerungsanlage im Praefurnium waren. Im angrenzenden Raum konnte das Wasserbecken nachgewiesen werden. Die Zufuhr des heißen Wassers erfolgte über einen mit Feuer erhitzten Boiler über Bleileitungen mit Kupferhähnen.

Die Reste des Bades sind gut erhalten

Die Reste des Bades sind gut erhalten

Die Anlage deutet auf einen sehr wohlhabenden Gutsbesitzer hin. Die Villa wurde bis zum 3./4. Jahrhundert genutzt und dann (wahrscheinlich im Zuge der Frankeneinfälle) aufgegeben. Mit dem Ende des Römischen Reichs endete auch die fortschrittliche Badekultur in Europa mit ihrer sehr ausgefeilten Beheizungstechnik.

Beschreibung:

Das römische Bad ist über eine Treppe von der Straße „Am Weiherberg“ zu erreichen, die hinab in den Schutzbau unterhalb der Bundesstraße führt.

Im Vorraum des Bades wurde von den beiden Initiatoren ein kleines Museum eingerichtet, in dem einige Originalfunde aus dem Raum Ahrweiler gezeigt werden. Viele Funde gehören zur Eisenschmelzersiedlung „An den Maaren“. Zu den besonders schönen Stücken gehört eine Babyrassel, die vermutlich mit Kirschkernen gefüllt gewesen war (die Füllung ist wegen des vergänglichen Materials nicht mehr erhalten).

Die Informationstafeln sind gut gestaltet

Die Informationstafeln sind gut gestaltet

Großformatige Fotos von den Grabungen „an den Maaren“ und den dort gemachten Funden (wie einer Fußfessel, die im Küchenbereich entdeckt wurde) sowie Tafeln und Plakate mit Informationen und Zeichnungen runden das Bild ab. Hierbei ist besonders ein gezeichnetes Plakat zu erwähnen, das die Situation im Ahrtal zu römischer Zeit zeigt und in anschaulicher Weise demonstriert, wie hoch die Dichte der römischen Landgüter war.

Daneben befindet sich im Vorraum der Nachbau einer römischen Scorpio und eines Rennofens, wie er zur Eisenschmelze verwendet wurde.

Im anschließenden Raum, von den Bahngleisen nur durch ein luftdurchlässiges Gitter getrennt, befindet sich die römische Badeanlage. Hier erläutern Tafeln mit informativen Zeichnungen, wie man sich die Funktionsweise vorzustellen hat.

Im Vorraum erfährt der Besucher viele Zusatzinformationen zur römischen Zeit im Ahrtal

Im Vorraum erfährt der Besucher viele Zusatzinformationen zur römischen Zeit im Ahrtal

Die Badeanlage ist sehr gut erhalten, die einzelnen Räume mitsamt der Ansätze der Fenster sind deutlich zu erkennen. Ursprünglich war die Anlage noch gut einen Meter höher, wurde beim Bau der Bundesstraße jedoch auf die heutige Höhe „gekürzt“.

Was diese archäologische Stätte so besonders macht, ist die Betreuung durch die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter, Bernd Walther und Michael Schneider, die jeden Besucher individuell durch die Anlage und den Vorraum führen und dabei interessante Details zur Funktionsweise des Bades, aber auch zu den aktuellen Grabungen an den Maaren, zur Entdeckungsgeschichte und Hintergrundinformationen zur Einrichtung dieses Schutzraumes berichten können.

Beide Mitarbeiter sind über die regionale Archäologie des römischen (und keltischen) Ahrtals sehr gut informiert und geben ihr Wissen mit großem persönlichen Engagement und Leidenschaft weiter. Da sie diese Ausstellung auf eine Faust finanzieren und alleine betreuen, freuen sie sich sehr über interessierte Besucher, die ihnen beweisen, daß die Öffnung der Anlage auf Interesse stößt und deswegen wichtig ist für den Kreis Ahrweiler.

Eine sehr sehenswerte archäologische Örtlichkeit, lehrreiche persönliche Führung – ein echter Geheimtipp!

Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Führungen:

Auch viele Informationen zur nahen Eisenschmelzersiedlung und dem aktuellen Stand der Grabung werden vermittelt

Auch viele Informationen zur nahen Eisenschmelzersiedlung und dem aktuellen Stand der Grabung werden vermittelt

Das römische Bad ist zur Zeit jeden zweiten Sonntag (in geraden Kalenderwochen) von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Der Eintritt ist frei! Man freut sich jedoch sehr über eine Spende, die in einer römischen Amphore am Eingang hinterlassen werden kann.

Da die beiden Initiatoren viele Pläne haben, um den Vorraum noch ansprechender zu gestalten, außerdem dringende Reparaturarbeiten durch die Belastungen der darüberliegenden Bundesstraße notwendig sind, wird jeder Euro gebraucht. Denn leider gibt es keinerlei Fördermittel von öffentlicher Hand oder dritter Seite – etwas, das uns sehr erstaunt hat, da die Stadt Ahrweiler so viel Wert auf die Präsentation ihrer römischen Geschichte legt und damit auch wirbt. Hier würden selbst kleine Beträge schon Großes bewirken. Bleibt zu hoffen, daß die Stadt den touristischen und historischen Wert dieser Einrichtung irgendwann erkennt!

Feste Zeiten für Führungen gibt es nicht; im Rahmen der Öffnung der Anlage wird jeder Besucher von den Betreuern persönlich hindurchgeführt.

Sonstiges:

Der schönste Fund: eine Rassel

Der schönste Fund: eine Babyrassel

Fotografieren ist erlaubt.

Für archäologisch Interessierte findet an einigen festen Terminen an Sonntagen ab 16 Uhr ein Treff im Schutzbau statt, wo über archäologische Themen generell, die neuste Literatur und natürlich die Archäologie des Ahrtales diskutiert wird. Die Termine sind bei den beiden Betreuern zu erfahren.

Michael Schneider bietet auch geführte archäologische Touren durch das Ahrtal an.

Der Besuch des Bades sollte auf jeden Fall auch mit einem Besuch der spektakulären Römervilla am Silberberg kombiniert werden. Wer Lust auf eine kleine Waldwanderung hat, sollte sich auch die Eisenschmelzersiedlung anschauen, die die größte römische Anlage ihrer Art nördlich der Alpen und ein bedeutendes Zeugnis römischer Industrie ist!

Weiterführende Informationen:


1 Kommentar

  1. Curtis Nike sagt:

    Ahrweiler ist ja eh stets eine Reise wert. Einem Besuch im römischen Bad sollte unbedingt auch ein Besuch der ortsansässigen Weinstuben folgen 😉

    Gefällt 1 Person

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