Anschrift:
Der Tempel liegt im Wald und ist nur zu Fuß zu erreichen. Keine postalische Anschrift.
Anfahrt:
Der Tempelbezirk liegt in der Nordeifel, auf der Anhöhe „Addig“ inmitten des Waldes zwischen den Dörfern Nöthen (zu Bad Münstereifel gehörend) und Pesch (zu Nettersheim gehörend). Er ist nicht direkt mit dem Auto zu erreichen, sondern nur über Wanderwege.
Mit dem Auto erreicht man ihn über die A1 Abfahrt Nettersheim, Richtung Zingsheim (wo man bei der Gelegenheit gleich den ersten der drei in dieser Gegend liegenden Matronentempel besuchen kann). Bei Zingsheim auf die L206 Richtung Pesch fahren, dann durch den Ort Pesch hindurch bis zu einem Parkplatz-Schild. Ein kleiner Weg führt an den Becken der Kläranlage vorbei zu einem Wanderparkplatz, auf dem ein Holztisch mit zwei Bänken und eine große Wandertafel stehen. Ein Schild „Römertempel“ weist den Weg in den Wald. Parkmöglichkeiten sind ausreichend vorhanden.
Alternativ kann man der Landstraße noch einige Meter Richtung Nöthen folgen und erreicht dann einen zweiten Zugangsweg zum Tempel, hier mit dem Hinweisschild „Heidentempel“ beschriftet.
Der erste Zugangsweg vom Wanderparkplatz aus folgt dem Wanderweg A1 des Deutsch-Belgischen Naturparks Eifel und ist etwas spektakulärer, weil er erst einen kleinen Bach überquert und dann aus dem Flußtal herauf steil auf die Anhöhe führt. Die Entfernung beträgt etwa 300 Meter. Vom zweiten Parkplatz aus ist der Weg direkter, flacher und einfacher zu gehen, hier beträgt die Entfernung etwa 200 Meter.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Tempel so gut wie gar nicht zu erreichen. Der Tempel ist 7 Kilometer vom Naturzentrum Eifel in Nettersheim entfernt, das mit der Deutschen Bahn bis Bahnhof Nettersheim gut als Ausgangspunkt für den Besuch des dortigen Tempels genommen werden kann. Da sich alle drei Tempel im Umkreis befinden (wobei Zingsheim genau auf halber Strecke zwischen Pesch und Nettersheim liegt), bietet sich hier eine Rundwanderung oder Radtour von Nettersheim aus an. Die Strecke ist gut an einem Tag zu bewältigen und auch nicht durch starke Steigungen geprägt. Die Entfernung vom Tempel Pesch nach Zingsheim beträgt 6,5 Kilometer.
Busse nach Pesch und Nöthen fahren ab Bad Münstereifel, Schleiden und Nettersheim, jedoch nur sehr sporadisch, so daß man sich hier vorher gut informieren muß, um nicht in der Eifel zu stranden (was natürlich auch reizvoll sein kann, die Urlaubsgegend ist sehr beliebt bei Wanderern und Radfahrern).
Hintergrundinformationen:
Der Tempelbezirk Pesch ist eine gallo-römische Tempelanlage aus dem 1. bis 4. Jahrhundert n.Chr. Es handelt sich um ein Matronenheiligtum für die Matronae Vacallinehae, die in der Region sehr verbreitet waren, wie die Funde von 130 vollständigen und 150 teilerhaltenen Weiheinschriften und -steinen belegen.
Sie waren sowohl bei den einheimischen Kelten, als auch bei den von den Römern hier angesiedelten germanischen Ubiern und den römischen Einwohnern, beginnend mit den hier stationierten Legionären, sehr beliebt.
Aufgrund der geografischen Lage geht man davon aus, daß es sich hier ursprünglich um einen Baumkultort der keltischen Vacalli handelte, einem hier ansässigen eburonischen Klan / Sippe. Mit dem Beginn der römischen Besiedlung der Eifel wandelte sich die Darstellung der Matronen zur typisch römischen bildlichen Darstellung, wie man sie auf zahlreichen hier gefundenen Weihesteinen kennt und der Tempel wurde zu einer großen Tempelanlage mit mehreren Gebäuden aus Stein ausgebaut.
Neben der Cella, in der wahrscheinlich lebensgroße Statuen der Matronen standen, gab es im angrenzenden Kulthof, in dem Pilger ihre Weihesteine errichteten, auch einen kleinen Sechsecktempel für Jupiter.
Wie die anderen Matronentempel, so lag auch der Tempel von Pesch in der Nähe der vielbereisten römischen „Schnellstraße“ zwischen Köln und Trier, der Agrippastraße.
Die Tempelanlage wurde zwischen 1908 und 1913 von Hans Lehner vom Provinzialmuseum Bonn ausgegraben. Weitere Nachgrabungen fanden im Jahr 1962 statt, bei denen zahlreiche Weihesteine der Matronae Vacallinehae gefunden wurden. Die Existenz des im Volksmund als „Heidentempel“ oder „Heidenpütz“ genannten Ortes war aber schon seit dem 19. Jahrhundert bekannt.
Bei der heute vorgefundenen Tempelanlage handelt es sich um Überreste aus der 3. Bauphase im vierten Jahrhundert, in der Teile des älteren Tempels abgerissen und in großem Maßstab planmäßig neu gebaut wurden. Es handelte sich um eine große Anlage von 100 x 34 Metern Länge, die aus mehreren Gebäuden und einem großen Festplatz bestand, auf dem Prozessionen und Veranstaltungen abgehalten wurden. Für den großangelegten Umbau im vierten Jahrhundert wurden die alten Gebäude einplaniert und es wurden neben Grauwacke und rotem Sandstein auch alte Weihesteine als Baumaterial für die neuen Gebäude verwendet.
Es ist davon auszugehen, daß sich die Anlage zu einer weithin beliebten Wallfahrtsstätte entwickelte. Neben dem Umgangstempel und dem Kulthof gab es einen (aus einer älteren Bauphase stammenden) gemauerten Brunnen, der noch heute erhalten ist. Zudem gab es einen hohen Versammlungsraum – die durch Säulen unterteilte dreischiffige Basilika -, sowie etliche kleinere Gebäude. Der Tempelbezirk war mit einer Mauer und Wandelhalle samt überdachtem Porticus von 120 Metern Länge umgeben, in dem sich die Pilgerunterkünfte und Devotionalienhändler befanden.
Anfang des 5. Jahrhunderts wurde der Tempel zerstört. Die Fundsituation deutet darauf hin, daß er gewaltsam zerstört wurde und nicht, wie andere Tempel, einfach mit der Zeit verfiel.
Weihesteine überdauerten die Zeit, weil sie zweckentfremdet wurden. So stammt einer der besterhaltenen Weihesteine für die Matronae Vacallinehae aus der Pfarrkirche von Weyer in der Eifel, wo er als Altarstein diente. Ein großer Matronen-Weihestein wurde als Grababdeckplatte eines in der Nähe von Pesch gelegenen Frankengrabes aus dem 6. Jahrhundert gefunden.
Die Originalfunde aus Pesch und Umgebung befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn, darunter auch solche mit Darstellungen religiöser Opferhandlungen wie die Opferung durch einen Mann in Toga, der Weihrauch als Opfergabe auf den Altar streut, während ein Opferdiener im Hintergrund ein Kästchen mit den Opfergaben hält und ein zweiter eine Kanne und eine Schale mit Griff zur anschließenden Handwaschung bereithält. Begleitet wird die Szene von einem Musikanten mit einer Doppelflöte.
Das Gelände ist teilrestauriert, wobei die Mauern der Cella auf zwei Meter Höhe aufgemauert wurden, um dem Besucher einen besseren Eindruck der Struktur der Anlage zu vermitteln. Die anderen Gebäude und Räume sind mit niedrigeren Mauern bis ca. 1 Meter Höhe aufgemauert. Restaurierungsarbeiten zum Schutz der Anlage finden regelmäßig statt.
Beschreibung:
Der Tempel gehört zu den besterhaltenen römischen Kultanlagen in Nordrhein-Westfalen.
Von allen drei Matronentempeln in der Gegend ist die Lage des Heiligtums nahe Pesch inmitten des Waldes sicherlich die idyllischste. Auch ist dieser Tempelbezirk aufgrund der zahlreichen Nebengebäude der weitläufigste und detailreichste der drei Tempel.
Moderne Info-Tafeln vermitteln Hintergrundinformationen über die Anlage, zusammen mit kleineren, alten Tafeln, die vor den jeweiligen Gebäuden stehen. Sie sind illustriert und gut gestaltet.
Am Eingang des Tempelbezirks, wo sich die Wanderwege der beiden Parkplätze treffen, befindet sich eine Schutzhütte aus Holz, in der sich auch eine Sitzbank befindet. Sie ist schwarz gestrichen und fügt sich relativ dezent in die Waldumgebung ein.
Die innere Cella des Umgangstempels war nachweislich farbig ausgemalt. Durch die Aufmauerung auf zwei Meter Höhe und Bepflanzung mit einer Grasnarbe bekommt man einen recht guten Eindruck von den Größenverhältnissen.
Am Eingang zur Cella befinden sich zwei Weihesteine, links eine Replik des Weihesteins für die aufanischen Matronen aus Nettersheim (weil man seinerzeit, als der Tempel restauriert wurde, noch keinen geeigneten Weihestein für die vacallinehischen Matronen gefunden hatte). Mit der Entdeckung des Steins unter dem Altar der Kirche von Weyer wurde dieser Stein schließlich rechts vom Eingang aufgestellt. Die Inschrift lautet:
MATRONIS
VACALLINEHIS LUC(IUS)
CALDINIUS FIRMIN(IUS)
L(IBENS) M(ERITO)
Übersetzung:
Den vacallinehischen Matronen (hat) Lucius Caldinius Firminius gerne und nach Verdienst (sein Gelübde erfüllt)
An Farbresten konnte rekonstruiert werden, daß die Weihesteine farbig bemalt waren (wie es allgemein für römische Statuen, Götterbilder und Monumente üblich war).
Auf beiden Weihesteinen sind immer Opfergaben der Besucher zu finden und es ist auch möglich, eigene Opfergaben zu hinterlegen. Hierbei sollten jedoch einige Grundsätze beachtet werden, die nicht allen Besuchern der drei Tempel eingängig zu sein scheinen.
Die Umschreitung des Tempelinneren durch den Umgang ist möglich.
An den Umgangstempel schließt sich der Kulthof an, in dem sich früher einige Gebäude sowie ein großer Platz für die Weihesteine der Pilger und für Prozessionen und Veranstaltungen befanden. In seiner Mitte ist er leicht erhöht, was möglicherweise kultische Bedeutung hatte und auf die Herkunft des Tempels als Baumheiligtum hindeutet. Die umgebende Mauer des Kulthofes ist durch eine niedrige Mauer angedeutet, eine Infotafel informiert auch hier über die damalige Beschaffenheit und Funktion der Anlage.
In der Mitte des Hofes, auf der höchsten Erhebung, befindet sich eine Feuerstelle, die in regelmäßigem Gebrauch zu sein scheint. Daneben sind im Kulthof einige weitere Weihesteine für Matronen verteilt, die ebenfalls ständig mit Opfergaben dekoriert sind.
Vom Kulthof geht ein kleiner Fußweg hinunter zum gemauerten Brunnen, der schon aus den Anfangszeiten des Tempels stammt. Sein Wasser spielte eine wichtige Rolle für kultische Handlungen. Leider wird der Brunnen, wie üblich, immer wieder als Abfalleimer mißbraucht, obwohl man ihn mit einer massiven Eisenkonstruktion abgedeckt hat.
An den Kulthof schließt sich die Basilika an, die Versammlungshalle, die wohl profanen wie religiösen Zwecken gedient hat. Die Säulen, die die Schiffe getragen haben, sind noch als Sockel erhalten. Auch ist überliefert, daß es in ihr Sitzgelegenheiten gab. Sie ist ebenfalls von einer angedeuteten Mauer umrahmt, um die Größe zu verdeutlichen.
Die ganze Anlage ist sauber und gepflegt.
Insbesondere bei schönem Wetter ist hier einiges los, der Tempel ist beliebt bei Wanderern, Radfahrern, archäologisch interessierten Besuchern, die die „Straßen der Römer“ in der Eifel bereisen, sowie Angehörigen diverser religiöser und gesellschaftlicher Gruppierungen. Da das Gelände aber recht weitläufig ist, verläuft es sich etwas besser als in den Tempeln von Zingsheim oder Nettersheim.
Eintritt und Zugänglichkeit
Die Tempelanlage ist rund um die Uhr frei zugänglich. Eintritt wird nicht erhoben.
Der Tempel liegt mitten im Wald auf einer leichten Anhöhe, ist also nicht direkt mit dem Auto zu erreichen. Auch nächtliche Besuche sind ohne weiteres möglich. Da die Anlage etwas abseits des nächsten Ortes liegt und (vor allem im Sommer) durch den umgebenden Wald sichtgeschützt ist, ist er gut für etwaige Rituale geeignet. Man sollte jedoch damit rechnen, insbesondere bei Jahreskreisfesten wie Beltane oder Sonnenwende auch auf andere heidnische Gruppierungen, wie Germanengruppen oder Hexen aller Art zu treffen.
Sonstiges
Fotografieren ist uneingeschränkt möglich.
Der Besuch des Tempels sollte idealerweise mit einem Besuch aller drei Matronentempel in der Gegend kombiniert werden, die aufgrund ihrer unmittelbaren Nähe alle an einem Tag aufgesucht werden können.
Weiterführende Informationen
- Tempelbezirk Pesch auf Eifel.tv
- Matronenheiligtum: Heidentempel wird saniert. Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger
- Tempelbezirk Pesch auf Wikipedia