
Das Gebäude der Römervilla am Silberberg, über die Brücke direkt angeschlossen an den Rotweinwanderweg
Anschrift:
Museum Römervilla, Am Silberberg 1, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler (Ortsteil Ahrweiler)
Anfahrt:
Die Römervilla ist sowohl mit dem Auto als auch öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Das Museum hat einen eigenen Parkplatz, der sogar Platz für 3 Busse bietet. Sie ist aufgrund der überregionalen Bedeutung ab der Autobahnabfahrt Ahrweiler (A61 -> A573) sehr gut ausgeschildert.
Mit der Ahrtalbahn (ab Bonn oder Remagen) bis zur Haltestelle „Ahrweiler Markt“ fahren (Achtung, davor kommt die Haltestelle „Ahrweiler“, hier nicht aussteigen!). Von dort aus kann man direkt auf dem Rotweinwanderweg in ca. 10 Minuten bis zur Villa gehen, oder einen Abstecher durch den historischen Ortskern machen und diesen dann durch das Stadttor „Oberhut“ verlassen.
Weiterführende Informationen:
- Offizielle Seite der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler
- Eintrag zur Römervilla in der Ahrweiler-Wiki
Hintergrund:
Im März 1980 wurden bei Bauarbeiten für die neue Bundesstraße die Überreste eines riesigen römischen Landguts (villa rustica) entdeckt, als ein Bagger ein grosses Stück römischer Mauer samt Bemalung abbrach. Die Bauarbeiten wurden sofort gestoppt.
Die Entdeckung war eine Sensation, denn die Anlage war so gut erhalten, daß man aus ihr mehrere Jahrhunderte Nutzungsgeschichte rekonstruieren konnte. Neben einer großen Badeanlage, einer Küche und einer komplett erhaltenen Fußbodenheizung zeichnete sich die Villa auch durch gut erhaltene Wandbemalungen und viele seltene Baudetails aus, bis hin zu Fußabdrücken verschiedener Tiere auf seinerzeit zum Trocknen auf dem Boden ausgelegten Ziegeln, Fensterglas, einem Lehrer-Schüler-Graffiti, einer Theatermaske und Tafelgeschirr aus gallischer und lokaler Terra Sigillata (unter anderem aus Sinzig).
Die Römervilla gilt deswegen als eine der besterhaltenen nördlich der Alpen und zieht jährlich ca. 25.000 Besucher an.
In Ahrweiler selbst befand sich zur Römerzeit keine Ortschaft, der Gutshof lag aber im fruchtbaren und klimatisch günstigen Ahrtal, in dem Wein angebaut wurde, sowie an einer wichtigen Verbindungsstraße von West nach Ost, an den Rhein und von dort nach Bonna (Bonn), Antunnacum (Andernach), Confluentes (Koblenz) und in die Landeshauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln). Das Haus lag nach Süden ausgerichtet und witterungsgeschützt an einem Hang, wo sie den ganzen Tag von der Sonne beschienen wurde. Frischwasserzufuhr wurde durch den darüberliegenden Giesemer Bach sichergestellt.
Die Villa wurde zuerst im 1. Jahrhundert als römischer Gutshof von einer wohlhabenden Gutsherrenfamilie erbaut (ob sie römischer Herkunft waren oder ob es sich um romanisierte einheimische Kelten oder Germanen handelte, die sich vollkommen dem römischen Lebensstil angepaßt hatten, ist nicht zu klären). In der Folgezeit wurde der Gutshof mehrfach vergrößert und umgebaut, bevor er um 260 n.Chr. aufgegeben wurde.
In der Folgezeit nutzte man die Villa bis ca. 350 n.Chr. als Herberge oder Rasthaus, was zu weiteren typischen Umbauten führte, wie eine große Küche, Umgestaltung des Bades und Toilette.
Mitte des 4. Jahrhunderts nutzte man das Gebäude schließlich als Eisenschmelze für Silbererz, das aus dem nahen Silberberg gebrochen wurde. Da die Infrastruktur durch die Germaneneinfälle zerstört wurde und Waren nicht mehr verkauft werden konnten, wurde die Schmelze schließlich aufgegeben. Hangrutschungen des Silberberges verschütteten das Gebäude, was für die Archäologen natürlich ein Segen war, denn dadurch wurde die Villa in ihrem guten Erhaltungszustand konserviert.
Im 7. und 8. Jahrhundert wurde der Bereich oberhalb des Schutts als christlicher Friedhof verwendet, dessen Schiefergräber schlicht und ohne Grabbeigaben nach Osten ausgerichtet waren. Zu dem Zeitpunkt waren die Reste der Villa nicht mehr auszumachen.
Ursprünglich sollte die Bundesstraße genau durch das Grabungsgebiet führen. Da die Funde aber so außergewöhnlich waren, wurde die Bundesstraße trotz Mehrkosten von 2 Millionen DM schließlich verlegt und führt nun in einer abenteuerlichen Kurve um die Villa herum.
Erhaltungszustand und Aufmachung:
Der Erhaltungszustand ist ausgezeichnet, was an der Tatsache liegt, daß die Villa seit ihrer Aufgabe ununterbrochen unter Hangschutt begraben war. Deswegen wurde sie weder von Raubgräbern heimgesucht, noch nutzte man – wie sonst im ehemaligen römischen Reich üblich – ihre Steine als Steinbruch für die Errichtung neuer Gebäude.
Nach der Freilegung durch die Archäologen wurde das Gelände mit einem Gebäude aus Holz überbaut und in elf Grabungskampagnen freigelegt. Das hallenartige Gebäude dient bis heute als Museumsgebäude. Es sorgt für eine sehr luftige Bauweise aus Holz und Glas für eine angenehme Atmosphäre und Beleuchtung.
Im Untergeschoß befindet sich ein kleines Kino, in dem ein zwanzigminütiger Film eine Einführung in die Geschichte der Römervilla gibt. Der Film wird auf Wunsch vom Personal im Kassenbereich gestartet.
Im Kassenbereich gibt es einen kleinen Museumsshop mit römischen Souvenirs, Büchern, Regionalia, Postkarten, Wein und Mulsum. Dort erhält man auch einen Infoflyer mit Lageplan und Nummerierungen der Räume, der eine Orientierung erleichtert.
Das hohe Holzgebäude hat einen Balkon im Obergeschoß, von dem aus man einen perfekten Überblick über das gesamte Gelände hat. Außerdem steht hier ein Modell des Gutshofes, der eine gute Vorstellung vermittelt, wie das Gebäude einst aussah. Die Räume werden auf Rampen um- und überwandert, überall erklären Infotafeln die verschiedenen Lokalitäten und vermitteln Hintergrundinformationen über gehobene römische Lebensweise und Wohnkultur.
Entlang des Porticus befindet sich ein Steg, von dem aus man auf Treppen hinab in einen Ausstellungsbereich gelangt, in dem wechselnde Ausstellungen zur römischen Geschichte der Region gezeigt werden. Ausstellungen der letzten Jahre waren unter anderem über die „Eburonen, unsere unbekannten Vorfahren“, die einst hier ansässigen Kelten, und über Posthumus, den Kaiser aus dem Rheinland, der ein gallisches Sonderreich errichtete. Die Wechselausstellungen sind sehr speziell und deswegen lohnenswert.
Die Anlage ist behindertengerecht und barrierefrei und kann deswegen mit dem Rollstuhl erfahren werden.
Im Bäderbereich wird durch Wandbemalungen eine plastische Vorstellung vom damaligen Bäderwesen vermittelt. Auch gibt es eine nachgestellte Grabungsstätte, einen Einblick in die späteren christlichen Gräber, einen Bereich mit nachgebauter römischer Toilette und römischem Freizeitvergnügen wie Spielen, die man selbst ausprobieren kann.
Einen großen Bereich der Halle nimmt ein Museumsteil ein, in dem die zahlreichen Funde (Keramik, Glas, Gegenstände) aus der Villa ausgestellt sind. Hier können auch die Ziegel mit den Tierabdrücken besichtigt werden, sowie das Graffiti des Hauslehrers Gratius, der auf ein Graffiti seines Schülers antwortet.
In einer Kuppel sind Teile einer zusammengesetzten Deckenbemalung zu bewundern, die eine Vorstellung darüber vermittelt, wie detailliert die Wandbemalungen einst ausgesehen haben müssen.
Öffnungszeiten:
Die Römervilla ist von Ende März bis Mitte November geöffnet.
In der Winterpause gibt es einige zusätzliche Öffnungstermine, so am 3. Advent freitags und samstags von 10-17 Uhr. Außerdem ist an den Wochenenden im März geöffnet. Für geführte Gruppen öffnet die Villa auch nach Absprache in der Winterpause.
Geöffnet ist die Villa dienstags bis sonntags von 10 – 17 Uhr (Einlaß bis 16:30 Uhr).
Eintrittspreise und Führungen:
Der Eintritt beträgt 5€ für Erwachsene; 2,50€ für Schüler, Studenten, Schwerbehinderte; 10€ für Familien mit maximal zwei Erwachsenen und Kindern unter 14 Jahren; Kinder unter 6 Jahren Eintritt frei.
Feste Turnusführungen finden Mittwochs um 15 Uhr statt. Wer an der Führung teilnehmen möchte, sollte möglichst 15 Minuten vor Beginn der Führung da sein, maximale Teilnehmerzahl 20 Personen (wir haben aber auch schon gemütliche Führungen mit 4 Leuten erlebt). Die Führung kostet 2€ extra zusätzlich zum Eintrittspreis.
Sonn- und Feiertags findet um 14 Uhr wahlweise die „Führung durch die römische Hausherrin“ oder „Führung durch den Badesklaven“ in römischer Gewandung statt. Diese Führung kostet 4€ extra zum Eintrittspreis.
Gruppenführungen (auch in diversen Fremdsprachen) sowie Familienführungen sind ebenso wie spezielle Angebote für Kinder und Schulklassen auf Nachfrage buchbar.
Sonstiges:
Das Museum ist ungeheizt, so daß man sich in den kalten Monaten warm anziehen sollte. Im Kino liegen für den Winter Decken bereit.
Fotografieren ist erlaubt.
Im Jahr 2016 fand eine Museumsnacht in der Römervilla statt, die das Ziel hatte, „das Bewusstsein zu fördern, dass die Römervilla nicht nur eine Touristenattraktion erster Güte ist, sondern auch Teil der regionalen Identität und Geschichte“. Sie fand abends bis Mitternacht statt und bot eine Zeitreise in das historische Ahrtal. Gezeigt wurde ein buntes Treiben von Gutsherr und -herrin, Handwerkern, Medicus und Sklaven, dazu gab es viele Mitmachstationen und ein Quiz. Diese Nacht wird alle paar Jahre wiederholt. Wir kündigen sie rechtzeitig unter unseren Veranstaltungshinweisen an!
Ein Besuch der Villa läßt sich ideal mit zwei weiteren römischen Sehenswürdigkeiten in Ahrweiler kombinieren: dem Bad der römischen Villa am Weiherberg und der römischen Eisenschmelzersiedlung im Stadtwald, der größten römischen Anlage ihrer Art nördlich der Alpen!
Kurzvorstellung auf Rhein-Eifel-TV: