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Götterwelt: Die Laren

Zuständigkeiten und Bezeichnungen:

Die Laren (Lateinisch: „Lares“, Singular: „Lar“) waren römische Schutzgötter oder Schutzgeister, die unterschiedliche Funktionen und Zuständigkeitsgebiete hatten. Innerhalb ihres Wirkungs- und Zuständigkeitskreises war es ihre Aufgabe, alles darin zu beobachten, zu beschützen und darauf Einfluß zu nehmen. Da Laren quasi überall ansässig waren – vom kleinsten Heim bis hin zum gesamten Staat -, war der Larenkult für den Römer von zentraler Bedeutung.

Laren werden in drei große Obergruppen unterteilt:

  • Lares Familiares:

Die Lares Familiares (Singular: „Lar Familiaris“) galten als die Schutzgötter einer Familie und waren grundlegender Bestandteil der sacra privata, der privaten Kultausübung jedes Römers.

Lararium aus Pompeji. Typische Elemente: die Laren links und rechts, in der Mitte der Genius, darunter die Schlange

Lararium aus Pompeji. Typische Elemente: die Laren links und rechts, in der Mitte der Genius, darunter die Schlange

Sie waren Grundlage des römischen Ahnenkultes, denn sie wurden als die verstorbenen Ahnen angesehen, die auch nach ihrem Tod Teil der Familie blieben (nicht nur zwingend die eigenen Ahnen, sondern sie konnten auch ortsgebundene Geister anderer Herkunft sein). So wurden sie auch selbstverständlich in alle Familienfeiern und das tägliche Mahl eingebunden. Sie nahmen als Zeugen an allen wichtigen Ereignissen der Familie teil, an Geburten und Todesfällen, an Hochzeiten und Adoptionen (die im Römischen Reich alltäglich waren).

Die Lares Familiares brachten dem Haushalt finanziellen Wohlstand und Wohlergehen. An ihrem Schrein, dem „Lararium„, fand ein wichtiger Teil des gemeinsamen Familienlebens statt und er war sozialer Treffpunkt der Familie, selbst wenn sie sich sonst im Laufe eines Tages kaum zu Gesicht bekam. Beim Betreten des Hauses begrüßte man die Laren wie lebende Verwandte, beim Verlassen des Hauses verabschiedete man sich mit der Bitte, daß sie am Tag über einen wachten. Ihr Schrein stand für gewöhnlich in der Nähe des Herdes oder in einer Ecke der Eingangshalle. Reiche römische Familien hatten mehrere Lararien, ein repräsentatives an einem gut sichtbaren Ort wie vor dem Eingang oder in der Empfangshalle, und ein privates beim Herd oder im Schlafzimmer. Ärmere Familien hatten nur eine kleine Nische oder ein Regalbrett, das diese Funktion erfüllte.

Die Praxis der Verehrung der Lares Familiares wird immer zusammen mit der Verehrung des Genius paterfamilias, des Genius loci und der Penatendurchgeführt, die die direkten Schutzgötter des Hausherrn und seiner engsten Familienangehörigen waren, während die Lares Familiares für alle zuständig waren, die unter seinem Dach in diesem Haus lebten, inklusive der Sklaven und Angestellten. Das „Familiaris“ bezieht sich hier also nicht auf die Familie als solche, sondern bezeichnet den Schutz dieses Geistes, den er über die Familie an ihrem Wohnort ausübt, deshalb wurden diese Laren auch Lares Domestici (Laren des Hauses) genannt. Im Gegensatz zu den Penaten, den Manen (den eigentlichen Ahngeistern) und den Genien der Familienmitglieder, die alle ihre Präsenz an die Familie resp. an Personen binden, sind die Lares loci und die Lares Familiares an den Ort gebunden, das heißt, sie konnten bei einem Umzug nicht mit umgesiedelt werden, sondern man musste sich an einem neuen Wohnort an die dort bereits präsenten Laren wenden.

Verantwortlich für die Kultpraxis im Haushalt war der Paterfamilias, das Familienoberhaupt (der allerdings aus praktischen Gründen auch die Möglichkeit hatte, bei Zeitmangel die Fürsorge für die Laren auf ein anderes Mitglied des Haushalts, Familienmitglieder oder Bedienstete, zu übertragen). Vernachlässigte man jedoch die Verehrung der Laren, so wandten diese sich ab und sorgten nicht länger für ein gutes Schicksal der Bewohner, halfen diesen nicht mehr und kümmerten sich nicht um sie, genauso wenig, wie sich die Familie um ihre Laren kümmerte.

Als absolutes Minimum sollte man zumindest an den Iden, Kalenden und Nonen jedes Monats Kulthandlungen für die Laren durchführen. Für viele Römer gehörte es aber zu den täglichen Handlungen jeden Morgen, oft auch jeden Abend, zumindest kurze Rituale am Larenschrein abzuhalten. Die Kultpraxis, um den Laren die gewünschte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, ist nicht aufwendig und erfordert nur wenige Minuten am Tag, ist also sehr alltagstauglich, was typisch für die praktisch veranlagten Römer war.

  • Lares Loci und Lares Publici:
Aufwendiges Lararium aus Pompeji mit Altar und Nische für Figuren

Aufwendiges Lararium aus Pompeji mit Altar und Nische für Figuren

Die Lares Loci („Laren des Ortes“) waren keiner bestimmten Familie zugehörig, sondern wachten über einen besonderen Ort oder Platz. Das reichte vom heimischen Lararium, in dem der Lar Loci (oft auch als Genius Loci bezeichnet) lebte, der die Stelle bewachtete, an der das Haus einst gebaut worden war (und der beim Umzug der Familie auch nicht mitzog), bis hin zu Lares Loci, die Straßen (Lares Viales), Seewege, Kreuzungen (die als gefährlich galten), öffentliche Plätze, Städte und Dörfer, Äcker (Lares Rurales), Viehherden, bis hin zum Staat und dem Militär (Lares Militares) bewachten. Die Übergänge zwischen den Lares Loci und Lares Publici sind hier fließend, weil beide Gruppen zahlreiche Untergruppen beinhalten, die sich nur in Größe der von ihnen beschützten Bereiche unterschieden.

Laren, die ganze Ortschaften bewachten, wurden auch Lares Publici genannt. Sie wurden an Kreuzungen verehrt, an denen Compitales (Kreuzungsschreine) aufgestellt waren; diese waren an nahezu allen wichtigen Kreuzungen zu finden und Teil des sozialen, politischen und religiösen Geschehens vor Ort (die in katholischen Gegenden bekannten Flur- oder Wegekreuze stehen noch in dieser Tradition). Gewartet und verwaltet wurden sie von Kreuzwegvereinen. Im Gegensatz zu anderen Gottheiten, durften darin sogar Sklaven und Freigelassene (Libertini) religiöse Funktionen ausüben, da Laren Gefallen daran hatten, wenn Sklaven für sie tätig waren. Diese Laren (zusammengefaßt als Lares Compitalicii) spielten eine so zentrale Bedeutung im Cultus, das ihnen sogar ein eigenes Fest gestiftet wurde: die Compitalia, die jedes Jahr im Winter nach den Saturnalien abgehalten wurden.

Während der Compitalia stellten alle Familien Statuen der Unterweltgöttin Mania (die als „Mater Larum„, Mutter aller Laren galt) vor die Tür, zudem wurden kleine männliche und weibliche Figuren aus Wolle an die Türen gehängt. Damit verband man die Hoffnung, daß die Laren und Mania mit diesen Figürchen zufrieden waren und die Bewohner des Hauses im Gegenzug verschonten. Sklaven opferten keine menschenähnlichen Figuren, sondern Bälle aus Wolle. Neben diesen privaten Bräuchen wurden während der Compitalia auch Theaterstücke aufgeführt, zum Teil mit recht subversivem und provokativem Charakter, denn an diesem Fest waren die Regeln gelockert und es war erlaubt, seine Meinung zu sagen. Selbst Sklaven konnten für einen Tag tun und lassen, was ihnen gefiel. Insbesondere beim einfachen Volk war dieses Fest sehr beliebt.

Auch die Stadt Rom wurde von ihren eigenen Lares Publici beschützt, die in einem zentralen Tempel verehrt wurden, genau wie auch jeder Stadtteil Roms noch einmal seine eigenen Laren mit eigenen Schreinen besaß.

Opfergaben:

Den Laren wurde Getreide, Honigkuchen, Honigwaben, Trauben, Wein und Räucherwerk geopfert. Außerdem gehörte alles, was bei Tisch versehentlich auf den Boden fiel, automatisch ihnen. Zu ganz besonderen Anlässen opferten ihnen wohlhabendere Haushalte ein Schwein (möglicherweise eine trächtige Sau).

Darstellung und Attribute:

Typische Darstellung mit Füllhorn

Typische Darstellung mit Füllhorn

Ursprünglich waren die Laren gestaltlos; es existieren keine Darstellungen aus frührepublikanischer Zeit. Erst in der frühen Kaiserzeit nahmen die Laren ihre heute bekannte Gestalt an (möglicherweise unter griechischem Einfluß).

Analog zur Darstellung des Zwillingspaars Romulus und Remus werden Laren oft paarweise als männliche, bartlose Jünglinge dargestellt. Sie tragen eine einfache, kurze Tunika mit Gürtel. Ihre Körperhaltung ist tanzend, entweder auf Zehenspitzen und balancierend auf einem Bein.

Eine Hand ist oft erhoben und leer, oder hält ein Rhyton, ein Gefäß für Trankopfer und deutet damit das Anbieten des Trankopfers (Libation) an. Die andere Hand trägt ein Füllhorn (Cornucopia) oder eine Opferschale (Patera) .

Lares Familiares treten im Lararium sowohl paarweise auf, wobei die Figuren spiegelbildlich dargestellt sind, oder es gibt eine einzelne Figur, die diesen besonderen Schutzgeist der Familie symbolisiert. In Malereien in antiken Lararien (wie man es zum Beispiel aus Pompeji kennt) posieren Laren oft links und rechts von einer zentralen Figur, die den Genius darstellt.

Grundsätzlich liegt dieser Anordnung aber eher eine Konvention zugrunde und keine starre Regel, die irgendwie ‚theologisch‘ begründet wäre. So findet sich im ‚Haus der roten Wände‘ (Casa delle Pareti rosse, VIII 5, 37 [dies bezieht sich auf ein System, um die Fundstellen in Pompeji konkret in Bezug auf regio, insula und domus anzugeben) in Pompeji ein grosses Lararium, an dessen Rückwand der Genius flankiert von zwei tanzenden Laren aufgemalt ist. Man fand aber davor auch zwei Bronzefiguren die Laren darstellen, die ganz offensichtlich ursprünglich im Lararium standen, so das es dort 4 Laren gab.

Bei den Lares Loci und Lares publici kann die Anzahl ebenfalls schwanken; manchmal wird nur ein einziger Lar verehrt, bei anderen Typen (wie den sehr speziellen Lares Grundules) können es bis zu 30 sein.

Der Lar loci bzw. Genius loci des Hauses, der ebenfalls im Lararium verehrt wird, wird in Form einer Schlange dargestellt, wobei es auch hier manchmal 2 Schlangen sind, die etwa ihre Köpfe über einem religiösen Symbol erheben und einander zugewandt sind.

Herkunft:

Gemeinsam mit den Lemuren und Larvae werden die Laren zu den Manes gerechnet, den Unterwelt- oder Totengeistern und damit zu den Dii inferi. Während aber die Lemuren und Larvae bösartig und rachsüchtig sind und nach ihrem Tod keine Ruhe finden, zum Beispiel, weil sie nicht angemessen bestattet wurden, gelten die Laren als die „guten“ und wohlwollenden Geister, die jedoch ihre Freundlichkeit auch verlieren können, wenn man sie missachtet.

Darstellung mit Trinkopfergefäß und Opferschale

Darstellung mit Trinkopfergefäß und Opferschale

Der Ursprung des Larenkultes ist nicht ganz geklärt, er geht wahrscheinlich bereits auf die Etrusker zurück, die einen sehr ähnlichen Haus- und Ahnenkult praktizierten. Das Wort „Lar“ stammt vom etruskischen „Lar“ oder „Larth“, was „Gebieter“ oder „Herrscher“ bedeutet.

Der mythologische Hintergrund der Laren ist sehr spärlich und es gibt keine traditionelle und systematische Theologie, die ihre Natur und ihre Funktion erklärt. Das ist der Grund, weswegen die Entwicklung der vielen verschiedenen Typen von Laren und ihrer vielen Aufgaben überhaupt erst möglich wurde. Selbst unter den römischen Autoren herrscht Unklarheit über ihre Zugehörigkeit und Natur. Sextus Pompeius Festus schrieb im 2. Jahrhundert, daß die Laren Ahnen-Genii wären (der Genius bezeichnete den individuellen Anteil der göttlichen Natur in jeder Person, Sache oder Ort). Apuleus hielt sie für wohlwollende Ahnengeister, die sowohl zur Unterwelt als auch zu festen Orten der Welt der Menschen gehörten, und nichts mit dem Genius oder auch den bösen umherwandernden Lemuren zu tun hatten. Varro bezeichnet sie als einst menschliche Geister aus der Unterwelt und damit Ahnengeister und Manen, gleichzeitig als Luftgötter, die zur Oberwelt gehörten. Tatsache ist, daß die Übergänge zwischen Laren und Genien fließend waren bzw. es Überschneidungen gibt, wie beim Genius loci.

Feiertage:  

Feiertage für die Laren sind (neben den Compitalia, deren Termin schwanken konnte, aber immer nach den Saturnalien Ende Dezember-Anfang Januar lag), der 27. Juni und der 22. Dezember.

Sonstiges:

Die Larenverehrung wurde im November 392 durch den Kaiser Theodosianus I verboten, inoffiziell wurde der Kult aber noch bis in die Spätantike nachgewiesenermaßen praktiziert.


10 Kommentare

  1. Gregorie sagt:

    Hallo,

    also die Laren sind quasi die wichtigsten Götter des Hauses und sollten innerhalb des Hauses vorrangig verehrt werden? Also neben dem Genius/der Iuno des/der Hausbesitzers/erin und der Penaten, aber z. B. vor einer x-beliebigen Gottheit, die man einfach „nur“ toll findet?

    Gruß von Gregorie

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    • Hallo Gregorie,

      es sicher richtig, das die Lares Familiares eine gewisse Sonderstellung als Schutzwesen des Hauses einnehmen, in denen eine Person oder eine Familie lebt, einfach weil sie explizit einen Bereich behüten, der für uns sehr wichtig ist. Aber eine, wie von Dir nahegelegte, Rangordnung innerhalb des Cultus ergibt sich daraus nicht. Wie der Artikel ja schon sagt:
      „Die Praxis der Verehrung der Lares Familiares wird immer zusammen mit der Verehrung des Genius paterfamilias, des Genius loci und der Penaten, durchgeführt, (…)“

      Das Morgenritual etwa spricht ja entsprechend auch mehrere oder alle dieser Schutzwesen an – ob es nun die Laren sind, man sich an die Manen, also seine direkten Ahnen, wendet, oder eben auch an die Penaten, die letztlich nicht nur die spezifischen Hausgeister umfassen, die dafür sorgen, daß die Familie immer versorgt ist, sondern auch alle im häuslichen Kult verehrten Götter. Letztlich fährt man am besten, wenn man diese unsichtbaren Wesen ähnlich als Familie und Hausbewohner betrachtet, wie eventuelle menschliche Familienmitglieder – und auch dort beachtet man ja keine Rangordnung irgendeiner Art.

      Andererseits sollte man genau überlegen, wen man unter seine Penaten aufnimmt, denn wenn man einer Gottheit einen Platz im Domus anbietet, sie in eine Statue invoziert und ihr im Lararium oder auch in einem separaten Sacellum Opfer bringt, dann bringt dies nicht nur eine besondere Nähe mit sich, sondern auch eine besondere Verpflichtung. Entgegen diversen neuheidnischen Richtungen, die oft zu einem „Göttersammeln“ neigen, wenn ich das mal so nennen darf, ist man im CDR mit solchen Verpflichtungen und der kultischen Bindung vorsichtig, weil man sie sehr ernst nimmt.

      Die Definition der Penaten ist NICHT „eine x-beliebige Gottheit, die man einfach „nur“ toll findet.“

      Vale,

      Ludovicus

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      • Gregorie sagt:

        Hallo Ludovicus,

        vielen Dank, für Deine Antwort.

        Und der Unterschied zwischen Laren und Manen besteht darin, dass die Manen auf jeden Fall Geister verstorbener Ahnen sind, Laren hingegen entweder ortsgebundene (Natur-)Geister oder eben auch Ahnengeister, aber ortsgebundener Natur, z. B. von Menschen, die das Haus erbauten oder vorher im Haus oder an diesem Ort lebten (was ja nicht zwangsläufig Verwandte zu sein haben)?

        Penaten wären demnach mehr oder wenige solche Götter, die jemandes tägliches Brot/Einkommen versichern: für Handwerker und Lehrer z. B. die Göttin Minerva, für Händler der Merkur usw. ?

        Das ist tatsächlich ein großer Unterschied zu vielen neuheidnischen Kreisen, wo vor allem das eigene „Bauchgefühl“ das Sagen hat:-)

        Liebe Grüße,

        Gregorie

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        • „Und der Unterschied zwischen Laren und Manen besteht darin, dass die Manen auf jeden Fall Geister verstorbener Ahnen sind, Laren hingegen entweder ortsgebundene (Natur-)Geister oder eben auch Ahnengeister, aber ortsgebundener Natur, z. B. von Menschen, die das Haus erbauten oder vorher im Haus oder an diesem Ort lebten (was ja nicht zwangsläufig Verwandte zu sein haben)?“

          Das könnte man so formulieren, ja. Grundsätzlich war auch in römischer Zeit nicht klar, um was oder wen es sich bei den Laren genau handelte, außer das es andere Wesen als die Manen, Genien oder Penaten waren. Auch die Anzahl der Laren wurde unterschiedlich gesehen, das war auch eine Ansicht, welche durch die Zeiten wechselte, so gab es zwar die Vorstellung, daß die Laren an sich in großer Zahl vorhanden waren, der Hauslar wurde bis zur Kaiserzeit oft in der Einzahl angesprochen und dargestellt. In der Kaiserzeit wurde es üblich, die Laren durch 2 Figuren darzustellen, was im Grunde aber wohl eine symbolische Reduktion der unbestimmten Vielzahl darstellt, weniger die Vorstellung untermauert, das es exakt zwei Laren sind. Neben den Laren des Hauses gab es ja auch weitere Schutzgeister von allen möglichen Orten, wie etwa die Lares permarini (Schutzgeister der Seewege), die Lares praestites (Schutzgötter Roms), die Lares compitales (Schutzgeister der Wegkreuzungen), die Lares viales (Schutzgeister der Strassen) und andere.

          „Penaten wären demnach mehr oder wenige solche Götter, die jemandes tägliches Brot/Einkommen versichern: für Handwerker und Lehrer z. B. die Göttin Minerva, für Händler der Merkur usw. ?“

          Ja und Nein. Die Penaten waren ursprünglich Schutzwesen, die als im Penus wohnend gedacht wurden, also im Lagerraum, wo man die Vorräte aufbewahrte. Dort wachten sie darüber, daß diese nicht ausgingen oder verdarben. Im Laufe der Zeit übertrug man diese Vorstellung auf eine abstraktere Ebene und so wie die Penaten die Nahrung erhielten, so dachte man sie sich dann generell als diejenigen, die über das Leben der Familie wachten, die dafür sorgten, das es der Familie wohlerging. In späteren Zeiten ging man einen Schritt weiter und faßte unter dem Begriff Penaten all diejenigen Wesen zusammen, welche die Familie schützten, was dann auch die Götter einschloß, die von den Familienmitgliedern verehrt wurden. Ein Handwerker mag sicherlich Minerva zugetan sein, ein Händler hat natürlich einen Bezug zu Merkur, aber er mag auch andere Götter in seine sacra privata einbeziehen – es geht also nicht darum, warum man eine bestimmte Gottheit im Cultus domesticus verehrt, sondern nur die Tatsache das dem so ist, erlaubt es diese Gottheit unter die Penaten des jeweiligen Haushaltes zu zählen.

          „Das ist tatsächlich ein großer Unterschied zu vielen neuheidnischen Kreisen, wo vor allem das eigene „Bauchgefühl“ das Sagen hat“

          Dem ist wohl so und das ist mit einer der Gründe, warum Cultores sich in der Regel nicht zum Neopaganismus zählen.

          Vale,

          Ludovicus

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          • Gregorie sagt:

            Hallo Ludovicus,

            wiederum danke ich Dir für Deine Antworte. Die Penaten hast Du sehr schön erklärt. Die Laren zeigen dann doch eigentlich auch, wie konservativ die Römer doch tatsächlich gewesen sein müssen, denn nebst Lares permarini und Lares Praestites gab es doch eigentlich auch andere, dafür zuständige Götter, wie zum Beispiel die kapitolinische Trias als Schutzgötter des Staats.

            Auf jeden Fall sehr interessant das Ganze!

            Mit freundlichen Grüßen,

            Gregorie

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  2. Sólveig sagt:

    Mir ist eine Frage zu dem Thema eingefallen, nachdem ich euren Artikel über den Geburtstag gelesen habe. Wie habt ihr die Laren in eure Kultpraxis integriert? Also nicht im Ritual selbst sondern als initiale Handlung. Setzt ihr sie von vorne herein voraus (als immer anwensend und zur Familie/Ahnenlinie gehörend), so dass eine extra Einladung nicht notwendig ist oder müssen sie erst eingeladen/gerufen/bewusst integriert werden? Für die Menschen in der damaligen Zeit waren die Laren selbstverständlich da aber wie geht man heute damit um?

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    • Hallo Sólveig!

      Leider bin ich mir nicht sicher, ob ich Deine Frage richtig verstehe. Was meinst Du mit “initiale Handlung” – wann soll diese stattfinden? Jeweils vor einem Ritual? Einmalig, beim Einzug in ein Haus oder bei der Einweihung des Larariums? Oder jeweils beim Kauf / der Erstellung von Figuren oder Bildern der Laren?

      Viele Grüße, Corvina

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      • Sólveig sagt:

        Bei der Einweihung des Larariums meinte ich. Dann wenn man damit beginnt.

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        • Ah ja! 🙂 Um ein Lararium erstmalig einzurichten, gibt es bei uns ein Ritual. Es besteht aus mehreren Teilen:

          1. Vorbereiten der Figuren (oder Gegenstände, die bestimmte Bereiche symbolisieren sollen), die später im Lararium stehen sollen: Lar familiaris, Di Manes (tote Familienmitglieder und Ahnen), Genius Loci des Ortes, Di Penates (persönliche Hausgötter), Genii or Junones Geniales der Familienmitglieder.

          2. Reinigung des Ortes, an dem das Lararium aufgesetzt werden soll mit Wasser aus einem fließenden Gewässer oder Salzwasser

          3. Erste Anrufung / Gebet mit Weinopfer an der Stelle, wo das Lararium stehen soll. Dieses Gebet lädt die Laren ein, das Lararium zu ihrem permanenten Wohnsitz zu machen.

          4. Weihung der Figuren / Symbole mit Feuer, Trankopfer, dann werden die Figuren in das Lararium gestellt und geschmückt (Stoff, Blumen, Schmuck etc.). Es wird Milch und honiggesüßter Wein geopfert und dann der Lar mit einem speziellen Gebet angerufen und gebeten, in die Statue einzuziehen. Danach werden die anderen Gottheiten gebeten, ebenfalls in ihre Figuren einzuziehen, dazu wird Wein für männliche und Milch für weibliche Gottheiten geopfert.

          5. Das Ritual endet mit Auspizien, denen man entnimmt, ob die Installation des Larariums erfolgreich war und angenommen wurde. Falls nein, kann man das Ritual beliebig oft wiederholen.

          6. Wenn das Ritual erfolgreich war, führt man das erste Opfer am Lararium durch. In diesem Ritual kann man den Lar familiaris um etwas nach Wahl bitten.

          Wir werden das Ritual mal auf unsere „To Do“-Liste setzen und beizeiten auf unserer Seite genauer beschreiben 🙂

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