Anschrift:
Tempelanlage auf dem Martberg, oberhalb von Pommern / Mosel. Keine postalische Anschrift, nur zu Fuß zu erreichen! Navigationsgerät am besten auf „Pommern / Mosel“ programmieren.
Anfahrt:
Die keltisch-römische Tempelanlage liegt auf dem Martberg (Mons Martis), oberhalb des Dorfes Pommern an der Mosel. Entweder über die Autobahn (A48, Abfahrt Kaifenheim, Richtung Treis-Karden halten) oder Bundesstraße 49 zu erreichen. Von Pommern aus führt ein gewundener, geschotterter Waldweg hoch zu einem Waldparkplatz. Von dort aus geht es nur zu Fuß weiter den Berg hinauf, ca. 1 Kilometer, über einen breiten und gut begehbaren Wanderweg.
Alternativ kann der landschaftlich sehr beeindruckende, 5 Kilometer lange Lenus-Mars-Wanderweg aus dem Moseltal hinauf auf das Bergmassiv bewandert werden (Höhenunterschied ca. 150 Meter). Er startet in Pommern oder Karden und weist entlang des Weges mehrere Info-Tafeln auf, die Einblicke in das Leben der Römer und hier ansässigen Kelten geben. In regelmäßigen Abständen gibt es Bänke und Rastmöglichkeiten, sowie schöne Panorama-Ausblicke auf die Mosel. Außerdem repräsentieren überlebensgroße Holzskulpturen die Geschichte der Region. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und führt automatisch am Tempel vorbei. Festes Schuhwerk ist allerdings erforderlich, einige Stellen sind recht steil und erfordern Trittsicherheit, so daß der Weg nicht für Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen geeignet ist.
Weiterführende Informationen:
Hintergrund:
Auf dem Martberg („Mons Martis“, Marsberg), 200 Meter oberhalb von Pommern, befindet sich ein keltisch-römisches Höhenheiligtum für Lenus-Mars, das zum Teil rekonstruiert und in einen kleinen archäologischen Park integriert wurde.
Schon vor den Römern befand sich an dieser Stelle ein Heiligtum für den keltischen Gott Lenus, dem Stammesgott der hier ansässigen Treverer, der aber auch in Britannien stark verehrt wurde. Er war ein Kriegs- und Heilgott. Die Kelten errichteten auf dem Bergrücken um 100 v. Chr. eine befestigte Großsiedlung (Oppidum).
Mit der Romanisierung wurde daraus ein überregional bedeutender gallo-römischer Tempelbezirk, zu dem römische und einheimische keltische Pilger von weither strömten, um Lenus-Mars (der vor allem als Heilgott eine wichtige Rolle spielte) um Gesundheit und Heilung zu bitten.
Die ganze Region profitierte von diesem Tempel, so ist der Moselort Karden (römisch: Cardena) dadurch zu Wohlstand gelangt, daß entlang seiner Hauptstraße eine Töpferwerkstatt neben der anderen Votivgaben, Opferzubehör und Figuren für die Pilger in Massenanfertigung produzierte. Der keltische Gott Lenus wurde in der Interpretatio Romana mit Mars gleichgesetzt, aber es ist ungewöhnlich, daß sein keltischer Name bis heute dem römischen Namen vorangestellt wird (und nicht nur als Zusatz angefügt).
Zahllose Fundstücke zeigen, daß hier der keltische Brauch, Münzen und Schmuck zu opfern, auch zu römischer Zeit fortgesetzt wurde, denn es wurden tausende Münzen, Fibeln und Schmuckgegenstände gefunden. Daneben hielt der römische Brauch Einzug, Miniaturgefäße (vor allem aus dem Töpferort Cardena) zu opfern, deren Scherben massenhaft auf den umliegenden Äckern gefunden wurden.
Gefundene Weihesteine bezeugen, daß Lenus-Mars die Genesungswünsche von Pilgern erhört hat, da diese im Anschluß an erfolgte Heilungen von den Pilgern gestiftet und mit einer Danksagung versehen wurden (so wie man es noch heute von katholischen Kirchen kennt, bei denen Votivtafeln die Dankbarkeit der Menschen in Verbindung mit Maria oder anderen, dort verehrten Heiligen bezeugen, „Maria hat geholfen“).
Einer dieser Weihesteine befindet sich heute wieder im rekonstruierten Tempel.
Die Anlage
Die Tempelanlage ist Teil des Archäologischen Parks Martberg. Zwei Gebäude des Tempels wurden rekonstruiert, wobei das eine als Kasse, Einkehr-Cafe für Wanderer und Mini-Museum dient. Das andere Gebäude – der eigentliche Tempel – wurde komplett mit Ziegeldach, Umgang und bunten Wandmalereien wieder hergestellt.
Dieser Tempel ist verschlossen, jedoch kann man sich gegen einen kleinen Eintrittspreis das Gebäude aufschließen lassen. Es wird eine CD abgespielt, die erst ein kurzes Hörspiel über die damalige Praxis im Tempel enthält und danach wissenschaftliche Hintergrundinformationen durch Archäologen präsentiert. Dies kann etwas störend sein, wenn man den Tempel als Cultor auf sich wirken lassen möchte oder selbst ein Opfer für Lenus-Mars bringen möchte, aber es ist für den normalen Wanderer und Parkbesucher sicher interessant und als Service für diesen zu verstehen. Da Bildung der Bevölkerung niemals schadet, kann man mit dieser akustischen Führung unter dem Gesichtspunkt also leben – falls jedoch kein weiterer Besucher vor Ort sein sollte, kann man natürlich beim Aufschliessen darum bitten, die CD nicht abzuspielen. Der „Tempelwächter“, der am Tag unseres Erstbesuchs das Gebäude für uns öffnete, schien sich an die Gepflogenheiten mancher Besucher gewöhnt zu haben und war auf unsere Frage bezgl. des Weihraucharomas im Tempel sehr tolerant eingestellt – „Ja, ich mag den Geruch ja nicht so, aber für einige ist das hier ein heiliger Ort.“
Zusätzlich gibt es ein zweites Gebäude, das im Stil eines Kultgebäudes rekonstruiert wurde und als Cafe und Kasse dient. Dort erhält man auch einen kleinen Flyer, der den Aufbau des Tempelbezirks erklärt.
Im Tempel ist man für sich und kann sich dort so lange aufhalten, wie man möchte (vorausgesetzt, man verteidigt ihn gegen neugierige Wanderer und Parkbesucher, die selbst ihren Eintritt zahlen sollen, aber zum Glück ist oben auf dem Berg nicht allzu viel los). Allein die Innenbemalung des Tempels, wie sie zu römischen Zeiten für Wohnhäuser und Tempel üblich war, ist den Eintritt wert. Wenn man seinen Besuch beendet hat, zieht man einfach die Tür hinter sich zu und geht seiner Wege.
Wie schon erwähnt, Weihrauchgeruch im Tempel zeugt davon, daß er noch immer als solcher wahrgenommen und genutzt wird. Auf dem in der Mitte des Tempelraumes befindlichen Weihestein, der eine erfolgreiche Heilung durch Lenus-Mars bezeugt, befinden sich immer ein paar Münzen als Opfergaben, denen man seine eigenen Opfergaben problemlos hinzufügen kann.
Ebenfalls im Tempel befindet sich eine überlebensgroße (eher modern gestaltete) Holzskulptur des Gottes Mars, die zu der Reihe von Skulpturen gehört, die überall entlang des Lenus-Mars-Wanderweges zu finden sind. Da sie aus dunklem Holz gefertigt sind, fügen sie sich aber – trotz des modernen Stils – relativ harmonisch in das Moseltal ein.
Eine Umschreitung des Tempels nach gallo-römischem Brauch unter dem von Säulen getragenen, überdachten Umgang ist ebenfalls in Ruhe möglich.
Im Kassenhaus (Martberg-Cafe) kann selbstgemachter Kuchen, Kaffee und Erfrischungsgetränke zu zivilen Preisen gekauft und entweder an Holztischen draußen oder im Haus zu sich genommen werden. Einige Ausstellungsstücke in einer kleinen Vitrine, Fotos an der Wand und ein Bodenprofil liefern Hintergrundinformationen zur Anlage.
Ebenfalls rekonstruiert wurde der Teil einer Wandelhalle, die den Tempelbezirk umgeben hat
Das Gelände auf der Hochfläche ist sehr weitläufig. Neben den römischen Tempeln und Mauerresten befindet sich auch ein rekonstruierter spätkeltischer Holztempel mit einem Ofen und frühkeltischer Holzfigur, das die traditionell keltische Lehmbauweise zeigt. Dieses Haus kann ebenfalls betreten werden, genauso wie ein winziger keltischer Holztempel auf einer nahegelegenen wilden Wiese.
Alles in allem ein sehr netter, kleiner archäologischer Park, der auch von Wanderern – unabhängig vom Tempel – gerne zur Einkehr genutzt wird. Die herrliche Aussicht vom Berg bei sonnigem Wetter und das zum Horizont hin offene Areal des Tempels auf einer grossen Wiese laden zum Verweilen ein und vermitteln eine Atmosspähre der Klarheit und Weite, die gut zur Präsenz der hier verehrten Gottheit passt.
Informationstafeln am Wegesrand liefern die notwendigen Hintergrundinformationen. Idealerweise wird der Tempelbesuch mit der Erwanderung des Lenus-Mars-Weges verbunden.
Öffnungszeiten:
Ein Großteil des Geländes befindet sich jederzeit frei zugänglich auf einer großen Rasenfläche auf dem Bergrücken des Martbergs und ist nicht ummauert oder abgesperrt. Die keltischen Tempel, Umgang, Wandelhalle und die Mauerreste sind immer frei zu besichtigen. Lediglich für das Cafe und das abgeschlossene Tempelgebäude gelten die Öffnungszeiten des archäologischen Parks.
Besichtigt werden kann der Tempel von Mai bis Oktober Freitags bis Sonntags und an Feiertagen von 11-17 Uhr.
Eintrittspreise und sonstiges:
Der Eintritt in den Tempel beträgt für Erwachsene 2€, Tonbandführung und Flyer inklusive. Ausführliche Gruppenführungen durch den Park sind nach Anmeldung möglich (jedoch ist es nicht möglich, den Berg direkt mit Reisebus zu erreichen).
Das Martberg-Cafe ist eine gute Einkehrmöglichkeit für Wanderer und Parkbesucher und bietet Kaffee, Kuchen, regionale Kleinigkeiten, regionale Weine und Erfrischungsgetränke sowie kleine Souvenirs an. Für Gruppen werden auf Anfrage auch warme Speisen wie Eintöpfe, Braten oder Vesperplatten zubereitet (Anmeldung 1 Woche vor dem Besuchstermin).
Gelegentlich finden Sonderveranstaltungen, wie ein „Markt der Minerva“ oder Aktionen für Kinder statt.
Fotografieren ist überall erlaubt.